Opel Meriva 1.6

Testbericht.
Opel Meriva 1.6 Enjoy
Kompaktes Raumangebot
Von Petra Grünendahl

Der mit 4,04 m sehr kompakte Minivan basiert auf Opels Kleinwagen, dem Corsa. Mit ihm will sich Opel unterhalb des Kompaktvans Zafira mit maximaler Flexibilität und hohem Nutzwert etablieren. Intelligente Raumkonzepte tragen – wie schon bei Zafira und Signum – ihren Teil dazu bei. Zum Test stand uns ein Meriva 1.6 (mit 87 PS) in Enjoy-Ausstattung und der Zweischicht-Mineraleffekt-Lackierung Ultrablau zur Verfügung.

 

Der Zugang zum Minivan über vier Türen und Heckklappe ist natürlich klasse. Die Übersicht nach vorne geht ja in Ordnung, aber nach hinten sollte man sich die optionale Einparkhilfe gönnen. Die Sitzposition in der 1,62 m hohen Karosserie ist – wie in jedem Van – recht hoch. Die Sitze sind mit strapazierfähigem Stoff in Brillantblau bezogen und vorne wie hinten recht straff. Die Frontsitze sind gut konturierte Einzelsitze, die guten Seitenhalt bieten, aber leider eine recht kurze Auflagefläche haben, hinten sitzen bis zu drei Passagiere auf einer Bank. Wobei das „bis drei“ wohl eher als Lösung für kurze Strecken angesehen werden sollte, auch wenn der Mittelsitz mit Drei-Punkt-Gurt und Kopfstütze ausgerüstet ist. Wenn man den mittleren Sitz hinten allerdings nach unten verschwinden lässt, finden zwei Passagiere großzügige Einzelsitze mit ausreichender Knie- und Kopffreiheit vor.

Größtmögliche Flexibilität bietet das FlexSpace-Konzept der Rückbank: Sie besteht aus drei Einzelsitzen, die nach unten weggeklappt und vollständig versenkt werden können. Alle drei Sitzlehnen sind einzeln umklappbar. Die äußeren Sitze sind nach Verschwindenlassen des Mittelsitzes längs-, quer- und neigungsverstellbar. Die vollständig versenkbaren Sitze geben im Zweifelsfalle über die volle Breite und Länge einen ebenen Laderaumboden frei. Damit erhöht sich das Gepäckraumvolumen von 350 auf 1,410 Liter. Unter der Laderaumboden- abdeckung befinden sich zusätzliche Fächer für Warndreieck, Erste-Hilfe-Kasten, Gepäcksicherungsnetz sowie Kleinkram, der nicht so offensichtlich im Laderaum untergebracht werden soll. Die Enjoy-Ausstattung verfügt zudem über einen umklappbaren Beifahrersitz, der die Beladung bis zum Armaturenbrett gewährleistet.

 

Das Cockpit ist einfach und funktional gestaltet. Alles ist übersichtlich, Bedienschalter leicht zu finden. Ablagen finden sich ab der Serienversion im Handschuhfach, in allen vier Türen, zwischen Vordersitzen und Türen sowie in zwei seitlichen Fächern mit Netz im Gepäckraum, dazu kommen die Fächer unter dem Gepäckraumboden. In der Enjoy-Ausstattung kommen Ablagetische und Netze an den Rückseiten der Vordersitze, der Travel-Assistant (verschiebbare Mittelarmlehne im Fond mit isoliertem Staufach) sowie das Komfort-Paket mit einem Ablagefach unterm Beifahrersitz, Brillenhalter im Dachhimmel an der Fahrerseite und dem Gepäcksicherungsnetz für den Laderaum dazu.

Schon in der Basisausstattung verfügt der Meriva die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, funkfernbediente Zentralverriegelung und Wärmeschutzverglasung sowie das innovative FlexSpace-Sitzkonzept und die Follow-me-home-Lichtfunktion. Ab der Ausstattungsvariante Enjoy kommen elektrische Fensterheber zumindest für vorne dazu (hinten gibt es nur gegen Aufpreis), der umklappbare Beifahrersitz, das Komfort-Paket mit Ablagefach unterm Beifahrersitz, Brillenhalter und Gepäcknetz, Ablagetische an den Vordersitzen sowie der Travel-Assistant (verschiebbare Mittelarmlehne im Fond). Aufpreis kosten getönte hintere Scheiben, Xenon-Scheinwerfer (inkl. Nebelscheinwerfer), Lederlenkrad, Klimaautomatik, CD-Radio und das DVD-Car-Entertainment-System AutoVision.

 

Der 1,6-Liter-Motor mit 87 PS ist die Einstiegsmotorisierung der Baureihe. Bis 125 PS reicht die Motoren-Palette. Mit seinen 87 PS reißt der Meriva natürlich keine Bäume aus, aber als Basismotorisierung ist sie in Ordnung: Im Antritt ebenso wie im Durchzug oder in der Leistungsentfaltung. Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h schafft er in 14,5 Sekunden, bei 170 km/h erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit.

Für einen Vierzylinder läuft der drehfreudige Motor recht ruhig, kultiviert und sehr vibrationsarm, wobei die Dämmung zum Motorraum hin bei Kleinwagen natürlich nie die beste ist. Das manuelle Fünfgang-Getriebe lässt sich leicht, ist aber nicht immer ganz präzise schalten. Die Abstufungen der Gänge sind eher sportlich kurz, um dem immerhin 1.350 kg schweren Wagen einen akzeptablen Antrieb zu geben.

Der Verbrauch des 87-PS-Motors liegt geringfügig über dem des gleichgroßen Ecotec-Motors mit 100 PS: 10,5 Liter Superbenzin je 100 km innerorts, 6,2 Liter außerorts sowie 7,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm bei ökonomischer Fahrweise. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4. Es stellt sich natürlich die Frage, ob sich nicht angesichts eines Mehrpreises von 785 Euro der sparsamere und durchzugsstärkere 1,6-Liter-Ecotec-Meriva mit 100 PS (Durchschnittsverbrauch: 7,5 Liter Superbenzin je 100 km) lohnt. Der lässt sich vor allem in der Stadt sparsamer fahren (Verbrauch 9,9 Liter, alles Herstellerangaben).

 

Der Frontantrieb macht den Meriva zu einem recht problemlosen Begleiter. Die Lenkung ist direkt ausgelegt, folgt genau den Lenkbefehlen des Fahrers und bringt auf kurviger Strecke richtig Spaß. Trotz der direkten Lenkung will nicht so recht ein Fahrbahnkontakt rüber kommen, denn das Fahrwerk ist recht weich und komfortabel ausgelegt.

Im Fahrverhalten ist der Meriva sehr problemlos zu handhaben, allerdings sind dank des weichen Fahrwerks hier Grenzen gesetzt, was plötzliche Lenkmanöver oder enge Kurven bei höheren Geschwindigkeiten angeht. Allerdings sind das immer noch Grenzbereiche, in denen sich der Fahrer üblicherweise nicht aufhält. Plötzliche Spurwechsel absolviert er sicher und spurtreu, wenn auch mit deutlicher Karosserieneigung. Ebenso verhält er sich beim anschließenden Wiedereinscheren. Beim Slalom fährt er auch zügig eine schöne, saubere Linie, aber man spürt schon, wann man nicht mehr schneller werden sollte.

Anstelle der serienmäßigen Reifen im Format 175/70 R 14 stand unser Testwagen auf 15-Zoll-Leichtmetallfelgen mit 185/60er Bereifung. Die bieten mehr Traktion und Seitenführung in den Kurven. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sprechen gut an, sind gut dosierbar, könnten aber – trotz Bremsassistent – besser verzögern. Der 87-PS-Meriva verfügt – leider wie so oft – als schwächere Motorisierung über kleinere Bremsscheiben als der 100-PS-Ecotec-Meriva, was sich natürlich in längeren Bremswegen niederschlägt.

Der Meriva ist in der Fahrwerksabstimmung eher komfortabel, was eine recht deutliche Seitenneigung in Kurven sowie einen nicht ganz so guten Fahrbahnkontakt zur Folge hat. Ein strafferes Fahrwerk würde dem Meriva nicht schaden, brächte aber zusätzliche Sicherheitsreserven.

Passive Sicherheit im Falle eines Unfalles bieten die Sicherheitskarosserie mit Rundumschutzsystem aus computerberechneten Knautschzonen, verwindungssteifer Fahrgastzelle, Stahlrohrverstärkungen in den Türen, Kindersicherung und zwei Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten, fünf Kopfstützen und fünf Dreipunktgurte sowie Front- und Seitenairbags vorne. Als Sonderausstattung gibt es ein Full-Size-Kopfairbag-System vorn und hinten inklusive aktiver Kopfstützen vorne sowie die Isofix-Kindersitzvorrüstung für den Beifahrersitz inklusive Sitzbelegungserkennung. Fahrassistenzsysteme für aktive Sicherheitsreserven umfassen ABS, elektronische Bremskraftverteilung Bremsassistent und ESP. Das ESP ist allerdings im Meriva nur gegen Aufpreis inklusive, die Traktionskontrolle TC plus ist nur für den 1,8-Liter-Benziner (125 PS) sowie den 1,7-Liter-Common-Rail-Diesel – bei beiden aber als Serienausstattung – verfügbar.

 

Ab 13.995 Euro steht der Meriva in der Preisliste – mit 1,6-Liter-Basismotor und Grundausstattung. Die Enjoy-Ausstattung kostet 715 Euro mehr. Aufpreis kosten die Zweischicht-Mineraleffekt-Lackierung, Klimaanlage/Klimaautomatik, CD-Radio und das Unterhaltungssystem AutoVision.

Der Meriva muss alle 30.000 km (oder alle zwei Jahre) zum Service-Check, eine serienmäßige Service-Intervall-Anzeige gibt einen Hinweis, wenn die Inspektion fällig wird. Opel gibt zwei Jahre Garantie auf dem Wagen, zwölf Jahre gegen Durchrostung und einen Mobilservice für bis zu sieben Jahre beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Versicherungen stufen den Meriva in die Typklassen 13 / 14 / 15 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.

© September 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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