Testbericht.
VW Golf Variant 1.9 TDI Comfortline
Geräumiger Kompakt-Kombi, sparsam und flott
Von Petra Grünendahl
Eine kompakte Größe ist der Golf Variant auch in der aktuellen Version. Mit 4,40 m Länge ist er kein Riese, dafür aber mit einem recht geräumigen Gepäckraumabteil und ausreichend Platz für fünf Passagiere gut nutzbar. Mit einem durchzugsstarken 110 PS-Direkteinspritzerdiesel ist er mit mäßigem Durst ein flotter Begleiter. Wir fuhren ihn in der Comfortline-Ausstattung.
In dunklem Brightgreen Perleffekt wirkt er stattlich, hochwertige Materialien kennzeichnen die zweifarbige Innenraumausstattung. Das Platzangebot ist vorne wie hinten ausreichend bemessen, der Kofferraum geräumig und recht gut nutzbar, wenn man davon absieht, dass er auf den Vorgänger ein wenig an Durchladebreite (jetzt nur noch ein knapper Meter) eingebüßt hat. Auch nach hinten ist ein guter Meter Ladetiefe vorhanden: Unter der Gepäckraumabdeckung passen da gut 460 Liter hinein. Mit umgelegter Rückbank kann man 1,64 m tief bis zu 1.470 Liter Gepäck zuladen. Das ist nicht gerade Klassenbestwert, aber schon ganz ordentlich. Kunststoffschienen erleichtern das Einladen und Durchschieben schwerer Güter. Die Ladekante von 61 cm ist ausreichend niedrig, eine 10 cm tiefe Stufe führt in den Laderaum hinein. Dank Kunststoffschutz an der Ladekante nimmt die Karosserie an dieser Stelle keinen Schaden.
Das Cockpit ist logisch und gut handhabbar aufgebaut: Alle Schalter und Anzeigen befinden sich in Griff- und Sichtweite. Hochwertig wirkt die Auswahl der Materialien: dunkler Kunststoff oben, heller unten. Einen gediegenen Eindruck macht auch der helle, farblich zum hellen Kunststoff passende, strapazierfähige Velour-Bezug der Komfortsitze. Fest und straff gepolstert sind sie ein wahrhaft angenehmes Sitzkissen.
Serienmäßig verfügt der Golf Variant Comfortline über elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel mit blau getönten Spiegelgläsern, elektrische Fensterheber sowie Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Ebenfalls im Ausstattungsumfang enthalten sind Servolenkung, ABS und ESP. Die Vordersitze sind höhenverstellbar. Vorne gibt es Ablagekästen in den Türen, hinten leider nicht. Unter dem Handschuhfach ist weitere Ablagefläche, zudem gibt es eine Mittelarmlehne mit Ablagebox.
Auf der Rückbank gibt es Isofix-Kindersitzvorrüstung auf den äußeren Plätzen sowie Staufächer an den Rückseiten der Vordersitze. Rücksitzbank und –lehne sind asymetrisch geteilt umklappbar. Hinten vervollständigen unverzichtbare Utensilien wie vier Verzurrösen, die Gepäckraumabdeckung und das Trennnetz sowie die Dachreling die Serienausstattung. Die Lenksäule ist höhen- und längsverstellbare, die Scheinwerfer schalten auf Parklicht, wenn man die Elektrik abstellt und ein Summer warnt nach Abziehen des Zündschlüssels, wenn Scheinwerfer noch eingeschaltet sind.
Durchzugsstark, aber dennoch sparsam macht der 110 PS starke 1,9-Liter-Turbodiesel-Direkteinspritzer einen wirklich guten Eindruck. Leichtgängig und präzise schaltet er sich durch die fünf Gänge. Von Null auf 100 zieht der Fronttriebler in 11,3 Sekunden: Nicht schlecht für ein über 1,3 Tonnen schweres Automobil. Im Verbrauch schlägt er sich auch nicht schlechter als der kleinere, zwar hubraumgleiche, aber nur 90 PS starke Motor: Fünf Liter Diesel insgesamt im EU-Norm-Verbrauch (Herstellerangabe), im Test lag der Verbrauch bei 6,7 Liter (fast nur Stadtverkehr). Seine 193 km/h Spitze sind nicht gerade dieselverdächtig. So schnell wie er fährt, bremst er auch mit Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet). Zusammen mit dem Fünf-Gang-Schaltgetriebe erfüllt der Motor die D3-Abgasnorm, mit Automatikgetriebe nur die Euro 2-Norm.
Die servounterstützte Lenkung agiert präzise und direkt: zielgenau lässt er sich auf kurvenreichen Strecke dirigieren. Nicht ganz tadellos bewegt er sich dagegen im Ernstfall: Bei plötzlichen Ausweichmanöver (Ausweichen und wieder einschwenken) wirkt er schwammig, in zu schnellen Kurven schiebt er trotz ESP ganz gewaltig über die Vorderräder.
Komfortabel und nicht zu hart gefedert meistert er auch schlechtere Straßen souverän. Dabei ist er jedoch ausreichend straff gefedert, dass die Karosserie bei plötzlichen Spurwechseln nicht ins Wanken gerät.
Die serienmäßige Sicherheitsausstattung umfasst eine erstärkte Karosserie, Front- und Seitenairbags vorne, Isofix-Kindersitzvorrüstung hinten, ABS und ESP, elektronische Wegfahrsperre, Verzurrösen im Gepäckraum sowie eine herausnehmbare Netztrennwand zwischen Passagier- und Gepäckraum. Serie sind vier Sitze mit Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurten, gegen Aufpreis kann der fünfte, nur mit Beckengurt ausgestattete Mittelsitz mit ebendiesen Features versehen werden.
Einen Golf Variant bekommt man ab 30.050 Mark – mit 1,4-Liter-Motor (75 PS) in der Basisausstattung. Der 1.9-Liter-TDI mit 110 PS kostet in der Comfortline-Ausstattung ab 39.6500 Mark, die Aufpreisliste ist lang. Das Komfortpaket Sicherheit mit 3. Kopfstütze hinten und Drei-Punkt-Sicherheitsgurt für den mittleren Sitz kostet 110 Mark, die Lendenwirbelstütze für die Vordersitze 260 Mark. Das Radio-Navigationssystem schlägt mit 4.800 Mark zu Buche, die Leichtmetallräder Avus mit 1.370 Mark, das Schiebe-/Ausstell-Glasdach mit 1.460 Mark. Für die Perleffekt-Lackierung Brightgreen sind noch einmal 775 Mark fällig. Wer eine Klimaanlage will, legt noch einmal 2.090 Mark auf den Tisch.
Garantien gibt VW ein Jahr ohne Kilometerbegrenzung auf den Wagen sowie alle beim Händler eingebauten Ersatzteile, drei Jahre auf den Lack der Karosserie und 12 Jahre gegen Durchrostung. Darüber hinaus gibt es eine Mobilitätsgarantie, die sich nach einem Jahr durch die Inspektion beim VW-Service um ein weiteres Jahr verlängert. Die Versicherungseinstufungen für unseren Testwagen (H / VK / TK) liegen mit 20 / 16 / 33 recht günstig und im Durchschnitt seiner Klasse.
© November 1999 Petra Grünendahl, Fotos: grü, IN*TEAM