Fahrbericht.
Toyota MR2 1.8
Faszinierender Flitzer
Von Petra Grünendahl
Der Frühling kommt und das nach oben offene Fahrvergnügen lockt. Mit seinem MR2 besetzt Toyota eine Nische, die für Fahrspaß in ihrer reinsten Form und eine besondere Fahrdynamik steht. Mittelmotor-Heckantrieb heißt das Konzept, dass durch das „M“ und das „R“ im Namen symbolisiert wird, die „2“ steht für den offenen Zweisitzer.
Mit seinen 3,90 m Karosserielänge ist der offene Japaner eine kompakte Größe. Flach (nur 1,24 m hoch), kurzer Radstand (2,45 m), kurze Überhänge und ein muskulöses Hinterteil – schon optisch verrät er sich als Sportwagen. Was er über die sportliche Optik hinaus zu bieten hat, zeigte er auf einer kleinen Ausfahrt.
Zwei Türen bieten den maximal zwei Passagieren natürlich guten Zugang zum Innenraum, tief ist die Sitzposition in den straffen, gut konturierten schwarzen Sportsitzen mit integrierten Kopfstützen. Sie bieten guten Seitenhalt und angesichts der straffen Federung sportlich-akzeptablen Fahrkomfort. Der Innenraum wirkt sportlich, Alu-Applikationen setzen entsprechende Akzente. Die Verarbeitung ist gut, die Materialqualität nicht zu beanstanden. Aufgeräumt und gut zu handhaben ist die Anordnung von Schaltern und Anzeigen.
Offen gestanden ist die Übersicht recht gut, geschlossen lässt sie naturgemäß bei einem Roadster etwas zu wünschen übrig. Das Platzangebot geht für normal gewachsene Leute in Ordnung. Der Laderaum hinter den Sitzen ist mit 90 Litern mehr als bescheiden, ist doch hier bei einem Mittelmotor-Roadster auch der Motor untergebracht. Zusätzliche 25 Liter Stauraum stehen unter der Fronthaube zur Verfügung. Die 25 Liter unter der Fronthaube lassen sich erweitern, wenn man das serienmäßige Notrad durch das Pannenhilfe-System „Fill & Go Comfort“ ersetzt. Ein schwarzes Stoffverdeck mit beheizbarer Glas-Heckscheibe gehört zur Serienausstattung, als eigenständiges Modell mit reichhaltiger Serienausstattung gibt es den MR2 auch mit Hardtop in Wagenfarbe (ebenfalls mit beheizbarer Heckscheibe, zusätzlich zum Stoffverdeck). Der vordere Teil des Verdecks übernimmt nach dem Aufklappen die Funktion einer Verdeckabdeckung, eine fummelige Persenning entfällt damit.
Serienmäßig steht der MR2 auf Leichtmetallfelgen (15 Zoll vorne, 16 Zoll hinten) und ist ausgestattet mit einer funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern, einem Sport-Lederlenkrad, Sportsitzen und Sportpedalerie, einer Radiovorbereitung mit Antenne und Lautsprechern, Wärmeschutzverglasung rundum und einem Windschott. Die Version mit Hardtop ab Werk (neu ca. 2.315 Euro teurer als das Basismodell) bietet serienmäßig einige Extras mehr wie Radio und CD-Player. Auch die MR2-Version mit SMT-Getriebe verfügt mit Brems-Assistent und ESP (VSC), Drehzahlmesser mit Ganganzeige sowie einem verchromten Schaltknauf mit passender SMT-Schaltkulisse und SMT-Schalttasten im Lenkrad über eine umfangreichere Serienausstattung als die handgeschaltete Basisversion. An Sonderausstattung stehen Klimaanlage, Lederausstattung, weitere Audiosysteme sowie ein Navigationssystem.
Angetrieben wird der MR2 von einem 1,8-Liter-Vierzylinder-Motor mit intelligenter variabler Ventilsteuerung (VVT-i) und 140 PS. Ein guter Antritt sowie ein angemessen sportlicher Durchzug und eine ausgewogene Leistungsentfaltung kennzeichnen den drehfreudigen Motor, obwohl das maximale Drehmoment von 170 Nm erst bei 4.400 Touren anliegt. Die etwas sportlichere Akustik ist gewollt, ansonsten läuft der Vierzylinder recht kultiviert. Dabei entwickelt der MR2 auch mit 140 PS schon ordentliche Fahrleistungen, wobei ihm sein relativ niedriges Karosseriegewicht zugute kommt.
Wir fuhren den MR2 mit manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe. Der Hebel flitzt zielgenau und auf kürzesten Wegen durch die Schaltkulisse, dass es die wahre Freude ist. Optional gibt es auch ein sequentielles manuelles Schaltgetriebe SMT (Sequential Manual Transmission), welches den Vorteil eines serienmäßigen Brems-Assistenten und ESP (heißt hier VSC) bietet. Die Getriebeabstufungen sind bei beiden Getrieben identisch und eher lang geraten für mehr Kraftstoffökonomie, was aber der Lebhaftigkeit des Antriebs angesichts von unter einer Tonne Karosseriegewicht keine Abbruch tut.
Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht er gute 8,0 Sekunden (9,3 Sekunden sind es beim SMT-Getriebe), ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen beide Varianten bei 210 km/h. Den Verbrauch gibt Toyota beim Schaltgetriebe mit 10,1 Liter je 100 km im Stadtverkehr, 5,9 Liter außerorts und 7,4 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an (SMT: 10,1 Liter, 5,9 Liter bzw. 7,4 Liter). Der Motor erfüllt jedoch nur die Abgasnorm EU3.
Dank Mittelmotor und Heckantrieb verfügt der japanische Roadster über eine sehr ausgewogene Gewichtsverteilung, die neben Fahrspaß auch ein hohes Maß an Fahrstabilität garantiert. Der MR2 entpuppt sich als reinrassiger Sportwagen mit einer feinfühligen und präzisen Lenkung, der sportliche Dynamik mit einer gehörigen Portion Fahrspaß vereint. Gebaut wurde der MR2 vorzugsweise für die flotte Kurvenhatz, bei der er seinen hoch gesteckten Grenzbereich eindrucksvoll zur Schau stellt, wobei gerade unserem Testfahrtexemplar ein ESP (das ist nur mit SMT-Getriebe zu haben) fehlte. Ist das Limit dann allerdings erreicht, macht er kurzen Prozess und verlässt den Pfad der Tugend ziemlich plötzlich.
Sportlich-straff liegt der MR2 auf der Straße. Sicher zieht er bis zum hoch angesiedelten Grenzbereich seine Spur. Zielgenau und spurtreu lässt er sich im flotten Slalom oder bei plötzlichen Ausweichmanövern dirigieren. Für akzeptablen Komfort bei größtmöglicher Fahrstabilität sorgt eine Mischbereifung mit Reifen im Format 185/55 R 15 vorne und 215/45 R 16 hinten. Groß dimensionierte innenbelüftete Scheibenbremsen rundum sorgen für gute Verzögerungswerte.
Zum Schutz der Insassen verbaut Toyota eine Aufprallenergie absorbierende Sicherheitskarosserie mit Seitenaufprallschutz, eine Energie absorbierende Lenksäule, Drei-Punkt-Automatikgurte, aktive Kopfstützen sowie Frontairbags für Fahrer und Beifahrer. An aktiven Fahrassistenzsystemen gibt es ABS und eine Traktionskontrolle. Leider verfügt nur die SMT-Variante serienmäßig über ESP (heißt bei Toyota VSC für Vehicle Stability Control) und Brems-Assistent, für den von Hand geschalteten MR2 sind sie auch nicht gegen Aufpreis zu haben.
Zuletzt war der MR2 im Jahr 2005 als Neuwagen zu Preisen ab 24.700 Euro zu haben, mit sequentiellem manuellem Schaltgetriebe ab 26.500 Euro. Gegen Aufpreis gibt es u. a. Mica-/Metallic- oder Sonderlackierungen, Klimaanlage und Navigationssystem sowie eine Hardtop-Variante mit serienmäßigem Radio/CD-Spieler und Multi-Info-Display.
Toyotas Garantien für den Neuwagen gelten drei Jahre ab Erstzulassung (bis 100.000 km), drei Jahre für den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Über die dreijährige Neuwagengarantiezeit gilt eine fast europaweite Mobilitätsgarantie, die gegen Aufpreis um weitere zwei Jahre verlängert werden kann. Zum Service muss der MR2 alle 30.000 km (oder nach 2 Jahren), zum Ölwechsel alle 15.000 km (oder nach einem Jahr). Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 29 / 33 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 27, TK 24) ein.
© März 2006
Petra Grünendahl, Fotos: Toyota