Fiat 500 1.2 8V

Fahrbericht.
Fiat 500 1.2 8V Lounge
Würdiger Nachfolger
Von Petra Grünendahl

Der Blick aus den vier Augen mit dem breiten Grinsen hat was! Chromapplikationen setzen klassische Akzente. Mit dem neuen 500 reiht sich Fiat in die Riege der Autohersteller ein, denen eine Neuinterpretation eines alten Erfolgsmodells zumindest optisch sehr gelungen ist. Nicht altbacken oder gar von gestern, sondern knuffig und modern, aber nicht modisch (was ja bekanntlich eher schnell aus der Mode kommt!) – so fährt der neue Fiat 500 vor.

Frühester Urahn ist der Fiat Topolino (it. „Mäuschen“) aus den 30er und 40er Jahren, der mit 3,26 m Karosserielänge automobile Minimalbedürfnisse für kleines Geld befriedigte. 1957 wurde dann in Turin der von Dante Giacosa entworfene Nuova 500 Topolino (der neue 500 Topolino) vorgestellt, der als direkter Vorfahr des jetzigen neuen Fiat 500 gilt. Auf 2,97 m Länge bot der Nuova 500 Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder sowie ein Minimum an Gepäck. Der neue 500 basiert technisch auf dem aktuellen Panda. Was nun der im polnischen Fiat-Werk in Tichy gebaute, immerhin knapp 3,55 m lange italienische Kleinwagen des 21. Jahrhunderts in der Basismotorisierung kann, zeigte eine kurze Ausfahrt.

 

Der Fiat 500 ist ein Dreitürer. Zugang bieten den Passagieren nur zwei Türen, nach hinten klettern aber besser nur Kinder oder kleine Erwachsene. An dem Platzangebot für zwei Erwachsene  und zwei Kinder hat sich nämlich auch beim neuen 500 nichts geändert, das Mehr an Karosseriegröße kommt mehr der Insassensicherheit zugute. Immerhin ist der 500 ein Viersitzer, das gibt ausreichend Ellenbogenfreiheit. Auf Kurzstrecken kommen vier Erwachsene aber auch noch ganz kommod ans Ziel. Die Vordersitze bieten zudem guten Seitenhalt. Die Kopffreiheit geht in Ordnung und auch die Knie kriegen vorne keine Problem, solange man nicht auf Passagiere in der zweiten Reihe Rücksicht nehmen muss.

Die Übersicht ist in Ordnung, die Karosserie gut abschätzbar. Die runden Kopfstützen (in beiden Reihen höhenverstellbar) sind witzig anzusehen und bringen noch etwas mehr Pfiff in den Passagierraum. Auch der Kofferraum reicht nach wie vor nur für das kleine Gepäck: 185 Liter, die durch Umklappen der 1:1 geteilten Rücksitzlehne auf bis zu 610 Liter Volumen bei dachhoher Beladung erweiterbar sind – das reicht vielleicht für den großen Einkauf oder aber ein Wochenende zu Zweit. Dabei erleichtert die nur 67 cm niedrige Ladekante das Einladen schwerer Güter. Nur mit Serienausstattung (Basisversion) wiegt der 500 gute 940 kg, da bedeutet eine erlaubte Zuladung von immerhin 365 kg.

Die Außenlackierung setzt sich im Armaturenbrett fort: Lackiertes Blech war hier Usus, bevor sich die Plastikwüsten in Grauschattierungen im Cockpit verbreiteten. Hier ist beim neuen 500 der Kunststoff flächig in Wagenfarbe lackiert. Das hat was und setzt farbige Akzente, sofern man zu einer „farbigen“ Lackierung gegriffen hat. Auch wenn die Instrumente einen leicht verspielten, an die Fünfziger Jahre erinnernden Touch versprühen, sind sie doch allerneuste Technik. Das gilt für das in der Basisversion verbaute Audiosystem mit Radio und mp3-fähigem CD-Spieler ebenso wie für die in Lounge und Sport serienmäßige Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit USB-Schnittstelle (für iPod oder mp3-Player), Sprachsteuerung und Lenkradfernbedienung. Das Rund (Kopfstützen) wird auch im Armaturenbrett aufgegriffen: ein großes zentrales Rundinstrument, die runden Zentralschalter und runde Lüftungsöffnungen, und nicht einmal das Radio-Gehäuse ist eckig. Die Materialqualität wirkt ordentlich und solide, und auch an der Verarbeitung kann man nicht wirklich meckern.

Die Basisversion heißt Pop und umfasst die heutzutage üblichen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrischen Fensterheber an den Türen, elektrisch einstellbare Außenspiegel, ein  höhenverstellbares Lenkrad, Trip Computer, Raucherpaket, ein CD-Radio mit mp3-Player, Wärmeschutzverglasung rundum und  14-Zoll-Stahlräder sowie Tagfahrlicht als Serienausstattung. Unsere Variante heißt Lounge und ist die luxuriöse Top-Ausstattung. Die Variante Sport setzt dann als zweites Topmodell sportliche Akzente. Die Lounge-Ausstattung verfügt zusätzlich zu Pop über beheizbare Außenspiegel, eine Klimaanlage, Nebelscheinwerfer, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, ein Lederlenkrad mit Multifunktionstasten, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, 15-Zoll-Leichtmetallräder, verchromte Fensterleisten, Auspuffblende sowie verschiedene Chromapplikationen innen und außen (Chrom-Paket) und eine Kofferraumbeleuchtung. Die Sonnenblende ist mit einem beleuchteten Spiegel bestückt, der Beifahrersitz hat ein Ablagefach unterm Sitzkissen und eine Tasche auf der Rückseite.

 

Der Name des alten Nuova 500 leitete sich von den 479 und später 499,5 ccm Hubraum seines Motors ab. Das übertrifft der neue 500 schon mit seiner Basismotorisierung von 1.242 Litern. Reichten in den Fünfzigern knappe 13 bis 18 PS, die der 500 Topolino unter der Motorhaube hatte, so sind es beim heutigen Basismodell 69 PS. Für den Stadtverkehr ist diese Motorisierung auch völlig ausreichend. Der Motor nimmt gut Gas an und dreht freudig hoch. Der Antritt ist erfreulich, das maximale Drehmoment von 102 Nm liegt schon bei 3.000 U/min. an. Der Durchzug ist eigentlich über das ganze relevante Drehzahlband etwas zäh, obwohl die Getriebeabstufung eher kurz für mehr Vortrieb ausgelegt ist. Aber der 69-PS-Motor hat auch inkl. Ausstattung unseres Lounge-Modells mit knapp einer Tonne zu kämpfen. Das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe ist präzise und leichtgängig schaltbar. Der kleine runde Schaltknauf liegt gut in der Hand, kurze Schaltwege machen das Schalten zur Freude.

Für die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 braucht der Fahrer etwas Geduld bei 12,9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h reicht aber auf der Autobahn schon zum Mitschwimmen auch bei höherem Tempo aus. Sparsam ist der neue 500 mit dem teuren Superkraftstoff: Den Verbrauch gibt Fiat an mit 6,4 Litern je 100 km innerorts, 4,3 Litern außerorts und 5,1 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4 (Fiat gibt an: Euro 5 ready!), der CO2-Ausstoß beträgt 119 g pro km.

 

Im Gegensatz zum Vorgänger (Heckmotor-Heckantrieb) verfügt der neue Fiat 500 über die Konstruktion Frontmotor-Frontantrieb. Das garantiert von Haus aus schon ein eher problemloses Fahrverhalten. In zu schnellen Kurven schiebt er leicht beherrschbar über die Vorderräder, absolviert plötzliche Ausweichmanöver oder einen flotter gefahrenen Slalom sicher und spurtreu. Der Geradeauslauf ist gut, die ansonsten präzise und zielgenaue Lenkung ist aber leider um die Mittellage etwas schwammig. Der City-Modus der Sservolenkung lässt diese im Stadtverkehr bzw. bei niedrigen Geschwindigkeiten noch eine Spur leichter ansprechen als bei Reisetempo. Das Fahrwerk ist eher komfortabel als straff ausgelegt, wirkt dabei aber etwas unterdämpft und wippt bei Bodenwellen nach. Der Fahrbahnkontakt geht in Ordnung, quirlig und dynamisch, wieselt sich durch enge Kurven, da macht das Fahren Freude! In der Lounge-Ausstattung  (und in Sport) steht der 500 auf 15-Zoll-Leichtmetallrädern mit 185/55er Reifen. Die Bremsanlage mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten verzögert ordentlich und spurtreu.

Der Insassensicherheit dienen die selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit einer verstärkten Fahrgastzelle, Seitenaufprallschutz in den Türen, Energie absorbierend verformbarem Front- und Heckteil, Drei-Punkt-Gurte, höhenverstellbare Kopfstützen sowie eine Anti-Submarining-Struktur auf allen Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags sowie ein Knieairbag für den Fahrer und Sicherheitspedale. Isofix-Kindersitzbefestigungen gibt es auf der Rückbank, der Beifahrerairbag ist abschaltbar, damit hier auch Kindersitze gegen die Fahrtrichtung montiert werden können. Die etwas spöttische Bezeichnung „Faltschachtel“ wird sich der kleine Italiener jedoch nicht an die Brust heften müssen: Im EuroNCAP erreichte er die Höchstwertung von fünf Sternen für Insassensicherheit, drei Sterne für Kindersicherheit und zwei Sterne für Fußgängerschutz. Ausgestattet ist der 500 zudem serienmäßig mit Tagfahrlicht sowie dem Fix+Go-Reifenreparaturset, ein Ersatzrad gibt es auf Wunsch.

 

Ab 10.500 Euro gibt es den Fiat 500 1.2 8V in Basisausstattung Pop. Unser Exemplar in der Lounge-Linie kostet ab 12.500 Euro. Extra kosten außer Metallic-, Pastell- und Perlmutt-Lackierungen Features wie Klimaautomatik, Parksensoren hinten, verschiedene höherwertige Audiosysteme, Lederausstattung und Alarmanlage.

Fiat gibt für Neuwagen eine 5-Jahres-Garantie (bis max. 500.000 km) sowie – je nach Art der Finanzierung – das Mobilitätspaket „Free 2“ (2 Jahre) oder „Free 5“ (5 Jahre) dazu. Die Serviceintervalle betragen 30.000 km oder zwei Jahre. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 15 / 11 / 17 (KH / VK / TK) ein.

© Februar 2008
Petra Grünendahl
, Fotos: Fiat

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