Lada Vesta 1.6 16V Luxus

Testbericht.
Lada Vesta 1.6 16V Luxus

Viel Auto für kleines Budget
Von Petra Grünendahl

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Er wirkt gefällig und trifft mitteleuropäischen Geschmack. Chromleisten im Frontstoßfänger setzen ebenso Akzente wie Sicken in der Seitenlinie. Der markante Kühlergrill verrät Selbstbewusstsein. Die viertürige Limousine Lada Vesta ist der jüngste Spross des russischen Automobilherstellers AvtoVAZ in der unteren Mittelklasse. Entworfen hat den Vesta Lada-Designchef Steve Mattin; der Engländer war vor seinem Wechsel an die Wolga 2011 Mercedes-Designer und Volvo-Designchef. Der Vesta bietet mit seinem zeitgemäßen und akzentuierte Design – dem so genannten „X“-Design – einen Ausblick auch auf künftige Modelle der russischen Marke. AutoVAZ produziert den Lada Vesta als Nachfolger des Priora seit Herbst 2015 im russischen Ischewsk. Seit Februar dieses Jahres ist er auch in Deutschland und Österreich auf den Markt. Der Vesta positioniert sich – wie alle Modelle der russischen Marke – über den Preis. Was er für vergleichsweise „kleines Geld“ zu bieten hat, konnten wir ausgiebig testen mit einem Lada Vesta 1.6 16V mit 106 PS in der Ausstattungslinie „Luxus“ und der Metallic-Lackierung Karneolrot.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

„Lada“ ist der Markenname für Personenwagen des Wolga-Automobilwerks (AvtoVAZ), des größten Pkw-Herstellers in Russland. Das zentrale AvtoVAZ-Werk liegt in Togliatti (benannt nach dem italienischen Kommunisten Palmiro Togliatti), rund 1.000 Kilometer südöstlich von Moskau an der Wolga. Das technische Know-how sicherte bei Gründung des Unternehmens 1966 eine Kooperation mit Fiat, daher auch die Umbenennung des Werksstandortes in Togliatti. Die Verbindungen zu Fiat sind schon länger gekappt. Renault-Nissan ist seit 2008 beteiligt, zunächst mit 25 Prozent der Aktien. Mit einer Investitionsoffensive ins russische Werk und die Produktpalette (über 600 Mio. Euro) stockte die französisch-japanische Allianz 2014 ihre Anteile auf 74,5 Prozent auf. Dank dieses Engagements kann Lada heute in Europa auch wieder vermarktungsfähige Fahrzeuge anbieten, denn EU-Regelungen zu Abgasnormen, Kühlmittel für Klimaanlagen, Tagfahrlicht oder Reifendruckkontrollen hatten die russische Modellpalette fast unverkäuflich gemacht. Die kompakte Stufenhecklimousine Granta ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Renault-Nissan. Auch der Kalina der aktuellen – zweiten – Generation wurde mit Hilfe von Renault-Nissan weiterentwickelt. Lada kann mittlerweile auch mit Motoren und anderen technischen Komponenten aus dem Baukasten der Muttergesellschaft aufwarten – ähnlich wie Dacia. Lada verfügte 2016 in Deutschland über ein Händlernetz mit 240 Partnern, das gesamte Servicenetz inklusive Werkstätten umfasste 320 Partnerbetriebe. Das Netz wird stetig ausgebaut.

 

Fahrzeug und Ausstattung

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Guten Zugang zu beiden Sitzreihen der 4,41 Meter langen Karosserie bieten vier Türen. Die Übersicht nach vorne geht in Ordnung, nach hinten sind die ab der Basisversion serienmäßigen Parksensoren hinten eine große Hilfe. In der „Luxus“-Variante ist sogar eine Rückfahrkamera mit an Bord. Das Platzangebot ist in beiden Sitzreihen großzügig bemessen, auch wenn Sitzriesen mit der Kopffreiheit etwas an ihre Grenzen stoßen könnten. Gut konturiert sind außer den straffen Vordersitzen auch die Außenplätze hinten. Das hat allerdings zur Folge, dass man in der Mitte etwas aufgebockt sitzt. Der Kofferraum ist mit 480 Litern Fassungsvermögen großzügig bemessen. Eine asymmetrisch geteilte Rückbanklehne ermöglicht umgeklappt ein Durchladen bis hinter die Vordersitze. Der Innenraum ist von ordentlicher Materialqualität und ebensolcher Verarbeitung: Beides ist sehr akzeptabel in dieser Preisklasse. Großzügig ist für diese Preisklasse die Ausstattung mit Funktionen. Übersichtlich gestaltet ist das Armaturenbrett: Schalter und Anzeigen sind gut einsehbar und bedienbar angeordnet. Lada wirbt mit der besonderen Wintertauglichkeit des Vesta – unter anderem mit frostsicheren Türschlössern und einer Zündanlage, die auf extreme Temperaturen bis -30°C ausgelegt auch im kältesten Winter immer noch startet –, was in Deutschland selbst im Winter an die Grenze stößt, dass es sooo kalt hier nicht wird (zumindest nicht in Westdeutschland).

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Zwei Ausstattungslinien stehen für den Lada Vesta zur Wahl. Die Basisausstattung umfasst serienmäßig all die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber rundum, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, ein Audiosystem mit RDS-Radio, USB- und AUX-Anschluss sowie Bluetooth-Fernsprecheinrichtung, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Multifunktionslenkrad, Bordcomputer, Klimaanlage, Licht- und Regensensor, Nebelscheinwerfer, Parksensoren hinten, Sitzheizung vorne und eine Wärmeschutzverglasung rundum sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder. Die „Luxus“-Ausstattung bringt mit noch ein paar weitere Features serienmäßig mit wie Klimaautomatik oder die Fronscheibenheizung sowie ein Multimediasystem, welches zusätzlich um Audiosystem der Basisvariante mit 7-Zoll-Farbdisplay und Rückfahrkamera ausgestattet ist. An „Luxus“ haben andere Fahrzeuge vielleicht mehr zu bieten, aber nicht annähernd zu diesem Preis. Aufpreis kostet lediglich eine Ladekantenschutzfolie. Als Nachrüstung gibt es ab Importeur eine Autogasanlaage sowie eine abnehmbare Anhängerzugvorrichtung.

 

Motor und Antrieb

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Der einzige auf dem deutschen Markt verfügbare Motor mit 1,6 Litern Hubraum ist kein modernes High-Tech-Aggregat, sondern ein alter Bekannter: Der Reihen-Vierzylinder (16V) wurde zusammen mit Porsche 1984 für den Lada Samara entwickelt und im Laufe der Jahre immer wieder für neue Modellreihen weiterentwickelt. Mittlerweile leistet er 106 PS (für den etwas kleineren, leichteren Kalina Cross waren es noch 98 PS). Für den nicht einmal 1,3 Tonnen schweren Vesta ist der 106-PS-Motor eine angemessene Motorisierung, Bäume reißt er natürlich nicht aus. Das Aggregat hängt gut am Gas und dreht freudig hoch. Er ist ein eher rustikaler Vertreter seine Gattung. In Ordnung gehen Antritt und Durchzugsvermögen. Das automatisierte Fünfgang-Schaltgetriebe ist mehr für eine ruhige denn eine dynamischere Gangart ausgelegt. Schaltvorgänge sind deutlich spürbar, das Ruckeln lässt sich aber mit sanftem Gasfuß einigermaßen in Grenzen halten. Auch die manuelle Schaltoption bietet nicht wirklich „sportlicheres“ Vorankommen – muss sie aber in einem solchen Fahrzeug auch nicht. Die Leistungsentfaltung geht in Ordnung, das maximale Drehmoment von 148 Newtonmetern verlangt nach Drehzahlen von 4.000 U/min.

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der Vesta Automatik 12,8 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 180 km/h. Sparsamer ist der Motor geworden im Vergleich zum Kalina Cross: Je 100 Kilometer im Stadtverkehr konsumiert er 8,3 Liter Superbenzin, 5 Liter sind es außerorts und 6,2 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand, das manuelle Schaltgetriebe ist ein wenig sparsamer: 8,0 / 5,0 / 6,1 Liter). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 141 g pro km (mit manuellem Schaltgetriebe: 138 g/km). In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse D (manuelle Schaltung: D).

 

Fahrwerk, Handling und Sicherheit

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Der Fronttriebler bietet einen guten Geradeauslauf. Die ordentlich ansprechende Lenkung mit elektromechanischer Servounterstützung bietet wenig Rückmeldung vom Asphalt. Das Fahrwerk ist eher komfortabel ausgelegt und bietet nur wenig Stabilität für Fahrdynamik. Der Wendekreis hält sich in überschaubarem Rahmen, allerdings drückt das Fahrzeug in schneller angegangenen Kurven nachdrücklich zum Außenrand. Plötzliche Spurwechsel meistert er ebenso recht problemlos wie das anschließende Wiedereinscheren, allerdings zeigt das weiche Fahrwerk mit Reifen im Format 195/55 R 16 (Basismodell: 185/65 R 15) durchaus seine Grenzen. Der Vesta ist eher für ruhigere Fahrer entwickelt denn für solche, die eine sportlichere Gangart bevorzugen. Dabei neigt er allerdings nicht zu tückischen Lastwechselreaktionen, sondern gibt sich zahm und recht problemlos beherrschbar. Die Bremsanlage mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten wirkt zwar beim Notfallbremsen eher weich, verzögert aber angemessen standfest und sicher.

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Der Vesta erfülle, so Lada, modernste Sicherheitsnormen. Im Innenraum schützen die Passagiere Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und höhenverstellbare Kopfstützen auf allen fünf Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kindersicherung in den hinteren Türen sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde bislang noch kein Lada unterzogen. Fahrassistenten wie ABS mit Bremsassistent, ESP und eine Antriebschlupfregelung sowie das Reifendruckkontrollsystem gehören zur Serienausstattung.

 

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Lada Vesta 1.6 16V Luxus. Foto: Petra Grünendahl.

Die Anschaffungskosten für den Lada Vesta sind überschaubar: Mit 12.490 Euro startet das Modell in den Preislisten der Händler – in Basisausstattung und mit manuellem Schaltgetriebe. Mit automatisiertem Schaltgetriebe fängt der Vesta bei 13.250 Euro an. Die Luxus-Ausstattung kostet jeweils 1.000 Euro Aufpreis. Alle Lackierungen sind im Basispreis enthalten. Als Sonderausstattung gibt es eine Ladekanteschutzfolie. Preise für Zubehör ab Importeur wie eine Autogasanlage oder eine Anhängerzugvorrichtung gibt es auf Anfrage. Lada gibt eine dreijährige Neuwagengarantie plus zwei Jahre Anschlussgarantie (bis maximal 140.000 Kilometer). Zu Inspektion und Ölwechsel muss das Fahrzeug alle 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 22 / 19 (KH / VK / TK) ein.

© September 2017 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl

 

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