Nissan Qashqai

Kurztest.
Nissan Qashqai
Für den Großstadt-Dschungel
Von Friedhelm Holleczek & Petra Grünendahl

qashqai_4Qashqai (sprich: Kasch-Kai) – kein geläufiger Name, eher ein Zungenbrecher. Er bezeichnete ursprünglich einen iranischen, türkisch-sprachigen Nomaden-Stamm. An ein Auto dachte 2007, als der Wagen auf den Markt kam, wohl keiner. Der Qashqai schloss bis zum Erscheinen des Tiida Anfang 2008 die Lücke, die der Almera 2004 hinterlassen hatte. Das Modell soll an die Erfolge der SUVs anknüpfen, wendig sein wie eine Kompaktlimousine, gleichzeitig ein bequemer Reisewagen – ein Crossover eben. Als Kunden peilt Nissan die kinderlose Paare mit ausgeprägtem Freizeitbedürfnis an. Seit Herbst 2008 komplettiert der Qashqai+2 das Programm: mit 21 cm mehr Karosserielänge und zwei Sitzplätzen mehr.

qashqai_6Nach ersten Entwürfen und einer ersten Konzeptstudie in Genf 2004 wurde das Projekt Qashqai an das Design-Zentrum der Japaner in London abgegeben, wo er unter Federführung des damaligen Chefdesigners Stephane Schwarz für den europäischen Markt entwickelt wurde. Konzipiert wurde der Qashqai für den Weltmarkt, verkauft wird er sogar im Heimatmarkt Japan. Dort allerdings unter dem weniger zungenbrecherischen Namen Dualis.

qashqai_5Für Nissan ist der Qashqai neben Micra und Note das Volumenmodell in Deutschland. Mit den Qashqai bekommt man ein kompaktes Auto, das länger (4,32 m) und höher (1,61 m) ist als Golf, Astra oder Focus, aber niedriger als ein klassischer SUV. Betont ausgeformte Radkästen mit scheinbar großem Federweg, größere Bodenfreiheit und eine hohe Gürtellinie mit verhältnismäßig schmalen Seitenfenstern suggerieren Off-Road-Qualitäten.

qashqai_8Innen dominiert die Farbe Schwarz, mit wenigen silbernen Linien als Kontrast. Das hochgezogene Cockpit ist optisch geteilt. Links sind ergonomisch verteilt die Instrumente und Schalter in Reichweite des Fahrers, rechts eine große schwarze Fläche. Dabei fühlt sich das Armaturenbrett rechts weicher an und ist glatter als die strukturierten Oberflächen links.
qashqai_9Alles in allem ist er wertig und ordentlich verarbeitet. Die Sitze sind bequem, bieten aber trotzdem guten Seitenhalt. Nur der Fahrersitz lässt sich auch in der Höhe verstellen. Der Griff dafür liegt schlecht erreichbar zwischen Sitz und Tür. Fond-Passagiere haben in dem Fünftürer wenig Beinfreiheit. Sitzriesen stoßen schnell mit dem Kopf ans Dach, das nach hinten leicht abfällt. Einen Vorteil haben die Hinterbänkler jedoch: Das feststehende gläserne Panoramadach (104 mal 86 Zentimeter) gewährt ab der mittleren Ausstattungslinie den Blick nach oben. Der Kofferraum liegt mit 410 Litern über dem Maß der Golf-Klasse. Er lässt sich durch Umklappen der geteilten Rückenlehnen auf 1.513 Liter vergrößern. Leider entsteht keine ebene Fläche, die hohe Ladekante erschwert zudem das Beladen.

qashqai_1Für den Qashqai stehen vier Motoren zur Auswahl, zwei Benziner mit 1,6 und 2 Litern Hubraum und 114 bzw. 141 PS sowie zwei Common-Rail-Diesel mit 1,5 und 2 Litern Hubraum zwischen 103 und 150 PS. Der große Selbstzünder nervt mit deutlichem Nageln im Leerlauf. Das geht unter, sobald der Wagen rollt. Der allradgetriebene Qashqai beschleunigt mit der serienmäßigen Sechsgang-Schaltung in 10,9 Sekunden von Null auf 100 km/h und erreicht bei 190 km/h seine Höchstgeschwindigkeit. Den Verbrauch gibt Nissan mit 8,7 Litern Dieselkraftstoff je 100 km in der Stadt, 5,9 Liter außerorts und 6,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an (ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Das liegt nur wenig über den Daten des Fronttrieblers (8,6 / 5,5 / 6,6 Liter). Der große Diesel verfügt serienmäßig über einen Dieselpartikelfilter, der kleine nur optional (mit DPF leistet er 3 PS weniger, also 103 statt 106 PS). Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm EU4, der 2-Liter-Diesel stößt als Allradler 184 g CO2 pro Kilometer aus. Als Fronttriebler sind es nur 174 g CO2.

qashqai_2Kurven nimmt der Qashqai souverän und sicher, mit leichter Neigung zum Untersteuern. Nur in Verbindung mit den Zwei-Liter-Motoren ist der Allrad-Antrieb ALL-MODE 4×4 lieferbar. Im Normalbetrieb ist der Qashqai frontgetrieben. Der Antrieb der Hinterachse wird automatisch zugeschaltet, wenn Sensoren Schlupf an der Vorderachse melden. Die Lenkung ist direkt mit einer geschwindigkeitsabhängig regelnden Servolenkung. Park- oder Wendemanöver lassen sich ohne viel Kraft absolvieren, aber wegen der breiten C-Säulen auch ohne Übersicht. Die Rückfahrkamera als Extra leistet da gute Hilfe. An aktiven Helfern sind ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent sowie die neuesten Generation des Elektronischen Stabilitätsprogramms ESP+ serienmäßig dabei.

qashqai_3Der Fahrgastraum ist als Sicherheitszelle mit verstärkten Türprofilen, Seitenaufprallschutz sowie Querträgern in Boden und Dach konzipiert. Front und Heck verfügen über definierte Deformationszonen. Der Sicherheit dienen im Innenraum Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen Plätzen (vorne mit Schleudertrauma-Schutzsystem), sechs Airbags und zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten. Der Beifahrerairbag lässt sich abschalten, was die Montage eines Kindersitzes gegen die Fahrtrichtung ermöglicht. Im EuroNCAP 2007 erreichte der Qashqai fünf Sterne für Insassenschutz, vier Sterne für Kindersicherheit sowie zwei Sterne für Fußgängerschutz.

qashqai_7Ab 20.190 Euro ist der Qashqai mit Benzinmotor in Basisausstattung zu haben. Der große Diesel ist erst ab der acenta-Ausstattung und 25.690 Euro verfügbar. Mit Allrad-Antrieb beginnen die Preise bei 27.540 Euro. Der Qashqai wird in drei Ausstattungsvarianten geliefert: visia, acenta und tekna. Zur umfangreichen Serienausstattung der Basisversion visia gehören Features wie eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Klimaanlage, CD-Radio und Bordcomputer sowie 16-Zoll-Stahlfelgen. Die acenta-Variante hat zusätzlich u. a. Klimaautomatik, Geschwindigkeitsregelung, Regensensor und Nebelscheinwerfer sowie 17-Zoll-Leichtmetallräder an Bord.

Nissan gibt eine dreijährige Neuwagen-Garantie (ohne Kilometerbegrenzung), die gegen Aufpreis um weitere zwei Jahre (bis 150.000 km) verlängert werden kann. Darüber hinaus kann man auch einen Servicevertrag abschließen, der alle Wartungsarbeiten und Verschleißreparaturen in dieser Zeit zusätzlich abdeckt. Drei Jahre auf den Lack, 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie lebenslangen Mobilservice beim Einhalten der Wartungsintervalle runden das Garantiepaket der Japaner ab. Zum Service muss der Qashqai alle 20.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen den großen Diesel-Qashqai in die Typklassen 18 / 20 / 22 (KH / VK / TK) ein.

© September 2009 Friedhelm Holleczek & Petra Grünendahl, Fotos: Nissan

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