Fahrbericht.
Renault Mégane Coupé RS TCe250
Der Franzose lässt’s krachen
Von Petra Grünendahl
Markanter, sportlicher und ein wenig aggressiver wirkt das Mégane Coupé mit dem Zusatz „RS“. „RS“ steht für „Renault Sport“ und danach sieht das Coupé jetzt auch aus. Unter der Motorhaube verbirgt sich ein 250 PS starker Zweiliter-Turbobenziner. Erste Fahrversuche vermittelten einen Eindruck.
Den kompakten Mégane gibt es seit 1995, die aktuelle dritte Generation wurde auf dem Pariser Autosalon 2008 vorgestellt. Das 4,30 m lange Mégane Coupé ist die dreitürige Variante der Kompaktklasse-Baureihe. Entsprechend optimal ist der Zugang nur zur ersten Sitzreihe und zum Laderaum. Easy Entry auf beiden Seiten erleichtert den Zugang zum Fond. Exzellent ist der Seitenhalt in der ersten Reihe, die Sportsitze sind straff, alltags- und langstreckentauglich. Die Übersicht ist nach hinten nicht so prickelnd, eine serienmäßige Einparkhilfe in diese Richtung gleicht einiges aus. Das Platzangebot geht vorne in Ordnung, da kann man nicht meckern. Hinten will man weder mit drei Leuten sitzen noch ist die Kniefreiheit allzu großzügig, wenn vorne große Leute sitzen. Der Kofferraum fasst 377 Liter. Bei umgeklappter Rücksitzlehne passen bis zu 1.024 Liter hinein. An Materialqualität und Verarbeitung gibt es nichts zu beanstanden. Das Armaturenbrett ist ergonomisch und übersichtlich gestaltet.
Schon in der Basisversion Dynamique verfügt das Mégane Coupé über eine Keycard mit Funkfernbedienter Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, Bordcomputer, Klimaanlage, Einparkhilfe hinten, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Privacy Glass hinten (getönte Seiten- und Heckscheiben), Licht- und Regensensor, Sportfahrwerk sowie 17-Zoll-Leichtmetallräder. Die RS-Version (Renault Sport) ist die sportliche Speerspitze mit ein paar optischen Extras (Frontspoiler, Kotflügelverbreiterungen, Seitenschweller), Sportsitzen, einem noch etwas tiefer gelegten ISAS-Sportfahrwerk, einer Brembo-Bremsanlage mit Silber lackierten Bremssätteln, 18-Zoll-Leichtmetallern und einem 250 PS starken Turboaggregat, welches es mit keiner anderen Ausstattung zu kaufen gibt. Unser Testwagen verfügte zusätzlich über Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht, ein TomTom-Navigationssystem, das Confort-Paket (mit elektrisch anklappbaren Außenspiegeln, dem schlüssellosen Zugangs- und Startsystem Keycard Handsfree und einer Zwei-Zonen-Klimaautomatik), das Leder-Paket Renault Sport (u. a. mit Lederpolstern, elektrisch einstellbarem Fahrersitz mit Memory-Funktion sowie beheizbaren Vordersitzen) und das Titan-Look-Paket (mit Front-/Heckschürze, Spoilerleiste und Außenspiegel in Titan-Optik sowie 18-Zoll-Leichtmetallrädern „Mistral“) sowie über den R.S. Monitor für die Anzeige aktueller Leistungsdaten.
Weiter entwickelt haben die Ingenieure von Renault Sport Technologies den bekannten 2-Liter-Ottomotor, bei dem nach der Evolutionsstufe im GT mit 180 PS hier nun muntere 250 Pferdchen auf Auslauf warten. Eine Erhöhung des Ladedrucks und eine variable Steuerung der Einlassnockenwelle verbessern die Motorfüllung. Schon früh setzt sich der zweistufige Twin-Scroll-Turbo in Szene: 80 Prozent des maximalen Drehmoments liegen bereits bei 1.900 Touren an, das Maximum von 340 Nm bei 3.000 U/min. Zackig im Antritt, souverän in Durchzug und Leistungsentfaltung: Der Turbo-Benziner hat wahrlich leichtes Spiel mit der fast 1,5 t schweren Karosserie. Dabei läuft der Motor ruhig und vibrationsarm. Das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe schaltet sich knackig-kurz, flott und präzise.
Nur 6,1 Sekunden braucht er für den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h. Bei 245 km/h erreicht er seine Spitzengeschwindigkeit. Dafür geizt er auch bei wirtschaftlicher Fahrweise nicht gerade mit dem Kraftstoff: immerhin 11,5 Liter Superbenzin rinnen je 100 km im Stadtverkehr durch seine Brennräume, 6,7 Liter sind es außerorts und 8,4 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 190 g pro km. Kein schlechter Wert bei diesen Leistungen!
Das Mégane Coupé verfügt über Frontantrieb und einen tadellosen Geradeauslauf. Die feinfühlige, sehr direkte Lenkung spricht sehr präzise an und verspricht Fahrspaß pur. Sie ist dank ISAS (Independent Steering Axis System) komplett von der Feder-/Dämpfer-Einheit getrennt, das vermindert den Einfluss des Antriebs auf das Fahrverhalten. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist sportlich-straff, einen Tick härter als beim Basis-Modell des Coupés. Das RS-Coupé ist – zusätzlich zu den 12 mm Tieferlegung der Basis – noch einmal 10 mm tiefer gelegt. Dem Fahrkomfort kann man einen gerade noch als ausreichend bezeichnen. Dafür ist das Gefühl für die Fahrbahnbeschaffenheit umso besser. Der sportlich-spritzige Motor passt gut zu dem straffen Fahrwerk. Zackig wedelt das RS-Coupé um enge Kurven. Eine Tendenz zum Untersteuern ist praktisch nicht vorhanden. Sicher meistert er plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver. Da will man fast noch einmal um den Elch drum herum ;-). Ein veränderte Fahrzeugcharakteristik ergibt sich auf Knopfdruck: Dank des serienmäßigen Renault Sport Dynamic Management kann der Fahrer am ESP-Schalter vom Normalmodus in den Sportmodus schalten. Hierdurch erlaubt die Traktionskontrolle mehr Schlupf an den Vorderrädern, ABS und ESP sprechen später an und das elektronische Gaspedal reagiert spontaner auf Fahrerbefehle. Das Mégane Coupé RS steht serienmäßig auf 18-Zoll-Leichtmetallrädern mit Breitreifen in der Dimension 225/40. Großzügig dimensionierte Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sorgen für standfeste und prompte Verzögerung.
Die programmiert verformbare Karosseriestruktur ist kombiniert mit einer hochstabilen Sicherheitsfahrgastzelle. Karosseriestruktur und Sicherheitsausstattung entsprechen dem Mégane, der zum Marktstart 2008 einem Crashtest nach EuroNCAP unterzogen wurde: Front- und Seitenairbags vorne sowie Windowbags für beide Sitzreihen, Anti-Submarining-Airbags auf den Sitzflächen der Vordersitze sowie zwei Isofix-Kindersitzhalterungen hinten gehören neben Drei-Punkt-Gurten und Kopfstützen auf allen Plätzen zur Serienausstattung. Der Beifahrerairbags ist abschaltbar, was die Montage von Kindersitzen gegen die Fahrtrichtung ermöglicht. Nach dem damaligen Kriterien erreichte das Fahrzeug das Maximum von fünf Sternen für seinen Insassenschutz, vier Sterne für Kindersicherheit sowie zwei Sterne für Fußgängerschutz. Die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen umfasst ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBV sowie das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP mit Untersteuerungskontrolle USC und der Antriebsschlupfregelung ASR. Serienmäßig an Bord ist ein Mobilitätsset bestehend aus Reifendichtmittel und Kompressor. Ein Ersatz- oder Notrad auf Stahlfelge kostet extra, ist aber für das „RS“-Coupé wegen der großen Reifendimension nicht verfügbar.
Das Mégane Coupé gibt es zu Preisen ab 19.990 Euro in Dynamique-Ausstattung und mit 110 PS starken Sechzehnventil-Ottomotor. Der 250 PS starke TCe 250 ist nur in der Renault-Sport-Version ab 27.290 Euro zu haben. Extras wie Metallic-Lackierung, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht, eine Einparkhilfe für vorne und hinten sowie ein Navigationssystem kosten Aufpreis.
An Garantien gibt Renault zwei Jahre Händlergarantie auf den Neuwagen, 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie eine lebenslange Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Gegen Aufpreis lässt sich die Neuwagengarantie bis zum Ablauf des dritten oder sogar vierten Jahres (bis zu max. 100.000 km Laufleistung) verlängern. Zur Wartung muss der Mégane RS alle 20.000 km. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 26 / 26 (KH / VK / TK) ein.
© Oktober 2011
Petra Grünendahl, Fotos: Renault