Lexus LS 460

Fahrbericht.
Lexus LS 460
Unauffälliger Luxus
Von Petra Grünendahl

Die LS-Baureihe markierte 1989 das Debüt der Marke Lexus, deren Credo „Streben nach Vollendung“ sich besonders in deren Topmodell verwirklicht, eben jenem LS. Das „LS“ steht für Luxury Sedan, englisch für Luxuslimousine. Obwohl der neue LS von Grund auf neu entworfen wurde und kein einziges Bauteil vom Vorgänger übernommen wurde,  ist die vierte Generation der japanischen Luxuslimousine kaum in der Länge gewachsen (nur um 0,5 cm) wohl aber deutlich im Radstand (auf 2,97 m). Die Design-Linie „L-Finesse“ setzt im LS fort, was beim IS und beim GS begonnen wurde. Zeitlos elegant ist das Design, kein modischer Schnickschnack, der ins Auge fällt. Eher unauffällig ist der Lexus LS auf den Straßen unterwegs. Trotz einer Länge von 5,03 m und einer Breite von 1,88 m glänzt die Karosserie mit einem cW-Wert von 0,26. Was das zum Jahresbeginn 2007 eingeführte Modell kann, zeigte eine kurze Ausfahrt.

 

Guten Zugang zu beiden Sitzreihen bieten die vier Türen. Die Übersicht ist nicht berauschend, aber dafür gibt es ja eine Einparkhilfe mit akustischer und optischer Abstandswarnung vorne und hinten. Optional ist sogar eine Rückfahrkamera und ein Intelligent Park Assist für das selbsttätige Einparken verfügbar. Das Platzangebot ist dafür – auch dank eines Radstandes von 2,97 m – in beiden Reihen umso besser. Der Kofferraum fasst 505 Liter, das ist ganz ordentlich. An maximaler Zuladung sind allerdings je nach Ausstattung nur zwischen 365 und 475 kg erlaubt.

Im Innenraum lassen weder Materialqualität noch Verarbeitung irgendwelche Wünsche offen. Ganz im Gegenteil: Die Qualität ist vom Feinsten! Edel ist das Ambiente, man fühlt sich wohl. Das Armaturenbrett wirkt nicht überladen und überfordert den Fahrer auch nicht: Übersicht und Handhabbarkeit sind nicht zu beanstanden.

Schon die Basisausstattung für den LS ist reichhaltig und kann so ziemlich mit allem aufwarten, was in der Luxusklasse Standard sein sollte. Das reicht von Basics wie einer funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren, beheizbaren und automatisch abblendenden Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne und hinten, Bordcomputer, Geschwindigkeitsregelung, Lichtautomatik, Regensensor und Klimaautomatik über 18-Zoll-Leichtmetallräder, Premium-Audiosystem mit Radio und CD-Wechsler, automatisch abblendende Innen-Rückspiegel, elektrisch einstellbare Ledersitze (vorne, Sitzheizung und –belüftung), Sitzheizung auf den Außenplätzen hinten und ein elektrisch einstellbares und beheizbares Lederlenkrad, ein elektrisches Sonnenschutzrollo für die Heckscheibe und Verbundglas-Scheiben mit Bandfilter bis hin zu DVD-Navigationssystem mit TFT-Monitor und Heckkamera, einem Parkassistenten und Adaptiven Bi-Xenon-Frontscheinwerfern. Zur Basisausstattung gibt es einmal als Zusatzausstattung die Pakete „Ambience“ (mit Glas-Schiebe-Hebedach, Komfortsitzen im Fond, Vier-Zonen-Klimaautomatik, Sitzbelüftung im Fond außen und Lederausstattung Exklusiv) und „Impression“ (mit High-End-Audiosystem Mark Levinson, schlüssellosem Zugangssystem Key Card und Kofferraumdeckel-Automatik Easy Load) sowie als weitere Sonderausstattung einzelne Features wie das adaptive Geschwindigkeitsregelsystem ACC (Adaptive Cruise Control) mit Pre-Crash-Safety-System, ein Advanced Pre-Crash-Safety-System, ein elektrisches Glas-Schiebe-Hebedach, 19-Zoll-Leichtmetallfelgen sowie ein Rücksitz-Entertainment-System.

 

Der 4,6-Liter-Basismotor der LS-Baureihe ist standesgemäß ein Achtzylinder. Das komplett neu konstruierte Aggregat arbeitet mit einer  Kombination aus Saugrohr- und Direkteinspritzung und leistet 380 PS. Das Einspritzsystem nennt sich D-4S und sorgt für eine mehr Leistung und Drehmoment bei niedrigeren Verbrauchs- und Abgaswerten. Der Achtzylinder verfügt zudem mit Dual-VVT-iE über eine duale variable intelligente Ventilsteuerung (also für Einlass- und Auslassventil) mit elektrischer Verstellung der Einlassnockenwellen, was den Kraftstoffzufluss weiter optimiert. Obwohl das maximale Drehmoment von beeindruckenden 493 Nm erst bei 4.100 U/min. anliegt, macht der Motor auch in niedrigeren Drehzahlregionen schon ganz mächtig Dampf, obwohl er mit einem Schwergewicht von über 2 t zu kämpfen hat. In punkto Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung ist der japanische Achtzylinder sehr souverän, überaus laufruhig und kultiviert unterwegs.

Zwischen Motor und Hinterachse arbeitet – bislang einzigartig – ein Achtstufen-Automatikgetriebe mit sequentiellem Schaltmodus TipMatic. Das ermöglicht eine weite Spreizung der Getriebeübersetzung von knackig kurz in den unteren Gängen für flotten Antritt und einer langen Übersetzung in den oberen Gängen für maximale Kraftstoffökonomie – sofern man bei einem über 2 t schweren Schiff von einem ökonomischen Kraftstoffverbrauch reden kann. Die Schaltung arbeitet ruhig und kaum spürbar, ist aber immer mit dem passenden Gang zur Hand, egal ob es etwas zügiger oder gelassener über die Straßen geht.

Für die Beschleunigung von Null auf 100 km/h braucht das Schwergewicht magere 5,7 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Beim Kraftstoffkonsum gehört der luxuriöse Japaner zu den sparsameren Vertretern seiner Größen- und Leistungsklasse. Mit 16,5 Litern Superbenzin ist er je 100 km innerorts unterwegs, 7,9 Litern sind es außerorts und 11,1 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 261 g pro km – auch dies ist kein Höchstwert in seiner Klasse, dafür eher mit an der „Spitze“.

 

Über die Hinterräder gelangt die Antriebskraft auf den Asphalt. Die fast 3 Meter Radstand und eine Spurweite von über 1,60 m auf beiden Achsen sorgen für einen tadellosen Geradeauslauf und für eine satte Straßenlage. Die Zahnstangenlenkung mit elektrischer geschwindigkeitsabhängiger Servounterstützung und variabler Lenkübersetzung spricht gut und prompt an, sie reagiert leichtgängig und präzise auf Lenkbefehle. Mit einen über 2 Tonnen Karosseriegewicht reagiert der LS übrigens sehr agil und dynamisch, was seine Ausmaße fast Lügen straft. Eine gewisse Freude am Fahren kann man ihm nicht absprechen, auch wenn sich natürlich beim Rangieren der große Wendekreis eher negativ bemerkbar macht.

Die adaptive Luftfederung passt sich an die jeweiligen Erfordernisse der Fahrdynamik an. Sie ist fürs normale Fahren komfortabel ausgelegt, spricht aber durchaus straffer an, wenn sie durch einen sportlichen Fahrstil dazu aufgefordert wird. Und der sportliche Fahrstil offenbart die Feinarbeit, die Toyotas Entwicklungsingenieure in das Fahrwerk dieser Luxuslimousine gesteckt haben: Nur komfortabel ist ja nicht schwer, aber die geschickte Kombination aus komfortabel und sportlich-straff, wo es gebraucht wird, ist eine Kunst, die den japanischen Entwicklern im LS durchaus gelungen ist. Sicher und spurtreu zieht er auch durch flott gefahrene Kurven seine Bahn, plötzliche Ausweichmanöver absolviert er leichtfüßig und neutral.

Serienmäßig steht der kleine LS auf 18-Zoll-Leichtmetaller mit 235/50er Reifen. Der LS 460 verfügt als eines der ersten Fahrzeuge über ein „by wire“-Bremssystem. Die elektronisch gesteuerte Bremsanlage  (ECB) mit  innenbelüfteten Scheibenbremsen rundum verzögert erstklassig. Eine elektromechanische Parkbremse (EPB) mit  Haltefunktion und Berganfahrhilfe ersetzt die klassische Handbremse.

Der Sicherheit der Insassen dient die crash-optimierte Karosserie mit Aufprallenergie absorbierender Struktur, Seitenaufprallschutz in den Türen, sowie Energie absorbierende Materialien in den Säulen und Türen, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurten auf allen Plätzen, aktive Kopfstützen vorne (Schleudertrauma-Schutzsystem WIL), Front-, Seiten- und Knieairbags vorne, Kopfairbags in beiden Sitzreihen, eine Sicherheitslenksäule sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten. Seitenairbags hinten gibt es in den „kurzen“ Varianten nur gegen Aufpreis. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar, was die Montage eines Kindersitzes gegen die Fahrtrichtung ermöglicht. Gegen Aufpreis gibt es eine Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC) mit Pre-Crash Safety System (PCS). Das PCS unterstützt den Fahrer bei drohenden Kollisionen und hilft, potenzielle Unfallfolgen zu mindern. Es nutzt die gleichen Sensoren wie das ACC und umfasst u. a. das Adaptive Variable Fahrwerk AVS, Pre-Crash-Bremsen und Pre-Crash-Sicherheitsgurte. Optional gibt es Advanced Pre-Crash-Safety-System mit Hinderniserkennung, Gesichtsfeldmonitor, Notbrems-Assistent, Notfall-Lenk-Assistent und einem Heck-Pre-Crash-System. Diese Systeme sind im LS 460 noch um einen Aktiven Spurhalte-Assistenten (LKA Lane Keeping Assistent) und einen Spurwechsel-Warner (LDW Lane Departure Warning) erweitert. Ein optionaler Intelligenter Park-Assistent setzt das Fahrzeug auf Wunsch selbsttätig in die passende Parklücke. Zur Basisausstattung gehören ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBD, ein Brems-Assistent, ein Elektronisches Stabilitätsprogramm VSC (heißt woanders ESP) sowie die Traktionskontrolle TRC. Alle Systeme arbeiten vernetzt im Vehicle Dynamic Integrated Management (VDIM) zusammen. Die Reifenluftdrucküberwachung (TPWS) kontrolliert alle  fünf Räder (inkl. Reserve- oder Notrad) und ermöglicht die Montage von pannensicheren Reifen.

Ab 82.800 Euro ist der LS 460 in der reichhaltigen Basisausstattung zu haben. Aufpreis kosten neben der Mica-/Metallic-Lackierung unter anderem Features wie 4-Zonen-Klimaautomatik, die Lederausstattung Exklusiv, belüftete und elektrisch einstellbare Rücksitze, eine Adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Pre-Crash-Safety-System, ein Advanced Pre-Crash-Safety-System sowie ein Entertainment-System für den Fond.

Der Hersteller gibt drei Jahre Garantie auf den Neuwagen (bis max. 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karoserie gegen Durchrostung. Die Mobilitätsgarantie Lexus-Euro-Assistance gilt drei Jahre nach Erstzulassung (ohne Kilometerbegrenzung) fast europaweit. Zum Service muss das Modell alle 30.000 km oder alle zwei Jahre, Ölwechsel und Sicherheitscheck sind alle 15.000 km oder einmal jährlich fällig. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 21 / 29 / 29 (KH / VK / TK) ein.

© Januar 2008
Petra Grünendahl
, Fotos: Lexus

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