Testbericht.
VW Polo 3 Variant 1.6 Comfortline
Handlicher Taschenkombi fürs Praktische
Von Petra Grünendahl
Mit seinen 4,13 m Länge ist der Polo Variant fast so lang der Golf, aber etwas schmaler (1,64 m). Taschenformat hat der Kleinwagen-Kombi. Seit Juli 1997 ist der kleinste Volkswagen-Kombi nun auf dem Markt. Nicht viel hat sich äußerlich geändert mit dem Facelift im letzten Herbst. Die Blinker vorne sind jetzt weiß. Innen hat der Variant ebenso wie der Steilheck-Polo die runden Armaturen aus Beetle und Lupo übernommen, Armaturenbrett und Mittelkonsole sind ansprechender gestylt. Mit einem 1,4-Liter-60 PS-Motor beginnt die Motorenpalette und endet beim 1.9 TDI mit 110 PS; die Ausstattungen reichen vom Basis-Modell über Trendline und Comfortline bis zum Top-Modell Highline. Wir fuhren den Polo Variant in Mercatoblau metallic und Comfortline-Ausstattung mit einem 1,6-Liter-Ottomotor (100 PS).
Handlich, vernünftig und praktisch sind Armaturenbrett und Mittelkonsole gestaltet. Alles ist, wo es sein soll: Gut im Blick und gut im Griff. Lediglich die Fensterheber sitzen vielleicht etwas tief in der Mittelkonsole. Praktisch und unempfindlich ist der Innenraum gestaltet: Kunststoffgrau in zwei Schattierungen und die flanellgrauen Teppiche wirken wohltuend dezent zu den fast schon poppigen farbigen Sitzen. Die Stoffsitzbezüge im „Anton Pünktchen“-Design Blau / Flanellgrau halten was aus. Nur die helleren flanellgrauen Teppiche sehen schnell schmutzig aus, aber sie können leicht herausgenommen und ausgeklopft werden.
Die Vordersitze sind höhenverstellbar (Comfortline-Serienausstattung) und beheizbar (gegen Aufpreis). Ablageflächen und Fächer gibt es reichlich: in den Türen, in der Mittelkonsole sowie das (etwas klein geratene) Handschuhfach bieten ausreichend Stauraum.
Überzeugend ist vor allem die innere Größe des Kleinwagen-Kombis. Das Platzangebot ist vorne wie hinten akzeptabel, zumindest solange vorne keine Riesen sitzen. Für drei Passagiere wird es auf der Rückbank etwas enger, auch verfügt der mittlere Platz nur über einen Beckengurt und hat keine Kopfstütze.
Der Polo hat aber als Kombi mit 390 Litern einen großen Laderaum. Zum Vergleich: der Golf fasst 350 Liter Ladung, der Steilheck-Polo sogar nur 245 Liter. Da passt schon was rein. Über eine Ladebreite von 1,07 m geht es in den Laderaum. Dahinter wird es nach respektablen 1,25 m zwischen den Radkästen wieder etwas enger (88 cm). Mit nach vorne hochgeklappten Rücksitzen und umgeklappter Rücksitzlehne entsteht eine ebene Ladefläche. Bei gemäßigter Einstellung der Vordersitze und umgeklappter Rückbank erhält man 1,46 m Ladetiefe, bis 1,57 m sind möglich, wenn kurzbeinige Personen vorne sitzen. Das ergibt bei dachhoher Beladung und Vordersitzen bis zum Anschlag stolze 1.250 Liter Laderaum. Rückbank und –lehne sind geteilt umlegbar: 1 zu 2 mit dem größeren Teil hinter dem Beifahrersitz. Allerdings sind lediglich 332 kg Zuladung möglich.
Bei hochgestellter Rückbank bleiben 94 cm Ladetiefe. Gute 72 cm Ladekante erschweren allerdings das Einladen gewichtiger Güter. Hinter der Ladekante, die mit lackschützendem Kunststoff überzogen ist, geht eine Stufe etwa 22 cm in die Tiefe. Schlecht fürs Einladen, aber gut für die Karosseriefestigkeit, die kleinere Fahrzeuge sonst nicht bieten könnten. Der Laderaum ist mit Teppich ausgekleidet, damit die Ladung nicht verrutsch. Verzurrösen erleichtern das Sichern des Gepäcks, eine Laderaumabdeckung schützt vor neugierigen Blicken, ein Gepäcktrennnetz zum Schutz bei dachhoher Beladung gibt es leider nicht. Eine 12-Volt-Steckdose und seitliche Taschen hinter Netzen vervollständigen die Nutzbarkeit des Kofferraums.
Stoßfänger und Seitenschutzleisten sind in Wagenfarbe lackiert: Das sieht zwar gut aus, aber ist auch etwas kratzempfindlich. Praktisch ist das Dachträgersystem (Sonderausstattung), doch sind auch hier die auf dem Dach angebrachten Schutzleisten mittlerweile in Wagenfarbe lackiert.
Der 100 PS starke 1,6-Liter-Motor bringt den Fronttriebler auch bei voller Beladung gut in Schwung. Von 0 auf 100 kommt er in 11,1 Sekunden, bei 186 km/h wird dem Vortrieb ein Ende gesetzt. Das Fünfgang-Schaltgetriebe ist eher auf sparsam, denn auf temperamentvoll übersetzt. Recht lange Schaltwege trüben die Freude an der leichtgängigen und präzisen Schaltung ein wenig, aber andererseits ermöglicht der durchzugsstarke Motor ein bequem schaltfaules Fahren. Der Verbrauch des unbeladen über 1,2 t schweren Kombis liegt in der Stadt bei 11,1 Liter Superbenzin, insgesamt bei 8 Liter Super nach EU-Norm (Herstellerangabe). Man kann den Wagen auch bei leichter Leistungsminderung mit Normalbenzin (ROZ 91) fahren. Er erfüllt die D4-Abgasnorm.
Die servounterstützte Lenkung arbeitet leichtgängig im Stand und bei niedrigen Drehzahlen, direkter hingegen in Fahrt. Dadurch lässt er sich präzise um Ecken und Kurven dirigieren. Die Bremsen (innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) packen gut zu.
Spielend nimmt der Polo Variant dank seiner direkten Lenkung zielgenau jede Kurve, schiebt, wenn zu schnell unterwegs, etwas über die Vorderräder, verhält sich aber ansonsten völlig neutral. Stabilisatoren vorne und hinten (hinten erst ab 100 PS-Motoren) sorgen für eine ruhige Straßenlage, auch von plötzlichen Spurwechseln ist der kleine Kombi nicht aus der Ruhe zu bringen. Die Federung ist nicht unbedingt auf Komfort getrimmt, jedoch fährt sich der Wagen gut und angenehm.
Optimale Sicherheitsausstattung bietet der Kombi-Polo für vier Passagiere: Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Außenplätzen, vorne sogar mit Gurtstraffern. der mittlere Platz ist auch gegen Aufpreis nicht mit Kopfstütze zu bekommen und nur mit Beckengurt gesichert. Versteifungsprofile in den Seitentüren, Verformungszonen vorne und hinten, Sicherheitslenksäule, elektronische Wegfahrsperre und Frontairbags sind Serie, Seitenairbags gibt es gegen Aufpreis. ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBV), Bremskraftverstärker gibt es ebenfalls ab Werk, die elektronische Differentialsperre (EDS) gegen Aufpreis.
Ab 25.900 Mark ist der Polo Variant zu haben, in Basis-Ausstattung mit 60 PS. Für 100 PS sind schon 29.300 Mark hinzulegen, mit Comfortline-Ausstattung wie unser Testwagen fängt es bei 30.750 Mark an. Dazu kommen 2.090 Mark für die Klimaanlage, 785 Mark für das Dachträgersystem, 460 Mark für Seitenairbags und 650 Mark für die Metallic-Lackierung. Die Textilfußmatten und die geteilten Rücksitze sind Serie. Das „Auf & zu“-Paket mit elektrischen Fensterhebern vorn und funkfernbedienter Zentralverriegelung mit Zentralschließung von innen ist in der Comfortline-Version ebenso enthalten wie das „Licht & Sicht“-Paket mit Nebelscheinwerfern, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln sowie beheizten Scheibenwaschdüsen vorn. Das Radio gamma kostet 1.375 Mark. Die Vordersitze sind höheneinstellbar, für die Sitzheizung legt man noch einmal 475 Mark hin. Damit kommt unser Testwagen auf einen Listenpreis von 36.585 Mark: Ein Volkswagen kosten nun mal sein Geld.
Mit den Versicherungseinstufungen von 16 / 17 / 19 (H / V / T) ist er günstiger als seine Konkurrenten Seat Cordoba Vario und Fiat Palio Weekend. Garantien gibt VW ein Jahr ohne Kilometerbegrenzung auf den Wagen sowie alle beim Händler eingebauten Ersatzteile, drei Jahre auf den Lack der Karosserie und 6 Jahre gegen Durchrostung. Darüber hinaus gibt es eine Mobilitätsgarantie, die sich nach einem Jahr durch die Inspektion beim VW-Service um ein weiteres Jahr verlängert.
© März 2000 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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