Honda Civic 1.8

Fahrbericht.
Honda Civic 1.8 i-VTEC i-Shift
Achte Generation … aus einer anderen Welt
Von Petra Grünendahl

 

Wie aus einer anderen Welt erscheint der aktuelle Honda Civic, so futuristisch ist das Design der Frontscheinwerfer- und der Heckleuchten-Partie geraten. Dahinter legt er einen dynamischen Auftritt auf den Asphalt, kraftvoll proportioniert wartet er auf eine Ausfahrt. Unser Testexemplar in der Ausstattung Comfort hat muntere 140 Pferdchen in einem 1,8-Liter-Benziner unter der Motorhaube versteckt.

Das Lichtleisten-Design vorne und hinten ist ja Geschmackssache, aber eine gewisse Individualität kann man dem neuen Civic neidlos bescheinigen. Er fällt auf! Nach seinem ersten Auftritt als Konzeptauto in Genf feierte der Civic im letzten Jahr auf der IAA in der endgültigen Serienversion seine Weltpremiere. Seit 1972 gibt es die Modellreihe, zu Beginn dieses Jahres ging die achte Generation von Hondas kompakten Bestseller an den Start. Er wird für den europäischen Markt ausschließlich im englischen Honda-Werk in Swindon gebaut.

 

Der kompakte Japaner ist bislang ausschließlich als Fünftürer zu haben, auch wenn man dies von der Zeichnung der Karosserie gar nicht meinen sollte. Die hinteren Türgriffe sind in die C-Säulen integriert, so dass leicht der Eindruck eines Dreitürers entsteht. Mit seinen 4,25 m Karosserielänge ist er gute 4 cm kürzer als die fünftürige Version seiner Vorgänger-Generation und knapp 3,5 cm flacher. Dennoch bietet er den Insassen nicht weniger Raum. Die Übersicht über die Karosserie ist nicht prickelnd, könnte aber schlechter sein. Was aber beim Blick durch die Heckscheibe irritiert, ist der integrierte Flügel, unter dem das Fenster noch ein Stückchen weitergeht.

Das Platzangebot geht in beiden Sitzreihen in Ordnung. Das straffe, sportlich konturierte Gestühl in der ersten Reihe bietet angenehmen Sitzkomfort auch für lange Strecken. Die asymmetrisch geteilte Rücksitzbank ist hochklappbar, die Sitzlehnen (ebenfalls asymmetrisch geteilt) lassen sich im Fahrzeugboden versenken, dass ein ebener Laderaumboden entsteht. Honda nennt das ganze  „Dive down“-Rücksitze. Der Gepäckraum lässt sich damit von großzügigen 456 Litern auf enorme 1.352 Liter erweitern. Ab der Comfort-Version gibt es einen auf zwei Ebenen verstellbaren Laderaumboden mit Verstaumöglichkeit.

Die Materialauswahl im Innenraum wirkt hochwertig und ist gut verarbeitet. Der zweifarbige Innenraum macht einen angenehmen Eindruck, die dunklen Farben oben verhindern Spiegelungen in den Fensterscheiben. Das ganze Cockpit wirkt sportlich-dynamisch, mit einem leichten futuristischen Einschlag, der auch in der äußeren Erscheinung des neuen Civic deutlich wurde. Zentrales Element im Blickfeld des Fahrers ist die Drehzahlanzeige, darüber befindet sich das Display mit dem digitalen Tacho. Rundherum sind Anzeigen und Bedienelemente logisch und gut erreichbar angeordnet.

Ab der gut ausgestatteten Basisversion verfügt der Civic serienmäßig über all die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens von der funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern vorne und hinten, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln bis hin zu wärmedämmenden Colorverglasung. Zusätzliche Comfort-Ausstattungsdetails – den 1,8er Motor gibt er erst ab dieser Ausstattungslinie – sind zum Beispiel eine Klimaautomatik, ein Radio mit CD-Spieler und ein Multifunktionslenkrad. Die Ausstattungslinie Sport hat über dies hinaus Extras zu bieten wie Tempomat, Licht- und Regensensor, 17-Zoll-Leichtmetallräder und eine Alarmanlage, in der Executive-Ausstattung gibt es serienmäßig Features wie Xenonlicht, Sitzheizung vorne und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik.

 

Der 1,8-Liter-Ottomotor mit optimierter VTEC-Technologie wurde für den Civic völlig neu entwickelt und leistet 140 PS. Die VTEC-Technologie verbessert das Zusammenspiel von Einlassventil und Drosselklappe und sorgt damit für mehr Kraftstoffökonomie bei geringeren Schadstoffausstoß. Ein Knopfdruck erweckt das Aggregat zum Leben. Es läuft ruhig und vibrationsarm und glänzt mit einer sehr guten Leistungsentfaltung. Mit dem fast 1,3 t schweren Wagen hat der 1.8 i-VTEC (so die genauer Bezeichnung des Motors) leichtes Spiel. Sein Drehmomentmaximum von 174 Nm liegt erst spät, bei 4.300 U/min. an der Kurbelwelle an. Das Triebwerk nimmt hervorragend Gas an, dreht sehr freudig hoch, bei viel Drehzahl faucht es ein wenig. Wer beim Anfahren das Gaspedal mit Schwung durchtritt, wird mit Drehzahlen bis knapp unter den roten Bereich belohnt. Mit diesen munteren 140 Pferdchen unter der Motorhaube ist man sehr souverän unterwegs. Ein 1,4-Liter-Benziner mit 83 PS und der bekannte 2,2-Liter-CTDi mit 140 PS (siehe Fahrberichte vom CR-V und vom FR-V) runden die Motorenpalette für den „konventionellen“ Civic ab. Der Civic Hybrid ist eher als eigenständiges Modell zu sehen (siehe Fahrbericht).

Das automatisierte Schaltgetriebe i-Shift ist im Prinzip eine manuelle 6-Gang-Schaltung ohne Kupplungspedal, bei der die Schaltvorgänge automatisiert ablaufen. Gut abgestuft sind die einzelnen Gänge, die Schaltvorgänge sind kaum spürbar. Die Abstufungen sind so gut, das die manuelle Schaltoption fast überflüssig ist. Dabei ist das automatisierte Schaltgetriebe so ausgelegt, dass es bei ökonomischer Fahrweise weniger Kraftstoff verbraucht als die handgeschaltete Variante. Dafür ist dann aber natürlich die Beschleunigung etwas zäher.

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht unser Civic knappe 10,4 Sekunden (mit manuellem Schaltgetriebe sind es nur 8,9 Sekunden). Ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen beide Getriebevarianten bei 205 km/h. Der Civic verbraucht mit dem automatisierten Schaltgetriebe i-Shift gute 8,0 Liter Superbenzin auf 100 km in der Stadt, 4,9 Liter außerorts und 6,0 im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich. Mit rein manueller Schaltung liegen die Verbrauchswerte geringfügig höher: 8,2 Liter innerorts, 5,4 Liter außerorts und 6,4 Liter im gemischten Verbrauch (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt mit beiden Getriebevarianten die Abgasnorm EU 4.

 

Nicht vom anderen Stern, sondern bodenständig sportlich-dynamisch fährt sich der Civic. Der über die Vorderachse angetriebene Japaner bietet einen sauberen Geradeauslauf. Seine direkte, auch um die Mittellage sehr gut ansprechende, herrlich feinfühlige elektrische Servolenkung EPS giert förmlich nach kurvigen Pisten. Dabei ist das Fahrwerk eher eine Idee straffer ausgelegt im Vergleich zum Accord, ohne jedoch Unebenheiten zu deutlich an die Passagiere weiterzuleiten.

Der Fahrer kann sich über die Rückmeldung von der Fahrbahnkontakt nicht beklagen. Dabei lässt sich der Civic präzise führen, wie auf Schienen folgt er auch in flott gefahrenen engen Kurven, seiner besonderen Spezialität, dem vorgegebenen Kurs. Er klebt förmlich am Asphalt und liebt besonders enge Kurven. Nein, er giert förmlich danach! Da kommt eine gehörige Portion Freude am Fahren auf. Die Kombination von Antrieb und Fahrwerk legt eine faszinierende sportliche Agilität an den Tag. Sicher und spurstabil liegt der Civic auf der Straße auch bei plötzlichen Ausweichmanövern und beim Slalom.

Serienmäßig steht der Civic 1.8 in der Comfort-Ausstattung auf 16-Zoll-Stahlrädern mit Reifen im Format 205/55 R 16 (die Sport- und Executive-Ausstattung kommen ab der 140-PS-Motorisierung mit 17-Zoll-Leichtmetallern). Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) offenbaren in Notfall eine fast schon brachiale Bremskraft: Sie sprechen schnell an, sind standfest, und gut dosierbar.

Passive Sicherheit bieten bei einem Unfall eine besonders versteifte Karosseriestruktur mit verbesserten Energieabsorptionseigenschaften, Seitenaufprallschutz, eine Fahrzeugfront mit Fußgängerschutz, Kopfstützen und Dreipunktgurte auf allen fünf Sitzen, aktive Kopfstützen vorne (ab Comfort), Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags vorne und hinten sowie Isofix-Kindersitzverankerungen hinten außen. An elektronischen Helfern ist die ganze Palette der heutzutage in dieser Klasse üblichen Features vorhanden, vom ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent über bis hin zum Elektronischen Stabilitätsprogramm VSA (für Vehicle Stability Assist). Die Alarmanlage gibt es ab der Sport-Ausstattung. Für den Pannenfall ist IMS, eine Reifenpannen-Soforthilfe-System mit Reifendichtmittel und Kompressor an Bord.

 

Ab 15.900 Euro ist der Civic zu haben, mit 1,4-Liter-Benzinmotor (83 PS) in der Basisausstattung. Der 1,8-Liter-Benziner steht ab Preisen von 19.300 Euro in den Preislisten, ist dafür aber erst ab der Ausstattungslinie Comfort zu haben. An Sonderausstattung gibt es Metallic-/Pearl-Lackierungen, das automatisierte Schaltgetriebe i-Shift sowie – ab der Sport-Ausstattung – Xenonlicht und eine DVD-Navigationssystem, und für die Executive-Ausstattung eine Leder-Innenausstattung.

Honda gibt drei Jahre Garantie auf den Neuwagen (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Serviceintervalle liegen bei 15.000 km oder einmal jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 19 / 18 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.

© Juli 2006
Petra Grünendahl
, Fotos: Honda

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