Toyota Auris 1.6 Executive

Fahrbericht.
Toyota Auris 1.6 Executive
Glänzender Einstand
Von Petra Grünendahl

Der neue Toyota Auris (von „aurum“, lat. Gold) löst den Bestseller Corolla ab, der nach neun Generationen seit 1966 und über 32 Mio. verkauften Exemplaren als das meistverkaufte Auto der Welt (* siehe Anmerkung unten) in den Ruhestand geht. Seit März ist der in Toyotas Design-Zentrum in Südfrankreich gezeichnete Corolla-Nachfolger auf dem Markt. Eine Ausfahrt in einem Auris 1.6 in der Ausstattungslinie Executive vermittelte erste Eindrücke.

Der 4,22 m lange Auris ist – wie schon sein Vorgänger – als Drei- oder Fünftürer zu haben. Die fünf Türen unseres Testwagens bieten guten Zugang für Passagiere und Gepäck. Bei 1,51 m Höhe ist auch die Sitzposition recht hoch. Die Vordersitze sind ausreichend straff, gut konturiert und bieten im Schulterbereich akzeptablen Seitenhalt. Das Platzangebot ist in beiden Sitzreihen großzügig, auch drei Leute auf der Rückbank sitzen nicht wirklich unbequem. Die Übersicht ist vor allem nach hinten nicht wirklich prickelnd, die optionale Einparkhilfe ist eine gute Empfehlung. Nach vorne macht es die weit nach vorne gezogene Frontscheibe schwierig, die Abmessungen der Karosserie einzuschätzen.

Der Kofferraum fasst 354 Liter. Nach Umklappen der asymmetrisch geteilten Rückbanklehne (ist ab der Basisversion Serie) stehen dachhoch bis zu 1.335 Liter zur Verfügung. Unser Auris wird dank der üppigen Ausstattung eher am oberen Ende der möglichen 1.305 – 1.380 kg Leergewicht liegen, was bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 1.750 kg die erlaubte maximale Zuladung auf 370 kg reduziert. Verzurrösen im Kofferraum erleichtern das Sichern von Ladung. Hochwertige Materialien und eine tadellose Verarbeitung kennzeichnen den Innenraum. Das Cockpit ist eher funktional gezeichnet, mit Kurven und klaren Linien. Die Anordnung von Schaltern und Anzeigen ist ergonomisch und gibt dem Fahrer keine Rätsel auf.

Über der Basisversion gibt es drei Ausstattungslinien, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Käufer Rechnung tragen. Ab der Basisversion ist der Auris unter anderem serienmäßig ausgestattet mit einer funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern vorne, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, RDS-Radio mit CD-Player und vier Lautsprechern, Bordcomputer, Gepäckraumabdeckung, Wärmeschutzverglasung rundum und 15-Zoll-Stahlfelgen mit Radvollblenden. Die Linie Luna verfügt darüber hinaus über beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber hinten, eine manuelle Klimaanlage, Schaltknauf und Lenkrad (mit integrierter Audio-Bedienung) in Leder, sechs Lautsprecher für das Audiosystem und Nebelscheinwerfer.

Die Linie Sol bietet zudem Features wie eine elektronische Geschwindigkeitsregelanlage (allerdings nicht für den 1,4-Liter-Benziner) mit Geschwindigkeitsbegrenzer (aber nicht in Verbindung mit Multi-Mode-Getriebe) sowie eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Die Top-Ausstattung Executive verfügt zusätzlich serienmäßig über Extras wie 16-Zoll-Leichtmetallräder, Xenon-Scheinwerfer, Regensensor und Lichtautomatik, automatisch abblendende Innenspiegel, eine Mittelarmlehne hinten mit Getränkehaltern sowie das schlüssellose Zugangs- und Startsystem Smart-Key. Dazu gibt es für die Executive-Ausstattung in der Preisliste Extras wie CD-Wechsler, ein Multivisions-, Audio- und DVD-Navigationssystem,  eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und eine Einparkhilfe hinten (als Zubehörausstattung zum nachträglichen Einbau sogar für vorne und hinten).

Mit zwei Benzin- und zwei Dieselmotoren geht der Auris an den Start. Die beiden Selbstzünder sind aus dem Vorgängermodell sowie der Avensis-Baureihe hinlänglich bekannt: der 2.0 D-4D leistet 126 PS (im Corolla Verso haben wir 2004 mal die 116-PS-Version getestet), der 2.2 D-CAT 177 PS (Test im Avensis 2005). Der 97 PS starke Einstiegsbenziner mit 1,4 Litern Hubraum stammt in dieser Form noch aus dem Corolla. Unser 1.6 Dual VVT-i ist eine Neuentwicklung und leistet 124 PS. Der bisherige 1.6 VVT-i brachte es auf 110 PS (Test im Corolla 2003). Der Motor verfügt als Weiterentwicklung des alten 1.6 VVT-i über eine duale variable Ventilsteuerung (Dual VVT-i), die eine stufelose Verstellung sowohl der Einlass- als auch der Auslassnockenwelle ermöglicht. Diese Technik, die elektronische Drosselklappensteuerung ETCS-i sowie diverse andere Maßnahmen ermöglichen den – so Toyota – „optimalen Kompromiss zwischen Fahrdynamik und Wirtschaftlichkeit“.   Trotz seiner über 1,3 t schwere Karosserie ist er recht flott unterwegs. Er nimmt gut Gas an und dreht freudig hoch. Man kann ihn aber auch – aus Sparsamkeitsgründen – mit wenig Drehzahl fahren, ohne sich wie eine lahme Ente vorzukommen. In punkto Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung bietet der 1,6-Liter-Sechzehnventiler sehr anständige Kost. Das maximale Drehmoment von 157 Nm liegt aber erst sehr spät, nämlich bei 5.200 U/min. an. Aber schon ab 2.000 Touren stehen über 140 Nm zur Verfügung. Insgesamt läuft der Motor sehr ruhig und kultiviert und er ist dank seines vibrationsarmen Laufs im Innenraum kaum zu spüren. Erst bei hohen Drehzahlen wird er akustisch präsent, klingt dann aber kernig und keineswegs aufdringlich.

Der Schalthebel für das serienmäßige Fünfgang-Schaltgetriebe sitzt relativ hoch unter der Mittelkonsole. Der Hebel lässt sich leichtgängig, präzise und knackig führen. Die Gänge sind eher lang ausgelegt für größere Kraftstoffökonomie. Dennoch könnte der Motor einen sechsten Gang gut gebrauchen, um bei höherem Tempo die Drehzahl und damit den Geräuschpegel noch ein wenig zu senken. Es gibt eigentlich keine Grund, dem Benziner das Sechsgang-Schaltgetriebe der Dieselmotoren vorzuenthalten …

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h braucht er knappe 10,4 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 190 km/h. Das reicht für ein mehr als zügiges Vorankommen allemal. Innerorts verbraucht der 1.6er Auris 9,0 Liter Superbenzin je 100 km, 5,9 Liter sind es außerorts und 7,1 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – bei ökonomischer Fahrweise, versteht sich (alles Herstellerangaben). Die Verbräuche des 1.6 Dual VVT-i mit manueller Schaltung liegen damit nur geringfügig über denen des 1,4-Liter-Benziners. Mit Automatik-Getriebe fährt der 1.6er übrigens genauso sparsam wie der 1.4er Auris. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 166 g pro km.

 

Der frontgetriebene Auris glänzt mit einem tadellosen Geradeauslauf. Die präzise Lenkung ist sehr direkt ausgelegt, was dem Auris eine gute Portion Fahrdynamik und Agilität verleiht. Passend dazu ist das Fahrwerk eher straff abgestimmt, es bietet aber dennoch geschmeidigen Abrollkomfort und bügelt kleine Unebenheiten sauber glatt.

Lenkung und Fahrwerk vermitteln guten Kontakt zur Fahrbahn. Hohe Spurstabilität auch in flotten Kurven sowie sicheres Führen bei plötzlichen Ausweichmanövern zählen zu seinen Stärken. Problemlos ist er im Handling bis kurz vor den Grenzbereich, den der Auris durch ein leichtes Schieben über die Vorderräder ankündigt.

Serienmäßig steht der Auris 16-Zoll-Rädern (in der Executive-Ausstattung auf Leichtmetallern) mit 205/55er Reifen. Die Bremsanlage mit ordentlich dimensionierten Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) verzögert gut dosierbar, prompt und spurtreu. An aktiven Helfern hat er ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung EBD, einen Bremsassistenten (BA), die elektronische Stabilitätskontrolle VSC (heißt woanders ESP) und die Traktionskontrolle TRC (Antriebsschlupfregelung) mit an Bord.

Der Auris verfügt über eine Aufprallenergie absorbierende Sicherheitskarosserie, Seitenaufprallschutz mit zusätzlichen Energie absorbierendem Material in den Türen, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätze, aktive Kopfstützen vorne (Schleudertrauma-Schutzsystem WIL), Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere, Knieairbag für den Fahrer, Kopfairbags (Curtain Shield) für vorne und hinten und Isofix-Kindersitzbefestigungen auf der Rückbank. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar, damit Kindersitze auch gegen die Fahrtrichtung angebracht werden können. Im EuroNCAP gab es 2006 das Maximum von fünf Sternen für Insassensicherheit. Zum Ausstattungsumfang zählt zur Gewichtsoptimierung ein Notlaufrad anstelle eines vollwertigen Ersatzrades.

Ab 15.200 Euro ist der Auris  zu haben, als Dreitürer in Basisausstattung und mit einem 1,4-Liter-Ottomotor. Die fünftürigen Varianten sind jeweils 700 Euro teurer als die Dreitürer. Der 1,6-Liter-Benziner ist erst ab der Ausstattungslinie Luna zu haben und kostet ab 17.750 Euro (Fünftürer ab 18.450 Euro). Der 1.6er Auris ist in der Executive-Ausstattung lediglich als Fünftürer zu haben und schlägt mit Preisen ab 20.950 Euro zu Buche. Aufpreis kosten Mica-/Metallic-Lackierungen, ein Multivisions-, Audio- und DVD-Navigationssystem, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, CD-Wechsler sowie eine Einparkhilfe hinten.

Toyota gibt eine dreijährige Neuwagen-Garantie (bis 100.000 km) inkl. fast europaweiter Mobilitätsgarantie Eurocare, drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zu Fitnesscheck und Ölwechsel muss der Auris alle 15.000 km (oder einmal jährlich), zum großen Service alle 30.000 km (oder alle zwei Jahre). Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 14 / 14 / 15 (KH / VK / TK) ein.

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*) ANMERKUNG: Seit 1966 liefen neun Modell-Generationen mit Namen Corolla vom Band und es hatte ein Wechsel des Antriebskonzepts (von Heck- auf Frontantrieb) stattgefunden, so dass man auch den weitgehend nur wenig modifizierten Käfer oder den immerhin in fünf Generationen immer als Fronttriebler gebauten Golf als meistverkaufte Autos der Welt bezeichnen könnte.

© Juni 2007
Petra Grünendahl
, Fotos: Toyota

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