Rover 45 Style

Testbericht.
Rover 45 Style 1.6
Britischer „Lang“läufer, Teil 2
Von Petra Grünendahl

Der Rover 45 ist die Stufenheckversion des Rover 25. Zudem gibt es den Rover 45 als Fünftürer (Fließheck). Beide basieren wie der Rover 25 auf dem alten Honda Civic aus Zeiten, als in England noch die Japaner das Sagen hatten. Nach einigen Jahren als BMW-Tochter ist Rover seit ein paar Jahren wieder selbstständig und „englisch“. Ein Facelift und rund 40 Prozent neue Teile zu BMW-Zeiten haben den Rover 45 optisch an den Rover 75 angeglichen, ihm ein einheitliches Markengesicht gegeben und ihn technisch aufgefrischt. Wie der Rover 45 heute dasteht versuchten wir, in einem Sondermodell Style mit 1,6-Liter-Motor in der Metallic-Lackierung Royal Blue herauszufinden.

 

Vier Türen bieten bequemen Zugang für Front- und Fondpassagiere. Die Übersicht über die Karosserie ist für den Fahrer nicht berauschend, eine Einparkhilfe für hinten wird als Option angeboten und macht Sinn. Die Sportsitze vorne sind maßgeschneidert auf schlanke Leute, straff, gut konturiert und bieten exzellenten Seitenhalt. Auf der Rückbank sind die Außenplätze gut konturiert und etwas weicher als vorne. Der Mittelsitz ist nicht besonders bequem, zwar mit Drei-Punkt-Gurt versehen, aber ohne Kopfstütze – also mehr für den Notfall. Das Platzangebot ist für normal Gewachsene ausreichend, große Passagiere vorne schränken aber hinten die Kniefreiheit ein.

Das Armaturenbrett wirkt schlicht, ist aber gut verarbeitet. Anzeigen sind gut einzusehen, Bedienschalter sind nicht so reichlich vorhanden und damit übersichtlich. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die „Trennung“ der beiden Schalter für die elektrischen Fensterheber: für die Fahrerseite befindet er sich an der Fahrertür, für die Beifahrerseiten auf dem Mitteltunnel vor dem Bremshebel, damit auch der Beifahrer drankommt und man einen zweiten Knopf sparen kann.

Mit Ablagen für die Unterbringung des nötigen Kleinkrams sind die Frontpassagiere gut ausgestattet: Handschuhfach, Fächer in den Vordertüren, eine Klappe seitlich unter dem Lenkrad sowie zwei Getränkedosenhalter zwischen den Sitzlehnen. Die Fondpassagiere haben besser keinen Kleinkram zu verstauen. Die Kartentaschen an den Rückseiten der Vordersitze, über die die Serien-Limousine verfügt, entfallen bei den Sportsitzen des Style-Modells. Der Laderaum ist sehr geräumig, gut nutzbar und fasst 470 Liter Gepäck bei einer maximalen Zuladung von 460 kg.

Die Serienausstattung des Rover 45 umfasst die kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und elektrisch einstellbare, beheizbare Außenspiegel sowie eine Radiovorbereitung mit Antenne und Lautsprechern. Einen Spiegel gibt es – nicht mehr ganz zeitgemäß – nur in der Sonnenblende des Beifahrers. Die Sonderausstattung „Style“ kommt serienmäßig mit Sportsitzen in Alkantara-Leder (blau-schwarz), Schaltknauf und Lenkrad mit Lederüberzug, den Metallic-Lackierungen Starlight Silver oder Royal Blue, einem Radio mit CD-Spieler sowie 15-Zoll-Leichtmetallrädern.

 

Der 1,6-Liter-Motor mit 109 PS ist ein akzeptabler Motor für den Rover 45, tut sich aber mit den nur 6 PS mehr schwerer mit dem 100 kg gewichtigeren Wagen als der 1,4-Liter-Motor mit dem leichteren Rover 25. Der Vierzylinder läuft gut, ist aber konstruktionsbedingt wie die meisten Vierzylinder kein Muster an Laufruhe und Vibrationsarmut. Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung gehen in Ordnung und sind für ein zügiges Fortkommen gut.

Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 10,9 Sekunden verspricht keinen Sprinter, aber solide Fahrleistungen. Das gilt ebenso die Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Im Verbrauch ist er gesittet: 9,4 Liter Superbenzin je 100 km in der Stadt, 5,6 Liter außerorts und 7 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm, das alles bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt nur die Abgasnorm EU3.

Die manuelle Fünfgang-Schaltung schaltet sich gut und ausreichend präzise. Die Schaltwege sind nicht zu lang, sehr gewöhnungsbedürftig ist dagegen der lange Pedalweg der Kupplung.

 

Der Rover 45 verfügt über Frontantrieb. Guter Geradeauslauf sowie eine eher direkt ausgelegte, präzise Lenkung zeichnen den Briten aus. Auch enge Kurven legt er spurtreu zurück, bei sehr flotter Gangart kündigt ein leichtes Untersteuern etwas deutlicher als beim 100 kg leichteren Rover 25 den kommenden Grenzbereich an. Sehr neutral und weitgehend problemlos lässt sich der Rover 45 führen. Plötzliche Spurwechsel meistert er sicher, beim folgenden Wiedereinscheren drängt er allerdings (anders als der Rover 25) etwas mit dem Heck nach außen. Ähnlich verhält er sich beim zügigen Slalom, was aber durch ein nur leichtes Absenken des Tempos wirksam unterdrückt werden kann.

Der Rover 45 ist nicht ganz so straff wie sein sportlicher Bruder MG ZS, aber dennoch eher sportlich gefedert als komfortabel. Die direkte Lenkung in Verbindung mit dem strafferen Fahrwerk bieten guten Fahrbahnkontakt. Das straffere Fahrwerk garantiert eine sichere Straßenlage, da der Rover 45 außer Servolenkung und ABS über keine Fahrwerksregelsysteme verfügt.

Das Sondermodell Style steht serienmäßig auf 15-Zoll-Leichtmetallrädern im Format 195/55 (Serie im Basismodell ist 185/65 R14). Im Zusammenspiel mit dem aus Sicherheitsgründen eher sportlich straff abgestimmten Fahrwerk bleibt immer noch ausreichender Komfort. Kleine Unebenheiten filtert das Fahrwerk sauber weg, größere dringen deutlicher zu den Passagieren durch. Die Bremsanlage (Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten) entspricht wie im Rover 25 nicht mehr heutigem Stand der Technik und tut sich auch mit dem immerhin 100 kg gewichtigeren Rover 45 ein bisschen schwerer. Immerhin gibt es ABS, eine elektronische Bremskraftverteilung oder ein Bremsassistent sind aber nicht verfügbar.

Passive Sicherheit bietet der 45 den Insassen durch Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätzen, Kopfstützen auf allen Außenplätzen sowie Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere. Die Sicherheitsausstattung in puncto Fahrassistenzsysteme ist bescheiden und nicht mehr zeitgemäß: Außer dem hervorragenden, sicheren Fahrwerk unterstützt lediglich ABS und Servolenkung den Fahrer. Eine Traktionskontrolle oder ESP ist nicht verfügbar. Außer der Wegfahrsperre verfügt der Rover 45 serienmäßig über eine Alarmanlage.

 

Ab 15.555 Euro steht der viertürige Rover 45 in den Preislisten in der Basisausstattung „Classic“ mit dem 1,4-Liter-Benzinmotor mit 103 PS. Der 1,6-Liter-Motor ist ab 16.375 Euro zu haben, die Sonderausstattung „Style“ ist mit Preisen ab 17.380 Euro taxiert, was einem Preisvorteil von 2.595 Euro für ein vergleichbar ausgestattetes Modell entspricht. Die Versicherungen stufen den Rover 45 in die Typklassen 15 / 19 / 33 (KH / VK / TK) ein.

Rover gibt drei Jahre Garantie auf den Wagen (mit Mobil-Service) sowie sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Wartungsintervalle betragen 25.000 Kilometer bzw. ein Jahr.

© September 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
Dieser Beitrag wurde unter Auto-Redaktion, Fahrbericht, Fahrzeugtest abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen