Fahrbericht.
Lada 4×4 Urban
Einer der letzten wirklichen Geländegänger:
In Freizeitkleidung statt Blaumann
Von Petra Grünendahl
Fahrzeug und Ausstattung
Der Urban wirkt zwar massiver als der normale Lada 4×4, ist auch einen Zentimeter breiter, aber doch auch acht Zentimeter kürzer. Der Grund: Die mächtiger wirkenden Stoßfänger liegen enger an der Karosserie an als die filigraneren beim Lada 4×4. Guten Zugang zum Innenraum des 3,64 Meter langen Dreitürers haben vor allem dir Frontpassagiere. Die 22 Zentimeter Bodenfreiheit machen sich allerdings schon bemerkbar, vor allem beim Einstieg in den Fond, wo zwei „Hinterbänkler“ Platz finden. Die Übersicht über die Karosserie ist recht ordentlich, auch dank der hohen Sitzposition, die vor allem der hohen Bodenfreiheit geschuldet ist. Das Platzangebot geht in beiden Reihen für normal gewachsene Personen in Ordnung. Der Laderaum fasst 263 Liter hinter der Rücksitzbank unter der Laderaumabdeckung. Mit umgeklappter Rückbanklehne passen bis zur Fensterunterkante 504 Liter und dachhoch bis 982 Liter hinein. Mit einer erlaubten Zulandung von maximal 325 Kilogramm (zusätzlich zum Fahrer) erreicht er ein zulässiges Gesamtgewicht von knapp 1,6 Tonnen. Der Innenraum wirkt rustikal und robust. Hier scheint dann doch das Arbeitstier durch, das eine wenig pflegliche Behandlung nicht übel nimmt. Raus ins Gelände bei Regen und Matsch: Kein Problem! An der Verarbeitung ist nichts auszusetzen, die Materialqualität ist solide. Übersichtlich ist das Cockpit gestaltet, das vereinfacht die Bedienung. Die Serienausstattung umfasst elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber und Sitzheizung vorne sowie 16-Zoll-Stahlfelgen. Lenkrad und Mittelkonsole wurden gegenüber dem Lada 4×4 neu gestaltet. Serienmäßig kommt der Lada 4×4 mit einer Drei-Schlüssel-Variante: Tür, Wegfahrsperre und Anlasser. Gegen Aufpreis gibt es eine Zentralverriegelung – und wer noch ein paar Euros mehr drauflegt, bekommt sogar eine funkfernbediente Zentralverriegelung. Optional gibt es im Karosserie- und Lackschutzpaket Hohlraumversiegelung, Unterbodenschutz, Schutzleisten, Innenkotflügel, Schweller-/Steinschlagschutz Waxoyl, Trittschutzfolie am Einstieg sowie die Lackversiegelung 100 Plus (einzeln bestellbar). An Sonderausstattung sind darüber hinaus unter anderem Dachgepäckträger (wahlweise groß oder klein), ein elektrisches Faltschiebedach, Flankenschutzrohre in Chromoptik, Trittbretter in Chromoptik oder Schwarz, 15-Zoll-Stahlfelgen (für breiter dimensionierte Reifen), Laderaumtrenngitter, Gewehrhalter, Fußraumschalen und Wildwannen (groß oder klein), ein CD-Radio oder auch nur die einfache Radiovorbereitung mit Türlautsprechnern und Antenne verfügbar.
Motor und Antrieb
Einziger Antrieb ist ein 1,7-Liter-Ottomotor mit Multipoint-Einspritzung und 83 PS. Mit dem nur 1,3 Tonnen schweren Fahrzeug hat der Vierzylinder-Zweiventiler im Antritt leichtes Spiel. Recht flott ist man damit im Stadtverkehr unterwegs. Zieht es einen jedoch mehr auf die Landstraße, wird der Vortrieb schon zäher. Er braucht Drehzahl, denn sein maximales Drehmoment von 129 Newtonmetern liegt erst bei 4.000 U/min. an. Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der russische Geländegänger 19 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 137 km/h. Das reicht auf der Autobahn immerhin, um einen Lkw zu überholen. Für Fernfahrten ist der Lada 4×4 definitiv nicht gemacht. Der Motor ist kernig und man spürt ihn im Lenkrad: Zu den ruhigen Vertretern seiner Art zählt er nicht. Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe verlangt nach einer kräftigen Hand, lässt sich dafür aber präzise schalten. Der Motor würde sich vermutlich sogar mit Normalbenzin begnügen, so es das noch gäbe. Allerdings ist er kein Sparfuchs: Sein Verbrauch liegt bei 12,2 Litern Superbenzin auf 100 Kilometern innerorts, 8 Litern außerorts und 9,5 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Die Werte lassen sich aber wohl auch bei defensiver Fahrweise im Alltagsbetrieb erreichen, denn wo wenig Elektronik vorhanden ist, sind kaum Manipulationen möglich. Der Motor stammt aus einer Entwicklungskooperation mit Fiat und wurde als Motorblock 1993/1994 konzipiert. Natürlich wurde er weiterentwickelt und verfeinert, so dass er heute sogar die Abgasnorm Euro 6 erfüllt. Der CO2-Ausstoß beträgt allerdings dank des vergleichsweise hohen Verbrauchs stolze 216 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das nur für die Effizienzklasse G. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel. Wie alle Lada-Modelle kann man auch den 4×4 in allen Modellvarianten mit Autogas-Antrieb (LPG) umgebaut bestellen: Der Umbau erfolgt durch den Importeur Lada Automobile GmbH in seinem Technikzentrum in Buxtehude.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Ab 11.990 Euro steht der Lada 4×4 Urban in der Serienausstattung in den Preislisten. Damit kostet er 2.000 Euro mehr als der Lada 4×4 in Basisausstattung. Dafür bringt er ab Werk eine Zweischichtlackierung, Stoßfänger in Wagenfarbe, einen modifizierten Frontgrill, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, Sitzheizung vorne, ein Lenkrad in neuem Design sowie eine neu gestaltete Mittelkonsole mit Cupholder und Lesespots mit. Aufpreis kosten verschiedene Optionen aus dem Karosserie- und Lackschutzpaket sowie beispielsweise Dachgepäckträger, Laderaumtrenngitter, Gewehrhalter, Wildwanne oder Fußraumschalen, eine Radio-CD-Anlage sowie Zentralverriegelung (mit oder ohne Funkfernbedienung). Lada gibt eine zweijährige Garantie auf den Neuwagen. Die Inspektions- und Ölwechselintervalle liegen bei 15.000 Kilometern oder maximal einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 12 / 11 / 11 (KH / VK / TK) ein.
© März 2016 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl (9), Lada Automobile (2)
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