VW Sharan 1.9 TDI

Testbericht.
VW Sharan 1.9 TDI Trendline
Riesige Familienkutsche lässt kaum Wünsche offen
Von Petra Grünendahl

 

Beim VW Sharan hat sich im Gegensatz zu seinen beiden technischen Brüdern Ford Galaxy und Seat Alhambra mit dem Facelift optisch am wenigstens getan. Nur wenig modifiziert ist der Kühlergrill, die Scheinwerfer sind größer, kantiger und schauen unter einer Klarglasabdeckung hervor.

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Seit dem Facelift vom letzten Frühjahr ist der VW-Van als Diesel nur noch mit Pumpe-Düse-TDI zu haben: der stärkere 1.9 TDI verfügt über 115 PS, der kleinere über 90 PS. Drei Benziner mit 115, 150 und 204 PS runden die Motorenpalette ab. Wir fuhren einen Sharan 1.9 TDI mit 90 PS in Trendline-Ausstattung und Indigoblau Perleffekt-Lackierung. Der Innenraum ist in Anthrazit gehalten, die Sitze Anthrazit-Blau bezogen. Mit Comfortline und Highline gibt es zwei komfortorientierte Ausstattungslinien über der Basis, die etwas sportlicher orientierte Trendline-Ausstattung ist preislich ist preislich zwischen Comfortline und Highline positioniert.

 

Unser Testwagen verfügte nur über die serienmäßigen fünf Sitze, ist aber mit Halterungen im Boden sowie Sicherheitsgurten für eine dritte Reihe ausgestattet, so dass auch ein nachträglicher Einbau der beiden Einzelsitze möglich ist.

Platz haben die Passagiere im Zweifelsfalle in allen drei Reihen. Sowohl Knie- wie auch Kopffreiheit haben auch größere Insassen auf den vor allem vorne recht gut konturierten Einzelsitzen. Hoch ist die Sitzposition, aber in Punkto Übersichtlichkeit hilft das bei der Karosserie auch nicht weiter: Sie ist halt einfach groß und unübersichtlich. Mehr Sinn macht da die Park-Distanz-Kontrolle für vorne und hinten (gegen Aufpreis).

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Für sieben Leute ist der Gepäckraum mit 256 Litern etwas klein geraten. Fünf Sitze und 852 Liter klingen dagegen nach einem angenehmen Familienurlaub. Die Ladekantenabdeckung in Edelstahl (Serie ab Comfortline) ist allerdings nicht sonderlich kratzresistent. Der Laderaum ist mit einer Ladekante von 62 cm und ebener Einladefläche gepäcktauglich. Auch die Ladebreite ab 1,13 m bei einer rechteckig nutzbaren Fläche sowie die knapp 700 kg Zuladung bieten praktischen Nutzwert. Die Gepäckraumabdeckung ist ab Comfortline Serie, ein Fangnetz hinter der dritten Reihe gibt es gegen Aufpreis, hinter der ersten oder zweiten Reihe – wenn man den Van als reinen Lastesel nutzen will – ist kein Trennnetz vorgesehen. Verzurrösen im Kofferraum erleichtern das Sichern der Ladung.

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Unter der flach nach vorne laufenden Frontscheibe blickt man auf eine anthrazitfarbene Kunststoffwüste. Die Oberfläche ist etwas rauer, gummiähnlich, dass Gegenstände dort nicht so schnell wegrutschen. Qualitativ macht das Ganze einen guten Eindruck, auch die Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig. Die Bedienung der Schalter und die Sicht auf die Anzeigen ist klar und einfach. Nur auf der asymmetrischen Tachoanzeige ist Tempo 70 – eine gerne verwendete Geschwindigkeitsbegrenzung – etwas zu klein geraten.

Die Sitze sind bequem, aber nicht zu weich. Auch in der zweiten Reihe mit drei Sitzen sitzt man kommod, ist die Ellenbogenfreiheit ausreichend. Die dritte Kopfstütze in der zweiten Reihe stört allerdings den Blick nach hinten gewaltig. Wer sie nicht braucht, baut sie besser aus und legt sie in den Kofferraum. Die Klimaautomatik – in unserem Testwagen eine Doppelklimaanlage – verfügt nicht nur über die zweite Heizung im Fußraum, sondern auch über zusätzliche Ausströmer für die hinteren Sitzreihen und ist für vorne und hinten getrennt regelbar. Angesichts des riesigen Innenraumes kein Fehler, auch wenn die Doppelklimaanlage fast doppelt so teuer ist wie die einfache Klimaautomatik.

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Der Motor verrät nach dem Anlassen den Selbstzünder. Ist er erst einmal warm gelaufen, ist die Hintergrundmusik nicht mehr so aufdringlich. Der 90-PS-TDI erfüllt in dem fast 1,7 t schweren Van nur wenig mehr als automobile Mindestanforderungen. Zugegeben, der alte 90-PS-TDI ohne Pumpe-Düse-Einspritzung als unterste Grenze dessen, was ein Motor im Sharan leisten muss, war merklich schwächer. Die moderne Einspritztechnik macht da eine ganze Menge aus.

Unter Teillast ist der 90-PS-TDI absolut ausreichend. Wer häufig voll beladen unterwegs ist, sollte aber einen stärkeren Motor wählen: Der stärkere TDI sowie der Einstiegsbenziner sind vom Durchzug schon die bessere Wahl. Der Antritt des Kleinsten ist müßig, ab 2.000 Touren kommt er erst richtig in Fahrt. Für einen Diesel läuft er einigermaßen kultiviert. Erst einmal in Fahrt, ist er auch für zügige Überholmanöver auf der Autobahn gut. Die Windgeräusche halten sich in Grenzen, Motorengeräuschen dringen lauter in den Passagierraum.

Das Sechsgang-Schaltgetriebe flutscht nur so: mühelos gleitet der Schalthebel zielsicher die Gänge hoch und runter. Bei hohen Touren braucht man die Schaltung nicht so ausgiebig wie in unteren Drehzahlregionen.

Von Null auf Tempo 100 beschleunigt der 90-PS-Sharan in 17,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 166 km/h – bei 1,7 t Gewicht ist das mehr als ok. Den Verbrauch gibt Volkswagen mit 6,3 Litern Dieselkraftstoff je 100 km im gemischten Verbrauch nach EU-Norm an (Stadt 8,1, Außerstädtisch 5,1 Liter). Das setzt aber allzeit fließenden Verkehr und einen sehr zurückhaltenden Umgang mit dem Gaspedal voraus.

Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) packen mit Hilfe des Bremskraftverstärkers kräftig zu, sprechen schnell an und sind gut dosierbar. Sie bringen den auf größeren und breiteren Reifen (215/55 R 16)) stehenden Trendline-Sharan (Basis und Comfortline stehen auf schmaleren 15-Zoll-Rädern) in kürzester Zeit zum Stehen.

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Die Lenkung arbeitet zielgenau und präzise. Beim Einparken noch eher schwerfällig und träge wirkt die Servolenkung mit etwas mehr Drehzahl wahre Wunder. Plötzliche Ausweichmanöver und doppelte Spurwechsel nimmt er fast schon mit tänzerischer Sicherheit. In zu schnellen Kurven drängt er mit den Vorderrädern zum Kurvenaußenrand, wird aber vom ESP schnell zur Raison gebracht. Trotz recht großer Seitenneigung in den Kurven – die Höhe fordert nun mal Tribut – gibt er sich im Ganzen gutmütig und beherrschbar.

Die Federung ist recht komfortabel, ohne dass die Feder-Dämpfer-Abstimmung Zugeständnisse an die Fahrsicherheit machen muss. Sicherheit wird ohnehin groß geschrieben: formstabiler Sicherheitsfahrgastraum, Verformungszonen vorne und hinten, Versteifungsprofile in den Türen, ABS, Bremskraftverstärker und ESP sind Serie, ebenso wie vier Airbags vorne, eine gepolsterte Armaturentafel, Drei-Punkt-Gurte auf allen Außenplätzen und der Beckengurt in der 2. Reihe mitte (den Drei-Punkt-Gurt gibt es aber gegen Aufpreis). Alle sieben (Einzel-)Sitze verfügen über eine Kopfstütze, je zwei Isofix-Kindersitzhalterungen gibt es in der zweiten und dritten Reihe. Integrierte Kindersitze gibt es für die zweite und dritte Reihe außen gegen Aufpreis.

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Ab 47.898 Mark bekommt man einen Sharan, den kleinsten Diesel ab 49.903 Mark, mit Trendline-Ausstattung ab 55.780 Mark. Serienmäßig verfügt der Sharan ab Basis neben den üblichen Annehmlichkeiten auch über Klimaanlage sowie eine separate Heizanlage für den Fahrgastraum hinten. Nebelscheinwerfer, Magny-Cours-Leichtmetallräder sowie Textilfußmatten sind ab Trendline Serie, die Seitenscheiben ab der zweiten Sitzreihe sowie die Heckscheibe sind getönt. Aufpreis kosten die Perleffekt-Lackierung (1.027 Mark), die Klimaautomatik als Doppelklimaanlage (2.200 Mark), Park-Distanz-Kontrolle (919 Mark), integrierte Kindersitze in der zweiten Reihe außen sowie das Winter-Paket mit Sitzheizung und beheizter Heckscheibe (782 Mark).

Wer mehr Leute mitnehmen will, legt 1.042 Mark für den 6. und 7. Sitz drauf, auch die Sitze in der dritten Reihe sind – gegen Aufpreis – mit integrierten Kindersitzen zu haben.

Volkswagen gewährt eine Neuwagen-Garantie von einem Jahr ohne Kilometerbegrenzung, 3 Jahre auf den Lack, 12 Jahre auf die Karosserie sowie eine LongLife-Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Versicherungseinstufungen liegen bei 19 / 18 / 27 (KH / VK / TK).

© Februar 2001 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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