Testbericht.
Opel Astra K Sports Tourer 1.4 Ecotec DI Turbo Innovation
Sportlicher Fahrkomfort vom Allerfeinsten
Von Petra Grünendahl
Fahrzeug und Ausstattung
Nur um knappe 4 Millimeter in der Länge (auf 4,702 Meter) ist die Karosserie des Sports Tourers im Vergleich zum Vorgänger gewachsen. Den Radstand dagegen schrumpfte Opel gar um 23 Millimeter auf 2,662 Meter. Guten Zugang zum Innenraum bieten fünf Türen. Die beiden Sitzreihen bieten großzügige Platzverhältnisse für bis zu fünf Passagiere, wobei der mittlere Sitz im Fond angesichts gut konturierter Außenplätze etwas aufgebockt wirkt und vielleicht nicht unbedingt langstreckentauglich ist. Unbedingt langstreckentauglich sind die gut konturierten, nicht zu weich geratenen Komfortsitze vorne, die es an Seitenhalt auch in flotten Kurven nicht mangeln lassen. Wie heutzutage üblich ist die Übersicht verbesserungsbedürftig: Eine Einparkhilfe für vorne und hinten (zur Serienausstattung gehört ab der Edition-Linie die Einparkhilfe hinten) sowie eine Rückfahrkamera mit Lenkempfehlung tragen dazu bei.
Der Innenraum ist hochwertig von der Materialqualität und gut verarbeitet. Im Armaturenbrett setzen Dekorleisten in Chrom und Klavierlack farbliche Akzente. Das Cockpit ist aufgeräumt und übersichtlich gestaltet, was die Bedienung trotz der Vielzahl der Funktionen erleichtert. Neben reichlich Platz für die Passagiere kann der Astra Sports Tourer auch sehr ordentlich was an Ladung wegstecken. Mit 540 Litern Ladung unter der Laderaumabdeckung hinter den Rücksitzen schluckt er gute 40 Liter mehr als sein Vorgänger. Durch Umklappen der ab Basismodell serienmäßig asymmetrisch geteilten Rücksitzbank (hier optional dreifach geteilt) lässt sich das Gepäckabteil auf bis zu 1.630 Liter (plus 80 Liter) erweitern. Dafür ist allerdings der Tank mit 48 Litern Fassungsvermögen etwas kleiner geraten (vorher waren es 56 Liter). Vier Verzurrösen erleichtern das Sichern der Ladung. Sechs Ausstattungslinien stehen für den Astra zur Wahl, die Business-Variante läuft allerdings auf einer anderen Schiene als die fünf konventionellen Varianten. Ab der Basisausstattung Selection sind eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn, eine manuelle Klimaanlage, Wärmeschutzverglasung rundum, eine Dachreling sowie 15-Zoll-Stahlräder mit an Bord. Ab Edition gibt es dann zusätzlich den Bordcomputer, einen Parkpiloten hinten, Geschwindigkeitsregler und –begrenzer, das Radio R 4.0 (mit Touchscreen, USB-Anschluss und Bluetooth-Freisprecheinrichtung), Lenkradfernbedienung sowie 16-Zoll-Designräder. Ab der Active-Ausstattung kommen ein Lederlenkrad, eine verschiebbare Mittelarmlehne (mit Staufach), Nebelscheinwerfer, Licht- und Sicht-Paket (für den Innenraum bzw. Regensensor und Fahrlichtautomatik) sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder und OnStar-Telematikdienste (inklusive WLAN) dazu. Die nächste Variante Dynamic legt verchromte Fensterzierleisten und eine B-Säule in Hochglanzschwarz und 17-Zoll-Leichtmetaller drauf. drauf. Die Top-Ausstattung Innovation komplettiert das Ganze mit elektrisch anklappbaren Außenspiegeln, Zwei-Zonen-Klimaautomatik inkl. Fußraumheizung hinten, einem Parkpiloten für vorne und hinten, einer Frontkamera mit Verkehrzeichenerkennung, Kollisionswarner, Spur- und Spurhalte-Assistent sowie einer Rückfahrkamera. An optionaler Sonderausstattung hat unser Testwagen das Innovations-Paket IntelliLux Matrix-Licht (mit einem adaptiven LED-Frontlichtsystem mit intelligentem Fernlicht, mit Navi 900 IntelliLink Solar-Protect-Wärmeschutzverglasung und LED-Rückleuchten), das Assistenz-Paket (u. a. mit automatischem Parkassistenten, Erkennung von Parklücken, Toter-Winkel-Warner und Lenkleitlinien zum Einparken), das Innenraum-Paket (in drei Elemente geteilte Rückbanklehne, Mittelarmlehne hinten mit Durchlade-Möglichkeit, FlexFold-Rücksitzlehne und eine Geräusch reduzierende laminierte Frontscheibe), ein Winter-Paket (mit mehrstufiger Sitzheizung vorne und beheizbarem Lederlenkrad), einen schwarzen Dachhimmel und den Sport-Modus für Lenkung und Fahrwerk sowie schwarz lackierte 17-Zoll-Leichtmetallräder im „Fünf-Speichen“-Design.
Motor und Antrieb
Drei Ottomotoren zwischen 1,0 und 1,6 Litern Hubraum (mit einem Leistungsspektrum von 100 bis 200 PS) und ein 1.6er CDTI in vier Leistungsstufen zwischen 95 und 160 PS bilden die Motorenpalette. Unser 1,4-Liter-Ecotec-Benziner, ein Reihenvierzylinder mit „Direct Injection Turbo“, leistet 150 PS, ist die stärkste 1.4er Variante. Der 1.4er wurde für die neue Astra-Generation neu konstruiert: Ein Motorblock aus Aluminium spart neben der Leichtbau-Fahrzeugarchitiektur zusätzliches Gewicht ein. Insgesamt ist der Astra Sports Tourer der neuen Generation deutlich weniger gewichtig als sein Vorgänger, wodurch der Motor ein leichteres Spiel hat. Mehr als ordentlich ist er im Antritt, auch Durchzug- und Leistungsentfaltung gehen über das ganze relevante Drehzahlband sehr in Ordnung. Sein Drehmomentmaximum von 245 Newtonmeter liegt zwischen 2.000 und 4.000 U/min. an. Dabei läuft der Motor ruhig und vibrationsarm. Hochklassig ist auch die Geräuschdämmung: weder Motoren- noch Windgeräusche dringen störend bis in den Passagierraum vor. Das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe schaltet sich leichtgängig und präzise. Eine Hochschaltempfehlungsanzeige im Display unterstützt den Fahrer für ein effizienteres Vorankommen. Was fehlt, ist ein „Start-Stop“-System, welches der auch dadurch etwas sparsameren Ecoflex-Variante vorbehalten ist. Unser Sports Tourer beschleunigt aus dem Stand auf Tempo 100 in 8,7 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 215 km/h. Je 100 Kilometer im Stadtverkehr verbraucht er 7,2 bis 7,4 Liter Superkraftstoff; 4,5 bis 4,6 Liter sind es außerorts und 5,5 bis 5,6 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 127 – 130 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das „nur“ für die Effizienzklasse C, die Ecoflex-Variante mit „Start-Stop“-System schafft sogar die Effizienzklasse B.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Der Fronttriebler glänzt mit sehr gutem Geradeauslauf. Die feinfühlige elektrische Lenkung wird geschwindigkeitsabhängig servo-unterstützt und spricht direkt an. Präzise folgt der Sports Tourer den Lenkbefehlen des Fahrers. Funktionserweiterungen wie die Komfort-Regelung SRS (Smooth Road Shake), die etwaige Unwuchten an den Rädern erkennt und herausfiltert, oder die DPC-Kontrolle (Drift Pull Compensation), die verhindert, dass der Wagen – beispielsweise unter Seitenwindeinfluss – trotz gerader Lenkradstellung in eine Richtung zieht, sind wohl auch normalerweise eher im Premium-Segment zu finden. Im optionalen Sport-Modus spricht die Lenkung noch einen Tick direkter an und das Fahrwerk eine Spur straffer. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist an Ausgewogenheit kaum zu überbieten: Gelassen bügelt das Fahrwerk alle Unebenheiten klaglos glatt, das gilt im normalen wie im Sport-Modus. Gleichzeitig jedoch bietet es eine sichere Straffheit, die den Fahrer die flotte Kurvenhatz nicht nur spurtreu und solide, sondern auch mit einer gehörigen Portion Fahrspaß absolvieren lässt. Die neue Leichtbau-Fahrzeugarchitektur mit ihrer konsequenten Gewichtsreduzierung (von insgesamt rund 135 Kilogramm) fördert die Agilität im Handling, so dass der Neue noch einen Hauch mehr Fahrspaß bietet als der Vorgänger. Gleichzeitig erreichten die Entwickler aber auch ein Niveau an gehobenem Abrollkomfort, welches man eher in höherpreisigen Fahrzeugen vermutet. Seine sportliche Agilität erwartet man einfach, wenn man frühere Modelle der Baureihe kennt: Solide meistert er auch flott angegangene Kurven, solide zieht er seine Spur wie auf Schienen. Ganz minimal ist die Tendenz zum Untersteuern, für die man den Gasfuß noch ein wenig mehr bemühen muss. Plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver meistert er ebenso tadellos und leichtfüßig wie den Slalom, bei dem er sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Während das Basismodell noch auf 15-Zoll-Räder mit 195/65er Reifen steht, läuft unser Sports Tourer optional auf 17-Zöllern mit Breitreifen im Format 225/45. Auch diese tragen natürlich zur Fahrstabilität bei. Die Bremsanlage mit groß dimensionierten Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) spricht gut an und verzögert punktgenau und spurtreu. Anstelle einer Handbremse verfügt unser Modell über eine elektrische Parkbremse, die in der Top-Ausstattung Serie ist. Für ein hohes Maß an Karosseriesicherheit sorgen ultrahochfeste Stähle, die gleichzeitig zur Gewichtsreduzierung betragen. Definierte Lastpfade, Seitenaufprallschutz und gezielte Karosserieverstärkungen lenken im Falle eines Zusammenpralls Aufprallenergie von den Insassen ab. Im Innenraum schützen Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und höhenverstellbare Kopfstützen auf allen fünf Plätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags für vorne und hinten, Sicherheitslenksäule und Sicherheitspedale sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen (inkl. Top Tether) auf den Außenplätzen hinten. Auf der Beifahrerseite sind die Airbags deaktivierbar, so dass dort auch gefahrlos Kindersitze gegen die Fahrtrichtung montiert werden können. Im EuroNCAP erreichte der Opel Astra bei seinem Erscheinen im Jahr 2015 fünf Sterne für seine Sicherheit. Das Bewertungssystem berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Hier ist alles an Bord, was heutzutage zum Standard zählt: ABS mit Bremsassistent und Kurvenbremskontrolle, ein elektronisches Stabilitätsprogramm der neuesten Generation (ESPplus), Traktionskontrolle (TCplus) und eine Berganfahrhilfe. In der Innovation-Ausstattung sind die Frontkamera mit Frontkollisionswarner, Verkehrschildassistent und Spur- und Spurhalte-Assistent sowie eine Rückfahrkamera serienmäßig dabei. Gegen Aufpreis gibt es den Toter-Winkel-Warner (im Assistenz-Paket). Im Laufe der Jahre seit Einführung der aktuellen Regelung hat sich allerdings die Messlatte zum Erreichen der Höchstwertung immer wieder erhöht: So gelten seit 2016 höhere Anforderungen im Bereich Aufprallschutz und ergänzende Anforderungen bei der umfassenden Ausstattung mit praxisgerechter Unfallvermeidungstechnologie. Das hier für eine Top-Wertung entscheidende Fahrassistenz-System (Adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Notbremsassistent) ist mittlerweile in der Basisausstattung Selection zumindest für höhere Motorisierungen sowie für alle Motorisierungen erst ab der Edition-Ausstattung durchgängig optional verfügbar. Ein Reifendruckkontrollsystem und ein Reifen-Reparaturset gibt es serienmäßig, Not- oder Ersatzrad kosten Aufpreis.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Der Opel Astra Sports Tourer steht zu Preisen ab 18.260 Euro in den Preislisten der Händler, mit 100 PS starken Ecotec-Benzinmotor in der Basisausstattung Selection. Der 1,4-Liter-Ecotec-Benziner mit 150 PS ist ab 23.430 Euro zu haben, in der Top-Ausstattung Innovation ab 25.580 Euro. Aufpreis kosten Lackierungen jenseits der Uni-Lackierung Royal Blue, egal, ob Sonder- oder Brillant-Lackierung, Metallic oder Perleffekt. Mit diversen Extras und Ausstattungspaketen kann man sein Fahrzeug individuellen Wünschen anpassen. An Garantien gibt Opel zwei Jahre auf das Neufahrzeug (inkl. Mobil-Service) sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Im Angebot sind zudem diverse optionale Anschlussgarantie-Pakete, die Garantie und Mobil-Service auf bis zu weitere 60 Monate (bis 200.000 Kilometer) erweitern können. Auf fällige Wartungsarbeiten weist die Service-Intervall-Anzeige. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 15 / 19 / 18 (KH / VK / TK) ein.
© Juni 2017 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl / IN*TEAM
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