Ford Focus I Turnier 1.8 TDCi

Testbericht.
Ford Focus Turnier 1.8 TDCi Futura
Sparsamer kompakter Ladekünstler
Von Petra Grünendahl

 

Der Focus ist Fords Bestseller in der Kompaktklasse. Der Kombi-Ableger der Kölner heißt „Turnier“. An das New-Edge-Design haben wir uns ja mittlerweile gewöhnt, aber immerhin erkennt man einen Ford damit auf den ersten Blick – zumindest von vorne. Der Wiedererkennungswert eines Focus Turnier von hinten ist allerdings eher begrenzt. Da verließ die Ford-Designer wohl der Mut.

Unser colorado-roter Testwagen fuhr in der sportlichen Editionsvariante Futura vor, motorisiert mit dem Top-Selbstzünder-Aggregat der Baureihe, einem 1,8-Liter- Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 115 PS.

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Der Passagierraum macht qualitativ einen sehr guten Eindruck und ist sauber verarbeitet. Nicht mehr ganz so originell wirkt mittlerweile auch das Designer-Cockpit des Focus. Das Armaturenbrett ist aber aufgeräumt und übersichtlich, der Fahrer findet sich problemlos beim Fahren zurecht. Gut, die Tasten für die Klimaautomatik und die Heckscheibenheizung liegen vielleicht etwas tief, aber deren Einstellungen kann man ja auch vor der Fahrt vornehmen. Die Übersicht rund ums Fahrzeug ist gut, eine Einparkhilfe ist aber als Sonderausstattung verfügbar.

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Angenehm straff und gut konturiert sind die stoffbezogenen Sportsitze vorn. Leider sind sie nicht höhenverstellbar, die Sitzposition ist etwas hoch. Platz haben die Frontpassagiere reichlich, auch hinten ist zumindest der Knieraum üppig. Kunststück, ist der Focus Turnier doch mit seinen 4,45 m Länge eine wahre Größe bei den Kompaktklasse-Kombis. Nur die Ellenbogenfreiheit ist bei drei Fondpassagieren etwas eingeschränkt.

Über mangelnde Ablageflächen können sich die Frontpassagiere nicht beklagen: Handschuhfach, Fächer in den Türen, Getränkedosenhalter sowie ein Brillenfach in der Mittelkonsole bieten viele Möglichkeiten. Den Fondpassagieren stehen lediglich Getränkedosenhalter in der Mittelkonsole sowie Kartentaschen in den Vordersitzrücklehnen zur Verfügung. Nur in einem Ausstattungspaket (Space-Paket) oder in den Ausstattungslinien Ghia bzw. Ghia Exclusiv (hier als Serienausstattung) ist eine Mittelarmlehne mit Ablagefach für die Rückbank zu haben.

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Der Focus Turnier hat so ziemlich den größten Laderaum aller Kompaktklasse-Kombis, was aber bei seiner Karosserielänge kein Kunststück ist. Gute 520 Liter sind es unter der Laderaumabdeckung. Eher rechteckig geschnitten lässt er sich auf einer Breite von 1,16 m und eine ebene Fläche über die niedrige Ladekante sehr schön beladen. Bis zu 1.580 Liter Ladung können bei umgeklappter Rückbanklehne dachhoch hinter den Vordersitzen verstaut werden. Die Rückbanklehne ist asymmetrisch geteilt umklappbar. Eine Laderaumabdeckung hat Ford dem Turnier als Serienausstattung mitgegeben, ein Sicherheitstrennnetz zum Schutz der Frontpassagiere bei Bremsungen mit größerer Beladung gibt es aber in allen Ausstattungslinien nur gegen Aufpreis.

 

Der 1,8-Liter-Duratorq-TDCi-Motor brabbelt noch etwas vor sich hin, solange er kalt ist. Warm gelaufen und auf Touren glänzt er mit seiner für einen Diesel ungewöhnlichen Laufruhe. Im Antritt ist der Motor o.k., unter 1.500 U/min. noch etwas schwach auf der Brust, aber dann laufen die 115 Pferdchen ganz gut, kultiviert und vibrationsarm. Sein maximales Drehmoment von 250 Nm liegt ja auch schon bei 1.850 U/min. an, da mangelt es schon früh nicht an Durchzugsvermögen. Der Focus überträgt die Motorkraft über ein manuelles Fünfganggetriebe auf die Vorderräder.

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Eine Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in 10,6 Sekunden ist für einen Turbodiesel nicht schlecht. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 196 km/h sind bei modernen Selbstzündern klassenüblich. Im Verbrauch gibt er sich auf gleichmäßig zu fahrenden Strecken sparsam: 5,4 Liter Diesel je 100 km im gemischten Verbrauch nach EU-Norm, 4,4 Liter außerorts, allerdings doch recht stattliche 7,2 Liter im Stadtverkehr (alles Herstellerangaben). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 3.

Für ausreichend Haftung auf dem Asphalt sorgen 195/60er Reifen auf 15-Zoll-Leichtmetall-Rädern. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) mit ABS, elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent sprechen gut an und verzögern wirkungsvoll und prompt.

 

Die Lenkung ist recht direkt ausgelegt und vermittelt guten Kontakt zur Straße. Zielgenau und präzise folgt der Kombi den Lenkbefehlen des Fahrers. Im unteren Drehzahlbereich wirkt die Lenkung allerdings doch ein bisschen schwerfälliger.

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Nahezu problemlos und neutral ist sein Fahrverhalten. In schnellen Kurven neigt er zum Untersteuern, allerdings ist er in seiner Abstimmung vor allem auf Beladung ausgelegt: Ohne Gepäck im Laderaum wird in zu schnellen Kurven das Heck etwas leicht. Aber auch hier bleibt er beherrschbar und überfordert den Fahrer nicht, sofern dieser den Gasfuß nicht zu sehr ausreizt. Plötzliche Spurwechsel meistert der Fronttriebler gutmütig und solide und schert ebenso präzise wieder auf die alte Spur zurück. Dabei ist der Focus Turnier eher straff abgestimmt, aber immer noch gut davon entfernt, unkomfortabel zu sein.

Schutz für die Insassen gewähren die Sicherheitsfahrgastzelle mit Seitenaufprallschutz, Front- und Seitenairbags für die Frontpassagiere sowie Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen fünf Plätzen. Die mittlere Kopfstütze hinten gibt es allerdings nur in den Ghia-, Ghia-Exklusiv- und Futura-Modellen ohne Aufpreis. Elektrische Fensterheber vorne sind Grundausstattung, hinten (und das im Familienauto Kombi) nur als Sonderausstattung zu haben. Lediglich in den Ausstattungen Ghia und Ghia Exklusiv sind die hinteren Fensterheber serienmäßig elektrisch. Isofix-Kindersitzvorrüstungen sind nicht verfügbar. Die Laderaumabdeckung ist Serie, ein Sicherheitstrennnetz gibt es nur gegen Aufpreis. Den Fahrer unterstützen im Notfall Sicherheitsfeatures wie ABS, elektronische Bremskraftverteilung mit Bremsassistent, die Antriebsschlupfregelung und ESP.

 

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Den Ford Focus Turnier bekommt man in der Basisversion ab 15.500 Euro mit 75-PS-Ottomotor bzw. ab 16.925 Euro mit 75-PS-Turbodiesel. Der 115 PS starke Common-Rail-Turbodiesel ist das Topmodell der Selbstzünder und ab 20.300 Euro ab Ausstattungslinie der sportlichen Trend-Ausstattung zu haben. Dafür gehören elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn, Zentralverriegelung, getönte Wärmeschutzverglasung und die Dachreling sowie – ab der sportlichen Ausstattung Trend – Sportfahrwerk, Lederlenkrad und Titan-Look-Dekor an Armaturenbrett, Schalthebelknauf und Türen zur Serienausstattung. Das Editionsmodell Futura steht ab 20.750 Euro in der Preisliste. Die Serienausstattung des Futura umfasst zusätzlich zur Trend-Ausstattung das Audiosystem 4000 (mit Radio und Cassette), Klimaanlage, Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, Sportsitze vorn, Nebelscheinwerfer und Leichtmetallräder. Aufpreis kosten die Uni-Lackierung Colorado-Rot, Klimaautomatik und Bordcomputer, das Audiosystem 6006 mit Radio und CD-Wechsler, das Sicherheitstrennnetz für den Gepäckraum, Nebelscheinwerfer, das elektrische Schiebedach aus getöntem Sicherheitsglas sowie eine Antriebsschlupfregelung und ESP.

Die Versicherungen stufen den Focus Turnier in die Typklassen 16 / 19 / 32 (KH / VK / TK). Ford gibt zwei Jahre Gewährleistung auf das Fahrzeug, zwölf Jahre gegen Durchrostung sowie eine einjährige Mobilitätsgarantie fast europaweit. Die Ölwechselintervalle ebenso wie Sicherheitskontrollen laufen über 15.000 km, Inspektionsintervalle über 45.000 km.

© Juli/August2002 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

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