Renault Wind TCe100

Fahrbericht.
Renault Wind TCe100 Night&Day
Der seinem Namen Ehre macht
Von Petra Grünendahl

Wenn man es genau nimmt, ist der Renault Wind eher ein Targa als ein Cabrio. Renault bezeichnet ihn als Coupé-Roadster. Das Hardtop ist elektrisch versenkbar und innerhalb von 12 Sekunden sitzen die Passagiere im Freien.  Mit seinen 3,83 m Länge verfügt er über sehr kompakte Abmessungen. Markant ist seine Statur mit kurzen Überhängen vorne und hinten, kraftvoll sein Auftritt. Für einen ersten Eindruck fuhren wir den Wind TCe100 in der Ausstattungslinie Night&Day.

 

Trotz der eher kleinen Öffnung oben zieht es im Passagierabteil ganz gewaltig. Und das vor allem auch ins Gesicht. Wer damit Probleme hat, sollte den Wind meiden – oder zum aufpreispflichtigen Windschott greifen, welches bei unserem Testwagen wohl offensichtlich nicht installiert war. Als Zweisitzer finden die Passagiere natürlich einen ordentlichen Zugang zum Innenraum vor. Straffe, gut ausgeformte Sportsitze bieten hervorragenden Seitenhalt und Langstreckenkomfort. Die steil ansteigende Gürtellinie und die hohe Schulterpartie vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit und Solidität, haben aber ihren Preis: Die Übersicht nach hinten ist einfach nur schlecht. Über das Platzangebot können zumindest normal gewachsene Menschen nicht meckern. Das Klappverdeck ist dermaßen geschickt auf dem Kofferraumdeckel platziert, das bei geöffnetem Verdeck kein Platz verloren geht: Offen wie geschlossen stehen gute 270 Liter Laderaumvolumen zur Verfügung. Das reicht für den Kurzurlaub für zwei Personen völlig ausreichend. Materialqualität und Verarbeitung sind voll in Ordnung. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und stellt den Fahrer nicht vor irgendwelche Probleme.

Zwei Ausstattungslinien hat der Käufer zur Wahl, die Basis-Ausstattung Dynamique gibt es allerdings nur mit dem 1,2-Liter-Basismotor. Die „Night&Day“-Variante ist für beide Motoren verfügbar. Ab der Dynamique-Ausstattung sind eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, Bordcomputer, Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, Sportsitze, Nebelscheinwerfer und 17-Zoll-Leichtmetallräder an Bord. Die Linie Night&Day bringt zusätzlich u. a. eine Klimaautomatik, beheizbare Sitze, Lederpolster, Licht- und Regensensor sowie ein mp3-fähiges CD-Radio mit. Als Sonderausstattung gibt es ein Windschott, welches absolute Pflicht ist (was längst nicht für alle Oben-ohne-Autos gilt). In der Zubehörliste findet sich auch eine Einparkhilfe hinten: Auch diese ein absolutes Muss, wenn einem sein Auto was wert ist ;-).

 

Für den Wind stehen zwei Vierzylinder-Vierventilmotoren zur Wahl: ein 1,6-Liter-Saugbenziner mit 133 PS sowie unser 1,2-Liter-Turboaggregat (TCe100) mit 102 PS. Der 1,2-Liter-Benziner basiert auf dem aus Twingo, Clio und Modus bekannten Triebwerk, mit dem es sich 70 Prozent seiner Komponenten teilt. Der reaktionsschnelle Turbolader gibt den Motor seinen Namen: TCe steht für Turbo Control  Efficiency. Der aufgeladene Benziner TCe100 wurde nach dem Downsizing-Konzept entwickelt: weniger Brennraum bedeutet weniger Verbrauch auch bei höherer Leistung, d. h. weniger CO2 und besser für die Umwelt. Dennoch bietet er einen ordentlichen Antritt und ein angemessenes Durchzugsvermögen für den sportlichen Zweisitzer. Die Leistungsentfaltung ist über das ganze relevante Drehzahlband mehr als ausreichend, das maximale Drehmoment von 152 Nm liegt bei 3.500 U/min. an. Der Motor hängt gut am Gas und läuft ruhig und vibrationsarm. Den kräftigen Tritt auf Gaspedal quittiert er mit einem Fauchen. Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe schaltet sich kurz, knackig und präzise. Es ist eher kurz für ordentlichen Vortrieb ausgelegt. Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h benötigt der französische Flitzer 10,5 Sekunden – subjektiv fühlt es sich etwas weniger an. Bei 190 km/h liegt seine Höchstgeschwindigkeit – offen gestanden völlig ausreichend ;-)! Das sind ordentliche Werte für ein Fahrzeug von 1,2 t Leergewicht. Auf 100 km Stadtverkehr rinnen 8 Liter Superkraftstoff durch die Brennräume, 5,3 Liter sind es außerorts und 6,3 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 145 g pro km.

 

Der sportlich-agile Wind – oder vielmehr das Getriebe 😉 – leitet seine Antriebskraft über die Vorderräder auf den Asphalt. Tadellos ist sein Geradeauslauf: Die Lenkung ist sehr direkt ausgelegt, präzise und gut für jede Menge Fahrspaß! Das Fahrwerk ist sportlich-straff, aber mit ausreichendem Restkomfort. Es stammt vom Twingo RS ab, ist jedoch in Details modifiziert und auf den Coupé-Roadster abgestimmt worden. Gierig prescht er durch kurvige Pisten, spurtreu und wie auf Schienen – immer auf der Suche nach mehr. Dabei gleitet (oder flitzt – je nach Neigung des Gasfußes) der Wind sicher und spurtreu über den Asphalt. Plötzliche Spurwechsel meistert er locker und leichtfüßig, auch beim wieder Einscheren lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Serienmäßig steht der Wind auf 17-Zoll-Leichtmetallrädern mit Breitreifen im Format 205/40. Groß dimensionierte Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sorgen im Notfall für sehr gute Verzögerung.

In der hochstabilen Sicherheitskarosserie schützen die Insassen Drei-Punkt-Gurte, in die Sportsitze integrierte Kopfstützen, Adaptive Frontairbags und Seitenairbags. Der verstärkte Windschutzscheibenrahmen dient als zusätzlicher Überrollschutz, ein Überrollbügel ist in die hinteren Dachsäulen integriert. Der Beifahrerairbags lässt sich abschalten, was die Montage eines Kindersitzes gegen die Fahrtrichtung möglich macht. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde der Wind noch nicht unterzogen. An Fahrassistenzsystemen hat Renault dem Wind die ganze heutzutage übliche Palette von ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBV und Bremsassistent bis hin zum Elektronischen Stabilitätsprogramm ESP mit Antriebsschlupfregelung ASR und Untersteuerungskontrolle USC mitgegeben. Serienmäßig an Bord ist ein Reifen-Reparatur-Set mit Dichtmittel und Kompressor. Ein Ersatzrad kostet extra.

 

Ab 16.900 Euro ist der Wind mit 1,2-Liter-Basismotor (TCe100) in der Dynamique-Ausstattung zu haben. Die „Night&Day“-Variante steht ab 19.300 Euro in den Preislisten der Händler. Aufpreis kosten Metallic-Lackierungen, Windschott und Einparkhilfe hinten.

Renault gibt eine zweijährige Neuwagengarantie, zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung und eine lebenslange Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Gegen Aufpreis gibt es Garantieverlängerungen (bis max. vier Jahre und 100.000 km Laufleistung) sowie Service-Verträge. Zur Inspektion muss der „kleine“ Wind alle 20.000 km oder einmal in zwei Jahren. Der größere Motor muss erst nach 30.000 km zum Service. Die Versicherungen stufen das Modell für beide Motorisierungen in die Typklassen 13 / 21 / 18 (KH / VK / TK) ein.

© August 2011
Petra Grünendahl
, Fotos: Renault

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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