Kia Cerato 2.0 EX

Testbericht.
Kia Cerato 2.0 EX
Starker Fernost-Import
Von Petra Grünendahl

Ansprechend und fast schon dynamisch gestylt, ohne modischen Schnickschnack, das ist der Kia Cerato. Der kompakte Koreaner ist als Stufenheck- und als Steilheck-Limousine verfügbar. Beide Karosserievarianten sind eine Neuentwicklung, bauen aber auf der Bodengruppe des Hyundai Elantra (Kia ist ein Tochter-Unternehmen von Hyundai) auf. Mit seinen 4,34 m Länge (Steilheckversion) tritt der Cerato gegen Golf, Astra und Focus an. Er ersetzt den Shuma II (als Stufenheck) und den Ende 2004 ausgelaufenen alten Rio. Der neue Rio tritt ab Herbst 2005 gegen Polo, Corsa und Fiesta an. Zum Test kam ein in Granatgrau Metallic lackierter Cerato in der EX-Ausstattung mit 2-Liter-Ottomotor vorgefahren.

Guten Zugang zum Passagierraum gewährleisten vier Türen. Die Übersicht  des Fahrers über die Karosserie ist nicht wirklich gut, aber vorne kann man den verbleibenden Platz ganz gut einschätzen. Die Sitze sind komfortabel, vorne auch ein wenig konturiert, bieten aber nur bescheidenen Seitenhalt. Das Platzangebot ist in beiden Reihen großzügig bemessen, was allerdings ein wenig zu Lasten des Laderaumes geht. Im Steilheck-Cerato ist nicht nur die Rücksitzlehne asymmetrisch geteilt umklappbar, sondern auch die Sitzbank. Damit lässt sich der Laderaum von eher bescheidenen 228 auf 1.064 Liter erweitern. Die maximale Zuladung ist mit 458 kg ausreichend bemessen.

Der Innenraum ist ordentlich verarbeitet, aber nicht wirklich hochwertig. Die Materialqualität geht jedoch in Ordnung. An der ergonomischen Gestaltung ist nichts auszusetzen, die Anzeigen sind gut einzusehen und die Schalter und Tasten gut zu bedienen. Ablagen finden die Passagieren in den vorderen Türen, im Handschuhfach, in der Armaturenbrettmitte, vor dem Schaltknüppel, in der vorderen Mittelarmlehne (2 Fächer), in zwei Getränkedosenhaltern auf dem Mitteltunnel sowie in Taschen an den Rückseiten der Vordersitzlehnen.

Ab der Basisausstattung LX verfügt der Cerato serienmäßig über eine Zentralverriegelung, manuell von innen einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne und hinten, eine Klimaanlage, 15-Zoll-Stahlfelgen mit Radzierblenden (mit vollwertigem Ersatzrad), Spiegel in beiden Sonnenblenden sowie ein CD-Radio. Der 2-Liter-Benziner ist ausschließlich in der Top-Ausstattung EX zu haben und hat zusätzlich eine Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, einen abblendenden Innenspiegel, 16-Zoll-Leichtmetallräder (mit passendem Ersatzrad), eine Klimaautomatik mit Luftgütesensor (Umluftautomatik), Lichtautomatik, eine Geschwindigkeitsregelung, einen einfachen Bordcomputer, Nebelscheinwerfer, Leder-Lenkrad, Schaltknauf und Bremshebel in Leder sowie eine Alarmanlage mit in den Schlüssel integrierten Panik-Alarm serienmäßig mit an Bord. Die Liste der möglichen aufpreispflichtigen Sonderausstattungen ist kurz und übersichtlich: Metallic-Lackierung, eine Vier-Stufen-Automatik (für die Benzinmotoren), ein elektrisches Glas-Schiebe-/Ausstelldach, Sitzbezüge in Teil-Leder mit Sitzheizung vorne und ein Navigationsradio von Becker. Unser Testwagen verfügt aber nur über die Metallic-Lackierung.

Nicht unter 100 PS ist der Kia Cerato  zu haben: Einstieg in die untere Mittelklasse der Koreaner ist ein 105 PS starker 1,6-Liter-Ottomotor. Wir fuhren das Topmodell mit einem 143 PS starken 2-Liter-Ottomotor mit kontinuierlich verstellbarer Ventilsteuerung (CVVT). Zwei Common-Rail-Dieselmotoren mit 1,5 und 2 Litern Hubraum und 102 bzw. 113 PS runden die Motorenpalette ab. Der Vierzylinder-Sechzehnventiler läuft sehr ruhig und vibrationsarm, im Leerlauf spürt man ihn kaum. Erst beim Gas geben wird er akustisch präsent. In Antritt und im Durchzugsvermögen wirkt er angemessen kraftvoll, unser Testwagen bringt immerhin leer (inkl. Fahrer) gut 1.325 kg auf die Waage. Der Motor hängt recht spontan am Gas und auch was die Leistungsentfaltung angeht, macht er einen guten Eindruck, obwohl das Drehmomentmaximum von 186 Nm erst bei 4.500 U/min. zur Verfügung steht. Aber dank der kontinuierlich verstellbaren Ventilsteuerung verbessert sich die Motorleistung auch bei niedrigen und mittleren Drehzahlen im Vergleich zu einer konventionellen Ventilsteuerung. Die manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe schaltet sich leichtgängig und präzise, der Pedalweg ist allerdings sehr lang. Der Cerato lässt sich recht früh schalten, ohne dass er sich dann im Vortrieb abmühen muss: Das ist gut für den Verbrauch.

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 reichen gute 9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der Koreaner bei 208 km/h. Der Motor begnügt sich mit bleifreiem Normalbenzin (91 Oktan). Der Verbrauch liegt bei 10,3 Litern Kraftstoff je 100 km Stadtverkehr, 5,9 Liter außerorts und 7,5 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – ökonomische Fahrweise vorausgesetzt (alles Herstellerangaben), Die beiden Ottomotoren der Baureihe erfüllen die Abgasnorm EU4, die beiden Diesel bislang nur EU3. Wenig hilfreich ist allerdings, dass die Reichweitenanzeige bei 50 km Restreichweite stoppt und danach ohne Angabe einfach nur blinkt.

Der Cerato wird über die Vorderachse angetrieben. Die Lenkung ist leichtgängig, ausreichend präzise und spricht auch um die Mittellage herum gut an. Insgesamt ist sie aber eher ein wenig indirekt ausgelegt. Die Fahrwerksabstimmung ist sehr komfortabel ausgelegt, was einer guten Rückmeldung vom Asphalt nicht besonders dienlich ist. Serienmäßig steht der Cerato in der Ausstattungslinie EX auf 16-Zoll-Leichtmetallräder mit 205/50er Bereifung anstelle der in der Basisversion üblichen 15-Zöller.  Gut und ordentlich dosierbar verzögern die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet).

Auf der Straße bewegt sich der Cerato gutmütig und problemlos, solange ihn der Fahrer nicht allzu zackig um die Kurven treibt. Die eilige Kurvenhatz ist nämlich nicht sein Ding. Hier macht sich die komfortable Federung und die eher indirekte Lenkung in einem leicht schwammigen Fahrverhalten bemerkbar. Plötzliche Spurwechsel absolviert er zwar nicht wirklich standfest, aber dennoch sicher. Den nahenden Grenzbereich kündigt der Cerato frühzeitig durch ein deutliches Untersteuern an.

Der Insassensicherheit dient eine selbsttragende Stahlkonstruktion mit Knautschzonen, Querverstrebungen vor und hinter dem Passagierraum, besonders verstärkten B-Säulen und Seitenaufprallschutz in allen vier Türen, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne sowie Fensterairbags für vorne und hinten. An aktiven Fahrassistenzsystemen sind serienmäßig ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent sowie hier eine Traktionskontrolle an Bord. Die Traktionskontrolle ist allerdings nur für die 2-Liter-Motoren (2.0 und 2.0 CRDi) zu haben, ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) ist gar nicht verfügbar.

Mit 14.310 Euro beginnt der Kia Cerato Steilheck in der Preisliste. Dafür bekommt der Käufer den 1.6 in der Basis-Ausstattung LX. Der 2-Liter-Benziner ist nur in der Top-Ausstattung EX zu Preisen ab 18.390 Euro (Steilheck)  zu haben. Gegen Aufpreis ist für die Topversion EX neben der Metallic-Lackierung ein Radio-Navigationssystem, ein elektrisches Glas-Schiebe-/Ausstelldach, ein Paket aus Sitzbezügen in Teilleder mit Sitzheizung vorne sowie für die Benziner ein Vierstufen-Automatikgetriebe verfügbar.

Kia gibt eine dreijährige Neuwagengarantie (ohne Kilometerbegrenzung!), drei Jahre auf den Lack und sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zur Inspektion muss der Cerato alle 15.000 km oder einmal jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 20 / 27 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 22, TK 17) ein.

© November 2005
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM

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