Testbericht.
Audi A4 2.0
Premium in der Mittelklasse
Von Petra Grünendahl
Unser Audi A4 trägt die Farbe „Denimblau Perleffekt“: Denim? Jeans? Ist das jetzt ein Jeans-Audi analog zum Jeans-Käfer Mitte der 70er Jahre? Aus der Arbeitshose von Volkswagen mit Nieten und Nähten ist – dem Zeitgeist angepasst – bei Audi eine Designer-Jeans geworden – mit edler Perleffekt-Lackierung. Der Modellwechsel im November 2000 brachte nur marginale Änderungen an der Karosserie, dafür umso mehr an den inneren Werten. Im zeitlosen Maßanzug und mit 130 PS starkem 2-Liter-Motor fuhr die Premium-Mittelklasse aus Ingolstadt zum Test vor.
Gute 7 cm länger, aber auch breiter und höher ist er im Vergleich zum Vorgänger-Modell geworden. 4,55 m misst der neue A4 in der Länge, 1,77 m in der Breite und 1,43 m in der Höhe: Das verspricht mehr Platz für die Passagiere.
Vorne sitzen zwei Passagiere gut und komfortabel auf straffen, gut konturierten Sitzen. Auch hinten sitzt man mit zwei Leuten sehr gut. Stiefmütterlich wird der mittlere Sitz in der zweiten Reihe behandelt. Er kommt ab Werk mit Beckengurt und ohne Kopfstütze. Dafür ist die Mittelarmlehne Serie, was zwei Passagieren auf der Rückbank ein gutes Maß an Bequemlichkeit bietet.
Der Laderaum ist mit einem guten Meter Breite und fast einem Meter Tiefe fast quadratisch und bei einer Ladehöhe von 45 bis 50 cm sehr gut nutzbar. 445 Liter Ladevolumen sind guter Standard, mit umgeklappter Rücksitzlehne können es bis zu 720 Liter werden.
Wie bitte? Die Rücksitzlehne ist serienmäßig weder geteilt noch umklappbar! Das Umklappen kostet Aufpreis (280 Euro), dann hat aber der Kunde ohne weiteren Aufpreis die Wahl, ob er lieber ungeteilt oder asymmetrisch geteilt haben will. Kopfstütze und Dreipunkt-Gurt für den Mittelsitz gibt es nur in Verbindung mit einer umlegbaren Rückbank und kosten noch einmal 110 Euro extra!
Der Innenraum wirkt auf eine eher praktische Art komfortabel. Gut verarbeitet und solide in der Anmutung ist der Passagierraum gehalten. Verschiedene Grauschattierungen und Alu-Zierleisten lockern die Kunststoffwüste Armaturenbrett etwas auf. Übersichtlich angeordnet lassen sich Schalter und Anzeigen blind handhaben. Die Ausstattung liegt auf einem gutem Niveau und schließt neben den üblichen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens auch die serienmäßige Komfortklimaautomatik mit ein. Da kann man sich über mangelnden Komfort nicht beklagen!
Die Übersicht ist für den Fahrzeugführer aber leider vor allem nach hinten nicht berauschend: Sinn macht eine Einparkhilfe (ab 320 Euro nur für hinten). Besser noch, man gönnt sich gleich die für vorne und hinten (630 Euro).
Der 2-Liter-Motor ist der zweitkleinste Benziner der Baureihe. Er leistet 130 PS. Ein 1,6-Liter-Aggregat mit 102 PS rundet die Palette nach unten ab. Als entsprechend starke Diesel bietet Audi den 1,9-Liter-TDI mit 100 bzw. mit 130 PS an. Der 2-Liter-Benziner stellt eine gute Motorisierung in dieser Klasse dar. Ausreichend Drehmoment steht über das ganze relevante Drehzahlband zur Verfügung: mindestens 150 Nm sind es zwischen 1.300 und 6.000 Touren, über 175 Nm zwischen 2.200 und 5.000 U/min. Das Maximum von 195 Nm liegt bei 3.300 U/min. an. Mit der fast 1,4 t schweren Karosserie ermöglicht der Zweiliter gute Fahrleistungen bei gutem Antritt und entsprechend gutem Durchzug .
Der Motor hat Laufkultur. Ruhig und vibrationsarm verrichtet er seine Arbeit, nimmt bereitwillig Gas an, um seine Leistung zu entfalten. Von Null auf Tempo 100 braucht er 9,9 Sekunden. Seine 212 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für komfortables und zügiges Reisen sehr angenehm.
Er ist eher fürs Reisen gebaut denn für den Stadtverkehr. In der Stadt genehmigt er sich auch bei ökonomischer Fahrweise 11,4 Liter Superbenzin je 100 km. Außerstädtisch kommt er mit 5,9 Litern hin. Im gemischten Verbrauch nach EU-Norm macht das 7,9 Liter je 100 km. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.
Die Schaltung macht Freude mit kurzen Schaltwegen sowie einer leichtgängigen und präzisen Führung des Hebels. Nur das lange Spiel des Kupplungspedals ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) packen schnell und gut dosierbar zu. Spurtreu und schnell kommt das Fahrzeug zum Stehen.
Die Lenkung ist einigermaßen direkt und sehr präzise. Gut ist der Federungskomfort, ohne er den Kontakt zur Fahrbahn beeinträchtigt. Sicher und weitgehend neutral liegt der A4 auf der Straße. Fast schon agil nimmt der Fronttriebler auch in flottem Tempo jede Kurve. Der Grenzbereich kündigt sich durch ein leichtes Untersteuern rechtzeitig an. Bevor etwas schief gehen kann, greift dann das ESP ein, solange die Grenzen der Fahrphysik nicht erreicht sind. Sicher und leichtfüßig umkurvt die Limousine den Elch.
Die feste Karosserie bietet passive Sicherheit mit Knautschzonen im Front- und Heckbereich, Seitenaufprallschutz in den Türen, Sicherheitslenksäule, Kopfstützen und Dreipunkt-Gurte auf den Außenplätzen sowie einem Beckengurt in der Mitte, Front- und Seitenairbags vorne, das Kopfairbagsystem Sideguard für vorne und hinten und eine Kindersicherung in den hinteren Türen (alles Serie) sowie Seitenairbags hinten (gibt es gegen Aufpreis, 340 Euro). Die Isofix-Kindersitzvorrüstungen für den Beifahrer- und die äußeren Fondsitze sowie Fensterheber hinten gibt es ebenfalls nur als Sonderausstattung (80 bzw. 260 Euro).
Den Fahrer unterstützen neben dem hervorragend ausgelegten Fahrwerk serienmäßig zusätzliche aktive Sicherheitsfeatures wie Servolenkung, Antriebsschlupf-Regelung, ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Bremsassistent, Bremskraftverstärker und das elektronische Stabilitätsprogramm ESP.
Ein Tire Mobility System mit Reifendichtmittel und Kompressor hilft nach einer Reifenpanne bis zur nächsten Werkstatt. Ein Platz sparendes Reserverad (Notrad) gibt es auf Wunsch und ohne Aufpreis, ein Reserverad auf Serienfelge in Fahrbereifung kostet 100 Euro extra.
Ab 21.800 Euro ist der Audi A4 mit 1,6-Liter-Benzinmotor in der Basisausstattung zu haben. Mit 2-Liter-Maschine muss man wenigstens 24.750 Euro hinblättern. Die Perleffekt-Lackierung schlägt mit 580 Euro zu Buche. Zur Serienausstattung gehören ab dem Basismodell elektrische Fensterheber vorn, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Fußmatten (vorne Serie, hinten gibt es sie wahlweise, aber ohne Aufpreis), Spiegel in beiden Sonnenblenden, Türrückstrahler, Wärmeschutzverglasung und funkfernbediente Zentralverriegelung. Der 2-Liter-Benziner bekommt zusätzlich ab Werk Alu-Schmiedeleichtbauräder im Sieben-Arm-Design in 15 Zoll sowie eine Komfortklimaautomatik mit. Aufpreis kosten: elektrische Fensterheber hinten (260 Euro), beheizbare Außenspiegel (inklusive beheizbarer Scheibenwaschdüsen, 130 Euro), Sitzheizung vorne (320 Euro), Seitenairbags hinten (340 Euro), Lichtpaket Innenraum (180 Euro), eine Durchladeklappe mit Skisack (175 Euro), Vier-Speichen-Lederlenkrad (185 Euro), Alu-Dekor an Mittelkonsole, Armaturenbrett und Türverkleidungen (170 Euro), Radio Concert (750 Euro) und Navigationssystem (1.480 Euro) sowie Geschwindigkeitsregelanlage (305 Euro) und Alu-Zierleisten rund um die Fenster (160 Euro). Sinnvoll ist außerdem eine umklappbare Rücksitzlehne, um den Laderaum bei Bedarf bis hinter die Vordersitze erweitern zu können, aber die kostet 280 Euro extra!
Für die Kraftfahrtversicherungen ist der A4 eingestuft in die Klassen 15 / 15 / 26 (KH / VK / TK). Audi gibt zwei Jahre Gewährleistung auf den Wagen sowie alle beim Audi-Partner eingebauten Original-Ersatzteile, drei Jahre auf den Lack, eine 12-Jahres-Garantie für die Karosserie gegen Durchrostung und eine LongLife-Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Wartungsintervalle. Der LongLife-Service erfolgt nach Service-Anzeige. Abhängig von Einsatz und Fahrweise sind Laufzeiten von bis zu 30.000 km möglich. Mindestens alle zwei Jahre muss der A4 allerdings dennoch zur Inspektion.
© Januar 2002 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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