Ford Sportka

Testbericht.
Ford Sportka
Klein und gemein?
Von Petra Grünendahl

Der Sportka wurde im Herbst 2002 in Paris vorgestellt. Er verbindet die Karosserieform des Ka mit Ausstattungs- und Stylingmerkmalen der offenen Kleinserien-Version Streetka. Gute drei Zentimeter mehr Länge (3,65 m) und fast zwei Zentimeter mehr Breite (1,66 m) als der Standard-Ka verdankt der Sportka den mächtigeren Front- und Heckbauteilen, die – beim Sportka serienmäßig in Wagenfarbe lackiert – als Stoßfänger und Schürze dienen. Der Dachspoiler, das modifizierte Leuchtendesign vorne und hinten, ein großer in die Heckschürze integrierter Rückfahrscheinwerfer und ein markantes Heck sind die optischen Highlights des sportlichen Ka. Die Lackierung Racing Blue Metallic gibt es exklusiv für den Sportka. Kraftvoller und sportlicher kommt er nicht nur optisch daher, mehr Kraft hat er aber auch unter der Motorhaube: Ebenso wie der Streetka, so wird auch der Sportka vom 95 PS starken 1,6-Liter-Duratec-Motor angetrieben.

 

Der Sportka ist ein Fahrer-Auto. Bequemen Zugang findet auch noch der Beifahrer, aber nach hinten wird es etwas eng, eine Easy-Entry-Funktion gibt es nicht. Die Platzverhältnisse sind in beiden Sitzreihen akzeptabel, wenn vorne keine großen Leute sitzen. Dafür ist die Ellenbogenfreiheit auch hinten gut, ist die zweite Reihe doch nur für zwei Passagiere ausgelegt. Der Fahrersitz ist höhenverstellbar. Schade nur, dass er nicht noch tiefer zu legen geht. Für ein sportliches Auto sitzt man dort nämlich entschieden zu hoch. Wenn die insgesamt hohe Sitzposition nun wenigstens die Übersicht verbessern würde, aber die Karosserie fällt nach allen Seiten so schnell ab, dass man nur noch ahnen kann, wo Schluss ist. Die in zweifarbigem Leder bezogenen Sitze sind angenehm straff, vorne wie hinten gut konturiert und bieten guten Seitenhalt. Der Laderaum nimmt sich eher bescheiden aus, aber was erwartet man von einem Fahrzeug von 3,65 m Länge: 186 Liter sind es normal, bis zu 205 Liter bei schräger gestellter Rückbanklehne und durch Umklappen der geteilt umklappbaren Rücksitzbank stehen sogar 724 Liter zur Verfügung.

Im Innenraum spiegelt sich das rundliche Außendesign in verspielten Kurven im Armaturenbrett-Design wieder. Griffiges Lederlenkrad, Alu-Schaltknauf mit Ledermanschette, lederbezogene Sportsitze, Leder in der Türverkleidung – mächtig herausgeputzt hat Ford das sportliche Topmodell seiner Kleinstwagen-Baureihe. Die Kunststoffe im Armaturenbrett – verschiedene Arten mit unterschiedlichen Oberflächen kommen hier zum Einsatz – sehen gut aus und sind ebenso verarbeitet. Fast spartanisch ist der Innenraum eingerichtet, mit wenig Gedöns, aber dafür sind die Schalter und Anzeigen einfach zu handhaben. Das Handschuhfach nennt sich „Ablagebox auf der Beifahrerseite“, ist von oben zu beladen und fasst auch nicht viel mehr als Kleinkram oder – Handschuhe. Fächer in den Türen sowie ein Fach hinten rechts in der Seitenverkleidung (warum eigentlich nicht auch links?) und eine Tasche an der Rückseite des Beifahrersitzes (aber nicht am Fahrersitz!) runden die Ablagenmöglichkeiten für die Passagiere ab. Einen Spiegel gibt es – vom Rückspiegel mal abgesehen – nur in der Sonnenblende des Beifahrers.

An Serienausstattung bringt der Ka manuell von innen einstellbare Außenspiegel, einen manuell höhenverstellbaren Fahrersitz, eine 1:1 geteilt umlegbare Rückbanklehne, Servolenkung sowie eine getönte Wärmeschutzverglasung rundum mit. Der Sportka hat zusätzlich ab Werk eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, Alarmanlage, Sportsitze vorn, Lederlenkrad und Alu-Schaltknauf, Leichtmetallfelgen (16 Zoll), Dachspoiler und Nebelscheinwerfer sowie ein sportlich abgestimmtes Fahrwerk. Als Sonderausstattung verfügt unser Sportka über ein Glas-Hub-Schiebedach sowie das Elegance-Paket II mit Klimaanlage, Lederpolstern, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln und Audiosystem mit Radio und CD-Wechsler.

 

Der 1,6-Liter-Benzinmotor leistet 95 PS und stellt eine gute Topmotorisierung des Kleinstwagens dar. Leichtes Spiel hat der durchzugsstarke Motor mit der relativ leichten Karosserie. Gut, für einen Kleinwagen sind die 1.019 kg Leergewicht schon recht üppig, aber der Motor hängt gut am Gas und bietet mit seiner Leistungsfähigkeit sehr guten Antritt, gleichmäßige Leistungsentfaltung und exzellenten Durchzug über das ganze relevante Drehzahlband, auch wenn das Drehmomentmaximum von 135 Nm erst bei 4.250 U/min. anliegt. Dabei ist er allerdings akustisch im Passagierraum immer präsent, gerade bei einem beherzteren Tritt aufs Gaspedal aber sehr gewollt.

Der Sportka verfügt über eine super schöne, knackig kurze und präzise manuelle Fünfgang-Schaltung, bei der die Gänge allerdings sehr dicht nebeneinander liegen. Das Getriebe ist kürzer abgestuft als beim Ka, was in Verbindung mit den leistungsstärkeren Motor für mehr Pfeffer unter der Motorhaube sorgt. Der Pedalweg der Kupplung ist allerdings sehr lang geraten, was beim spontanen Antritt für quietschende Reifen sorgt, wenn man nicht wohl dosiert die Kupplung kommen lässt, während man Gas gibt.

Eine Beschleunigung von Null auf Tempo 100 in nur 9,7 Sekunden verrät nun nicht gerade einen Klein- oder Kleinstwagen, sondern klingt schon mehr nach „klein und gemein“. Die Höchstgeschwindigkeit von 174 km/h ist ganz anständig und reisetauglich. Der Verbrauch spricht eher ebenfalls für Überlandfahrten denn für Stadtverkehr: Gute 10,4 Liter Superbenzin konsumiert er je 100 km innerorts, 6 Liter außerorts und 7,6 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – ökonomische Fahrweise vorausgesetzt (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt, wie sich das gehört, die Abgasnorm EU4.

 

Der Fronttriebler glänzt mit seiner direkten Lenkung, die die sportliche Auslegung des Fahrzeugs unterstreicht. Trotz Servounterstützung ist die Lenkung nicht gerade leichtgängig. Das erschwert das Rangieren, zumal der Wendekreis – gerade für einen Kleinstwagen mit nur 2,45 m Radstand – riesig ist (Ford gibt hier 11,1 m an).  Dabei geben Fahrwerk und Lenkung aber eine ausgezeichnete Rückmeldung vom Untergrund.

Das Fahrwerk stammt vom Ka, ist aber zusätzlich versteift worden, um eine stabilere Straßenlage zu gewährleisten. Auch wurde gegenüber dem Ka die Spur vorne und hinten um 22 mm verbreitert. Im Fahrverhalten gibt sich der sportlichste Ka unproblematisch und sicher, recht agil, aber eher stabil und ohne dabei leichtfüßig zu wirken. In sehr schnell gefahrenen Kurven deutet ein minimales Untersteuern das Nahen des Grenzbereichs an, aber dieser Bereich setzt erst sehr spät ein. Einen plötzlichen Spurwechsel und das anschließende wieder Einscheren in die alte Spur absolviert der Sportka sicher und spurtreu und bleibt dabei jederzeit gut beherrschbar. Den Slalom fährt er auf einer sauberen Spur sicher und stabil.

Sportlich-straff ist die Feder-Dämpfer-Abstimmung, die Federn im Vergleich zum Ka um 30 Prozent versteift. Die Federung ist dabei nicht wirklich unkomfortabel, aber die Insassen registrieren doch jedes Stöckchen auf der Fahrbahn. Die Reifen sind natürlich nicht auf Fahrkomfort ausgelegt, sondern sollen ihren Beitrag zu einer stabilen Straßenlage sicher stellen. Der Sportka steht auf 16-Zoll-Rädern (der normale Ka auf 13 oder 14 Zoll) mit 195/45er Breitreifen. Auch das sportliche Topmodell verfügt nur über die – nicht mehr ganz zeitgemäße, aber kleinwagen-typische – Bremsanlage mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten. Dafür sind die Bremswege aber trotzdem sehr anständig, die Bremsen sprechen schnell an und sind gut dosierbar.

Die Insassen schützen eine Sicherheitsfahrgastzelle mit integriertem Seitenaufprallschutz und crashoptimierter Karosseriestruktur, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen vier Plätzen sowie Front- und Seitenairbags vorne. An aktiven Helfern hat Ford seinem Kleinstwagen lediglich ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremskraftverstärker mitgegeben. ESP ist beim Sportka nicht verfügbar. Die Alarmanlage gehört beim Sportka zur Serienausstattung.

 

Ab 8.990 Euro steht der Ka in der Grundausstattung in den Preislisten der Händler. Der Sportka als das sportliche Topmodell der Baureihe schlägt mit Preisen ab 13.700 Euro zu Buche. Aufpreis kosten die Metallic-Lackierung, das Glas-Hub-Schiebedach sowie das Elegance-Paket mit Klimaanlage, Lederpolstern, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln und Audiosystem mit Radio und CD-Spieler.

Bei Ford übernimmt der Händler zwei Jahre Gewährleistung und der Hersteller sechs Jahre Garantie auf die Karosserie gegen Durchrostung. Während der Gewährleistungsfrist gibt Ford eine fast europaweite Mobilitätsgarantie, die danach bis zum fünften Jahr gegen Aufpreis erweiterbar ist. Ein Sicherheitscheck mit Ölwechsel ist alle 20.000 km oder spätestens nach einem Jahr fällig, die Inspektion alle 60.000 km. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 18 / 24 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 19, TK 17) ein.

© Juli 2004
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM

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