Testbericht.
Nissan Primera 2.0 Competence
Zuverlässig und mit viel Spaß zu fahren
Von Petra Grünendahl
Nicht gerade auffällig gestylt ist die Mittelklasse-Stufenhecklimousine: Schön anzusehen, aber eben kein Hingucker, der einem auf der Straße sofort ins Auge fällt. Wiedererkennungswert hat allenfalls die weit nach unten gezogene Motorhaube mit dem markanten, chromumrandeten „Double-Wing“-Kühlergrill.
Die Tugenden des viertürigen Nissan Primera 2.0 Competence liegen augenscheinlich woanders: Zuverlässigkeit, Geräumigkeit und Komfort, eine solide und gleichzeitig dynamische Erscheinung sowie – dank der fast schon sportlichen Fahrwerksabstimmung – jede Menge Fahrspaß.
Der 2 Liter-Motor leistet im Primera Competence 130 PS (in der Top Sport-Ausstattung sind es 150 PS), sprintet in 9,6 Sekunden von 0 auf 100 und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 205 km/h. Sein Drehmoment-Maximum von 173 Newtonmetern liegt erst bei 4.800/min. So richtig auf Touren kommt der Vierzylinder-Vierventiler ab 4.000/min., unter 2.500/min. wirkt er im Vortrieb fast schon behäbig. Gemäßigt hingegen ist sein Durst: Knappe 9 Liter Superbenzin auf 100 km verbrauchte er im Test. Der Motor erfüllt die D3-Norm und ist damit befristet von der Kfz-Steuer befreit.
Exakt und leichtgängig schaltet sich der Wagen durch die fünf Gänge, daß es eine wahre Freude ist. Das ist aber auch nötig, denn schaltfaul fahren läßt sich die Limousine dank der langen Getriebeübersetzung nicht gerade. Wer lieber schaltfaul fährt, dem sei das gegen Aufpreis lieferbare Vierstufen-Automatikgetriebe empfohlen. Die Lenkung arbeitet zielgenau und präzise, die Bremsen (Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet) verzögern ordentlich, gut dosierbar und spurtreu.
Das Autofahren macht Spaß, vor allem im Primera. Der Fronttriebler besticht durch sein dynamisches Fahrverhalten und agiles Handling. Die Kombination aus Multilenker-Vorderachse und Kompaktlenker-Hinterachse sorgt für Spurtreue und hervorragende Kurvenstabilität. Bei schnelleren Kurvenfahrten schiebt er ein wenig über die Vorderräder. Lastwechselreaktionen sind ihm fremd. Die straffe Auslegung bringt hohe Fahrstabilität und Sicherheit bei einem aktiveren Fahrstil, geht aber ein wenig auf Kosten des Komforts.
Daß er bei der Beschleunigung in unteren Drehzahlregionen eher schwerfällig wirkt, will nicht so recht passen zu dem hervorragend ausgelegten, sportlich-dynamischen Fahrwerk. Hier ist der Primera mit dem 2 Liter-Motor der Top Sport-Ausstattung – mit 150 PS und einer kürzeren Getriebeabstufung im dritten und vierten Gang – für ein sportlicheres Fahren sicherlich vorzuziehen.
Straff gefedert ist der Primera, aber noch nicht unkomfortabel: Kleine Unebenheiten spürt man, lange Bodenwellen bügelt er hingegen makellos glatt. Die Geräuschkulisse hält sich auch bei höheren Geschwindigkeiten sehr in Grenzen.
Die körpergerecht geformten, velourbezogenen Sitze sind straff, bequem und bieten guten Seitenhalt. Eine Lendenwirbelstütze im Fahrersitz sorgt für Wohlbefinden auf Langstreckenfahrten. Das Platzangebot ist vorne wie hinten ausreichend bemessen. Allerdings sitzen drei große Erwachsene auf der Rückbank etwas eng. Drei vollwertige Sitzplätze mit Kopfstützen und Drei-Punkt-Sicherheitsgurten, die äußeren Sitze mit Ausformung, garantieren aber auch hinten eine sichere Fahrt.
Die Stufenhecklimousine verfügt über einen gut nutzbaren, 490 Liter fassenden Kofferraum, der dank der asymmetrisch geteilt umlegbaren Rückbank variabel vergrößert werden kann und über die Ladekante von 62 cm hervorragend zu beladen ist. Die Durchladebreite hinein in den Fahrgastraum ist allerdings an den Radkästen etwas eingeschränkt.
Das Cockpit ist im Nissan-typischen, praktischen Design gehalten. Der Kunststoff wirkt hochwertig, die Verarbeitung ist ordentlich. Alle Instrumentenanzeigen sind gut einzusehen, alle Schalter an der richtigen Stelle, wo sie sich blind finden und betätigen lassen. Besonders angenehm fällt die unkomplizierte, stufenlos einstellbare Intervallschaltung der Scheibenwischer auf.
Den Nissan Primera 2.0 gibt in vier Ausstattungsvarianten: In den eher komfort-orientierten Linien Competence und Ambiente sowie die sportlicheren Modelle Motion und Top Sport. Wir fuhren den Primera in der Competence-Ausstattung. Außer der Basisausstattung, die es ohnehin nur für den 1,6 Liter-Motor gibt, verfügen alle Linien über eine serienmäßige Klimaanlage, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel und elektrische Fensterheber.
Serienmäßig ist die kleinere Komfortausstattung zudem ausgerüstet mit einer Fernbedienung für die Zentralverriegelung, einer Außentemperaturanzeige sowie Holzeffekt-Applikationen an der Mittelkonsole, die Zigarettenanzünder und Aschenbecher beinhaltet. Außerdem gibt es im hinteren Teil der Mittelkonsole ein Ablagefach mit Getränkedosenhalter. Was allerdings fehlt ist eine zusätzliche Ablage für die Sonnenbrille oder anderen Kleinkram, den man schon mal schnell bei der Hand haben muß. Ansonsten gibt es ausreichend Stauraum: ein beleuchtetes Handschuhfach, Stauraum für Cassetten unter dem Radio sowie Ablagefächer in den Türen. Der Innenraum wirkt angenehm wohnlich und ist gut verarbeitet. Nichts klappert oder scheppert, auch nicht auf richtig schlechten Straßen.
Ein weiteres angenehmes Ausstattungs-Plus: Wenn man die Türen aufschließt, geht für bis zu 30 Sekunden im Innenraum die Beleuchtung an, was in der Dunkelheit das Einsteigen und sich im Innern des Wagens zurecht finden sehr erleichtert.
Die übliche Sicherheitsausstattung mit ABS, vier Airbags, Drei-Punkt-Sicherheitsgurten mit Gurtstraffern, Sicherheitslenksäule und Seitenaufprallschutz gibt es serienmäßig. Dazu kommen eine Karosserie mit computerberechneten Knautschzonen, schwer entflammbare Materialien im Innenraum sowie „Anti-Submarining“-Kissen in den Sitzen, die verhindern, daß die Passagiere im Falle eines frontalen Aufpralls unter den Sicherheitsgurten durchrutschen. Eine besonders verstärkte Rückbank schützt vor nach vorne rutschendem Gepäck aus dem Kofferraum. Den Rundum-Schutz vervollständigt die elektronische Diebstahlsicherung NATS.
Als Einstiegsmodell ist der 1.6 Stufenheck in der Basisausstattung schon für 32.695 zu haben, Spitzenmodell ist der 2.0 Top Sport Fließheck für 41.995 Mark. Der Nissan Primera 2.0 Stufenheck kostet in der Competence-Ausstattung 37.695 Mark. Dafür ist er aber auch schon komplett mit allem serienmäßig ausgestattet, was das Autofahrerleben angenehm macht. Lediglich in der Versicherungseinstufung liegt der Primera (Haftpflicht Typklasse 18, Vollkasko 22, Teilkasko 27) etwas über dem Durchschnitt seiner Klasse.
Nissan gewährt drei Jahre Garantie bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern, eine Sechs-Jahres-Garantie gegen Durchrostung, eine dreijährige Garantie auf die Lackierung und dazu – gegen Aufpreis – verschiedenste Service- und Mobilitätsgarantien.
© Oktober 1998 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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