Lexus LS 600h L

Fahrbericht.
Lexus LS 600h L
Geräumiger und vom Allerfeinsten
Von Petra Grünendahl

Eine Langversion gibt es nach dem LS 460 (in Nordamerika, Russland und Asien) nun auch vom LS 600h – und den sogar für den europäischen Markt. Seine 12 cm mehr Radstand (3,09 m) kommen voll und ganz den Passagieren – vor allem denen in der zweiten Reihe – zugute. Damit wächst die Karosserielänge auf 5,15 m, alle anderen Maße entsprechen der „kurzen“ Version. Der cW-Wert liegt aber auch bei der Langversion bei beeindruckenden 0,27 (Normalversion 0,26). Eine Ausfahrt in einem LS 600h L verschaffte einen ersten Eindruck.

Guten Zugang zum Innenraum bieten vier Türen, die hinteren sind noch etwas großzügiger geschnitten als in der Normalversion. Die Übersicht ist noch etwas bescheidener als in der Normalversion, aber beim 600h ist in beiden Versionen sogar der Intelligent Park Assist, der selbsttätig einparkt, Serie. Vorne ist das Platzangebot üppig bemessen, hinten fühlt man sich dank der 12 cm mehr Radstand wie ein König. Sogar einen Liegesitz hinter dem Beifahrersitz gibt es für den Fond – gegen Aufpreis. Der Laderaum fasst beim  LS 600h – egal, ob kurz oder lang – nur 325 Liter, die Hybridkomponenten schränken das Ladevolumen deutlich ein (der LS 460 bietet immerhin 505 Liter).

Wie schon beim LS 460 gibt es weder an der Materialqualität noch an der Verarbeitung irgendetwas auszusetzen. Ganz im Gegenteil: Die Qualität ist vom Feinsten! Edel ist das Ambiente, man fühlt sich wohl. Das Armaturenbrett wirkt nicht überladen und überfordert den Fahrer auch nicht: Übersicht und Handhabbarkeit sind nicht zu beanstanden.

Schon in der Basisausstattung (also als LS 460 in der Normalversion) ist die Luxuslimousine mit allem ausgestattet, was in dieser Klasse Standard sein sollte. Das reicht von Basics wie einer funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren, beheizbaren und automatisch abblendenden Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne und hinten, Bordcomputer, Geschwindigkeitsregelung, Lichtautomatik, Regensensor und Klimaautomatik über 18-Zoll-Leichtmetallräder, Premium-Audiosystem mit Radio und CD-Wechsler, automatisch abblendende Innen-Rückspiegel, elektrisch einstellbare Ledersitze vorne (mit Sitzheizung und –belüftung), Sitzheizung auf den Außenplätzen hinten und ein elektrisch einstellbares und beheizbares Lederlenkrad, ein elektrisches Sonnenschutzrollo für die Heckscheibe und Verbundglas-Scheiben mit Bandfilter bis hin zu DVD-Navigationssystem mit TFT-Monitor und Heckkamera, einem Parkassistenten und Adaptiven Bi-Xenon-Frontscheinwerfern. Der LS 600h hat schon in der Normalversion zusätzlich dazu unter anderem den Intelligent Park Assist, ein High-End-Audiosystem von Mark Levinson, eine Kofferraumdeckel-Automatik (Easy Load), 19-Zoll-Leichtmetaller, ein schlüsselloses Zugangssystem mit Key Card (Scheckkartenformat), permanenten Allradantrieb und LED-Scheinwerfer mit an Bord. Die Langversion setzt noch einmal  elektrisch einstellbare Sitze hinten mit Memory-Funktion und Sitzbelüftung außen, elektrisch einstellbare Kopfstützen hinten sowie Seitenairbags im Fond drauf. Die Zusatzausstattung „Ambience“ bringt Features wie ein beheizbares Lenkrad, ein Glas-Schiebe-Hebedach, Komfortsitze im Fond, Vier-Zonen-Klimaautomatik, Sonnenschutzrollos hinten, die Lederausstattung Exklusiv sowie ein Rear-Seat-Entertainmentsystem mit. Auf Ambience basiert dann Wellness mit besonders luxuriösen Wellness-Komfortsitzen hinten. Als weitere Sonderausstattung sind Features wie das adaptive Geschwindigkeitsregelsystem ACC (Adaptive Cruise Control) mit Pre-Crash-Safety-System, ein Advanced Pre-Crash-Safety-System sowie ein elektrisches Glas-Schiebe-Hebedach einzeln verfügbar.

Bei all dem Komfort fahren lassen? Oder doch lieber selber fahren? – Angetrieben wird der Hybird-LS von einer Kombination aus einem 5-Liter-Achtzylinder-Benzinmotor und einem sehr leistungsstarken Elektromotor. Das „600“ im Namen deutet – wie bei Lexus’ anderen Hybrid-Modellen – nicht auf den tatsächlichen Hubraum hin, sondern gibt an, wie viel Hubraum ein konventioneller Benziner haben müsste, um die Leistung des Hybrid zu erzielen. Der Benziner leistet 394 PS, der Elektromotor unterstützt den Achtzylinder mit bis zu 224 PS, die Systemleistung „addiert“ sich auf 445 PS. Auch hier (wie beim LS 460) kommt beim Achtzylinder das Einspritzsystem D-4S zum Einsatz und sorgt für eine mehr Leistung und Drehmoment bei niedrigeren Verbrauchs- und Abgaswerten. Auch dieser Achtzylinder verfügt zudem mit Dual-VVT-iE über eine duale variable intelligente Ventilsteuerung (also für Einlass- und Auslassventil) mit elektrischer Verstellung der Einlassnockenwellen (dafür steht das „E“ im Kürzel), was den Kraftstoffzufluss weiter optimiert. Der Motor tut sich wahrlich nicht schwer mit dem 2,3- bis 2,4-Tonnen-Schwergewicht von Karosserie. Zügig im Antritt, ordentlich im Durchzug und auch die Leistungsentfaltung lässt über das ganze relevante Drehzahlband kaum Wünsche offen. Dabei läuft der Achtzylinder sehr ruhig und kultiviert. Für die optimale Kraftübertragung sorgt eine elektronisch gesteuerte stufenlose Getriebeautomatik mit Planetenradsatz und zweistufiger Untersetzung. Das Getriebe ist immer mit der optimalen Übersetzung parat, ohne dass die Insassen irgendwelche Übersetzungswechsel spüren.

Die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 schafft der LS 600h in 6,3 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h abgeregelt. Dabei reicht dem LS 600h Superbenzin, die Verbräuche liegen eher auf dem Niveau eines Sechszylinders: Mit 11,3 Litern Kraftstoff begnügt er sich auf 100 km in der Stadt, 8 Liter sind es außerorts und 9,3 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 219 g pro km. Damit wird der LS 600h zum Saubermann in seiner Leistungs- und Gewichtsklasse. Der Benziner-Hybrid ist der sauberste Großserienantrieb, damit wird auch ein Diesel-Hybrid – so es ihn denn irgendwann einmal gibt – nicht mithalten können. Dabei liegen sowohl das Mehrgewicht als auch der Mehrpreis zum Benziner in vergleichbarem Rahmen wie Mehrgewicht und Mehrpreis eines Dieselmotors.

 

Der LS 600h kommt – im Gegensatz zum heckgetriebenen LS 460 – mit einem mechanischen Allradantrieb mit Torsen-Sperrdifferenzial. Im Normalfall gehen 40 Prozent der Antriebskraft auf Vorderräder, 60 Prozent auf die Hinterachse. Je nach Fahrsituation kann die Verteilung aber zwischen 30:70 und 50:50 variieren. Tadellos ist der Geradeauslauf, satt liegt er auf dem Asphalt. Die elektrische Servolenkung (EPS) arbeitet geschwindigkeitsabhängig und mit variabler Lenkübersetzung, präzise und spurtreu folgt das Fahrzeug den Anweisungen des Fahrers.

Der Hybrid-LS verfügt serienmäßig über eine Luftfederung mit adaptiven variabeln Federelementen (AVS), die sich automatisch dem individuellen Fahrstil und der Fahrsituation anpasst. Das System beinhaltet eine automatische Wankstabilisierung, die für optimalen Fahrkomfort Nick- und Rollbewegungen synchronisiert. Der Fahrer kann für den Fahrbetrieb zwischen zwei Einstellungen wählen: Comfort und Sport. In der Sport-Einstellung spricht die Federung etwas straffer an, ohne jedoch den Fahrkomfort groß zu beeinträchtigen. Bei  hohen Geschwindigkeiten – zum Beispiel auf der Autobahn – legt die Luftfederung den LS einfach ein wenig tiefer, um Aerodynamik und Fahrstabilität zu verbessern. Das integrierte Fahrdynamik-Management VDIM vernetzt die Fahrassistenzsysteme und steuert alle Sicherheitssysteme proaktiv (vorausschauend) anstatt im Notfall nur zu reagieren.

In punkto Agilität und Fahrdynamik unterscheidet sich die Langversion nur minimal von der Version mit normalem Radstand. Lediglich der Wendekreis ist noch ein wenig größer, was sich aber nur beim Rangieren (negativ) bemerkbar macht. Ansonsten straft seine Leichtfüßigkeit in flotten Kurven und bei plötzlichen Ausweichmanövern seine Größe glatt Lügen. Auch spricht bei der flotten Kurvenhatz die Federung etwas straffer an als auf gerader Strecke, da kommen fast schon sportliche Gefühle auf. Spaßig ist es auf jeden Fall, den Langhybrid um Ecken und Kurven zu jagen.

Serienmäßig steht der große LS auf 19-Zoll-Leichtmetaller mit 245/45er Reifen. Der LS verfügt als eines der ersten Fahrzeuge über ein „by wire“-Bremssystem. Die elektronisch gesteuerte Bremsanlage  (ECB) mit  innenbelüfteten Scheibenbremsen rundum verzögert erstklassig. Eine elektromechanische Parkbremse (EPB) mit  Haltefunktion und Berganfahrhilfe ersetzt die klassische Handbremse.

Der Sicherheit der Insassen dient die crash-optimierte Karosserie mit Aufprallenergie absorbierender Struktur, Seitenaufprallschutz in den Türen sowie Energie absorbierende Materialien in den Säulen und Türen, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurten auf allen Plätzen, aktive Kopfstützen vorne (Schleudertrauma-Schutzsystem WIL), Front- und Knieairbags vorne, Kopf- und Seitenairbags in beiden Sitzreihen, eine Sicherheitslenksäule sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar, was die Montage eines Kindersitzes gegen die Fahrtrichtung ermöglicht. Gegen Aufpreis gibt es eine Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC) mit Pre-Crash Safety System (PCS). Das PCS unterstützt den Fahrer bei drohenden Kollisionen und hilft, potenzielle Unfallfolgen zu mindern. Es nutzt die gleichen Sensoren wie das ACC und umfasst u. a. das Adaptive Variable Fahrwerk AVS, Pre-Crash-Bremsen und Pre-Crash-Sicherheitsgurte. Optional gibt es Advanced Pre-Crash-Safety-System mit Hinderniserkennung, Gesichtsfeldmonitor, Notbrems-Assistent, Notfall-Lenk-Assistent und einem Heck-Pre-Crash-System. Der serienmäßige Intelligente Park-Assistent setzt das Fahrzeug auf Wunsch selbsttätig in die passende Parklücke. Zur Basisausstattung gehören ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBD, ein Brems-Assistent, ein Elektronisches Stabilitätsprogramm VSC (heißt woanders ESP) sowie die Traktionskontrolle TRC. Alle Systeme arbeiten vernetzt im Vehicle Dynamic Integrated Management (VDIM) zusammen. Die Reifenluftdrucküberwachung (TPWS) kontrolliert alle  fünf Räder (inkl. Reserve- oder Notrad) und ermöglicht die Montage von pannensicheren Reifen. Der LS 60h ist ab Werk nur mit einem Notrad ausgestattet.

Ab 82.800 Euro ist der kleine LS (LS 460) zu haben, ab 99.850 Euro der LS 600h in der Normalversion. In der Langversion schlägt der LS 600h mit Preisen ab 107.350 Euro zu Buche. Aufpreis kosten neben der Mica-/Metallic-Lackierung unter anderem Features wie 4-Zonen-Klimaautomatik, die Lederausstattung Exklusiv, eine Adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Pre-Crash-Safety-System, ein Advanced Pre-Crash-Safety-System sowie ein Entertainment-System für den Fond.

Der Hersteller gibt drei Jahre Garantie auf den Neuwagen (bis max. 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karoserie gegen Durchrostung und fünf Jahre auf die Hybrid-Komponenten (bis 100.000 km). Die Mobilitätsgarantie Lexus-Euro-Assistance gilt drei Jahre nach Erstzulassung (ohne Kilometerbegrenzung) fast europaweit. Zum Service muss das Modell alle 30.000 km oder alle zwei Jahre, Ölwechsel und Sicherheitscheck sind alle 15.000 km oder einmal jährlich fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in beiden Längen in die Typklassen 21 / 31 / 29 (KH / VK / TK) ein.

© Februar 2008
Petra Grünendahl
, Fotos: Lexus

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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