Mazda MPV 2.3

Testbericht.

Mazda MPV 2.3 MZR Exclusive
Lademeister für die Großfamilie
Von Petra Grünendahl

Mächtig groß wirkt der MPV. MPV steht für „Multi Purpose Vehicle“ und verspricht vielseitige Nutzbarkeit. Gute 14 cm länger als der VW Sharan, 2 cm breiter und knapp 5,5 cm höher ist Mazdas größter Van. Seit 1999 ist der MPV auf dem Markt, zum Modelljahr 2002 bekam der Van ein moderneres Gesicht mit einem markant geformten Fünfpunkt-Grill in Mazda-Optik, voluminöseren Stoßfängern und neu gestalteten Scheinwerfern.

Zwei neue Motoren ersetzten mit dem tiefgreifenden Facelift den alten 2-Liter-Benziner: Wir fuhren den MPV mit dem 2,3-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor (141 PS) in der Ausstattungsvariante Exclusive mit Touring-Paket in der Lackierung Cerrionsilber Metallic. Als zweite Motorisierung steht für die Baureihe ein 2-Liter-Common-Rail-Selbstzünder mit 136 PS zur Verfügung.

 

Den Zutritt zur zweiten und dritten Sitzreihe des fast 4,78 m langen Van gewähren Schiebetüren. Der Zugang zu den ersten zwei Reihen ist bequem, der zur dritten nicht mehr so richtig. Den Innenraum gibt es für alle Karosseriefarben nur in der Farbe Anthrazit, mit qualitativ hochwertigen Materialien und von guter Verarbeitung. Alle sieben Sitze sind Einzelsitze und in der zweiten und dritten Reihe umklapp- und ausbaubar. Die Kopfstützen der zweiten und dritten Reihe sind aber der Sicht nach hinten nicht gerade förderlich. Über mangelnden Platz kann man sich in keiner der drei Sitzreihen beklagen, selbst in der letzten Reihe bleibt reichlich Kniefreiheit. Die Kopffreiheit ist ohnehin in allen drei Sitzreihen des 1,79 m hohen Van über jeden Zweifel erhaben. Die Sitzposition ist van-mäßig hoch, die Sitze gut konturiert, bieten guten Seitenhalt und sind mit Velours bezogen.

Das Cockpit ist nicht originell, dafür aber funktional. Alle Schalter und Anzeigen sind gut ablesbar und bedienbar. Die Heckklappe öffnet nicht gerade überragend hoch: Ab 1,85 m Körpergröße ist Vorsicht geboten, sonst macht der Kopf mehr oder weniger unsanfte Bekanntschaft mit der Klappe.

Die Ladekapazitäten reichen von 294 Liter des Siebensitzers über 866 Liter als Fünfsitzer bis Fensterunterkante beladen, 1.600 Liter dachhoch beladen bis hin zu über 2.500 Liter hinter den Vordersitzen (bei dachhoher Beladung versteht sich). Die maximal erlaubte Zuladung liegt bei 615 kg. Sechs Verzurrösen ermöglichen das Sichern des Gepäcks im Laderaum.

Alles in allem ist der MPV ein komfortabler Van. Zur umfangreichen Serienausstattung gehören die funkfernbediente Zentralverriegelung, fünf Sitze, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, wärmedämmende Colorverglasung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorne und hinten und die Dachreling. Die Exclusive-Ausstattung umfasst eine Außentemperaturanzeige, das modulare Mazda Audio System, eine zusätzliche Heizung im Fond, ein zusätzliches Ablagefach unterm Beifahrersitz, beleuchtete Spiegel in den Sonnenblenden, Leichtmetallfelgen, Lenkrad, Schalthebelknauf und Bremshebel in Leder sowie Carboneffekt-Dekor in der Mittelkonsole und um die Schalter der Fensterheber. Das Touring-Paket beinhaltet zwei ausbaubare Komfort-Einzelsitze (Quick-Out-Funktion) für die dritte Sitzreihe, eine zusätzliche Klimaanlage im Fond, Touring Computer und abgedunkelte Seitenscheiben hinten. Als Sonderausstattung verfügt unser Testwagen über ein Navigationssystem mit Radio, Cassetten- und CD-Spieler anstelle des Mazda Audio Systems sowie über ein elektrisches Glasschiebedach, welches es aber nur in Verbindung mit dem Touring-Paket gibt.

 

Der 2,3-Liter-Ottomotor mit 141 PS lässt den MPV wesentlich elastischer wirken als der 2-Liter-Turbodiesel (100 PS) den 200 kg leichteren Premacy. An Antritt und Durchzugsvermögen mangelt es dem über 1,6 t schweren Van relativ gesehen kaum. Auch die Leistungsentfaltung über das ganze Drehzahlband geht in Ordnung. Man muss natürlich berücksichtigen, dass ein 4,78-m-Van von 1.655 kg kein Renner sein kann. Von Null auf Tempo 100 braucht er 12,8 Sekunden, das ist für einen Lastesel recht ordentlich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h und ist langstreckentauglich. Ein Muster an Laufruhe ist der Motor allerdings nicht gerade. Schön zu Schalten ist das manuelle Fünfgang-Getriebe, zumindest in den Vorwärtsgängen. Der Rückwärtsgang ist etwas hakelig.

Natürlich ist der Benziner in Verbindung mit der großen, schweren Karosserie ein durstiger Geselle: 13,3 Liter Superbenzin genehmigt er sich je 100 km Stadtverkehr, 8,2 Liter sind es außerorts – und das bei ökonomischer Fahrweise. Im gemischten Verbrauch nach EU-Norm konsumiert er 10,1 Liter je 100 km. Dafür erfüllt er aber immerhin die Abgasnorm EU4. Wer es ökonomischer mag, kann auf den 2-Liter-Common-Rail-Diesel mit 136 PS zurückgreifen, der im Schnitt nach EU-Norm immerhin drei Liter weniger je 100 km verbraucht, aber dafür nur die Abgasnorm EU3 erfüllt.

 

Das Fahrwerk des MPV gefällt um Längen besser als das des Premacy. Die servounterstützte Zahlstangen-Lenkung ist direkter ausgelegt und vermittelt – trotz der großen Karosserie – eine mächtige Portion Fahrspaß. Zielgenau lässt sich der Fronttriebler um Biegungen und Kurven dirigieren – und zwar handlich und problemlos in Anbetracht seiner Größe. Der Wendekreis ist recht groß, was bei 2,84 m Radstand nicht verwundert.

In zu schnellen Kurven verlegt er sich frühzeitig auf ein leichtes Untersteuern, um dem Fahrer den nahenden Grenzbereich anzuzeigen. Plötzliche Spurwechsel absolviert er sicher und mit nur geringer Seitenneigung, ebenso sicher schert er auf die alte Spur wieder ein.

In puncto Fahrkomfort ist der MPV eher straff ausgelegt, damit sich die hohe Karosserie in schnellen Kurven nicht so sehr neigt. Dennoch ist die Abstimmung sehr gelungen, denn außer straff ist sie auch ausreichend komfortabel, um kleine Unebenheiten locker glatt zu bügeln.

Unser Testwagen stand auf 15-Zoll-Räder mit 205/65er Serienbereifung. Die Bremsanlage (innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) ist zwar nicht der zeitgemäße Stand der Technik, jedoch gibt sie in Ansprechen, Dosierbarkeit und Wirkung keinen Anlass zur Beanstandung und verzögert prompt und spurtreu.

Sicherheit bietet den Insassen die Ganzstahlkarosserie mit energieabsorbierender Front- und Heckpartie, Sicherheitsfahrgastzelle und Seitenaufprallschutz. Kopfstützen gibt es auf allen Sitzen, Drei-Punkt-Gurte auf allen sechs Außenplätzen, der Mittelsitz in der zweiten Reihe verfügt nur über einen Beckengurt. Front- und Seitenairbags vorne und Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den Außenplätzen der zweiten Reihe runden das Paket für den Insassenschutz ab. Den Fahrer unterstützen Fahrwerksregelsysteme wie ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremskraftverstärker sowie die Traktionskontrolle TCS. Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP (heißt bei Mazda DSC) ist leider für den MPV nicht verfügbar.

 

Der Mazda MPV ist mit 2,3-Liter-Benzinmotor ab 23.950 Euro, mit 2-Liter-Common-Rail-Diesel ab 26.140 Euro zu haben. In der gehobenen Ausstattung Exclusive schlägt der MPV mit Preise ab 25.350 Euro (für den Benziner zu Buche). Dazu kommt das Touring-Paket Exclusive für 1.100 Euro. Als Sonderausstattung kosten Metallic-Lackierung, Navigationssystem und das elektrische Glasschiebedach Aufpreis.

Mazda gibt drei Jahre Gewährleistung auf das Neufahrzeug (bis 100.000 km) und den Lack, sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis ist eine Anschlussgarantie für bis zu weitere zwei Jahre (ohne Kilometerbegrenzung) zu haben. Lebenslang gewährt Mazda Pannenhilfe für ordnungsgemäß gewartete Fahrzeuge – europaweit. Die Versicherungen stufen den MPV in die Typklassen 15 / 19 / 33 (KH / VK / TK) ein.

© Mai 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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