Nissan Micra IV 1.2 DIG-S

Fahrbericht.
Nissan Micra IV 1.2 DIG-S Acenta
Kleiner Sparfuchs
Von Petra Grünendahl

Geschmeidiger ist seine Karosserie geworden. Nicht mehr ganz so auffällig wie sein Vorgänger. Schließlich will Nissan mit den neu konsturierten Micra in aller Welt Käufer finden. Da poliert man schon mal die Kanten glatt. Die vierte Generation von Nissans Bestseller ist seit dem letzten Frühjahr auf dem Markt, um die Erfolgsgeschichte seiner Vorgänger weiterzuschreiben. Seit 1983 schon lockt der Kleinwagen Käufer. Im Gegensatz zu anderen Kleinwagen hat er über die Generationen hinweg kaum Speck angesetzt: von den 3,74 Meter der ersten Generation bis zu den 3,78 Meter der Vierten blieb er unverkennbar ein Kleinwagen. Neu kam im Herbst der 1,2-Liter-Benzindirekteinspritzer. Wir fuhren den Saubermann der Modellreihe in der Ausstattungslinie Acenta.

 

 
Mit seinen 3,78 Meter Karosserielänge ist der Micra immer noch ein Kleinwagen. Fünf Türen bieten guten Zugang zum Innenraum. Die Übersicht über die Karosserie ist überraschend gut. Das Platzangebot ist ordentlich, hinten dürfe es zu dritt aber recht kuschelig um die Ellenbogen werden. Die straffen Vordersitze bieten guten Seitenhalt. An Laderaum hat der Micra 265 Liter zu bieten. Durch Umklappen der erst ab der Acenta-Ausstattung serienmäßig asymmetrisch geteilten Rückbanklehne (Easy-Flat-Floor-System) lässt sich das Volumen auf bis zu 1.132 Liter erweitern. Rundlich und frech ist das Armaturenbrett gestaltet. Materialqualität und Verarbeitung im Innenraum geben keinen Grund zur Klage. Das Cockpit ist ergonomisch gestaltet und gibt keinerlei Rätsel auf.

Die Basisausstattung für den 80-PS-Motor heißt Visia First und umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, eine Radiovorbereitung, ein digitales Display, eine getönte Wärmeschutzverglasung rundum und 14-Zoll-Stahlräder. Die Basisausstattung für das 98-PS-Modell, Visia, umfasst darüber hinaus einen Dachspoiler (für bessere Aerodynamik) sowie eine Klimaanlage. Nur für dieses Modell gibt es ein Reifen-Reparatur-Set anstelle des in allen anderen Varianten serienmäßigen Notrades.

Die mittlere Ausstattung Acenta verfügt serienmäßig noch über elektrisch einstellbare Außenspiegel (beheizbar sind sie nur in der Top-Ausstattung), CD-Radio mit Bluetooth-Schnittstelle sowie 15-Zoll-Stahlräder. Multifunktionslenkrad und Schaltknauf sind lederummantelt. Beide Sonnenblenden sind mit Spiegeln bestückt, außer der Lenksäule ist auch der Fahrersitz höhenverstellbar. An Sonderausstattung gibt zum Beispiel Bordcomputer, Leichtmetallfelgen, ein Navigationssystem oder einen Parkguide mit Parksensoren hinten zur Verfügung (gehört aber auch alles bei Tekna zur Serienausstattung). Wer zusätzlich Features wie Fahrlichtautomatik, Geschwindigkeitsregelung, Regensensor, Klimaautomatik oder ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem (Intelligent Key) will, sollte zur Top-Ausstattung Tekna greifen.

 

 
Bekannt war der 1,2-Liter-Ottomotor bislang als Saugmotor mit 80 PS. Praktisch neu entwickelt wurde aus dem bekannten Motorblock des Dreizylinders mit variablen Steuerzeiten der Einlassventile (NCVCS) ein Triebwerk mit Benzindirekteinspritzung, mechanischer Kompressoraufladung und 98 PS. Das findet sich in der Bezeichnung DIG-S für „Direct Injection Gasoline – Supercharged“ wieder. Das „Pure Drive“ kennzeichnet alle Motoren, die unter 129 g/km CO2-Ausstoß produzieren – wozu alle Motoren der Micra-Baureihe zählen. Der Motor hängt gut am Gas und dreht freudig hoch. Dabei läuft er etwas rau, aber weitgehend vibrationsarm. Ordentlich ist der aufgeladene Micra mit seiner knappen Tonne Leergewicht im Antritt. Durchzug und Leistungsentfaltung gehen über weite Teile des relevanten Drehzahlbandes mehr als in Ordnung. Erst bei höheren Drehzahlen (4.400 Touren) erreicht er sein maximales Drehmoment von 142 Nm. Das aus Gründen der Kraftstoffökonomie lang übersetzte manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe lässt sich leichtgängig und präzise schalten. Der zwangsbeatmete Motor hat aber ausreichend Reserven, dennoch einen zügigen Vortrieb zu gewährleisten. Nur für diesem Motor gibt es ein Start-/Stop-System, der im Stand dem Motor abschaltet und beim Einlegen eines Ganges wieder anlässt.

In guten 11,3 Sekunden beschleunigt der Micra aus dem Stand auf 100 km/h, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 183 km/h. Das kleine High-Tech-Aggregat ist die Spardose der Baureihe: So liegt der Verbrauch je 100 km Stadtverkehr bei 5,2 Liter Superkraftstoff, außerorts sind es 3,7 Liter und im gemischten Verbrauch nach EU-Norm 4,3 Liter (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 99 g pro km (95 g/km sind es in der Basisausstattung, Acenta hat ein etwas höheres Gewicht. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse B (in Basisausstattung Visia bekommt dieser Motor sogar A). Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.

 

 
Der Fronttriebler liegt sicher und neutral auf der Straße. Die direkte Lenkung lässt den kleinen Japaner agil und wendig wirken. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist straff genug für ausreichende Sicherheitsreserven, filtert aber grobe Stöße sauber glatt, ohne die Karosserie in Aufbauschwingungen zu versetzen. Flotte Kurvenfahrten meistert der Micra sicher und spurtreu. Ohne tückische Lastwechselreaktionen absolviert er plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver. Serienmäßig steht der Micra auf 14-Zoll-Rädern mit 165/70er Reifen. Unsere Acenta-Ausstattung steht auf einer Nummer größer, nämlich auf 15-Zöllern mit Reifen im Format 175/60. Die innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten sind für ordentliche Bremswege gut und verzögern sicher und spurtreu.

Im Falle eines Unfalles schützen die hochfeste Sicherheitsfahrgastzelle, Seitenaufprallschutz und computerberechnete Knautschzonen. Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätzen, sechs Airbags (Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags für vorne und hinten) sowie zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen vervollständigen das Sicherheitspaket. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar, damit dort Kindersitze auch gegen die Fahrtrichtung montiert werden können. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der 2010 vier Sternen für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. An Bord sind serienmäßig ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBD und Bremsassistent sowie das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP. Als Reserverad ist ein Notrad an Bord.

 

 
Ab 10.740 Euro ist der Micra 1.2 in der Basisausstattung Visia First zu haben. Das Basismodell des 1,2-Liter-Kompressor-Direkteinspritzers beginnt mit 13.440 Euro. In unserer Acenta-Ausstattung steht er ab 14.840 Euro in den Preislisten der Händler. Extra kosten Metallic-Lackierungen, Navigationssystem, Parkguide und Bordcomputer sowie Leichtmetallfelgen.

Nissan gibt eine dreijährige Neuwagen-Garantie (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis gibt es eine Anschlussgarantie für bis zu 24 weitere Monate. Eine Mobilitätsgarantie gibt es unbegrenzt beim Einhalten der Wartungsintervalle. Zum Service muss der Micra alle 15.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen x / x / x (KH / VK / TK) ein.

© März 2012
Petra Grünendahl
, Fotos: Nissan

 

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