Toyota iQ+

Fahrbericht.
Toyota iQ+ 1.0 VVT-i Multidrive
Smarter kleiner Japaner
Von Petra Grünendahl

„Ist das ein Smart?“ wurde ich gefragt, nachdem ich den Wagen eingeparkt hatte. Nein, ganz schön smart ist er ja, aber kein Smart! Etwa 50 cm länger als die erste Baureihe des Smart, fast 17 cm breiter, nur 3 cm niedriger – dafür aber mit bis zu vier Sitzen, wenn man keinen wirklichen Laderaum braucht.

Mit drei Metern Karosserielänge ist der iQ zur Zeit der kürzeste Viersitzer. Seine Form ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber er guckt freundlich in die Welt. Was in dem kleinen Japaner steckt, zeigte ein Test mit einem schwarz lackierten iQ+  (das „+“ steht für die gehobene Ausstattungsvariante „Plus“) mit 1-Liter-Motor.

Zwei Türen bieten guten Zugang zur vorderen Sitzreihe. Eine Einstiegshilfe zur zweiten Sitzreihe gibt es nur auf der Beifahrerseite. Luftig ist das Platzangebot in der ersten Reihe. Dank der weit nach vorne gezogenen Frontscheibe meint man, in einem viel größeren Auto zu sitzen. Die Sitzschalen mit integrierten Kopfstützen vorne bieten guten Seitenhalt. Sie sind straff und langstreckentauglich. Auch größere Erwachsene haben hier Platz. Die zweite Reihe ist eher nur was für Kinder, Japaner und Italiener ;-): Groß Gewachsene stoßen hier mit Kopf und Knien schnell an ihren Grenzen.

Hinter den Sitzen gibt es einen Stauraum von 32 Litern Volumen, ein abgedecktes Unterbodenfach mit 6 Litern Fassungsvermögen inklusive. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen passen 238 Liter Gepäck hinein. Ein weiteres Staufachfach verbirgt sich unter den Rücksitzen.

Materialqualität und Verarbeitung sind in dieser Klasse angemessen und gut, aber schließlich ist der iQ auch nicht billig. Da darf man Qualität erwarten! Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet und gibt keine Rätsel auf. Mit ausreichendem Stauraum ist der kleine Viersitzer nicht gesegnet: Ein Handschuhfach gibt es nicht wirklich, dafür eine flache (und herausnehmbare) Handschuhfachtasche. Weitere Ablagen gibt es in den Türen, in einem Getränkedosenhalter neben dem Handbremshebel auf dem Mitteltunnel sowie in zwei Seitenfächern hinten, in denen u. a. ebenfalls Getränkedosen unterkommen können.

In zwei Ausstattungslinien bietet Toyota den iQ an: als Basisversion mit der Bezeichnung „iQ“ und als gehobene Version mit der Bezeichnung „iQ+“. Die Basisversion kommt mitfunkfernbedienter Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln,Privacy Glass für die hintere Sitzreihe, CD-Radio, Klimaanlage und Multi-Info-Display sowie 15-Zoll-Leichtmetallfelgen als Serienausstattung. Lenkrad und Schaltknauf sind mit Leder bezogen. Die gehobenere Ausstattung hat Extras wie Klimaautomatik, Lichtautomatik, Regensensor und ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem sowie höherwertige 15-Zoll-Leichtmetallfelgen mit an Bord. Die Innenspiegel blenden hier automatisch ab, die Außenspiegel sind anklappbar. Den größeren Benziner (1.33 VVT-i) bekommt man übrigens nur mit der iQ+-Ausstattung – und dafür sogar serienmäßig mit 16-Zoll-Leichtmetallern.

Der Motor startet auf Knopfdruck. Na ja, mit unter einem Liter Hubraum ist es ja wohl eher ein Motörchen. Immerhin 68 Pferdchen werkeln drehfreudig unter der Motorhaube und verschaffen dem nicht einmal Eintonner einigermaßen flotten Vortrieb. Im Antritt ist er noch eher behäbig, aber ist er erst einmal in Fahrt gekommen, mangelt es ihm eigentlich nicht wirklich an Durchzug, obwohl das stufenlose Multidrive-Getriebe mehr auf Kraftstoffökonomie denn auf munteren Vortrieb ausgelegt ist. Im optionalen Sport-Modus dreht der Motor deutlich weiter hoch, was aber nicht unbedingt in nachdrücklicheren Vortrieb umgesetzt wird. Der Motor gehört nicht zu den ruhigsten und ist im Innenraum beim Fahren schon recht präsent.

Über die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 macht Toyota keine Angabe, sie dürfte aber weit im zweistelligen Bereich liegen. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der japanische Floh bei 150 km/h. Mit Multidrive-Getriebe liegt der Verbrauch bei 5,7 Liter auf 100 km im Stadtverkehr, 4,1 Liter außerorts und 4,7 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm. Schon damit geht das Fahrzeug als 5-Liter-Auto durch. Günstiger ist aber die manuelle Schaltung: 4,9 Liter innerorts, 3,9 Liter außerorts und 4,3 Liter im Durchschnitt lauten hier die Angaben (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 110 g pro km. Mit manueller Schaltung sind es sogar nur 99 g.

„Der dreht sich ja fast auf der Stelle“, meinte mein Fahrer Daniel. Klein und entsprechend wendig und agil ist der Japaner. Präzise und ausreichend direkt ist die Lenkung des Fronttrieblers. Problemlos und weitgehend neutral gibt er sich im Handling. Spurtreu folgt er den Lenkbefehlen auch in flott gefahrenen Kurven. Ein leichtes Untersteuern deutet rechtzeitig den nahenden Grenzbereich an. Spurtreu und ohne tückische Lastwechselreaktionen meistert er auch den zügig gefahrenen Slalomparcour.

Die Federung ist eher straff ausgelegt, um die Karosserieneigung zu minimieren. Das stößt naturgemäß bei der mit 1,50 m doch recht hohen Karosserie an Grenzen, unsicher fühlt man sich jedoch dabei noch nicht. Serienmäßig steht der japanische Mini auf 15-Zoll-Leichtmetallrädern mit 175/65er Reifen, die in puncto Traktion und Seitenführung völlig ausreichend dimensioniert sind. Sehr gut verzögern die Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet.

Passiven Schutz bieten den Insassen die hochfeste Sicherheitsfahrgastzelle mit „Multi-load path“-Karosseriestruktur mit Aufprallenergie absorbierender Frontkonstruktion und Pfaden entlang der Fahrgastzelle, die verbliebene Energien möglichst vom Passagierraum ableiten. Im Innenraum schützen Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen vier Plätzen sowie neun Airbags. Die Ausstattung umfasst Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags (Curtain Shield) für vorne und hinten, Knieairbag für den Fahrer, Sitzpolsterairbag für den Beifahrer sowie einen Heckairbags hinter den Kopfstützen der Fondpassagiere. Der Beifahrerairbag kann deaktiviert werden, um die Montage eines Kindersitzes gegen die Fahrtrichtung zu ermöglichen. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der iQ das Maximum von fünf Sternen für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Hier ist bei dem Mini-Toyota die ganze heutzutage übliche Palette mit ABS,Elektronischer Bremskraftverteilung EBD, Bremsassistent BA, dem Elektronische Stabilitätsprogramm VSC (heißt woanders ESP) und der Traktionskontrolle TRC an Bord. Zur Serienausstattung gehört auch ein Reifenreparaturset anstelle eines Not- oder Ersatzrades.

Ab 12.900 Euro steht der iQ in der Basisversion beim Händler. Die gehobene Ausstattung iQ+ ist ab 14.100 Euro zu haben. Der Basismotor mit Multidrivesteht für 1.200 Euro mehr in der Preisliste. Serienmäßig gibt es den iQ nur in Vulkanrot. Alle anderen Lackierungen in Perleffekt-, Mica- oder Metallic-Farben kosten extra.

Drei Jahre Garantie gibt Toyota auf den Neuwagen (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Mobilitätsgarantie Eurocare gibt es für drei Jahre, eine Verlängerung für das vierte und fünfte Jahr der Zulassung ist gegen Aufpreis möglich. Zum Servicecheck muss der iQ alle zwei Jahre (oder nach maximal 30.000 km), zum Fitnesscheck (inkl. Ölwechsel) alle 15.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 12 / 15 (KH / VK / TK) ein.

© Dezember 2009
Petra Grünendahl
, Fotos: grü

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