BMW 120i

Fahrbericht.
BMW 120i
Sportlicher Kompakter
Von Petra Grünendahl

Mit 4,23 m Karosserielänge ist der aktuelle Einstieg in die BMW-Welt exakt 3,5 cm kürzer als der alte 3er compact. Der 1er ist seit dem Herbst 2004 auf dem Markt. Der fünftürige Premium-Kompakte tritt gegen den Audi A3 an und ist der einzige Kompaktwagen mit Heckantrieb. Ein 120i stand uns jetzt für eine kurze Ausfahrt und erste Eindrücke zur Verfügung.

Guten Zugang bietet der Fünftürer für die Passagieren in beiden Sitzreihen. Die Übersicht über die Karosserie ist nicht besonders, eine optionale Einparkhilfe (wahlweise nur für hinten oder für vorne und hinten) hilft hier  ungemein. Dank eines Radstandes von 2,66 m finden die Passagiere in beiden Reihen großzügige Kniefreiheit. Die Kopffreiheit ist gerade für große Leute hinten aber nicht mehr so großzügig. Die straffen Sitze vorne sind gut konturiert und bieten guten Seitenhalt. Auch die Rückbank ist straff gepolstert und bietet zumindest auf den Außenplätzen akzeptablen Seitenhalt.

Materialqualität und Verarbeitung geben auch im kleinen BMW keinen Grund zur Beanstandung. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet, gut einzusehen und zu handhaben. Auch das integrierte Bedienkonzept iDrive gibt – nach Erfahrungen mit anderen Modellen wie 7er und 5er – mittlerweile keinerlei Rätsel mehr auf. Der Laderaum fasst 330 Liter, bis zu 1.150 Liter Fassungsvermögen sind bei Umlegen der serienmäßig asymmetrisch geteilt umklappbaren Rückbanklehne möglich. Verzurr-Ösen erleichtern das sichern der Ladung im Gepäckabteil.

Die Serienausstattung orientiert sich bei BMW an der Motorisierung. Ab der Basisversion, dem 116i, sind eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Bordcomputer, ein höhenverstellbarer Fahrersitz, eine in Höhe und Weite verstellbare Lenksäule, Wärmeschutzverglasung sowie Stahlräder mit Notlaufreifen mit an Bord. Der 120i kommt darüber hinaus ab Werk mit einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe (statt der Fünfgang-Version der Basismotorisierung), elektrischen Fensterhebern hinten sowie Interieurleisten in Titan matt und Ablagefächern in der Türverkleidung hinten (vorne ab Basismodell). Dank einer reichhaltigen Liste von Sonderausstattungen lässt sich der 1er höchst individuell und sehr luxuriös ausstatten. Die Optionen umfassen zum Beispiel 16-Zoll-Leichtmetallräder mit breiteren Reifen, verschiedene Audio- und Navigationssysteme (hier ist auch das aus anderen Modellreihen bekannte Bedienkonzept iDrive enthalten), eine Einparkhilfe für vorne oder vorne und hinten, Sportsitze und Lederausstattung (inkl. Sitzheizung vorne), Bi-Xenon-Scheinwerfer, Regensensor und Lichtautomatik, Klimaanlage bzw. Klimaautomatik, Geschwindigkeitsregelung, ein elektrisches Schiebedach und ein schlüsselloses Zugangssystem.

Vier Benziner und zwei Diesel umfasst die Motorenpalette zur Zeit. Den Einstieg bildet der 116i mit 115 PS, Topmodell ist der 130i mit 265 PS. Gestartet wird der Motor in der 1er-Modellreihe über einen Start-Stop-Knopf im Armaturenbrett. Der aus dem 3er bekannte 2-Liter-Vierzylinder ist für den Einsatz im 1er speziell im unteren Drehzahlbereich optimiert und verbessert worden, er leistet hier 150 PS bei einem maximalen Drehmoment von 200 Nm, die bei 3.600 U/min. anliegen. Für mehr Leistung bei weniger Verbrauch sorgt die vollvariable Ventilsteuerung Valvetronic, die die Funktion der Drosselklappe ersetzt. Die stufenlose Nockenwellenverstellung Doppel-Vanos optimiert über die Steuerzeiten für Einlass- und Auslassnockenwelle den Drehmomentverlauf speziell im unteren Drehzahlbereich. Dank Ausgleichswellen läuft der Vierzylinder außergewöhnlich ruhig und vibrationsarm. Er hängt gut am Gas, setzt sich antrittsstark in Bewegung und lässt in punkto Durchzug und Leistungsvermögen bei einem etwas über 1,3 t schweren Fahrzeug an souveränem, aber nicht ausgesprochen sportlichem Vortrieb wenig zu wünschen übrig.

Serienmäßig ist der große Vierzylinder-Benziner der Baureihe mit einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe ausgestattet. Knackig kurz und präzise lässt sich der Schalthebel durch die Gassen führen. Das Getriebe ist ausgesprochen gut abgestuft und sehr kurz übersetzt, für einen eher antrittsstarken als sparsamen Antrieb. Dafür kann man allerdings auch früh höher schalten, um dennoch ein wenig an Kraftstoff zu sparen. Insgesamt lässt sich der 120i schön schaltfaul fahren und legt auch bei gemäßigtem Tempo bei 60 bis 70 km/h im sechsten Gang noch gut zu.

Für die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 braucht er 8,7 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 217 km/h. Die Stadt ist vielleicht nicht unbedingt sein Revier: Gute 10,7 Liter Super Plus rinnen auf 100 km durch seine Brennräume, 5,6 Liter sind es außerorts und 7,4 Liter sind es im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – ökonomische Fahrweise vorausgesetzt (alles Herstellerangaben). Optimiert ist der Motor auf Super Plus, man könnte ihn aber auch mit Super oder Normalbenzin fahren, allerdings muss man dann Leistungseinbußen und einen leicht höheren Verbrauch in Kauf nehmen. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.

Heckantrieb hat bei BMW wegen seiner sportlichen Dynamik Tradition. So wird auch der kleine Münchener über die Hinterachse angetrieben. Der lange Radstand und die recht breite Spur verhelfen dem Kompakten zu einem sehr guten Geradeauslauf. Die direkte Lenkung harmoniert hervorragend mit der präzisen Radführung. Die neu entwickelte Fünflenker-Hinterachse (abgeleitet von einer Doppelquerlenker-Achse) sorgt für maximale Fahrdynamik und hohen Abrollkomfort. Die von Antriebseinflüssen befreite Doppelgelenk-Zugstrebenachse vorne garantiert maximale Lenkpräzision und eine exakte Radführung. Der längs eingebaute Motor liegt schwerpunktmäßig hinter der Vorderachse, das ergibt mit dem Antriebsstrang hinten eine Gewichtsverteilung von etwa 50:50, was sowohl die Traktion als auch die Fahrstabilität verbessert.

Satt liegt der 120i auf der Straße, wie auf Schienen zirkelt er auch um enge Kurven. Dabei macht er mit seiner Agilität richtig Spaß. Bei der Annäherung an den hoch gesteckten Grenzbereich zeigt sich eine minimale Tendenz zum Untersteuern. Spurtreu und solide zieht er auch durch flott gefahrene Kurven, sicher wechselt er bei plötzlichen Ausweichmanövern die Spur, um danach genauso problemlos wieder in die alte Spur zurückzuziehen. Das Fahrwerk bietet hohe Sicherheitsreserven – und im Notfall elektronische Helfer, die dem Fahrer helfen, den Wagen innerhalb der Grenzen der Fahrphysik auf der Straße zu halten. Eher straff ist das Fahrwerk abgestimmt, ohne jedoch unkomfortabel zu sein. In Verbindung mit der direkten Lenkung gibt es dem Fahrer ein gutes Gefühl für die Beschaffenheit des Untergrundes. Wir fuhren den 1er bestückt mit 16-Zoll-Leichtmetallrädern und 205/55er Reifen (anstelle der serienmäßigen 195/55 R 16). Für gut dosierbare, optimale Verzögerung sorgen ausreichend groß dimensionierte, gut ansprechende Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet).

Hochfeste Stähle, großvolumige Trägerstrukturen und gezielt konzipierte Verstärkungen wie Stahl-Prallelemente in den Stoßfängern vorne und hinten, Seitenaufprallschutz sowie eine programmierte Deformation über ein aufwändig konzipiertes System von Längs- und Querträgern verleihen der Karosserie und vor allem der Fahrgastzelle eine hohe Festigkeit für den Fall eines Unfalls. Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen Plätzen, zweistufig auslösende Frontairbags, Seitenairbags vorne sowie Kopfairbags für vorne und hinten schützen die Passagiere im Innenraum. Die Kindersitzbefestigung Isofix ist auf den Außenplätzen hinten Serie, auf dem Beifahrersitz (mit abschaltbarem Beifahrer-Airbag) optional verfügbar. Für Insassensicherheit bekam der 1er im EuroNCAP die Maximalwertung von fünf Sternen.

An aktiven Fahrassistenten hat BMW dem 1er die ganze Palette der heutzutage möglichen Helfer mitgegeben. Das reicht vom Fahrstabilitätssystem DSC (auf Hochdeutsch ESP) mit Fahrdynamikmodus (DTC) und einer Traktionsregelung (ASC) bis hin zu einer elektronischen Differentialsperre. Das Bremssystem wird wirkungsvoll unterstützt durch das Antiblockiersystem (ABS), eine Vollbremshilfe (DBC, heißt woanders Bremsassistent), eine Kurvenbremsregelung (CBC) sowie eine elektronische Bremskraftverteilung (EBV). Ebenfalls der Sicherheit dienen das zweistufige Bremslicht, Reifendruckkontrolle (Reifenpannenanzeige RPA) und Notlaufreifen sowie eine Bremsbelagverschleißanzeige, die ab der Basisversion serienmäßig mit an Bord sind.

Ab 20.200 Euro steht der 1er in der Basisversion 116i mit 1,6 Litern Hubraum und 115 PS in den Preislisten der Händler. Der 120i ist ab 24.200 Euro gelistet. Für das Topmodell 130i mit 265 PS darf der Käufer ab 32.500 Euro auf den Tisch des Hauses legen. Aufpreis kosten die Metallic-Lackierung sowie die umfangreich verfügbare Sonderausstattung.

Der BMW-Händler gibt zwei Jahre Sachmängelhaftung auf dem Neuwagen. Der Hersteller gibt zwei Jahre Garantie auf den Lack und sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Einen Mobil-Service gibt es lebenslang bei regelmäßiger Wartung. Eine Service-Intervall-Anzeige zeigt die nächste fällige Inspektion oder den fälligen Ölwechsel an. Die Intervalle berechnen sich aus Einsatz und Fahrweise, das Ganze nennt sich bei BMW „Condition Based Service“. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 17 / 23 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.

© Oktober 2005
Petra Grünendahl
, Fotos: BMW

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