Fahrbericht.
Renault Grand Scénic Bose Edition Energy cDi 130 Start&Stop
Große Klappe, kleiner Verbrauch
Von Petra Grünendahl
Ihren kompakten Vans Scénic und Grand Scénic spendierte Renault jetzt als ersten Modellreihen den neu entwickelten 1,6-Liter-Dieselmotor Energy dCi 130 mit 130 PS. Downsizing heißt das Konzept: Mehr Leistung aus weniger Hubraum – und damit kleinere Brennräume für geringeren Verbrauch. Der neue dCi 130 ersetzt im Scénic und im Grand Scénic den dCi 130 mit 1,9 Litern Hubraum und kommt lt. Werksangaben mit ca. 20 Prozent weniger Kraftstoff aus. Mittelfristig soll der Motor auch in anderen Modellreihen zum Einsatz kommen.
Seit Frühjahr 2009 ist der Renault Scénic in der dritten Generation auf dem Markt. Wie bei der zweiten Generation gibt es auch hier neben dem Kompaktvan Scénic den Grand Scénic für Leute, die etwas mehr Platz brauchen. Wir fuhren einen Grand Scénic mit dem neuen Dieselmotor. Unser Testwagen fuhr als Sondermodell Bose Edition vor.
Der Grand Scénic ist mit seinen 4,56 m gute 22 cm länger als der Scénic. Guten Zugang zum Innenraum bieten fünf Türen. Die Übersicht ist nicht ganz so berauschend, die in unserer Sonderausstattung serienmäßige Einparkhilfe hinten ein sehr gutes Angebot. Die Einparkhilfe für vorne ist ebenfalls zu empfehlen, kostet allerdings Aufpreis. Platz haben die Passagiere in beiden Reihen reichlich, auch wenn man auf der Rückbank mit drei Leuten naturgemäß sehr auf Tuchfühlung sitzt. Der Laderaum fasst bis zu 678 Liter unter der serienmäßigen Laderaumabdeckung hinter der zweiten Sitzreihe. Die Sitze hier sind längs einstellbar und können bei höherem Ladebedarf auch ausgebaut werden. Bis zu 2.083 Liter Gepäck fasst der Scénic hinter der ersten Sitzreihe bei dachhoher Beladung. Ein Sicherheitstrennnetz (wahlweise hinter den Vordersitzen oder hinter der zweiten Sitzreihe zu montieren) kostet extra. Optional gibt es eine dritte Sitzreihe, bei der sich der Laderaum allerdings auf 208 Liter Größe reduziert. Materialqualität und Verarbeitung sind ohne jeden Tadel. Das ergonomische Cockpit ist intuitiv bedienbar.
Drei Ausstattungslinien (statt vier beim Scénic) und zwei Sonderausstattungen bietet Renault für den Grand Scénic zur Zeit an. Die Basisausstattung heißt Expression und umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Bordcomputer und Klimaanlage, ein mp3-fähiges CD-Radio, Nebelscheinwerfer und 16-Zoll-Stahlräder mit Radabdeckungen. Die Bose Edition hat darüber hinaus 17-Zoll-Leichtmetallräder, Lenkrad und Schaltknauf in Leder, elektrisch anklappbare Außenspiegel, Klimaautomatik, beheizbare Vordersitze, Geschwindigkeitsregelung, Licht- und Regensensor, getönte Scheiben hinten (Privacy Glass), eine Einparkhilfe hinten, ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem (HandsFree), diverse zusätzliche Ablagen, ein TomTom-Navigationssystem sowie ein CD-Radio mit Bose-Soundsystem an Bord. Gegen Aufpreis gibt es für die Bose Edition das Sitz-Paket mit zwei Einzelsitzen für die dritte Sitzreihe, zusätzlicher Innenraumbeleuchtung und zusätzlichen Staufächern sowie das Luxe-Paket u. a. mit Leder-Polsterung und automatisch abblendendem Innenspiegel, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht und ein Panorama-Glas-Schiebedach. Darüber hinaus verfügte unser Testwagen über die optionale Einparkhilfe vorn.
Neu entwickelt hat Renault den cDi 130, einen 130 PS starken Common-Rail-Dieselmotor mit – nomen est omen – 130 PS. Downsizing heißt das Konzept: Weniger Hubraum und damit weniger Verbrauch bei gleicher Leistung. Das Leichtmetall-Aggregat ersetzt (mittelfristig auch in anderen Modellreihen) den gleichnamigen (cDi 130) 1,9-Liter-Dieselmotor mit 130 PS. Der Motor hängt gut am Gas und ist ein Muster an Laufkultur. Mit dem Einsetzen des Turboladers bietet er einen sehr ordentlichen Antritt und ein angemessenes Durchzugsvermögen. Die Leistungsentfaltung ist für das gut 1,6 t schwere Gefährt mehr als ausreichend. Das maximale Drehmoment steht schon bei 1.750 U/min. zur Verfügung. Leichtgängig und präzise schaltet sich das manuelle Sechsganggetriebe. Die Getriebeübersetzung ist auf maximale Kraftstoffökonomie hin lang ausgelegt. Der Schalthebel will bei wechselnden Geschwindigkeiten für zügigen Vortrieb entsprechend rege betätigt werden.
Der Fünfsitzer braucht gut 10,5 Sekunden für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 (11,1 Sekunden beim Siebensitzer), seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 195 km/h. Für seinen sparsamen Kraftstoffverbrauch sind mehrere Faktoren verantwortlich. Hierzu zählen neben dem verringerten Hubraum ein optimierter Ansaugtrakt, eine variable Drallsteuerung und 7-Loch-Injektoren für eine optimierte Brennraumfüllung, ein gewichtsoptimierter Turbolader mit variabler Turbinengeometrie, ein effizienteres Thermo-Management sowie eine optimierte Öl-Kühlwasser-Führung. Natürlich hat Renault seinem Spardiesel außerdem eine Start-Stopp-Automatik und das Energy Smart Management zur Rückgewinnung von Bewegungsenergie beim Bremsen oder im Schubbetrieb mitgegeben. Je 100 km Stadtverkehr verbrennt der Selbstzünder 5,2 Liter Kraftstoff, außerorts sind es 4,1 Liter und im gemischten Verbrauch nach EU-Norm 4,5 Liter (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5 und verfügt serienmäßig über einen Dieselpartikelfilter. Der CO2-Ausstoß beträgt 117 g pro km.
Frontantrieb macht den Grand Scénic zu einem problemlosen Begleiter. Die Lenkung spricht gut an, präzise folgt der Van den Lenkbefehlen. Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss aus Fahrkomfort und der für eine sichere Straßenlage nötigen Härte. Natürlich ist die Seitenneigung der hohen Karosserie deutlich spürbar. Sie führt aber bestenfalls dazu, in flotten gefahrenen Kurven den Gasfuß nicht auszureizen. Auch bei zügigem Kurventempo liegt der Franzose sicher auf dem Asphalt. Das leichte Untersteuern kündigt den nahenden Grenzbereich an. Plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver absolviert er eher leichtfüßig, sein Gewicht ist da nicht wirklich spürbar. Serienmäßig steht der Grand Scénic auf 16-Zoll-Rädern mit Reifen im Format 205/60. Die Bose-Edition steht auf 17-Zoll-Leichtmetallern mit 205/55er Reifen. Groß dimensionierte Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sorgen für ein gut dosierbare, prompte Verzögerung. Die automatische Parkbremse ist beim Grand Scénic Serie ab der Basisversion Expression.
Die Insassen schützen in einer hochstabilen Sicherheitskarosserie Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags über die komplette Seite, Anti-Submarining-Sitze (verhindern das Durchtauchen unter dem Sicherheitsgurt) und drei Isofix-Kindersitzbefestigungen in der zweiten Sitzreihe. Der Beifahrerairbag ist deaktivierbar, das ermöglicht die Montage von Kindersitzen gegen die Fahrtrichtung. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der Grand Scénic das Maximum von fünf Sternen für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Serienmäßig sind alle heutzutage üblichen Systeme wie ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent sowie ESP mit Antriebsschlupfregelung ASR mit an Bord. Serienmäßig ausgestattet ist der Grand Scénic mit einem Reifen-Reparatur-Kit mit Dichtmittel und Kompressor, ein Notrad gibt es gegen Aufpreis.
Ab 21.000 Euro kostet der Grand Scénic in Basisausstattung mit 110 PS starkem 1,6-Liter-Benzinmotor. Der Energy cDi 130 startet in der Dynamique-Ausstattung ab 26.700 Euro. Für die Bose Edition legt man ab 27.500 Euro auf den Tisch des Händlers. Aufpreis kosten zum Beispiel Metallic-Lackierungen, die dritte Sitzreihe oder Leder-Polster.
Renault gibt zwei Jahre Garantie auf den Neuwagen und zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie eine lebenslange Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Gegen Aufpreis kann die Garantie auf bis zu vier Jahr bis maximal 100.000 km verlängert werden. Die Ölwechsel- und Inspektionsintervalle betragen in Abhängigkeit von Einsatz und Fahrstil bis zu 30.000 km oder maximal zwei Jahre. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 20 / 21 (KH / VK / TK) ein.
© Juli 2011
Petra Grünendahl, Fotos: Renault