Testbericht.
Hyundai Getz 1.1 GL
Einfach pfiffig
Von Petra Grünendahl
Pfiffig ist sein Karosserie-Design, auch wenn es nicht bei Pininfarina aus der Feder floss. Seit 2002 ist der Hyundai Getz auf dem Markt. Ob er im Alltag genauso pfiffig und dynamisch ist, wie es sein Äußeres verspricht, kann natürlich nur ein Test klären: Dafür fuhr der koreanische Kleinwagen in knallgelber Lackierung mit der Basismotorisierung (1,1 Liter Hubraum und 63 PS) sowie der „gehobenen“ Ausstattung GL vor.
Zugang gewähren in unserem Testwagen nur drei Türen (inklusive Heckklappe), allerdings gibt es den Getz auch als Fünftürer. Eine Einstiegshilfe am Beifahrersitz erleichtert den Einstieg für die Fondpassagiere. Die Karosserie ist kurz und knackig, da behält der Fahrer gut den Überblick. Die Kopfstütze auf dem Mittelsitz hinten ist versenkbar, was die Rücksicht noch ein wenig verbessert. Auf 3,81 m Karosserielänge darf man keine Wunder erwarten: das Platzangebot ist nicht üppig, geht aber für normalgroße Passagiere vorne wie hinten in Ordnung. Der Laderaum ist für einen Wagen dieser Größe angemessen.
Die Rückbanklehne ist in drei Stufen neigungsverstellbar, Bank und Lehne sind asymmetrisch geteilt umklappbar, wodurch man das Laderaumvolumen von 254 Liter unter der Gepäckraumabdeckung auf 977 Liter Fassungsvermögen bis hinter die Vordersitze erweitern kann.
Einfach, aber solide ist das Cockpit gestaltet. Die Verarbeitung ist nicht zu beanstanden, die Materialqualität auch nicht. Der Wagen hat wenige Extras und entsprechend auch wenige Funktionstasten im Armaturenbrett. Das erleichtert die Handhabung ungemein. Ablagen gibt es dafür umso reichlicher: Sie reichen vom Handschuhfach und Fächern in den Türen über ein Fach unterm Lenkrad, auf dem Mitteltunnel sowie Taschen an den Rückseiten der Vordersitze und an der Seite des Beifahrersitzes bis hin zu separaten Staufächern unter dem Boden und an der Seite im Gepäckraum.
Vom Ausstattungsumfang liegt die GL-Ausstattung zwischen der Basis- und der GLS-Ausstattung, wobei allerdings die Basis- und die GL-Ausstattung nur für den 1,1-Liter-Basismotor verfügbar sind. Ab der Basis ist der Getz ausgestattet mit Zentralverriegelung, von innen einstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne, Gepäckraumabdeckung sowie einer Radiovorbereitung mit Lautsprechern, Hochtönern und Dachantenne. In der GL-Ausstattung verfügt er zusätzlich über Nebelscheinwerfer sowie elektrisch einstellbare und in Wagenfarbe lackierte Außenspiegel (in der GLS-Ausstattung sind sie auch beheizbar). Klimaanlage, Alarmanlage und die Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung sind ab der GL-Version gegen Aufpreis verfügbar.
Der 1,1-Liter-Vierzylinder-Motor mit 63 PS ist eine mehr als akzeptable Basismotorisierung für den Getz. Der drehfreudige Motor hängt gut am Gas, zeigt spontanen Antritt und gutes Durchzugsvermögen. Der Leistungsentfaltung sind aber bei höheren Drehzahlen Grenzen gesetzt. Auf der Autobahn kann er dann für Überholmanöver nicht mehr viel zulegen. Insgesamt macht er aber einen guten, fast schon spritzigen Eindruck und ist für seine Größe ganz schön flott unterwegs.
Die manuelle Fünfgang-Schaltung ist knackig kurz und präzise zu schalten. Der fünfte Gang ist nur als Schongang ausgelegt, mehr für die Landstraße und innerorts nur in Ausnahmefällen zu gebrauchen. Im vierten Gang lässt sich der Getz aber auch in der Stadt schön schaltfaul fahren.
Der Getz ist eher als Stadtfahrzeug konzipiert. Allerdings klingt eine Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 16,1 Sekunden langsamer, als sie beim Fahren wirklich empfunden wird. Die Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h ist auch für lange Touren in einem Kleinwagen mehr als ausreichend. Im Verbrauch gibt sich der kleine Benzinmotor bescheiden: knappe 7,2 Liter Kraftstoff konsumiert er auf 100 km innerorts, 5 Liter außerorts und 5,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben). Der Motor begnügt sich mit Normalbenzin und erfüllt die Abgasnorm EU4.
Hyundais Kleinwagen verfügt über Frontantrieb. Die direkte und präzise Lenkung macht Freude und gibt den Fahrer eine gute Rückmeldung von der Fahrbahn. Der kurze Radstand (2,46 m) verhilft dem kleinen Koreaner zu einem agilen und dynamischen Handling. Wendig, dabei spurtreu und sicher meistert er schnelle Kurven und Biegungen. Den Grenzbereich kündigt er durch leicht beherrschbares Untersteuern an. Plötzliche Spurwechsel absolviert er neutral und problemlos, sicher schert er auch danach wieder ein. Einen flotten Slalom legt er auf einer sauberen, klaren Linie auf den Asphalt.
Das Fahrwerk ist eher straff ausgelegt und wirkt fast schon sportlich, ohne dabei wirklich unkomfortabel zu sein. Die straffe Abstimmung schafft aber die nötigen Sicherheitsreserven bei der Straßenlage, da dem Fahrer kaum elektronische Hilfen für den fahrdynamischen Notfall zu Verfügung stehen.
Unser Testwagen stand für den Winter bereift auf 13-Zoll-Stahlrädern (mit Radkappen) und einer 155/80er Bereifung. Serienmäßig wird der Getz allerdings mit 14-Zöllern und 165/65er Reifen geliefert. Die Bremsanlage ist immer noch Kleinwagen-typisch: innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten. Dennoch kann man nicht meckern: Die Bremsen sprechen gut an, sind gut dosierbar und verzögern den Getz erstaunlich wirkungsvoll.
Der Getz verfügt zum Schutz der Insassen über eine selbsttragende Ganzstahl-Sicherheitskarosserie mit formstabiler Fahrgastzelle, definierten Knautschzonen und Seitenaufprallschutz in den Türen. Serienmäßig sind Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen fünf Sitzen, Front- und Seitenairbags vorne sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den Außenplätzen hinten vorhanden. Elektrische Fahrassistenzsysteme beschränken sich auf Servolenkung, ABS und elektronische Bremskraftverteilung. Eine Antriebsschlupfregelung oder ein Stabilitätsprogramm sind nicht verfügbar.
Ab 9.990 Euro ist der Getz als Dreitürer in der Basisausstattung zu haben. In der GL-Ausstattung schlägt die Basismotorisierung mit 10.650 Euro für den Dreitürer zu Buche. Der Fünftürer kostet jeweils 500 Euro mehr. Aufpreispflichtige Extras waren an unserem Testwagen nicht vorhanden.
Ein Ölwechsel ist nach 15.000 km (oder einmal im Jahr) fällig, eine Inspektion alle 30.000 km (oder alle zwei Jahre). Garantien gibt Hyundai drei Jahre (ohne Kilometerbegrenzung) auf das Fahrzeug, zwei Jahre auf Original-Ersatzteile und den Lack sowie sechs Jahre auf die verzinkte Karosserie gegen Durchrostung. Drei Jahre europaweiten Mobil-Service garantiert Hyundai für den Neuwagen, eine Langzeit-Mobilitäts-Garantie ist abhängig vom Einhalten der Inspektionsintervalle (bis 15 Jahre oder 195.000 km). Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 12 / 14 / 13 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.
© Februar 2004
Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM