Daihatsu Trevis 1.0

Testbericht.
Daihatsu Trevis 1.0
Schuckeliger Herzenbrecher auf Japanisch
Von Petra Grünendahl

Richtig schnuckelig sieht er aus, der Trevis von Daihatsu. Ein süßer Blick betört aus dem niedlichen Rundaugen-Gesicht, das so leichte Erinnerungen an den alten Mini weckt. Angesichts einer Karosseriehöhe von 1,50 m sind dieser Ähnlichkeiten zwar schnell am Ende (der alte Mini maß 1,34 bis 1,35 m in der Höhe), aber der Knuffelfaktor bleibt der gleiche. Was der nur 3,40 m kurze japanische Kleinwagen mit dem nicht einmal ein Liter großen Motörchen kann, zeigte uns ein Testwagen in Papaya-Orange Perleffekt.

 

Der Trevis ist ein Viersitzer, bei einer Breite von 1,48 m ist das aber auch besser so. Guten Zugang zum Innenraum bieten fünf Türen. Überraschend großzügig ist das Platzangebot in beiden Sitzreihen. Die Kniefreiheit ist hinten immer noch ausreichend, auch wenn vorne groß gewachsene Leute Platz nehmen. Die Kopffreiheit ist über jeden Zweifel erhaben und hinten kommt man sich mit zwei Passagieren auch nicht zu nah. Die Sitze sind straff, gut konturiert und bieten guten Seitenhalt. Die Sitzposition ist hoch, der Fahrersitz höhenverstellbar. Der Laderaum hat mit 167 Litern Kleinwagenformat. Die Rückbanklehne ist trotz der zwei Sitzplätze asymmetrisch (40:60) geteilt umklappbar. Damit lässt sich die Kapazität des Gepäckraumes auf bis zu 420 Liter erweitern.

Zum großzügigen Raumgefühl trägt auch die sehr weit vorne stehende Frontscheibe bei. Die Spiegel in den Sonnenblenden sind dadurch aber sehr weit von den Frontpassagieren entfernt. Die Übersicht über die Karosserie geht in Ordnung, die ausgeprägten Kotflügel vorne erleichtern die Abschätzung der Karosseriemaße an dieser Stelle.

Der Innenraum ist funktional gehalten, Rundungen im Design deuten ein wenig Verspieltheit an. Die Materialauswahl ist einfach, die Verarbeitung nicht zu beanstanden. Die Instrumententafel ist übersichtlich gestaltet und gibt keinerlei Rätsel auf. Geschlossene und offene Ablagefächer gibt es reichlich, allein drei auf der Beifahrerseite des Armaturenbrettes. Dazu kommen unter anderem Fächer und Getränkehalter in den Türen vorne und hinten sowie eine Tasche an der Rückseite des Fahrersitzes.

Die Ausstattung des Trevis ist komplett, inklusive der Perleffekt-Lackierung. Einzige Zusatzoption ist ein Automatik-Getriebe. Serienmäßig ausgestattet ist der Trevis unter anderem mit einer funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern vorne und  hinten, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, wärmedämmender Colorverglasung, Momo-Lederlenkrad, Schalthebel mit Ledermanschette, Klimaanlage,  einem höhenverstellbaren Lenkrad sowie 14-Zoll-Leichtmetallrädern.

Mit dem Trevis Junior hat Daihatsu auch einen Trevis mit reduzierter Ausstattung im Programm: Statt der 14-Zoll-Leichtmetaller gibt es nur 13-Zoll-Stahlfelgen mit Radzierblenden, es entfallen Features wie Klimaanlage, CD-Radio und Momo-Lenkrad. Und auch das Automatik-Getriebe steht hier nicht zur Verfügung. Dafür gibt es den Wagen aber für unter 10.000 Euro …

Auch mit nur 790 kg Leergewicht reißt der 58 PS starke Motor mit bescheidenen 989 ccm keine Bäume aus. Aber wer dennoch gelassen mit dem Gaspedal umgehen kann, der wird mit niedrigem Verbrauch belohnt. Der Antritt geht in Ordnung, auch in punkto Durchzug und Leistungsentfaltung kann man nicht meckern, denn schließlich ist der Trevis eher für die automobilen Grundbedürfnisse gedacht. Er braucht viel Drehzahl, das maximale Drehmoment von 91 Nm liegt erst bei 4.000 Touren an. Dafür ist er aber recht flott unterwegs, wenn man erst mal in Fahrt gekommen ist. Allerdings will das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe eifrig geschaltet werden, will man flott in Fahrt bleiben. Für die schaltfaule Fortbewegung sind Motor und Getriebe nicht ausgelegt. Dafür lässt sich der Schalthebel aber locker und präzise führen. Bei der Laufkultur macht sich der Dreizylinder bemerkbar: leichte Vibrationen und ein deutliches Brummen, die auf die in einem Kleinwagen übliche eher zurückhaltende Dämmung zum Motorraum hindeutet.

Für die Beschleunigung von Null auf 100 km/h braucht der Trevis 12,2 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h reicht auch auf der Autobahn für zügige Überholmanöver. Der Trevis braucht Normalbenzin, und in seinem weniger als einem Liter großen Brennraum hält sich auch der Verbrauch in Grenzen: Gute 6 Liter braucht er je 100 km Stadtverkehr, 4,1 Liter sind es außerorts und 4,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei zurückhaltender Fahrweise, versteht sich  (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt bescheidene 114 g pro km.

 

Der Frontantrieb macht den Trevis zu einem sicheren und relativ problemlosen Begleiter. Der Geradeauslauf ist in Ordnung, die Lenkung ist eher direkt ausgelegt, leichtgängig und präzise. Dank des kurzen Radstandes (2,38 m) und der schmalen Spur (1,31 m vorne, 1,29 m hinten) ist er wendig und lässt sich auf kleinstem Raum gut rangieren.

Die Feder-Dämpfer-Abstimmung geht eher in die komfortable Richtung, auch wenn sie nicht wirklich weich ausgelegt ist, was dann ja  zu Lasten der Fahrsicherheit ginge. In schnellen Kurven offenbart der Trevis dafür eine deutliche Seitenneigung, während er ansetzt, über die Vorderräder nach außen zu schieben. Hier setzt auch die schmale Spur spürbare  Grenzen. Insgesamt ist das Fahrverhalten problemlos und sicher, aber auch sehr agil und dynamisch, um nicht zu sagen: Der Trevis ist wirklich spaßig zu fahren. Plötzliche Ausweichmanöver meistert er ohne böse Überraschungen, auch im flott gefahrenen Slalom zieht er solide seine Spur. Serienmäßig steht der Trevis auf 14-Zoll-Leichtmetallräder mit Reifen im Format 155/65. Seine Scheibenbremsen vorn und Trommelbremsen hinten verzögern im Notfall ausreichend schnell und sicher.

Passive Sicherheit bieten den Insassen die optimierte Karosseriestruktur aus hochfesten Stählen mit definiertem Verformungsverhalten, Seitenaufprallschutz in den Türen, Sicherheitspedalerie, Frontairbags für Fahrer und Beifahrer, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen Plätzen sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten. Im Falles eines Crash entriegelt ein Crashsensor automatisch die Türen, aktiviert die Warnblinkanlage und schaltet die Innenraumbeleuchtung ein. Die aktiven Helfer beschränken sich auf ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung EBD und Bremsassistent. Es gibt aber weder eine Traktionskontrolle noch ESP.

Den voll ausgestatteten Trevis gibt es für 11.290 Euro. Die Perleffekt-Lackierung ist im Grundpreis enthalten. Aufpreispflichtige Sonderausstattung gibt es mit Ausnahme eines Vierstufen-Automatikgetriebes keine. Als Einsteiger-Modell gibt es den Trevis noch in der ausstattungsreduzierten Junior-Ausführung (13-Zoll-Stahlfelgen, ohne Klimaanlage, CD-Radio und Momo-Lenkrad) für 9.990 Euro.

Daihatsu gibt eine dreijährige Neuwagen-Garantie (bis 100.000 km) inkl. eine fast europaweite Mobilitätsgarantie, drei Jahre auf den Lack sowie acht Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis ist eine Garantieverlängerung auf bis zu fünf (oder bis max. 150.000 km) möglich. Zum Service muss der Trevis alle 15.000 km oder einmal jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 13 / 16 / 13 (KH / VK / TK) ein.

© August 2007
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM

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