Seat Leon 1.9 TDI

Testbericht.
Seat Leon Torrid 1.9 TDI
Mehr Vernunft als Temperament
– von Petra Grünendahl

 

Seit dem Marktstart des Leon im Herbst 1999 sind die Formen bei Seat dynamischer geworden. Die Karosserie-Zeichnung trägt Chefdesigner Walter de Silvas Handschrift: Sportlicher und emotionaler präsentiert sich die Marke heute. Der kompakte Leon ist technisch verwandt mit dem Golf, auf dessen Bodengruppe er steht. Der 4,18 m lange Leon verfügt von daher mit 2,51 m über den gleichen Radstand wie der Wolfsburger.

seat-leon-1.jpg (42369 Byte)

Als Sondermodell Torrid hat Seat den Leon jetzt im Angebot. „Torrid“ kommt vom spanischen „tórrido“ (sehr heiß) oder dem englischen „torrid“ (glühend heiß). Wie heiß der Spanier wirklich ist, testeten wir in einem Leon Torrid mit 1,9-Liter-TDI-Motor und 110 PS. Lackiert war der Testwagen in der Farbe Clara-Grau Metallic.

 

Die weit öffnenden Türen erlauben vorne wie hinten einen bequemen Einstieg. Die Sitze sind nicht zu straff und ausreichend komfortabel. Vorne sitzen auch langbeinige Leute dank der großzügigen Sitzflächen bequem. Der Knieraum hinten kann leiden, wenn vorne große Passagiere sitzen, aber für einen Kompaktwagen ist das Platzangebot gut. Sogar der Mittelsitz in der hinteren Reihe ist bequem, wenn es auch mit drei Leuten im Fond etwas eng wird. Die Sportsitze vorne bieten guten Seitenhalt auch in scharfen Kurven und sind durchaus langstreckentauglich.

seat-leon-6.jpg (49511 Byte)

Das Armaturenbrett erinnert an Kompakte aus Wolfsburg, die rote Anzeigenbeleuchtung spricht aber eine eigene Sprache. An der Verarbeitung wie am Material gibt es nichts auszusetzen. Alles ist solide und sauber. Das Cockpit ist aufgeräumt und gibt in der Bedienung keine Rätsel auf. Zahlreiche Ablageflächen und Fächer erleichtern das Verstauen von Kleinkram, selbst für die Sonnenbrille findet sich ein gut erreichbares Plätzchen in der Mittelkonsole. Für sportliches Ambiente sorgt die rote Naht an Lenkrad-Leder und Schalthebel-Manschette. Die Sportsitze mit Stoffbezug „Mercury Grau“ sind strapazierfähig und pflegeleicht.

Der Kofferraum fasst 340 Liter Ladung, die Rückbanklehne ist asymmetrisch geteilt umklappbar, die Rücksitze komplett vorklappbar. Derartig erweitert kann man bis zu 656 Liter Gepäck bis zur unteren Fensterkante verstauen, dachhoch sind es noch etwas mehr. Verzurrösen erleichtern das Sichern der Ladung im Kofferraum. Bei einem Leergewicht von 1.334 kg sind 435 kg Zuladung möglich. Ganz anständig für einen Kompakten.

seat-leon-7.jpg (41642 Byte)

Die Karosserie ist gut gegen Windgeräusche isoliert. Bemerkbar, wenn auch nicht störend, macht sich im Innenraum vor allem der noch kalte Dieselmotor. Die Außenspiegel sind von innen manuell verstellbar. Elektrische Fensterheber gehören hier nur vorne zur Serienausstattung, in anderen Ausstattungspaketen sind sie aber entweder optional verfügbar oder sogar serienmäßig dabei. Beide Sonnenblenden sind mit einem Spiegel versehen. Die wärmedämmende Verglasung gehört ab der Basis zur Serienausstattung, die Klimaanlage ist in der Basisausstattung nur gegen Aufpreis zu haben, im Torrid-Sondermodell dagegen Serie.

 

Der 110 PS starke Turbodiesel-Direkteinspritzer ist der stärkere der beiden Motoren im Sondermodell, ein 1,6-Liter-Ottomotor mit 105 PS rundet das Spektrum ab. Der Leon ist zur Zeit mit sechs Benzin- und vier Dieselmotoren verfügbar. Die Palette reicht von 75 PS im 1,4-Liter-Benzinmotor bis 210 PS im 1,8-Liter-Turbobenziner.

Vom Durchzug her ist der 110-PS-TDI ja nicht schlecht, aber besonders temperamentvoll ist er nicht. Ordentliche 235 Nm maximales Drehmoment stemmt der Motor bei 1.900 U/min. auf die Kurbelwelle. Aber es gibt mittlerweile im Konzernregal feurigere Diesel-Alternativen ab 130 PS. Als Top-Diesel bietet auch Seat schon mehr an: mit dem 150 PS starken 1.9 TDI mit Pumpe-Düse-Einspritzung im Leon Top Sport.

seat-leon-5.jpg (53153 Byte)

Im Antritt müht der Fronttriebler sich vor allem im unteren Drehzahlbereich etwas ab, wo er in ein Turboloch fällt. Ist er dagegen auf Touren gekommen, läuft er ganz gut. Etwas laut und rau macht er sich bemerkbar, solange er kalt ist. Warm gelaufen wird es besser, aber an Laufruhe kann er mit modernen Common-Rail-Dieseln natürlich nicht mithalten. Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe ist eine Freude: Die knackig kurzen Schaltwege und die präzise Führung sind vom Feinsten.

Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 10,7 Sekunden klingt ja ganz gut, kommt einem aber in der Praxis ziemlich lang vor. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 193 km/h ganz ordentlich und auch für lange Autobahnstrecken bestens geeignet. Für zügige Überholmanöver reicht das nämlich allemal.

Wer versucht, dem Wagen mit dem Gasfuß etwas mehr Temperament beizubringen, wird mit höherem Verbrauch bestraft. Bei ökonomischer Fahrweise lässt sich unser Leon 1.9 TDI mit 6,8 Liter Diesel je 100 km im Stadtverkehr, 4,3 Liter außerorts und 5,2 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm bewegen (Herstellerangaben). Im Test verbrauchte er bei wenig ökonomischer Fahrweise auf langer Autobahn- und Landstraßenfahrt in die Berge 5,6 Liter Sprit, im Durchschnitt mit Stadtverkehr und Fahrtests waren es etwa 6,6 Liter, was gemessen an meinem Fahrstil im Vergleich zu anderen Autos sehr gute Verbrauchswerte sind. Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 3.

 

seat-leon-2.jpg (43489 Byte)

Gebaut wird dieses Auto in erster Linie für die Kurve. Dennoch lässt auch der Geradeauslauf nicht zu wünschen übrig, obwohl die direkt ansprechende Lenkung Lust auf ganz andere Dinge macht. Spurtreu und präzise lässt sich der Leon nämlich auch bei höherem Tempo sicher über kurvige Strecken scheuchen, dass es einfach die wahre Freude ist.

Sehr neutral im Fahrverhalten und sicher in der Straßenlage neigt der Leon auch in schnellen Kurven nur zu einer ganz leichten Tendenz zum Untersteuern. Fast schon agil ist er im Handling. Das Fahrwerk lässt eigentlich kaum Wünsche offen – außer vielleicht nach einem temperamentvolleren Motor.

Serienmäßig steht der Leon auf 195/65er Reifen auf 15-Zoll-Rädern, das Sondermodell Torrid ist sogar ab Werk mit Leichtmetallfelgen ausgestattet. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) verzögern sehr gut und bringen den spanischen Kompakten schnell und sicher zum Stehen.

Die Federung ist nicht zu straff ausgelegt und recht komfortabel. Die Dämpfer unterdrücken wirksam grobe Karosseriebewegungen. Der Fahrer erhält ausreichend Rückmeldung über die Beschaffenheit der Fahrbahn.

Serienmäßige Sicherheit bieten Seitenaufprallschutz in den Türen, Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen Plätzen, Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten auf den Außenplätzen. Die Fensterheber sind nur vorne elektrisch, aber die hinteren Türen verfügen zumindest über eine Kindersicherung. Servolenkung sowie ABS mit Bremskraftverteilung und Bremskraftverstärker unterstützen den Fahrer. ESP ist für den Leon leider nur optional verfügbar. Unser Testwagen war aber auch ohne ESP dank des hervorragend abgestimmten Fahrwerks kritischen Fahrsituationen durchaus gewachsen.

 

Ab 14.860 Euro ist der Leon mit der Ausstattungslinie Stella mit dem 1,4-Liter-Basismotor (75 PS) zu haben. Einen Leon Stella 1.9 TDI mit 110 PS gibt es ab 17.670 Euro. Dafür sind die grundlegenden Bedürfnisse des Autofahrerlebens eingeschlossen. Die Serienausstattung umfasst zudem eine funkfernbediente Zentralverriegelung.

seat-leon-3.jpg (44273 Byte)

Heiß ist am Torrid ist vor allem der Preis. Der Grundpreis von 18.160 Euro macht einen Preisvorteil von 1.666 Euro zum vergleichbar ausgestatteten Serienmodell. Zur Torrid-Ausstattung gehören beispielsweise die Klimaanlage, 15-Zoll-Leichtmetallräder, Sportsitze und Ledersportlenkrad sowie ein Radio mit CD-Laufwerk.

Unser Testwagen hatte statt des Serien-Radios einen Cassetten-Radio mit CD-Wechsler.

Die Versicherungseinstufungen lauten auf die Typklassen 19 / 18 / 33 (KH / VK / TK). Seat gibt zwei Jahre Gewährleistung auf den Wagen sowie alle beim Seat-Partner eingebauten Ersatzteile, drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Den Mobil-Service gibt es lebenslang beim Einhalten der Inspektionsintervalle, die bei 30.000 km liegen (oder einmal im Jahr). Ölwechsel sind alle 15.000 km (oder ebenfalls einmal im Jahr) fällig.

© Juli/August 2002 Petra Grünendahl, Fotos:  Seat (1) / grü / IN*TEAM

Dieser Beitrag wurde unter Auto-Redaktion, Fahrbericht, Fahrzeugtest abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen