Jaguar XJ 5.0 V8 Premium Luxury

Fahrbericht.
Jaguar XJ 5.0 V8 Premium Luxury
Eine Wildkatze wetzt ihre Krallen
Von Petra Grünendahl

Der Jaguar ist die größte Katze des amerikanischen Doppelkontinents und sieht in ihrer Fellzeichnung dem Leoparden der Alten Welt ähnlich. Der Begriff bezeichnet eine Raub- oder Wildkatze – und seit 1922 einen britischen Automobilhersteller. Der selbstständige Hersteller fusionierte 1966 mit der British Motor Company, 1968 mit Leyland – und war in der Folge ein Teil von British Leyland. Die Marken Jaguar und Daimler wurden ab 1982 in der Jaguar Car Holdings weitergeführt. Ende 1989 übernahm die amerikanische Ford Motor Company das Ruder in Coventry. Schließlich wurde Jaguar im März 2008 zusammen mit Land Rover an die indische Tata Motors verkauft. Der aktuelle XJ ist weitgehend unter der ehemaligen Mutter Ford entwickelt worden.

Ein massiver Kühlergrill wird flankiert von länglichen, fast mandelförmigen Scheinwerfer-Gehäusen. Das Ganze wirkt noch eine Spur markanter als beim XF, bei dem sich die neue Designlinie ja schon andeutete. Die XJ-Baureihe gibt es seit 1968. Sie wurde früher optisch immer nur behutsam verändert, auch wenn unterm Blechkleid im Laufe der Generationen massive technische Veränderungen stattfanden. Seit Frühjahr 2009 ist die nunmehr achte Generation auf dem Markt. Der neue XJ bricht ganz bewusst mit Designtraditionen der letzten Jahrzehnte. Hier ist ein erster Eindruck von Jaguars neuer Oberklasse.

 

Die Stufenheck-Limousine bietet mit ihren vier Türen sehr guten Zugang zum Passagierraum. Für eine bessere Übersicht über die 5,12 m lange Karosserie gibt es serienmäßig zumindest eine Einparkhilfe hinten. Ein Einparkhilfe für vorne ist in der Basisversion nur gegen Aufpreis zu haben und erst ab der Luxury-Premium-Version Serie. Das Platzangebot ist schon in der Standard-Version (es gibt noch eine Langversion mit um 12,5 cm verlängertem Radstand) sehr großzügig bemessen. Das gehört sich in der Oberklasse einfach. Der Kofferraum fasst 520 Liter. Von einem Luxusfahrzeug erwartet der Käufer Materialqualität und Verarbeitung von Feinsten. Viel Holz und Leder empfangen die Insassen in einem wohnlichen Ambiente. So lässt es sich leben! Trotz vieler Funktionen ist das Cockpit aufgeräumt und übersichtlich gestaltet. Das erleichtert die Handhabung.

Vier Ausstattungslinien hat der Käufer zur Wahl. Die Basisausstattung dieser Luxus-Sportlimousine heißt „Luxury“. Angemessen ausgestattet ist sie mit vielen kleinen Annehmlichkeiten von Keyless-Entry, elektrischen Fensterhebern rundum, Audio-System mit CD-/DVD-Spieler, Sitzheizung vorne und Zwei-Zonen-Klimaautomatik über Xenon-Scheinwerfer, Alarmanlage, elektrischer Heckklappenbetätigung und geräuschdämmender wasserabweisender Wärmeschutzverglasung rundum bis hin zum Spurwechsel-Assistenten, der Einparkhilfe hinten mit virtueller Darstellung im Display-Monitor sowie Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Darüber rangiert die „Luxury Premium“-Version unseres Testwagens mit Vier-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung hinten und einer Einparkhilfe vorne. Die Außenspiegel sind nicht nur elektrisch einstellbar, einklappbar und beheizbar, sondern auch automatisch abblendend und mit Memory-Funktion ausgestattet. Nach oben runden „Portfolio“ und „Supersport“ – die eine klassisch, die andere sportlich – die Ausstattungsoptionen ab.

Den 5-Liter-Benzinmotor mit Direkteinspritzung gibt es als Saugmotor mit 385 PS sowie als Kompressor-Variante mit 510 PS. Abgerundet wird die Motorenpalette vom 3-Liter-Common-Rail-Diesel, der uns bereits aus dem XF bekannt ist. Der Achtzylinder läuft höchst kultiviert. Unter der Motorhaube warten beim Anlassen 385 muntere Warmblüter darauf, losgelassen zu werden. Druckvollen Antritt und mehr als souveränes Durchzugsvermögen hat schon die nicht aufgeladene Variante des Fünfliter-Aggregats zu bieten. Wie Teppichhändler über arglose Touristen fallen 515 Nm maximales Drehmoment schon früh (bei 3.500 U/min.) über die Antriebswellen her. In sportlichen 5,7 Sekunden beschleunigt der Achtzylinder-Saugmotor den XJ aus dem Stand auf Tempo 100. Bei einer Geschwindigkeit von 250 km/h wird der Motor elektronisch abgeregelt.

Serienmäßig verfügen alle XJ-Varianten über ein Sechsgang-Automatikgetriebe mit adaptiven Schaltprogrammen und sequentieller Handschaltung über Schaltwippen am Lenkrad. Das Getriebe wird über den JaguarDrive Selector gesteuert. Die Automatik stammt von Zulieferer ZF. Sie schaltet geschmeidig und kaum spürbar und setzt die Gaspedalbefehle adäquat in Vortrieb um. Die knackig-kurze Getriebeübersetzung ist – wie auch beim XF – nicht auf Kraftstoffeffizienz hin ausgelegt, aber das erwartet der Käufer eines Jaguar auch nicht. Bei einem Fahrzeug dieser Größe, einem Leergewicht von fast 1,8 t und einem voluminösen Achtzylinder wird der Tankwart fast zum besten Freund: 17 Liter Superbenzin rinnen je 100 km innerorts durch seine Brennräume, 8,2 Liter sind es außerorts und 11,4 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt bereits die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 264 g pro km. Das ist vielleicht nicht „politisch korrekt“, macht aber dafür umso mehr Spaß.

Als klassische Sportlimousine verfügt der XJ über Heckantrieb. Er glänzt mit tadellosem Geradeauslauf. Die sehr direkte Lenkung unterstreicht den sportlichen Charakter der Luxuslimousine. Das Adaptive Fahrwerk vereint maximalen Fahrkomfort mit optimalen Reaktionen auf einen dynamischeren Fahrstil. Der JaguarDrive-Control-Schalter ermöglicht Fahrern, den XJ ihrem Fahrstil von komfortabel bis sportlich-engagiert anzupassen. Im Dynamic Modus drehen die Gänge höher aus, das Fahrwerk reagiert straffer. Ob sportlich oder komfortabel: Der XJ glänzt mit einem problemlosen Fahrverhalten. Wer ihn flott um enge Kurven scheucht, erlebt ihn etwas straffer, aber sicher und nur minimal untersteuernd. Serienmäßig steht der Jaguar XJ auf 18-Zoll-Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 245/50 vorne und 275/45 hinten. Groß dimensionierte Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sorgen für optimale Verzögerung. Die Parkbremse funktioniert elektrisch betätigt.

Modernster Aluminium-Leichtbau von höchster Steifigkeit sorgt neben Gewichtsoptimierung für größtmögliche Sicherheit. Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen Plätzen, aktive Kopfstützen an den Vordersitzen, Front- und Seitenairbags vorne sowie Windowbags für vorne und hinten schützen die Insassen. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde der Jaguar XJ noch nicht unterzogen. Serienmäßig hat Jaguar seinem Topmodell an Fahrassistenzsystemen alles mitgegeben, was heutzutage Standard ist: ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBD und Bremsassistent EBA sowie das Elektronische Stabilitätsprogramm DSC (heißt woanders ESP) mit Traktionskontrolle. Gegen Aufpreis gibt es einen Abstandstempomaten mit erweitertem Notfall-Bremsassistenten, ein Warnsystem „Toter Winkel“ sowie ein Reifendruckkontrollsystem, welches für die Montage von Reifen mit Notlaufeigenschaften vorgeschrieben ist. Serienmäßig an Bord ist ein Tyre Repair System (Dichtmittel und Kompressor) anstelle eines Not- oder Ersatzrades. Ein Reserverad kostet extra.

Ab 76.500 Euro steht der Jaguar XJ in den Preislisten, in Luxury-Ausstattung und mit 3-Liter-V6-Diesel. Ab der Premium-Luxury-Ausstattung ist auch unser 5-Liter-V8 zu haben – ab 96.600 Euro. Extra kosten Metallic-Lackierungen, Adaptives Frontlicht sowie klimatisierte Sitze vorne und hinten.

Jaguar gibt eine dreijährige Neuwagengarantie, drei Jahre auf den Lack, sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung und eine dreijährige europaweite Mobilitätsgarantie. Gegen Aufpreis gibt es eine Neuwagenanschlussgarantie sowie ein „Premium Plus Service“-Paket für Inspektionskosten. Die Serviceintervalle berechnet der Bordcomputer in Abhängigkeit von Fahrstil und Einsatzbedingungen. Dies Laufzeiten bis zur nächsten Inspektion können bis zu 24.000 km oder einmal jährlich betragen. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 23 / 32 / 30 (KH / VK / TK) ein.

© August 2010
Petra Grünendahl
, Fotos: Jaguar

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