Lada Kalina Cross

Fahrbericht.
Lada Kalina Cross (2194)

Lifestyliges Transportmittel mit Nutzwert
Von Petra Grünendahl

Presse-Präsentation des Lada Kalina Cross in Hilden. Foto: Petra Grünendahl.

Presse-Präsentation des Lada Kalina Cross in Hilden. Foto: Petra Grünendahl.

Lada? Ja, Lada – die Marke gibt es noch. Lada meldet sich auf dem deutschen Markt zurück: Nach Modellen wie Granta und Kalina steht nun der Kalina Cross mit der Typbezeichnung 2194 in den Startlöchern. Zeitgemäß ist die Optik der neuen Personenwagen-Modellreihen. Aktuellem Lifestyle und Publikumsgeschmack entsprechend hat nun auch Lada eine so genannte „Cross“-Variante im Programm: Einen mit Off-Road-Optik aufgepeppten Pkw, wie ihn auch viele andere Autohersteller für ein paar Euros mehr als die Serienversion anbieten. Sie treffen durchaus auf einen interessierten Kundenkreis, der für diese Varianten bereit ist, mehr auszugeben. Markante Zierleisten, Verkleidungen an Kotflügeln und Schwellern, robuste unlackierte Kunststoffstoßfänger kennzeichnen den nun stämmiger wirkenden Kombi ebenso wie mehr Bodenfreiheit (18,2 Zentimeter). Zum Geländegänger taugt er damit nicht – soll er aber auch nicht. Lada positioniert sich am Markt in erster Linie über den Preis: der liegt bei 10.690 Euro für das Basismodell in Serienausstattung. Was russische Lifestyle-Kombi damit leistet, zeigte eine erste Ausfahrt.

Der neue Lada Kalina Cross. Foto: Lada Automobile GmbH.

Der neue Lada Kalina Cross. Foto: Lada Automobile GmbH.

„Lada“ ist der Markenname für Personenwagen des Wolga-Automobilwerks (AvtoVAZ), des größten Pkw-Herstellers in Russland. Das AvtoVAZ-Werk liegt in Togliatti (benannt nach dem italienischen Kommunisten Palmiro Togliatti), rund 1.000 Kilometer südöstlich von Moskau an der Wolga. Das technische Know-how sicherte bei Gründung des Unternehmens 1966 eine Kooperation mit Fiat, daher auch die Umbenennung des Werksstandortes in Togliatti. Die Verbindungen zu Fiat sind schon länger gekappt. Renault-Nissan ist seit 2008 beteiligt, zunächst mit 25 Prozent der Aktien. Mit einer Investitionsoffensive ins russische Werk und die Produktpalette (über 600 Mio. Euro) stockte die französisch-japanische Allianz 2014 ihre Anteile auf 74,5 Prozent auf. Dank dieses Engagements kann Lada heute in Europa auch wieder vermarktungsfähige Fahrzeuge anbieten, denn EU-Regelungen zu Abgasnormen, Kühlmittel für Klimaanlagen, Tagfahrlicht oder Reifendruckkontrollen hatten die russische Modellpalette fast unverkäuflich gemacht. Die kompakte Stufenhecklimousine Granta ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Renault-Nissan. Auch der Kalina der aktuellen – zweiten – Generation wurde mit Hilfe von Renault-Nissan weiterentwickelt. Diese Zusammenarbeit wird wohl künftig intensiviert werden, so dass Lada dann auch mit Motoren und anderen technischen Komponenten aus dem Baukasten der Muttergesellschaft aufwarten kann – ähnlich wie Dacia heute schon. Lada verfügt in Deutschland über ein Händlernetz mit 240 Partnern, das gesamte Servicenetz inklusive Werkstätten umfasst 320 Partnerbetriebe.

 

Fahrzeug und Ausstattung

Insgesamt recht großzügig geraten: der Innenraum des Lada Kalina Cross. Foto: Petra Grünendahl.

Insgesamt recht großzügig geraten: der Innenraum des Lada Kalina Cross. Foto: Petra Grünendahl.

Guten Zugang zu einem recht großzügigen Innenraum bieten fünf Türen. Mit seinen 4,10 Meter Karosserielänge und 2,48 Meter Radstand zählt der Kalina Cross zu den Kleinwagen-Kombis. Die Übersicht profitiert von der höheren Sitzposition (22 Millimeter mehr Bodenfreiheit). Schwungvoll öffnen die Türen sehr weit, dass man aufpassen sollte, wenn man neben einem anderen Auto steht. Das Platzangebot vorne ist großzügig, sitzen dort allerdings besonders langbeinige Menschen, kann hinten die Kniefreiheit recht knapp werden. Auch drei Erwachsene auf der Rückbank sitzen sehr auf Tuchfühlung. Der Gepäckraum fasst ordentliche 335 Liter unter der Laderaumabdeckung. Durch Umklappen der serienmäßig asymmetrisch geteilten Rücksitzlehnen werden es bis zu 670 Liter bis Fensterunterkante. Dachhoch dürfte es noch deutlich mehr sein. Vom Leergewicht (inklusive Fahrer) bis zum zulässigen Gesamtgesicht von 1.560 Kilogramm ist eine Zuladung von 450 Kilogramm möglich.

Orangefarbene Akzente unterscheiden den Lada Kalina Cross von seinem "zivilen" Bruder. Foto: Petra Grünendahl.

Orangefarbene Akzente unterscheiden den Lada Kalina Cross von seinem „zivilen“ Bruder. Foto: Petra Grünendahl.

Viel schwarzer Kunststoff empfängt Passagiere im Innenraum. Billig wirkt er aber nicht, ordentlich verarbeitet ist er obendrein. Orangefarbene Akzente sowohl im Armaturenbrett, den Türverkleidungen als auch in den zweifarbigen Sitzbezügen kennzeichnen die „Cross“-Variante und heben sie vom Serienmodell ab. Die Sitze sind eher straff gehalten und bieten akzeptablen Seitenhalt. Das Cockpit ist einfach gestaltet, wenig Elektronik heißt auch: wenige Schalter, was die Orientierung und Handhabbarkeit sehr erleichtert.

Der Gepäckraum des Lada Kalina Cross fasst 335 Liter. Foto: Petra Grünendahl.

Der Gepäckraum des Lada Kalina Cross fasst 335 Liter. Foto: Petra Grünendahl.

Den Kalina Cross gibt es lediglich in einer Ausstattungslinie, die nahezu alles umfasst, was für das Modell an Features zu haben ist. Das reicht von der funkfernbedienten Zentralverriegelung, 15-Zoll-Leichtmetallrädern und Colorverglasung über Styling-Paket (Stoßfänger, Radhaus- und Schwellerverkleidungen im Crossover-Look) und breite Seitenschutzleisten bis hin zu elektrischen Fensterhebern vorn, Klimaanlage, Sitzheizung vorne, Bordcomputer sowie einem Audiosystem mit USB-Anschluss und Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Das Lenkrad ist höhenverstellbar, die Sitze in Reichweite und Lehnenneigung. Die manuell von innen einstellbaren Außenspiegel sind beheizbar. Die Aufpreisliste umfasst lediglich Nebelscheinwerfer.

 

Motor und Antrieb

Presse-Präsentation des Lada Kalina Cross in Hilden. Foto: Petra Grünendahl.

Presse-Präsentation des Lada Kalina Cross in Hilden. Foto: Petra Grünendahl.

Der einzig verfügbare 1,6-Liter-Ottomotor (16V-Reihenmotor mit Multipoint-Einspritzung) mit 98 PS ist kein Hightech-Aggregat aus neuester Entwicklung, sondern solide Kost, die schon länger die russischen Pkw aus Togliatti antreibt. Entwickelt wurde das Basisaggregat zusammen mit Porsche 1984 für den Lada Samara. Weiterentwickelt und optimiert hat ihn Lada im Laufe der Jahre, zuletzt für seine aktuelle Ausbaustufe 2007. Der Vierzylinder läuft rund, recht vibrationsarm, ist aber dank sparsamer Dämmung des Motorraumes im Innenraum akustisch sehr präsent. Dafür überzeugt er in Antritt und Durchzugsvermögen: Mit der nur 1,1 Tonnen schweren Karosserie hat er leichtes Spiel, hängt gut am Gas und zieht ordentlich hoch. Auch bei niedrigen Touren setzt er seine Kraft ohne Mühen in Vortrieb um, obwohl das maximale Drehmoment von 145 Newtonmetern erst bei 4.000 U/min. anliegt. Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe schaltet sich präzise und leichtgängig. Die serienmäßige Gangwechselanzeige soll den Fahrer zu Sprit sparendem Fahren bewegen.

Aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt der Kalina Cross in 12,7 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 169 km/h. Das ist für automobile Grundbedürfnisse mehr als ausreichend. Der Verbrauch von 9,3 Litern Superkraftstoff je 100 Kilometer innerorts, 5,2 Litern außerorts und 6,7 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand) dürfte bei defensiver Fahrweise einigermaßen real sein: Elektronik zum Manipulieren ist nämlich kaum vorhanden. Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 154 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse F. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel. Wie alle Lada-Modelle kann man auch den Kalina Cross mit Autogas-Antrieb (LPG) umgebaut bestellen: Der Umbau erfolgt durch den Importeur Lada Automobile GmbH in seinem Technikzentrum in Buxtehude.

 

Fahrwerk, Handling und Sicherheit

Der neue Lada Kalina Cross. Foto: Lada Automobile GmbH.

Der neue Lada Kalina Cross. Foto: Lada Automobile GmbH.

Der Fronttriebler verfügt über ordentlichen Geradeauslauf. Die elektromechanische Servolenkung spricht direkt an, ist leichtgängig und präzise. Das Fahrwerk ist ein guter Kompromiss aus nicht zu weicher Federung und guter Dämpfung. Kleine Unebenheiten bügelt er klaglos glatt. Plötzliche Ausweichmanöver meistert er sicher und spurtreu. Serienmäßige Fahrwerksregelsysteme sind die heutzutage üblichen mit an Bord: ABS mit Bremsassistent, Bremskraftverstärker und ESP. Der Kalina Cross steht auf 15-Zoll-Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 195/55 R 15. Die Bremsanlage mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und selbstnachstellenden Trommelbremsen hinten verzögert ordentlich und spurtreu.

Die serienmäßige passive Sicherheitsausstattung umfasst eine verstärkte Stahlkarosserie, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und höhenverstellbare Kopfstützen auf allen fünf Sitzplätzen, Frontairbags für Fahrer und Beifahrer, Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den Außenplätzen hinten, Kindersicherungen in den hinteren Türen, Tagfahrlicht, Reifendruckkontrollsystem und Wegfahrsperre. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde bislang noch kein Lada unterzogen.

 

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Presse-Präsentation des Lada Kalina Cross in Hilden. Foto: Petra Grünendahl.

Presse-Präsentation des Lada Kalina Cross in Hilden. Foto: Petra Grünendahl.

Der Kalina Cross ist mit Preisen ab 10.690 Euro exakt 1.000 Euro teurer als der Kalina Kombi. Serienmäßig an Bord sind im Serienmodell neben den Metallic-Lackierungen die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie Audiosystem, Bordcomputer, Klimaanlage und Sitzheizung vorne. Lediglich Nebelscheinwerfer kosten 200 Euro extra, was den Preis auf maximal 10.890 Euro erhöht. Lada gibt ein Garantiepaket mit drei Jahren Garantie auf den Neuwagen sowie sechs Jahren auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Wartungs- und Ölwechselintervalle liegen bei 15.000 Kilometern oder maximal einem Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 20 / 18 (KH / VK / TK) ein.

© Februar 2016 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl (6), Lada Automobile (2)

 

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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