Testbericht.
Ford Fiesta Trend 1.4 TDCI
Bestseller in gänzlich neuem Gewand
Von Petra Grünendahl
Viel erinnert im neuen Fiesta ja nicht an den Vorgänger. Die Karosserie ist sehr hoch (8 cm höher als der Vorgänger), die Sitzposition auch. Es fehlt das „Autoscooter“-Feeling, was dem alten Fiesta meiner Freundin den Spitznamen „Scootie“ einbrachte. Irgendwo ist das Sitzgefühl im neuen Fiesta nicht mehr ganz Kleinwagen, sondern fast schon wie in einem kleinen Van. Wir testeten in einem Salsa-Rot-Metallic-farbenem Fiesta in sportlicher Trend-Ausstattung mit 1,4-Liter-TDCi-Motor, was der neue kleine Kölner drauf hat.
Die Karosserie hat ja keine riesigen Ausmaße, ist aber dennoch für kleinere Fahrer – trotz der hohen Sitzposition – unübersichtlich, weil die Karosserielinie nach hinten ebenso wie die Fondsitzbank ansteigt. Bei einer Körpergröße von 1,70 m kann man allerdings nicht klagen. Gegen Aufpreis hilft hinten eine Einparkhilfe. Vier Türen gewähren bequemen Zugang zum Innenraum. Die Vordersitze sind straff gepolstert, mit strapazierfähigem Stoff bezogen, bieten aber trotz scheinbar guter Konturierung nur wenig Seitenhalt. Die Rücksitzbank ist eher nur für zwei Leute bequem, auch wenn sie für drei Passagiere ausgelegt ist und mit der entsprechenden Anzahl von Sicherheitsgurten versehen ist. Der Laderaum ist mit 284 Litern Fassungsvermögen kleinwagenüblich: Nicht üppig, aber gut zu gebrauchen. Durch Umklappen der asymmetrisch geteilte Rückbanklehne lässt er sich auf 947 Liter bei dachhoher Beladung erweitern.
Das Interieur überzeugt in puncto Materialauswahl und Verarbeitung. Das Cockpit ist sparsam instrumentiert, was den Überblick und die Handhabbarkeit sehr erleichtert. Der Aschenbecher rechts vom Schaltknauf ist eher für den Beifahrer gedacht, aber beim Fahren soll man ja auch nicht rauchen! Ablagen für den nötigen Kleinkram gibt es zumindest für die Frontpassagieren in ausreichender Anzahl, die Fondpassagiere müssen sich mit den Taschen auf den Rückseiten der Vordersitze begnügen.
Außer der Grundausstattung stehen für den Fiesta drei Ausstattungslinien zur Verfügung: Ambiente, Trend und Ghia. In der Basisausstattung verfügt der Fiesta über von innen einstellbare Außenspiegel, getönte Wärmeschutzverglasung, Stahlräder mit Radzierblenden, Lederlenkrad, Spiegel in beiden Sonnenblenden, die umklappbare Rücksitzbank sowie die asymmetrisch geteilt umklappbare Rücksitzlehne. Ab Ambiente kommen Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber vorne dazu und ist der Fahrersitz höhenverstellbar. Klimaanlage und Sitzheizung sind ab der Ambiente-Ausstattung gegen Aufpreis verfügbar, die Klimaanlage in der Top-Ausstattung Ghia sogar Serie. Die Trend-Ausstattung umfasst zusätzlich eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel und Nebelscheinwerfer. Aufpreis kostet in unserem Testwagen außer Klimaanlage und Sitzheizung auch das Audiosystem mit Radio und CD-Spieler und die Radio-Fernbedienung am Lenkrad.
Der 1,4-Liter-Duratorq-TDCi-Motor verfügt über Common-Rail-Direkteinspritzung, ist bislang der einzige Diesel in der Fiesta-Baureihe und leistet 68 PS. Die Dämmung zwischen Motor- und Passagierraum ist bei Kleinwagen nie so gut, entsprechend ist der Diesel im Innenraum zu vernehmen. Im Antritt ist er ein bisschen zurückhaltend, da macht sich die Turbogedenksekunden bemerkbar. Auch das Durchzugsvermögen hat seine Grenzen bei einem Kleinwagen von über 1,1 t. Ist er jedoch einmal auf Touren gekommen, dann läuft er auch ganz gut.
Die manuelle Fünfgang-Schaltung geht locker und leicht von der Hand, dass das Schalten richtig Spaß macht. Gut so, denn Schalten tut man häufiger, wenn man in der Stadt zügig unterwegs sein will. Das „zügig unterwegs“ kostet allerdings seinen Preis beim Spritverbrauch. Bei ökonomischer Fahrweise dagegen gibt sich der TDCi-Fiesta sehr sparsam: mit 5,3 Litern Dieselkraftstoff auf 100 km im Stadtverkehr, 3,7 Litern außerorts und 4,3 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben). Die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 bewältigt er in 14,9 Sekunden, bei 164 km/h erreicht er seine Spitzengeschwindigkeit, das ist für einen Kleinwagen völlig ausreichend. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU3.
Die Lenkung des Fronttrieblers spricht gut an und folgt den Weisungen des Fahrers. Auch der Geradeauslauf ist in Ordnung. Dank seiner geringen Größe ist der Fiesta recht handlich zu führen, der Wendekreis nicht zu groß. Die Ausstattung mit Fahrwerksregelsystemen als Hilfen für den Fahrer ist eher spartanisch: Der Kölner verfügt lediglich über ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, aber weder über einen Bremsassistenten noch über eine Traktionskontrolle oder ESP. Diese Systeme sind für den Turbodiesel auch gegen Aufpreis gar nicht verfügbar.
Unser Testwagen stand auf den serienmäßigen Stahlfelgen mit Radkappen und Standard-Bereifung 175/65 R 14. Die Bremsen-Technik ist nicht gerade zeitgemäß: innenbelüftete Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten. Die Verzögerungswerte könnten entsprechend auch für einen Kleinwagen besser sein.
Der Federungskomfort ist gut, was aber bei der recht hohen Karosserie mit einer deutlichen Seitenneigung in den Kurven verbunden ist. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung könnte straffer ausfallen, ohne dem Fahrkomfort zu schaden. Schnelle enge Kurven meistert aber er ebenso sicher und spurtreu wie plötzliche Spurwechsel und das anschließende Wiedereinscheren auf die alte Spur. Allerdings neigt er sich dabei spürbar zur Seite, gibt in den Kurven schnell durch harmloses Untersteuern das Nahen des Grenzbereiches zu verstehen.
Im Falle eines Unfalles schützen die Sicherheitsfahrgastzelle mit Seitenaufprallschutz, Anti-Dive-Sicherheitssitze, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzplätzen (in der hinteren Reihe sind sie sogar alle versenkbar) sowie Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere. Kopf-Schulter-Airbags für vorne und hinten gibt es optional. Elektrische Fensterheber gibt es nur für die vorderen Türen, nicht aber für die Hinteren. Die Kindersitzvorrüstung Isofix ist nicht verfügbar. Den Fahrer unterstützt das ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung. Der Bremsassistent (MBA) ist ebenso wie das ESP (mit Antriebsschlupfregelung) nur für den 1,6-Liter-Benziner verfügbar: Das MBA gibt es serienmäßig, ESP nur gegen Aufpreis – aber jeweils nur in den Ausstattungsvarianten Ambiente, Trend und Ghia.
Ab 10.965 Euro steht der Fiesta beim Händler – mit 1,3-Liter-60-PS-Motor in der Grundausstattung. Den TDCi gibt es ab 13.740 Euro, in der Trend-Ausstattung ab 14.740 Euro. Aufpreis kosten die Metallic-Lackierung, Klimaanlage, die Sitzflächenheizung vorne sowie das Audiosystem und die Radio-Fernbedienung am Lenkrad.
Eine Sicherheitskontrolle und Ölwechsel sind alle 20.000 km, die Inspektion alle 60.000 km (beim Diesel) fällig. Ford gibt zwei Jahre Gewährleistung auf das Neufahrzeug sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Der Ford EuroService sorgt zwei Jahre lang für umfassende Mobilität im Pannenfall, für das dritte bis fünfte Jahr der Zulassung ist der Ford Protect Garantie-Schutzbrief plus (Garantieverlängerung inkl. Ford Euro-Service) gegen Aufpreis möglich. Die Versicherungen stufen den Fiesta TDCi in die Typklassen 20 / 16 / 25 (KH / VK / TK) ein.
© Juni 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM
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