Fahrbericht.
Volkswagen T5 Multivan
Für gehobene Ansprüche
Von Petra Grünendahl
Vor 60 Jahren erblickte der erste VW Bulli (aus „Bus“ und „Lieferwagen“) das Licht der Welt und wurde zum Motor des Wirtschaftswunders. Als Typ 2 ging er schließlich in die Nomenklatur der VW-Geschichte ein, dem zweiten VW nach dem Typ 1, dem Käfer. Er basierte auf Käfer- und Kübelwagen-Technik. Seit dem T1 (Typ 2 der ersten Generation, bis 1967 gebaut) sind vier weitere Generationen gekommen, die aktuelle, der T5, hat so gar nichts mehr mit den spartanischen Gefährten der Wirtschaftswunderzeit gemein. Aus dem reinen Nutzfahrzeug der ersten Generation entwickelte sich ein ganze Modellpalette, die unterschiedlichsten (mitunter auch eher luxuriösen) Ansprüchen zwischen Freizeit und Beruf genügen muss. Der T5, die fünfte Generation, ist seit 2003 auf dem Markt. Ein Multivan mit verlängertem Radstand rundet die Modellpalette seit neuestem (Modelljahr 2008) nach oben ab.
Als Großraumlimousine befindet er sich am oberen Ende der Personenwagen-Skala. Gefahren sind wir einen T5 Transporter in der Executive-Ausstattung mit 3,2-Sechszylinder-Motor und 235 PS, einen T5 Multivan Comfortline mit 2,5-Liter-TDI und 130 PS sowie den T5 Multivan mit langem Radstand Fünfzylinder-TDI (174 PS).
Es gibt den T5 als Transporter, als Caravelle und als Multivan, darüber hinaus gibt es diverse Sonderausstattungen wie Atlantis oder Business. Als Transporter ist er ein reines Nutzfahrzeug, als Caravelle die schlichte Verbindung von Personen- und Gepäckbeförderung und den Multivan definiert Volkswagen als „multiflexible Großraumlimousine“. Zwei Türen vorne, ein Heckklappe sowie die Schiebetür auf der Beifahrerseite sind Serienausstattung. Die Schiebetür auf der Fahrerseite gibt es als Sonderausstattung, dann entfällt allerdings der Klapptisch an der Seitenwand. Im Multivan-Boden sind Schienen eingelassen, die die flexible Gestaltung des Innenraumes ermöglichen. Fünf bis sieben Sitze sind hier möglich, der Caravelle kann sogar mit drei Sitzreihen (bei langem Radstand) bis zu neun Personen befördern.
Neu ist der Multivan jetzt auch mit verlängertem Radstand (3,40 m statt 3 m) zu haben. Die Karosserielänge beträgt also 5,29 m statt der 4,89 m beim normalen Multivan. Bislang gab es diese Langversion nur für den Caravelle. Jetzt kommt der verlängerte T5 auch mit dem Schienenboden des Multivans zum Händler. Der Schienenboden ist der Schlüssel zu einer flexibeln Nutzung des Innenraumes, da die Sitze und Sitzreihen sich ganz nach Bedarf vor und zurück verschieben und stufenlos feststellen lassen. Das in Verbindung mit dem verlängerten Radstand verhilft den Passagieren zu einem großzügigeren Platzangebot bei größeren Ladekapazitäten. Bis zu vier Sitzreihen und acht Passagieren finden hier im Extremfall Platz (Dreier-Sitzbank hinten und fünf Einzelsitze). Geringfügig ändert sich auch die erlaubte Zuladung (Nutzlast), da das zulässige Gesamtgewicht beim verlängerten Radstand 3,2 t statt der 3 t der Normalversion des T5 beträgt.
Hoch ist die Sitzposition auf straffen, gut konturierten Sitzen, was aber bei einer Karosseriehöhe von 1,97 m (Langversion 1,99 m) nicht verwundert. Solide und gut verarbeitet ist der Innenraum des Multivan. Übersichtlich und gut zu handhaben sind die Anzeigen und Schalter im Armaturenbrett. Der im Armaturenbrett platzierte Schalthebel ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Zwei Ottomotoren mit 115 und 235 PS sowie zwei Dieselmotoren mit Pumpe-Düse-Direkteinspritzung in vier Leistungsstufen zwischen 84 und 174 PS stehen zur Wahl. Die Langversion ist lediglich mit drei Dieselvarianten zwischen 102 und 174 PS verfügbar. In dieser Version stand uns ein 2,5-Liter-Fünfzylinder-TDI mit 174 PS zur Ausfahrt zur Verfügung. Der starke Selbstzünder bringt den langen Multivan gut in Schwung, in punkto Durchzug und Leistungsentfaltung macht er trotz eines Leergewichtes von über 2,5 t insgesamt eine gut Figur. Das maximale Drehmoment von 400 Nm liegt zwischen 2.000 und 2.300 U/min. an und bleibt auch bei höheren Drehzahlen noch auf relativ hohem Niveau. Das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe ist leichtgängig und präzise zu schalten und für ein einigermaßen zügiges Fortkommen ausgelegt, ohne dass man den Schalthebel permanent in Bewegung halten muss. Der Motor lässt, wenn man es ruhiger angehen lassen will, durchaus eine schaltfaule Fahrweise zu. Für die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 braucht er 12,2 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 188 km/h.
Der 130-PS-TDI (schwächere Version des 2,5-Liter-Fünfzylinder-TDIs) im normalen Multivan verlangt da schon mehr Schaltarbeit, wenn man flott in Fahrt bleiben will. An maximalem Drehmoment liegen hier zwischen 2.000 und 2.300 Touren knappe 340 Nm an, die Drehmomentkurve flacht aber nach Erreichen des Maximums schneller wieder ab als beim stärkeren 2.5 TDI. Auch hier ist das gut abgestufte manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe Serie. Aus dem Stand auf 100 km/h braucht er 15,3 Sekunden, bei 168 km/h ist die maximale Geschwindigkeit erreicht.
Der 3,2-Liter-Sechszylinder-Benziner ist mit seinen 235 PS der Topmotor der Baureihe. Sehr zügig ist der Sechszylinder-Multivan im Antritt, mit einem enorm guten Durchzugsvermögen und einer Leistungsentfaltung, die fast die Größe dieses Gefährts vergessen lässt. Mit 315 Nm bei 2.950 U/min. steht die Großraumlimousine trotz eines Leergewichtes von zwischen 2,4 und 2,5 t gut im Futter. Geschmeidig und vibrationsarm arbeitet das Triebwerk. Ausgestattet war dieser T5 mit dem optionalen Sechsgang-Automatikgetriebe. Das Automatikgetriebe ist gut abgestuft und harmoniert hervorragend mit dem starken Sechszylinder-Motor. Die manuelle Schaltoption Tiptronic braucht man eigentlich gar nicht, wenn man zügig unterwegs sein will. Beim Sprint auf Tempo 100 vergehen 10,5 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 205 km/h.
Volkswagen gibt für den 130-PS-TDI einen Verbrauch von 10,9 Litern Dieselkraftstoff je 100 km Stadtverkehr, 6,8 Liter außerorts sowie 8,3 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an – bei ökonomischer Fahrweise. Die Daten für den 174-PS-TDI lauten 10,6 / 7,7 / 9,2 Liter Diesel, für den Sechszylinder mit Automatikgetriebe 18,0 / 9,7 / 12,7 Liter Superbenzin. Alle Motoren der Baureihe erfüllen die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt bei den beiden Dieselmotoren mit Frontantrieb 219 bzw. 221 g pro km, beim V6 (Automatikgetriebe und ebenfalls mit Frontantrieb) 303 g pro km. Bei den 2,5-Liter-TDIs gehört der Dieselpartikelfilter zur Serienausstattung, bei den 1.9er TDIs kostet er Aufpreis.
Gefahren sind wir nur Frontantriebsvarianten des Multivan, es gibt einige Motoren aber auch mit dem Allradantrieb 4Motion. Guter Geradeauslauf und eine leichtgängige, präzise Lenkung zeichnen den Multivan aus. Fahren tut er sich fast so dynamisch wie ein Pkw. Auch die Langversion ist kaum weniger agil, für seine Größe und das Gewicht ist der verlängerte Multivan schon sehr leichtfüßig unterwegs. Die Fahrwerksabstimmung stellt eine gelungene Mischung aus straff und komfortabel dar, wobei die ausgeprägte Seitenneigung doch deutlich macht, dass bei der Abstimmung der Komfort nicht vernachlässigt wurde. Insgesamt ist das Fahrverhalten aber problemlos, das Fahrzeug bleibt auch bei flotterer Kurvenfahrt gut beherrschbar. Das Annähern an den Grenzbereich kündigt der T5 durch ein Schieben zum Kurvenaußenrand rechtzeitig an, bevor dann das ESP mäßigend eingreift.
Die Bremsen verzögern gut und sicher. Die Ausstattung mit Fahrwerksregelsystemen umfasst serienmäßig ABS, Bremsassistent, die Antriebsschlupfregelung ASR, eine elektronische Differenzialsperre (EDS), eine Motorschleppmomentregelung (MSR) und das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP sowie bei mitbestellter Anhängerkupplung eine Gespann-Stabilisierung. Die Anhängelast variiert je nach Motorisierung zwischen 2 und 2,5 t.
Die Insassen schützen Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätzen. Front-, Seiten- und Kopfairbags gibt es – der Bus lässt grüßen – nur für Fahrer und Beifahrer. Die Außensitze der Sitzbank sowie die Einzelsitze sind mit Isofix-Kindersitzbefestigungen ausgestattet. Die Einzelsitze können auch mit integrierten Kindersitzen bestellt werden.
Ab 37.467,15 Euro steht der Multivan in der Ausstattungslinie Comfortline beim Händler, die Dieselversionen beginnen mit 38.603,60 Euro für das 102-PS-Modell. Mit verlängertem Radstand beginnt die Preisliste bei 40.870,55 Euro – ebenfalls für das 102-PS-Modell mit Dieselpartikelfilter. Der 2,5-Liter-TDI mit 130 PS beginnt bei 43.095,85 Euro, der 174-PS-TDI bei 46.374,30 Euro. Die Transporter- oder Caravelle-Varianten liegen preislich unter denen des Multivan.
Volkswagen gibt zwei Jahre Garantie auf den Neuwagen und 10 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis kann man die Neuwagen-Garantie verlängern bis zum 5. Jahr (bis 100.000 km). Dazu gibt es eine lebenslange Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Zum Service muss der Multivan nach Service-Intervall-Anzeige, die in Abhängigkeit von Einsatz und Fahrverhalten den Inspektionszeitpunkt berechnet. Als Leitfaden können bei normalem Einsatz 30.000 km oder einmal alle zwei Jahre angesetzt werden. Das gilt für Benziner und Diesel gleichermaßen.
© September 2007
Petra Grünendahl, Fotos: grü / Volkswagen