Fahrbericht.
Volvo C30 2.4 Momentum
Individualist unter gläserner Kuppel
Von Petra Grünendahl
Der 4,25 m lange Volvo C30 ist ein kompakter Zweitürer und nicht – wie man vom Namen her annehmen könnte – ein Cabrio (wie der C70). Die Heckklappe besteht nur aus der Heckscheibe und kann damit auch nicht als dritte „Tür“ durchgehen. Dennoch zeigt er von der Seite eine Fließheck-Silhouette. Die Optik ist ungewöhnlich, das Design sehr individuell. Volvo vergleicht ihn wegen der großen gläsernen Heckklappe gerne mit dem legendären Kombi „Schneewittchensarg“ (Volvo P1800 ES, 1971–1973), der ebenfalls hinten mit einer großen Fensterfront glänzte. Auch der von Volvo als „Nachfolger“ des P1800 ES ausersehene 480 ES (1985) verfügte über die große Heckscheibe, konnte aber an den Erfolg des Vorgängers nicht im Mindesten anknüpfen.
Der C30 sieht so gar nicht aus wie ein typischer Volvo, viel runder und geschwungener sind seine Linien. Fast schon extravagant ist sein Design, mit einem Hauch von Sportlichkeit. Als Coupe in der Kompakt-Klasse will Volvo den C30 (steht deshalb das „C“ im Namen?) verstanden sehen. Technisch basiert er auf der gleichen Ford-Konzernplattform wie Volvo S40 und V50, Ford Focus und Focus C-Max sowie Mazda 3 und Mazda 5. Für eine kurze Ausfahrt stand uns der C30 mit 2,4-Liter-Benzinmotor und 170 PS in der Ausstattungslinie Momentum zur Verfügung.
Zwei Türen bieten den Passagieren Zugang zum Innenraum des 4,25 m langen Kompaktwagens, der schon zu den längeren Modellen seiner Klasse zählt. Große Türen und die serienmäßige „Easy Entry“-Funktion der Vordersitze erleichtern den Weg nach hinten, wo sich die Passagiere auf zwei großzügigen, gut konturierten Einzelsitzen niederlassen. Deren umklappbare Lehnen zur Erweiterung des Laderaumes gehören zur Serienausstattung. Allerdings hat hier die Kniefreiheit ihre Grenzen, das früh abfallende Dach schränkt die Kopffreiheit ein. Vorne dagegen sitzen auch große Leute sehr bequem, die straffen Polster bieten vorne wie hinten guten Seitenhalt.
Der Innenraum wirkt funktional und nordisch kühl. Materialauswahl und Verarbeitung sind nicht zu beanstanden. Hier strahlt alles in Premium-Qualität. Das Armaturenbrett mit Anzeigen und Schaltern ist übersichtlich gestaltet und problemlos zu handhaben. Die Sicht nach hinten durch die Heckscheibe ist ganz besonders gut, durch die hinteren Seitenscheiben ist sie allerdings durch die ansteigende Gürtellinie nicht mehr ganz so außergewöhnlich.
So schick das Styling der Karosserie auch ist, es birgt eher Nachteile im Alltag. Die nach hinten abfallende Dachlinie und seitlich sich verjüngende Karosserie versprechen keine großen Ladekapazitäten: Der Laderaum fasst standardmäßig 251 Liter, bei umgeklappten Rücksitzlehnen und dachhoher Beladung sind es bis zu 894 Liter. Da gibt es in der Kompaktklasse geräumigere Fahrzeuge. Auch ist die Ladekante mit über 80 cm vergleichsweise hoch, die Ladeöffnung speziell unten relativ schmal. Das spricht nicht gerade für einen hohen Nutzwert beim Transport. Sichtschutz für den Gepäckraum und ein Sicherheitstrennnetz kosten allerdings extra – und das bei einem Fahrzeug, in dem ansonsten alle heutigen Sicherheitsstandards Serie sind …
Über der Basisversion des C30 hat Volvo drei Ausstattungslinien für die unterschiedlichen Käuferbedürfnisse parat. Die Basisausstattung umfasst serienmäßig eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne, ein Audiosystem mit Radio/CD-Spieler, eine Mittelarmlehne mit Staufach vorne, eine manuelle Klimaanlage, wärmedämmende Colorverglasung rundum sowie 16-Zoll-Stahlräder mit 205/55er Bereifung (Motoren ab 136 PS). Der Fahrersitz in höhen- und neigungsverstellbar und verfügt über eine Lendenwirbelstütze. Ab der zweiten Ausstattungslinie Kinetic ist auch der Beifahrersitz höhenverstellbar, nach vorne umklappbar und mit einer Lendenwirbelstütze ausgestattet, gibt es Lenkrad und Schalthebel mit Leder bezogen, sind die Spiegel in den Sonnenblenden beide beleuchtet, gibt es eine Mittelarmlehne hinten und eine Klimaautomatik. Die Momentum-Ausstattung kommt darüber hinaus mit Bordcomputer, Geschwindigkeitsregelanlage, Regensensor, Innenspiegel mit Abblendautomatik, Multifunktionslenkrad, Nebelscheinwerfern und 16-Zoll-Leichtmetallrädern (Motoren ab 136 PS). Die Top-Ausstattung Summum hat schließlich noch Extras wie Bi-Xenon-Scheinwerfer, anklappbare Außenspiegel, einen elektrisch einstellbaren Fahrersitz mit Memory-Funktion, Ledersitze, beheizbare Vordersitze sowie 16-Zoll-Leichtmetaller auch für die kleineren Motoren zu bieten. Als Ausstattungsoptionen hat Volvo dann noch Features wie Alarmanlage, BLIS (Blind Spot Information System), eine Einparkhilfe hinten, Keyless Vehicle (schlüsselloses Zugangs- und Startsystem), ein DVD-Navigationssystem, Mobiltelefon mit Freisprecheinrichtung, ein Glas-Schiebe-Hebe-Dach, eine Standheizung und ein Sportfahrwerk im Angebot.
Der 2,4-Liter-Benzinmotor ist ein Fünfzylinder-Vierventiler mit 170 PS, der aus Volvos eigener Motorenentwicklung stammt. Vier weitere Benziner zwischen 100 und 220 PS sowie drei Dieselmotoren zwischen 109 und 180 PS sind weitgehend (bis auf unseren 2.4i und den D5, hierzu siehe Testbericht Volvo S60) aus dem Ford-Konzernregal bekannt sind.
Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe glänzt mit knackig kurzen, präzisen Schaltwegen. Die Gänge sind für mehr Kraftstoffökonomie sehr lang übersetzt. Das schadet zwar dem Temperament, aber der Motor bietet genügend Reserven, um den kühlen Schweden mit seinen 1,4 t Leergewicht angemessen flott und souverän über den Asphalt zu jagen. Beim Anfahren macht sich das mangelnde Temperament noch ein wenig bemerkbar, hier ziehen andere flotter vom Hocker. Aber wenn der C30 erst mal läuft, ist an Durchzug und Leistungsentfaltung nichts mehr auszusetzen. Dann bewegt er sich souverän und angemessen voran. Dabei läuft der Fünfzylinder rund, ruhig und vibrationsarm.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der C30 2.4i gute 8,1 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 220 km/h. Der Verbrauch liegt bei 12,0 Litern Superbenzin auf 100 km Stadtverkehr, 6,3 Litern außerorts und 8,4 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 200 g pro km.
Der Volvo C30 verfügt über Frontantrieb. Sein Geradeauslauf ist nicht zu beanstanden. Die Lenkung ist eher direkt ausgelegt, wirkt aber leider um die Mittellage herum etwas gefühllos. Das Fahrwerk schon ab der Basisversion sehr dynamisch ausgelegt (diese Gene finden sich auch bei allen Konzernbrüdern und –schwestern). Volvo bietet aber auch noch ein Sportfahrwerk als Ausstattungsoption an.
Die Feder-Dämpfer-Abstimmung des Serienfahrwerks bietet einen idealen Kompromiss aus straffer Straßenlage für die Sicherheit und einem Fahrkomfort, den man von einem Premium-Fahrzeug erwartet. Insgesamt problemlos und narrensicher ist sein Fahrverhalten. Wenn der Fahrer die Kurven zu flott angeht, quittiert der Schwede dies mit einem leicht beherrschbaren Untersteuern. Ansonsten lässt er sich weder beim flotten Slalom noch bei plötzlichen Ausweichmanövern aus der Ruhe bringen. Die Seitenführung der Räder ist exzellent, die Straßenlage sicher.
Die 16-Zoll-Leichtmetallräder mit 205/55er Reifen sind ab Motorisierungen über 136 PS Serie. Sie bieten gute Traktion in Verbindung mit den 170 Pferdchen unter der Motorhaube. Die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) überzeugen mit gutem Ansprechverhalten und kurzen Bremswegen.
Groß geschrieben wird bei Volvo traditionell die Sicherheit der Insassen. Die bereits in den Baureihen S40 und V50 (gleiche technische Basis wie der C30) vorgestellte, patentierte Zonen-Struktur wurde für die kürzeren Fahrzeugabmessungen weiterentwickelt. Die Karosserie mit einer hochfesten Fahrgastzelle, stabilen Quer- und Längsverstrebungen und gezielt platzierten Deformationszonen ist darauf ausgelegt, von außen einwirkende Kräfte kontrolliert abzulenken und zu absorbieren. Dem Insassenschutz dienen darüber hinaus das Seitenaufprall-Schutzsystem SIPS mit Seitenaufprallschutz, Seitenairbags in den Vordersitzlehnen und Kopf-Schulter-Airbags für vorne und hinten, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen Plätzen, aktive Kopfstützen vorne (WHIPS), zweistufig auslösende Frontairbags, Durchtauchschutz an allen vier Sitzen sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den Rücksitzen. Als Ausstattungsoption gibt es den Beifahrerairbag auch abschaltbar, um dort Kindersitze gegen die Fahrtrichtung montieren zu können. Für die Insassensicherheit gab es beim EuroNCAP das Maximum von fünf Sternen, bei der Kindersicherheit vier Sterne. An elektronischen Helfern ist alles vorhanden, was heutzutage üblich ist: ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBV und Bremsassistent EBA sowie die Fahrdynamikregelung DSTC (besser bekannt als ESP). Bereits im S40 stellte Volvo das intelligente Fahrer-Informationssystem IDIS (Intelligent Driver Information System) vor. Es sortiert und koordiniert Signale und Informationen von Bordcomputer, Navigationssystem und dem integrierten Telefon nach Wichtigkeit. Je nach Fahrsituation hält das System Informationen kurzfristig zurück, wenn der Fahrer damit in kritischen Momenten überfordert werden könnte. Für die Reifenpanne gibt es serienmäßig ein Reifendichtmittel, das Notrad ist als Ausstattungsoption verfügbar.
Ab 19.100 Euro steht der Einsteiger-Volvo beim Händler, als Basismodell mit 100 PS. Der 2.4i kostet in Basisausstattung ab 24.000 Euro, in der Momentum-Ausstattung ab 27.150 Euro. Aufpreis kosten neben den bereits erwähnten Ausstattungsfeatures auch sämtliche Metallic-Lackierungen.
Volvo gibt eine Zwei-Jahres-Garantie auf den Neuwagen, zwei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zum Service muss der C30 alle 20.000 km oder einmal jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 15 / 19 / 22 (KH / VK / TK) ein.
© Mai 2007 Petra Grünendahl, Fotos: Volvo