Toyota Auris 2010 (Facelift)

Fahrbericht.
Toyota Auris 2010 (Facelift)
Problemloser Begleiter
Von Petra Grünendahl

Nach gut drei Jahren und der Hälfte seiner Laufzeit hat Toyota seinem Kompaktmodell Auris eine Überarbeitung gegönnt. Facelift trifft es, denn an der bisher eher braven Karosserie (siehe Auris 1.6 und Auris Diesel) haben die Designer ein wenig Hand angelegt: Dynamischer sind seine Linien geworden, etwas mehr Pfiff hat seine Erscheinung. Längere Überhänge vorne und hinten sorgen für eine markantere Statur. Bei der Fahrvorstellung des Auris 2010 hatten wir die Gelegenheit, uns einen ersten Eindruck von dem neuen Modell zu verschaffen.

 

Den Auris gibt es nach wie vor als Drei- oder Fünftürer, wobei natürlich der Fünftürer den besseren Zugang zur zweiten Sitzreihe bietet. Die Übersicht ist – wie bei vielen Autos heutzutage – nicht wirklich gut. Die in der Ausstattung Life+ serienmäßige Einparkhilfe hinten ist da eine große Hilfe. Optional bietet Toyota auch eine für vorne als Sonderausstattung. Das Platzangebot ist in beiden Reihen großzügig. Der Laderaum fasst die altbekannten 354 bis 1.335 Liter Gepäck. Die maximale erlaubte Zuladung liegt – in Abhängigkeit von Motorisierung und Ausstattung – zwischen 360 und 375 kg. Die Rückbank ist asymmetrisch geteilt umklappbar, die Sitzlehnen in zwei Stufen neigungsverstellbar. Die Qualitätsanmutung der im Innenraum verbauten Materialien wurde noch einmal verbessert. An der Verarbeitung ist nichts auszusetzen. Das funktional gestaltete Cockpit ist ergonomisch und übersichtlich in der Handhabung.

Sechs Ausstattungslinien hat der Käufer zur Wahl. Sie reichen vom Basismodell Auris bis zum Top-Modell D-CAT, welches nur für den 177-PS-Diesel verfügbar ist. Schon das Basismodell kommt mit funkfernbedienter Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne, Lederlenkrad mit Bedientasten fürs Radio, Antenne, manueller Klimaanlage und 15-Zoll-Stahlrädern. Ab der Life-Variante sind zusätzlich Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber hinten, ein CD-Audiosystem und 16-Zoll-Stahlräder mit an Bord. Die Außenspiegel sind beheizbar und elektrisch anklappbar. Die Ausstattung Life+, zu der nach den Erwartungen von Toyota rund 60 Prozent der Käufer greifen werden, verfügt über eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, eine Einparkhilfe hinten und – für die höheren Motorisierungen – eine Geschwindigkeitsregelung (mit Geschwindigkeitsbegrenzer). Für das sportliche Club-Modell mit Heckspoiler, Privacy Glass (verdunkelte Scheiben) hinten, Zwei-Zonen-Klimaautomatik und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen (zusätzlich zu den Features der Life-Variante) erwarten der Kölner Importeur rund 20 Prozent Marktanteil. An aufpreispflichtiger Sonderausstattung sind ein Audiosystem für die Basisausstattung sowie 16-Zoll-Leichtmetaller in den unteren Ausstattungslinien verfügbar, darüber hinaus ein Navigationssystem sowie eine Einparkhilfe für vorne bzw. hinten.

 

Zur Ausfahrt standen uns die beiden Benzin-Motoren mit 99 bzw. 132 PS sowie der 2-Liter-Diesel mit 126 PS zur Verfügung. Ein 1,4-Liter-Diesel mit 90 PS kommt im Juli zu den Händlern. Der bekannte, aber nun verbrauchsoptimierte 2.2 D-CAT mit 177 PS rundet die Motorenpalette nach oben ab. Im Spätsommer ergänzt eine Vollhybrid-Variante (ähnlich dem Prius) das Programm. Alle Motoren erfüllen bereits die Abgasnorm EU5.

Basismotor ist ein 1,33-Liter-Ottomotor mit der variablen Ventilsteuerung Dual-VVT-i, 99 PS und Start-Stopp-Automatik. Der Motor läuft ruhig und vibrationsarm und ist dank guter Dämmung im Motorraum im Passagierabteil kaum zu spüren. Der Motor erfüllt eher automobile Grundbedürfnisse und hat mit der 1,3 t schweren Karosserie nicht gerade ein leichtes Spiel. Die auf Kraftstoffersparnis ausgelegte lange Getriebeübersetzung geht hier sehr zu Lasten des Temperaments. Schon der Antritt ist eher gemächlich, Durchzug und Leistungsentfaltung sind nichts für eilige Fahrer. Interessant ist an diesem Motor die Start-Stopp-Automatik: Wenn man abgebremst und im Leerlauf den Fuß vom Kupplungspedal genommen hat, schaltet sich der Motor aus. Er startet kaum spürbar sofort wieder, sobald man die Kupplung tritt, um den ersten Gang einzulegen. Für die Beschleunigung von Null auf 100 km/h braucht er 13,1 Sekunden. Bei 175 km/h erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit. Den gemischten Verbrauch nach EU-Norm gibt Toyota mit 5,9 Liter je 100 km an, der CO2-Ausstoß beträgt damit 136 g pro km.

Stärkster Benziner ist zur Zeit der 1.6 Valvematic, so die neue Motorenbezeichnung. Für den Marktstart des Auris war er als Dual-VVT-i (variable Ventilsteuerung von Einlass- und Auslassventilen) entwickelt worden, für das Facelift wurde er überarbeitet und verbessert. Die Valvematic regelt die Einlass- und Auslass-Steuerzeiten sowie den Ventilhub der Einlassventile. Das optimiert den Verbrennungsprozess, um mehr Leistung bei weniger Verbrauch zu generieren. Der Vierzylinder-Vierventiler ist spritzig im Antritt, Drehmoment und Leistungsentfaltung sind angemessen in dieser Fahrzeugklasse. Als ausreichend souveräner und fast temperamentvoller Antrieb hat er uns am besten gefallen. Aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt er in 10 Sekunden, seine Spitzengeschwindigkeit liegt bei 195 km/h. Mit 6,6 Litern je 100 km ist er im gemischten Verbrauch nach EU-Norm dabei, 154 g je Kilometer beträgt dann sein CO2-Ausstoß.

Der 2.0 D-4D ist auch kein Unbekannter im Auris, allerdings wurde auch er für das Facelift überarbeitet und im Verbrauch optimiert. Der Motor läuft ziemlich ruhig und vibrationsarm, kann aber den Selbstzünder nicht verleugnen. Der Motor hängt gut am Gas, macht aber erst mit Einsetzen des Turboladers richtig Druck. Durchzugsvermögen und Leistungsentfaltung sind über den relevanten Drehzahlbereich in Ordnung. Der Motor wirkt nicht ganz so spritzig wie der 1.6er Benziner, ist aber deutlich temperamentvoller als der 1.33er. Trotz seiner kleinen Durchzugsschwäche im Drehzahlkeller ist der Diesel mit 10,3 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 auch nicht wirklich langsamer als der 1.6er Benziner. Mit 195 km/h erreicht er die selbe Höchstgeschwindigkeit. Im gemischten Verbrauch nach EU-Norm ist er mit 5,2 Litern Dieselkraftstoff je 100 km dabei. Nur noch 138 g CO2 stößt er pro Kilometer aus (früher 151 g, alles Herstellerangaben).

Übernommen wurde das bislang nur für die Dieselmotoren verfügbare manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe mit dem Facelift auch für die Benziner. Leichtgängigkeit und präzise Schaltwege gehören zu seinen Stärken. Geblieben ist die auf Kraftstoffökonomie ausgelegt lange Getriebeübersetzung. Eine Schaltanzeige mit Gangwechsel-Empfehlung gibt dem Fahrer während der Fahrt Hinweise, wann er für weniger Verbrauch hoch oder runter schalten solle.

 

Frontantrieb und sein guter Geradeauslauf machen ihn zu einem problemlosen Begleiter. Spaß macht seine direkte Lenkung, die auch um die Mittellage sehr spontan anspricht. Komfortabel und geschmeidig bewegt er sich selbst auf schlechten Straßen. Bei forcierter Fahrweise und höherem Kurventempo liegt er sicher und spurstabil auf dem Asphalt. Erfreulich agil und handlich lässt er sich führen.

Serienmäßig steht das Basismodell des Auris auf 15-Zoll-Rädern mit 195/65er Reifen. Die von uns gefahrenen Modelle der Ausstattungslinien Life und Life+ stehen auf 16-Zoll-Räder mit 205/55er Reifen, das Club-Modell sogar auf 17-Zöllern mit 225/45er Gummis. Sehr gut verzögern im Notfall die gut dosierbaren Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet).

Der Auris verfügt über eine Aufprallenergie absorbierende Sicherheitskarosserie, Seitenaufprallschutz, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätze, aktive Kopfstützen vorne (Schleudertrauma-Schutzsystem WIL), Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere, Knieairbag für den Fahrer, Kopfairbags (Curtain Shield) für vorne und hinten und Isofix-Kindersitzbefestigungen auf der Rückbank. Der Beifahrerairbag kann deaktiviert werden, damit Kindersitze auch gegen die Fahrtrichtung angebracht werden können. Der Toyota Auris wurde im EuroNCAP noch nicht nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) getestet. Im Jahr 2006 erreichte er das Maximum von fünf Sternen für Insassenschutz, vier Sterne für Kindersicherheit und drei Sterne für Fußgängerschutz. Nach den neuen Normen ist aber auch nichts anderes als die Fünf-Sterne-Topwertung zu erwarten. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. An aktiven Helfern sind ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Bremsassistent sowie das Elektronische Stabilitätsprogramm VSC (heißt woanders ESP) mit Antriebsschlupfregelung TRC die heutzutage üblichen serienmäßig vorhanden. Zum Ausstattungsumfang zählt zur Gewichtsoptimierung ein Notlaufrad anstelle eines vollwertigen Ersatzrades. In den Versionen Club und D-CAT ist anstelle des Notrades ein Reifenreparatur-Set an Bord.

 

Ab 16.650 Euro ist der facegeliftete Auris zu haben – als Dreitürer in Basisausstattung und mit 1,33-Liter-Ottomotor. In der Variante Life+ schlägt er mit Preisen ab 18.450 Euro zu Buche. Der 1.6er startet mit 18.750 Euro in der Life-Ausstattung, der 2.0 D-4D mit 21.350 Euro. Für die Variante Life+ sind es 300 Euro mehr. Für den Fünftürer legt der Kunde jeweils 750 Euro zusätzlich auf den Tisch des Händlers. Extra kosten Mica-/Metallic-Lackierungen, Navigationssysteme sowie eine Einparkhilfe vorne bzw. hinten. Für das Club-Modell gibt es sogar Xenon-Scheinwerfer, Executive und D-CAT haben sie serienmäßig mit an Bord.

Toyota gibt eine dreijährige Neuwagen-Garantie (bis 100.000 km) inklusive fast europaweiter Mobilitätsgarantie Eurocare, drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Service-Intervalle betragen 15.000 km oder einmal im Jahr. Das Ölwechselintervall berechnet der Bordcomputer über das Ölwechselintervall-Management (OMMS).

© Aprill 2010
Petra Grünendahl
, Fotos: Toyota

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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