Fahrbericht.
Opel Corsa E 1.4 Turbo Color Edition
Rüsselsheimer Bestseller geht rundum
erneuert in die fünfte Generation
Von Petra Grünendahl
Opel Corsa E Color Edition. Foto: Adam Opel AG.
Hinter dem freundlichen Gesicht erscheint eine dynamische Karosserie. Die weit nach hinten gezogenen Frontscheinwerfergehäuse verkürzen die Motorhaube optisch. Opels Designer haben auch bei der fünften Generation des Kleinwagens Corsa dem Drei- und dem Fünftürer ein jeweils eigenständiges Heck verpasst. Dabei wirkt der Dreitürer sportlicher, dynamischer. Der Fünftürer bietet dafür mit seiner weit nach hinten gezogenen Dachlinie und der steileren Heckklappe mehr Nutzwert, ohne allzu bieder zu wirken. Im Design und der Formensprache orientiert sich der neue Corsa ein bisschen an seinem kleineren Bruder Adam, den Opel Ende 2012 präsentiert hatte.
Opel Corsa E. Foto: Adam Opel AG.
Im Oktober 2014 wurde die neue Generation auf dem Automobilsalon in Paris vorgestellt. Ende des Jahres kam er in Deutschland auf den Markt. Im Jahr 1982 hatte Opel den Corsa unterhalb des Kadett in seiner Modellpalette etabliert. Zu den „Rüsselsheimer“ Bestsellern gehört der zunächst nur im spanischen Saragossa (GM-Werk) und seit 1992 auch im thüringischen Eisenach gebaute Fünfsitzer seitdem kontinuierlich – und das über vier Fahrzeug-Generationen hinweg. Auf einer Ausfahrt vermittelte ein Corsa E 1.4 Turbo in der Ausstattungslinie Color Edition erste Eindrücke, was die fünfte Generation kann.
Fahrzeug und Ausstattung
Opel Corsa E Color Edition. Foto: Petra Grünendahl.
Bei unserem Dreitürer ist der Einstieg zu den Frontplätzen optimal, nach hinten erleichtert die serienmäßige Easy-Entry-Funktion den Zugang für die Passagiere. Dank der kleinen hinteren Fenster ist der Blick nach hinten nicht optimal, der Übersicht dient jedoch eine Einparkhilfe hinten, die aber leider nur im Ausstattungspaket angeboten wird (Komfort-Paket I und II). Straff gepolsterte Sportsitze bieten guten Seitenhalt. Auf 4,02 Meter Länge ist das Platzangebot in der ersten Reihe nicht zu beanstanden. Der Platz in der zweiten Reihe hängt von dem Bedarf der ersten Reihe ab. Für kürzere Strecken reicht es aber für drei Leute aus, auch wenn man etwas auf Tuchfühlung sitzt. Der Kofferraum fasst beim Dreitürer 280 Liter, das bewegt sich auf dem Niveau des Vorgängers.
Opel Corsa E Color Edition. Foto: Petra Grünendahl.
Durch Umklappen der serienmäßig umlegbaren Rücksitzlehne (in einigen Ausstattungslinien oder gegen Aufpreis gibt es sie auch asymmetrisch geteilt) schafft man sich einen Laderaum von bis zu 1.090 Litern. Bei einem Leergewicht von 1.199 Kilogramm ist eine Zulandung von maximal 466 Kilo erlaubt. Einen doppelten Laderaumboden gibt es gegen Aufpreis. Er ermöglicht eine flexiblere Nutzung und hebt die Ladeebene auf Höhe der Ladekante an, was bei schwerem Gepäck von Vorteil ist.
Opel Corsa E Color Edition. Foto: Petra Grünendahl.
In Punkto Materialqualität und Verarbeitung im Innenraum überzeugt der neue Corsa. Unterschiedliche Oberflächenmaterialien in verschiedenen Anthrazit-Tönen bestimmen das Armaturenbrett, ein Dekorstreifen in Wagenfarbe (hier: Rot) setzt farbige Akzente. Aufgeräumt gestaltet ist der Instrumententräger. Anzeigen sind gut einsehbar, Schalter und Bedienelemente gut zu erreichen. Ein spürbar niedriges Geräuschniveau im Innenraum haben die Entwickler durch Neugestaltungen an der Karosserie erreicht, wo besonders dem Luftstrom ausgesetzte Teile geglättet und „versiegelt“ wurden. Das macht sich im Fahrzeug sehr angenehm bemerkbar.
Opel Corsa E Color Edition. Foto: Petra Grünendahl.
Die Basisausstattung des neuen Opel Corsa heißt „Selection“. Serienmäßig an Bord sind eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn, ein höhenverstellbarer Fahrersitz, höhen- und neigungsverstellbares Lenkrad und getönte Wärmeschutzverglasung rundum sowie Stahlräder (bei kleineren Motoren in 14 Zoll, bei größeren in 15 Zoll). Über der Basisausstattung rangieren mit „Edition“, „Color Edition“ und „Innovation“ drei umfassendere Ausstattungsvarianten. Unsere „Color Edition“ bringt zusätzlich zur Basisversion unter anderem ein paar optische Akzente (Dach, Außenspiegelgehäuse und Grillspange in Hochglanzschwarz, verchromtes Auspuffendrohr, Alu-Sportpedale und eine Leiste in Wagenfarbe im Armaturenbrett), eine SolarProtect-Wärmeschutzverglasung (im Fond stark getönt), Nebelscheinwerfer, Lederlenkrad, CD-Radio (mp3/wma-tauglich) mit Bluetooth- und USB-Schnittstelle, Klimaanlage, Bordcomputer, Geschwindigkeitsregler sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder mit. An Extras ist zum Beispiel das Komfort-Paket II zu empfehlen, welches außer einer Einparkhilfe hinten, beheizbarem Multifunktions-Lederlenkrad mit Geschwindigkeitsregelung, Sitzheizung vorne und beheizbaren Außenspiegeln (wie im Komfort-Paket I) noch eine beheizbare Frontscheibe mitbringt – ideal für Laternenparker im Winter. Die beheizbare Frontscheibe gibt es allerdings auch einzeln. Weitere Optionen umfassen unter anderem Bi-Xenon-Scheinwerfer (mit Abbiegelicht und Fernlichtassistent), das FlexFix-Fahrradträgersystem, Front- und Rückfahrkamera sowie einen Automatischen Parkassistenten (inklusive Toter-Winkel-Warner).
Motor und Antrieb
Opel Corsa E Color Edition. Foto: Adam Opel AG.
Den Opel Corsa gibt es mit vier Benzinmotoren und einem Dieselaggregat, welche die Leistungsspanne zwischen 70 und 115 PS abdecken. Unser Antrieb ist ein EcoFlex-Ottomotor mit 1,4 Litern Hubraum und 100 PS: Der Turbobenziner ist für die aktuelle Corsa-Generation neu entwickelt worden. Der Motor hängt gut am Gas und zieht aus dem Stand ganz ordentlich hoch: Man ist flott unterwegs. Ordentlich ist seine Leistungsentfaltung über das ganze relevante Drehzahlband, sein maximales Drehmoment von satten 200 Newtonmetern liegt zwischen 1.850 und 3.500 U/min. an. Damit kann man den Kleinwagen in der Stadt wie über Land zügig bewegen. Dabei glänzt der vibrationsarme Motor mit seinem ruhigen Lauf, bis man ihn mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal ein wenig zum Brummen bringt.
Leichtgängig und präzise schaltet sich das manuelle Sechsganggetriebe. Bis zum vierten Gang ist es kurz übersetzt für guten Antritt und Durchzug, die Gänge fünf und sechs sind für maximale Kraftstoffökonomie lang ausgelegt. In den unteren Gängen reizt der Corsa, früh hoch zu schalten, um auch im Stadtverkehr bei ordentlicher Leistung sparsam unterwegs zu sein. Und selbst im fünften oder sechsten Gang bietet der Motor ausreichend Reserven, um zum Überholen auf der Autobahn noch ein Schippchen drauf zu legen, ohne dafür runter schalten zu müssen.
Opel Corsa E. Foto: Adam Opel AG.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h braucht er 11 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 185 km/h. Eine solide Leistung angesichts von 1,2 Tonnen Leergewicht. Der aufgeladene Benziner mit 100 PS ist sparsam unterwegs: den Verbrauch gibt Opel mit 6,4 bis 6,6 Litern innerorts, 4,3 bis 4,4 Litern außerorts und 5,1 bis 5,2 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand und mit rollwiderstandsarmen Reifen). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 119 bis 122 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse C. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Opel Corsa E. Foto: Adam Opel AG.
Der Fronttriebler glänzt mit gutem Geradeauslauf: Die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung mit überarbeiteter Auslegung spricht auch bei höherem Tempo direkt an und agiert sehr präzise. Das Fahrzeug setzt Lenkbefehle spontan um. Im serienmäßigen City-Modus kann man auf Knopfdruck mit höherer Lenkunterstützung bei niedrigen Geschwindigkeiten unterwegs sein. Das hilft besonders beim Rangieren auf wenig Raum.
Opel Corsa E. Foto: Adam Opel AG.
Von Grund auf neu entwickelt haben die Opel-Ingenieure das Fahrwerk mit niedrigerem Schwerpunkt, steiferem Hilfsrahmen, neuer Frontgeometrie und neu abgestimmter hinterer Radaufhängung. Das schärft – bei ausreichender Motorisierung – das sportliche Profil des Rüsselsheimer Kleinwagens. Minimal ist die Tendenz zum Untersteuern selbst in zügig gefahrenen Kurven. Flott und sicher umzirkelt er Kurven und enge Biegungen – fast wie auf Schienen. Spurtreu und neutral umfährt er Hindernisse und weicht ihnen sicher aus. Wenig Karosserieneigung dank des ausreichend straffen Fahrwerks erhöht das Sicherheitsgefühl der Insassen.
Der Fahrzeugschwerpunkt liegt beim neuen Corsa 5 Millimeter niedriger als bei Vorgänger. Er wirkt dadurch schon etwas sportlicher. Eher sportlich abgestimmt, aber nicht kompromisslos ist auch das Fahrwerk, das einen sehr ausgewogenen Fahrkomfort zu bieten hat. Grobe Unebenheiten steckt das Fahrwerk locker weg, während das Fahrzeug gerade in Kurven sicher auf dem Asphalt liegt. An Fahrwerksregelsystemen ist alles serienmäßig an Bord. was heutzutage Standard ist: ABS, Kurvenbremskontrolle, Bremsassistent, Elektronische Bremskraftverteilung, Berg-Anfahr-Assistent, Traktionskontrolle und das Elektronische Stabilitätsprogramm ESPplus. Serienmäßíg steht der Corsa „Color Edition“ auf 16-Zoll-Rädern mit Reifen im Format 195/55 R 16 (Basismodell: 185/70 R 14). Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögern prompt, standfest, sicher und spurtreu.
Opel Corsa E. Foto: Adam Opel AG.
Die Insassen schützen eine hochstabile Sicherheitskarosserie mit definierten Lastpfaden und Knautschzonen, auskuppelnde Sicherheitspedale, Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzen, Kopfstützen auf den Außenplätzen, zwei Vorrüstungen für das Isofix-Kindersitz-Befestigungssystem hinten, Frontairbags für Fahrer und Beifahrer, Seitenairbags vorne sowie Kopfairbags vorne und hinten. Der Beifahrerairbag ist deaktivierbar, so dass dort Kindersitze gegen die Fahrtrichtung angebracht werden können. Extra kosten Reserve- oder Notlaufrad inklusive Wagenheber, Felgenschlösser (für Leichtmetallräder), eine Isofix-Kindersitzbefestigung auf dem Beifahrersitz sowie die dritte Kopfstütze hinten. Serienmäßig an Bord sind ein Reifendruck-Kontrollsystem sowie ein Reifen-Reparatur-Set (mit Dichtmittel und Kompressor).
Optional gibt es auch eine Rückfahrkamera sowie die Frontkamera mit Verkehrsschild-, Fernlicht- und Spurhalteassistent, Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der neue Corsa vier Sterne für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Eine aktuelle Verschärfung der Bewertungskriterien sorgt in der Folge wieder für mehr 4-Sterne-Wertungen. Für fünf Sterne hätte der Corsa vor allem eine umfangreichere serienmäßige Sicherheitsausstattung gebraucht. Die optionale Sicherheitsausstattung ist zwar sehr umfangreich, erreicht aber keine größeren Marktanteile – und das wiederum führt zu einer leichten Abwertung im EuroNCAP.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Opel Corsa E. Foto: Adam Opel AG.
Ab 11.980 Euro ist der Opel Corsa der fünften Generation zu haben: als 1,2-Liter-Vierzylinder-Benziner als 70 PS in der Basisausstattung Selection. Unser 1,4-Liter-Turbobenziner kostet in der Basisversion ab 13.780 Euro, in der Variante „Color Edition“ ab 16.380 Euro. Dafür bringt er dann unter anderem Bordcomputer, Klimaanlage, Geschwindigkeitsregler, Nebelscheinwerfer und 16-Zoll-Leichtmetallräder mit.
Opel gibt eine 24-monatige Neuwagengarantie inklusive Mobilservice sowie 12 Jahre Garantie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis kann man mit „Opel FlexCare“ Anschlussgarantien (so genannte „Service-Pakete“) für wesentliche Bauteile erwerben. Service ist alle 30.000 km oder nach einem Jahr fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 15 / 17 / 17 (KH / VK / TK) ein.
© Februar 2015 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl (4), Opel (8)
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