BMW 530d Touring

Testbericht.
BMW 530d Touring
Sportliches Laster
Von Petra Grünendahl

Kombis aus München sind Fahrzeuge mit Premium-Anspruch und heißen Touring. Der 5er Touring gehört der oberen Mittelklasse an und ist seit dem Sommer 2004 auf dem Markt. Trotz seiner 4,84 m Länge (nur 0,2 mm länger als die Limousine) und 1,85 m Breite wirkt der massive Kombi elegant, um nicht zu sagen: zeitlos elegant. Akzente in der Designlinie setzen die Frontscheinwerfer (hier mit Bi-Xenon-Leuchten) mit ihrer schwungvollen Gestaltung. Nachdem wir bereits eine 5er Limousine zum Test hatten, fuhr nun auch der 5er Touring vor: Zur Verfügung stand uns der 5er Touring als 530d mit 218 PS in Silbergrau Metallic.

 

Vier Türen bieten guten Zugang zum Passagierraum. Die optionalen Komfortsitze vorne sind gut konturiert, elektrisch einstellbar (mit Memory-Funktion) und mit Aktiven Kopfstützen bestückt. Sie sind straff gepolstert, langstreckentauglich und bieten exzellenten Seitenhalt. Die Fondsitze sind weicher, außen auch ganz kommod, für den dritten Passagier in der Mitte aber nur bedingt geeignet. Die Platzverhältnisse sind bei einem Radstand von 2,89 m in beiden Reihen großzügig und komfortabel. Im Fond gibt es separate Luftausströmer, die bei der optionalen Klimaautomatik mit erweitertem Umfang (u. a. mit Umluftkontrolle und Drei-Zonen-Temperierung für Fahrer, Beifahrer, Fond) in ihrer Temperatur regelbar sind. Die Übersicht über die riesige Karosserie ist nicht berauschend, aber als Hilfe gibt es optional eine Park-Distanz-Kontrolle für vorne und hinten.

Der Gepäckraum hinter der automatisch auf Knopfdruck öffnenden Heckklappe fasst gute 500 Liter und ist mit seinem rechteckigen Zuschnitt gut nutzbar. Das Fenster in der Heckklappe lässt sich separat öffnen, das Laderaum-Abdeckrollo fährt hier (ebenso wie beim Öffnen der Heckklappe per Knopfdruck) nach oben, um das Hineinwerfen von Ladungsgegenständen zu vereinfachen. An Zuladung schluckt der 5er Touring zusätzlich zum Fahrer gute 525 kg Passagiere und Gepäck. Die Ladekante ist relativ niedrig, was beim Einladen schwerer oder sperriger Güter natürlich sehr hilfreich ist. Verzurr-Ösen erleichtern das Sichern der Ladung. Die Rückbanklehne ist serienmäßig asymmetrisch geteilt umklappbar, wodurch sich der Laderaum auf maximal 1.650 Liter erweitern lässt. Verzurr-Ösen zum Sichern der Ladung und ein Staufach unter dem abschließbaren Laderaumboden gibt es ebenso wie die Laderaumabdeckung mit Gepäcktrennnetz schon ab der Basisversion serienmäßig, die Dachreling kostet hingegen Aufpreis.

Der Innenraum unseres Testwagens ist in Grau gehalten, mit grauen Lederpolstern Dakota sowie optionalen Interieurleisten in Edelholzausführung Riegelahorn Anthrazit. Die Verarbeitung ist tadellos, an der Materialqualität nichts auszusetzen. Die Armaturenbrettgestaltung ist ergonomisch durchdacht und problemlos zu handhaben. Auch das iDrive ist nach kurzer Eingewöhnung leicht zu benutzen. An Ablagen stehen den Frontpassagieren Fächer in den Türen, ein Handschuhfach, ein Fach in der Armlehne (hier mit Autotelefon), ein Fach seitlich unterm Lenkrad sowie ein Netz seitlich im Fußraum des Beifahrers zur Verfügung. Nicht wirklich gut sieht es mit einem gut erreichbaren Staufach für die Sonnenbrille aus. Im Fond gibt es Taschen an den Rückseiten der Vordersitzlehnen, Fächer in den Türen sowie ein Fach und zwei Getränkedosenhalter in der Mittelarmlehne.

Basisversion des 5ers ist der 523i, die Serienausstattung ist an die Motorisierung gebunden und fällt bei größeren Motoren (hier aber nur bei den Topmotorisierungen) noch etwas üppiger aus. Ab dem Grundmodell sind serienmäßig eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare, beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne und hinten, eine Heckklappe mit Softclose-Automatik (zu deutsch Schließ-Automatik), 16-Zoll-Leichtmetallräder, Wärmeschutzverglasung, ein einfacher Bordcomputer, iDrive-Controller mit Display, Multifunktions-Leder-Lenkrad, Schalthebelmanschette, Bremshebel und –manschette in Leder, das BMW-Radio Business mit CD-Spieler und sechs Lautsprechern, elektrisch einstellbare Frontsitze sowie eine Klimaautomatik, ein Regensensor und die Fahrlichtautomatik vorhanden. An aufpreispflichtiger Sonderausstattung gibt es fast alles, was das Autofahren noch komfortabler, um nicht zu sagen luxuriöser macht. Unser Testwagen war hier u. a. bestückt mit Lederpolstern, elektrisch einstellbaren Komfortsitzen vorne, Sitzheizung vorne und hinten, Edelholzpanelen, Heckklappenautomatik, Dachreling, automatisch abblendenden Innen- und Außenspiegeln, infrarot reflektierender Klimakomfort-Verbundverglasung inkl. Grünkeil-Frontscheibe, einer Klimaautomatik mit erweitertem Umfang, Automatik-Getriebe, Lenkrad- und Standheizung, dem Navigationssystem Business und CD-Wechsler, einer Einparkhilfe vorne und hinten, 17-Zoll-Leichtmetallrädern, Bi-Xenon-Scheinwerfern, Autotelefon und Fernsehempfang. Verfügbar sind zudem auch so Features wie die Aktivlenkung, Adaptives Kurvenlicht, ein Sequentielles Manuelles Schaltgetriebe (SMG), Panorama-Glasdach, ein Head-Up-Display (Projektion von wichtigen Informationen ins Blickfeld auf die Windschutzscheibe) und ein Abstandstempomat.

Ist das ein Dieselmotor? Der 3-Liter-Motor mit 218 PS schnurrt so kultiviert wie meine Katzen (mein Kater schnurrt sogar ein wenig lauter und brummiger!), man glaubt ihm den Selbstzünder kaum. Der Sechszylinder mit Turbolader und einer Common-Rail-Einspritzung der zweiten Generation (maximaler Systemdruck von 1.600 bar) wurde für den 5er Touring neu entwickelt. Seinen ruhigen und vibrationsarmen Lauf verdankt der Sechszylinder der weichen Verbrennung sowie einer Digitalen Diesel-Elektronik der neuesten Generation (DDE5). Beim Tritt aufs Gaspedal lässt er ein kerniges Brummen vernehmen, welches dem sportlichen Motor (und Fahrzeug) gut ansteht. Ohne Turbo wirkt der Motor noch etwas müde. Das Einsetzten des Turboladers ist deutlich spürbar und dann geht es wirklich los: Durchzug und Leistungsentfaltung lassen da nur wenig Wünsche für ein 218-PS-Fahrzeug bei einem Fahrzeug-Leergewicht von fast 1,8 t offen.

Ausgestattet war unser Testwagen mit einem (optionalen) Sechsgang-Automatikgetriebe. Es ist gut abgestuft und schaltet sauber hoch und runter. Als eingefleischter Handschalter meint man allerdings subjektiv eine verzögerte Beschleunigung zu bemerken, allerdings geht die wohl eher aufs Konto des Turboladers, worauf die sehr geringen Unterschiede im Vergleich zum manuellen Schaltgetriebe bei der Beschleunigung von Null auf 100 km/h hindeuten.

Bei Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit steht der 530d mit Automatikgetriebe kaum hinter seinem von Hand geschalteten Bruder zurück: Nur 7,4 Sekunden braucht der 218-PS-Kombi zum Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 (manuell geschaltet 7,2 Sekunden), bei Tempo 240 erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit (manuell 242 km/h). Im Verbrauch allerdings ist der 530d mit Automatikgetriebe viel schluckfreudiger als mit manuellem Schaltgetriebe: Reichliche 11,1 Liter Dieselkraftstoff je 100 km fließen im Stadtverkehr durch die Brennräume des Sechszylinders (manuell geschaltet kommt er mit 9,9 Litern aus), 6,4 Liter sind es außerorts (manuell 5,8 Liter) und 8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (manuell 7,2 Liter) – bei ökonomischer Fahrweise versteht sich (alles Herstellerangaben), Der 530d erfüllt die Abgasnorm EU4 und kommt serienmäßig mit Partikelfilter, bei dem ein katalytisch beschichtetes Filterelement mit einer spezifisch darauf abgestimmten Motorsteuerung arbeitet.

Der 5er Touring verfügt – wie alle BMW – über Heckantrieb. Dank breiter Spur und langem Radstand glänzt er mit tadellosem Geradeauslauf. Die Lenkung ist sehr direkt ausgelegt und für maximalen Fahrspaß gut! Zielgenau und präzise folgt er den Lenkbefehlen des Fahrers, der sich idealerweise natürlich auf kurvigen Landstraßen tummelt, denn dort fühlt sich auch ein Großer wie der 5er Touring pudelwohl.

Der 5er Touring teilt sich natürlich die Fahrwerkskonstruktion in Alubauweise (Doppelgelenk-Zugstreben-Federbein vorne, Integral-IV-Mehrlenkerachse hinten) mit der 5er Limousine. Optional ist unser Testwagen mit dem aktiven Fahrwerk Dynamic Drive ausgestattet. Es reagiert auf die jeweilige Fahrsituation und unterdrückt Schwingungsbewegungen für mehr Komfort bei einem Maximum an Agilität. Satt und massiv liegt die Karosserie auf der Fahrbahn. Die Lenkung gibt gute Rückmeldung vom Untergrund. Im Fahrverhalten gibt sich der 5er Touring sehr agil und dynamisch, da merkt man die fast 1,8 t Leergewicht der Karosserie gar nicht. Problemlos und neutral, fast wie auf Schienen meistert der Münchener auch kurvige Pisten, zieht auch in schnellen Kurven sauber seine Spur. Ausweichmanöver und doppelte Spurwechsel ebenso wie den flott gefahrenen Slalom absolviert er sauber und leichtfüßig.

Straff ist die Fahrwerksabstimmung, aber nicht unkomfortabel. Kurze, tiefe Unebenheiten sind jedoch durchaus im Passagierraum zu spüren. An Fahrwerksregelsystemen hat der 5er Touring natürlich alles an Bord, was in dieser Klasse heute Standard ist.

Anstelle der 16-Zoll-Serienbereifung stand unser 530d Touring auf 17-Zoll-Leichtmetallrädern mit 245/45er Reifen, die auf trockener Fahrbahn Seitenführung und Bremswege optimieren. Die Bremsen (innenbelüftete Scheibenbremsen mit groß dimensionierten Bremsscheiben rundum) sprechen gut an und verzögern auch dank elektronischer Hilfen (siehe unten) gut dosierbar, ohne Verzögerung und spurtreu. Die (serienmäßigen) zweistufigen  Bremsleuchten verraten dem nachfolgenden Fahrer die Intensität des Bremstritts.

Sicherheit für den Fall eines Unfalles bieten den Passagieren die hochfeste, verwindungssteife Aluminium-Stahl-Karosserie, ein Stoßfängersystem mit auswechselbaren Verformungszonen vorne und hinten (bis 15 km/h) und der integrierte Seitenaufprallschutz. Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen gibt es auf allen Sitzplätzen, aktive Kopfstützen vorne sind nur beim Extra „Komfort-Sitze“ ab Werk dabei. Front- und Seitenairbags vorne sowie Kopfairbags für vorne und hinten gehören zur Serienausstattung, die Seitenairbags hinten kosten Aufpreis, die Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten sind wiederum serienmäßig an Bord. An aktiven Fahrwerksregelsystemen hat BMW dem 5er serienmäßig alles mitgegeben, was man in einem Auto dieser Klasse heute erwarten darf: Das reicht vom ABS über das elektronische Stabilitätsprogramm DSC mit Antriebsschlupfregelung ASC (heißt zusammen DTC für Dynamic Traction Control) bis hin zum Bremsassistenten DBC und der Kurvenbremskontrolle CBC (schließt die Elektronische Bremskraftverteilung mit ein), optional gibt es die Aktive Lenkung und den Dynamic Drive. Zur Sonderausstattung zählen auch die Bi-Xenon-Scheinwerfer, das Adaptive Kurvenlicht und die Alarmanlage.

Dank serienmäßiger Reifendruckkontrolle ist der 5er Touring für Reifen mit Notlaufeigenschaften geeignet, die hier im Gegensatz zu später erschienenen Modellen noch nicht serienmäßig ab Werk verbaut werden, aber immerhin optional verfügbar sein. Da der 5er Touring noch nicht serienmäßig mit pannensicheren Reifen ausgestattet ist, verfügt er über ein Notrad, es sei denn, er kommt – wie hier – mit Notlaufreifen.

Ab 38.250 Euro steht der 5er Touring in den Preislisten der Händler, der 530d ist ab 44.150 Euro zu haben. Die Serienausstattung ist sehr umfangreich, Aufpreis kosten Extras wie die Metallic-Lackierung, Leder-Polster, Navigationssystem, die elektrischen Komfortsitzen vorne sowie die Sitzheizung vorne und hinten, Lichtpaket, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Einparkhilfe sowie die TV-Funktion und das Dynamic Drive.

Der BMW-Händler gibt zwei Jahre Sachmängelhaftung auf dem Neuwagen. Der Hersteller gibt zwei Jahre Garantie auf den Lack und sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Einen Mobil-Service gibt es lebenslang bei regelmäßiger Wartung. Eine Service-Intervall-Anzeige zeigt die nächste fällige Inspektion oder den fälligen Ölwechsel an. Die Intervalle berechnen sich aus Einsatz und Fahrweise, das Ganze nennt sich bei BMW „Condition Based Service“. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 20 / 30 / 38 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung: VK 26, TK 26) ein.

© Mai 2005
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM

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