Porsche 911 Targa

Testbericht.
Porsche 911 Targa
Faszination der Kurven
Von Petra Grünendahl

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Der 911er Porsche Carrera ist eine bekannte Größe auf den Straßen. Die Weiterentwicklung seiner Karosserie ist eher Evolution, denn deutliche Veränderung im Laufe der Jahrzehnte und Generationen. Unser Testwagen ist dank seiner indischroten Lackierung ein Blickfang im heutigen silbergrauen Einerlei auf Deutschlands Straßen.

Auf Basis des 911 Carrera Coupé entwickelte Porsche den 911er Targa, der seit Ende des vergangenen Jahres zu haben ist. Auch den 911 Targa ziert das neue Carrera-Gesicht des Jahrgangs 2002. Satte 320 PS leistet sein 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxermotor.

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Das Interieur ist vom Feinsten. Savannabeige vom Leder bis zum Plüschteppich, hochwertige Materialien sind tadellos verarbeitet. Der Ledersitzbezug und das Drei-Speichen-Sportlenkrad in Leder kosten allerdings extra, eine elektrische Lehneneinstellung mit manueller Längs- und Höheneinstellung ist Serie, die vollelektrische Einstellmöglichkeit der Vordersitze mit Memory-Funktion und Sitzheizung sind aber wieder aufpreispflichtig.

 

targa-9.jpg (53653 Byte)Der Einstieg ist zumindest für die Frontpassagiere gut, nach hinten geht es nicht so bequem. Platz haben die Frontpassagiere reichlich auf schön straffen, sportlich konturierten Seriensitzen. Der Porsche 911 ist kein Viersitzer, sondern ein 2+2-Sitzer. Hinten finden bestenfalls Kinder oder kleinere Erwachsene Platz, die haben aber immerhin reichlich Ellenbogenfreiheit. Die Kopffreiheit lässt bei größeren Fondpassagieren, die Kniefreiheit bei größeren Frontpassagieren naturgemäß schwer zu wünschen übrig. Kopfstützen gibt es hinten keine. Die Übersicht rundum ist vom Fahrersitz aus recht gut, auf Wunsch steht aber auch eine Einparkhilfe zu Verfügung.

Der serienmäßige Laderaum des 4,43 m langen Fahrzeugs findet sich unter der Fronthaube. Die 130 Liter Fassungsvermögen reichen aber nicht für größeres Gepäck. Wer die Rücksitze des 2+2-Sitzers, die ohnehin nur für kurze Touren zu gebrauchen sind, umklappt, erhält unter der elektrisch entriegelbaren aufklappbaren Heckscheibe gute 230 Liter zusätzlichen Laderaum. Das reicht dann für das Wochenend-Gepäck für Zwei.

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Die Instrumententafel mit Schaltern und Anzeigen ist aufgeräumt und klar geordnet. Fast alles findet der Fahrer am rechten Platz, lediglich das Navigationssystem sitzt etwas zu tief. Klimaautomatik, grün getönte Wärmeschutzverglasung und Bordcomputer sind Serie, die Geschwindigkeitsregelung Tempostat sowie das Porsche Communication Management (PCM) mit Informations- und Navigationssystem (inkl. GSM-Freisprechtelefon, Cassettenradio und Bordcomputer) sind Sonderausstattung.

Der Targa hat bei Porsche Tradition, die Bezeichnung „Targa“ ist von Porsche geschützt. Vier Jahre musste die aktuelle 911er Generation ohne Targa auskommen, erst seit Ende letzten Jahres gibt es ihn wieder, den Wagen der nicht ganz offen, aber auch nicht ganz geschlossen ist.

Das Glasdach lässt sich bei jeder Geschwindigkeit öffnen. Beim Öffnen fährt ein kleiner Windabweiser hoch, der die Insassen sehr wirkungsvoll vor dem Fahrtwind schützt. Selbst bei 230 km/h ist es ziemlich windstill, wenn auch alles andere als ruhig. Mit geschlossenem Verdeck kann der Targa sogar mit einer geschlossenen Limousine mit guter Karosseriedämmung mithalten.

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Der auf 3,6 Liter erweiterte Sechszylinder ist seit dem Modelljahr 2002 für die ganze 911-Carrera-Reihe zu haben. 20 PS mehr als der 3,5-Liter-Motor leistet das neue Aggregat. Traditionell liegt der Boxermotor beim 911er hinten. Die Kraft seiner 320 Pferdchen überträgt der Sechszylinder über die Hinterräder auf den Asphalt. Neu ist die weiterentwickelte Nockenwellenverstellung VarioCam Plus. Sie verringert den Kraftstoffverbrauch im Leerlauf und Teillastbetrieb. Das maximale Drehmoment von 370 Nm liegt zwar erst bei 4.250 U/min. an, aber schon jenseits der Leerlaufdrehzahl wuchtet der Motor ein sattes Drehmoment von 290 Nm auf die Kurbelwelle.

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Antrittsstark setzt der Motor den 1,5 t schweren Targa in Bewegung und lässt es über das gesamte Drehzahlband nicht an Durchzug mangeln. Kultiviert, rund und vibrationsarm läuft der Sechszylinder-Boxermotor, das dezente sonore Brummen verdankt er dem Auspuff.

Kurz sind die Schaltwege der leicht und präzise zu führenden Sechsgang-Schaltung. Den Sprint von 0 auf Tempo 100 absolviert der Targa in beeindruckenden 5,2 Sekunden, von 0 auf Tempo 160 vergehen auch nur 11,4 Sekunden, die 200-km/h-Marke passiert er nach 18,3 Sekunden. Bei Tempo 285 ist dem Vortrieb ein natürliches Ende gesetzt. Der Verbrauch liegt bei allen heckgetriebenen 911er bei üppigen 16,1 Litern Super Plus je 100 km im Stadtverkehr – das ist nicht gerade sein Revier –, 8,1 Litern außerorts sowie 11,1 Litern im gemischten Verbrauch nach EU-Norm. Der Motor erfüllt die Abgasnorm D4.

Zur schnellen Vernichtung des Vortriebs hat Porsche dem Targa Vier-Kolben-Monobloc-Festsattel-Bremsen spendiert, mit Bremsscheiben rundum innenbelüftet und gelocht für bessere Bremsleistung sowie mit ABS und Bremsbelagverschleiß-Überwachung. Die Bremswege lassen entsprechend auch keine Wünsche offen.

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Die Lenkung arbeitet sehr direkt. Präzise und spurtreu lässt er sich um jede Kurve dirigieren. Und für die Kurven ist er gebaut: Sportlich agil und dynamisch setzt er sich dort in Szene, dass es die wahre Freude ist. Ein kleiner Wendekreis tut ein übriges, um den Spaß am Kurvenfahren zu wecken. Heckmotor mit Heckantrieb machen seine Faszination aus. Der Grenzbereich liegt dank der gekonnten Fahrwerksabstimmung sehr hoch. Dafür ist er dann aber sehr kurz, bis der Wagen die Haftungsgrenze erreicht hat.

Serienmäßig steht der Targa auf 17-Zoll-Rädern. Unser Testwagen war ausgestattet mit dem 18-Zoll-Carrera-Rad und 225/40er Reifen vorne sowie 285/30er Reifen hinten. Vor allem auf feuchter oder gar nasser Straße ist die Haftungsgrenze damit eher erreicht. Leichtes Schieben über die Vorderräder kündigt in zu schnell gefahrenen Kurven den Grenzbereich an. Wer zuviel Gas wegnimmt, um die Spur zu korrigieren, wird feststellen, dass das Heck dann leichter wird und der Porsche sich anschickt, den Pfad der Tugend zu verlassen. Das (leider nicht serienmäßige) Fahrstabilitätsprogramm PSM (Porsche Stability Management – ist auch als ESP bekannt) ist hier eine Hilfe, kann aber die Grenzen der Fahrphysik auch nicht aufheben. Der 911er Porsche bietet Fahrdynamik pur, ist aber im Grenzbereich auch mit PSM sehr anspruchsvoll im Handling.

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Sicher und solide liegt er auch bei höheren Geschwindigkeiten auf der Fahrbahn, bei Geschwindigkeiten ab Tempo 120 verbessert der serienmäßige, automatisch ausfahrende Heckspoiler den Abtrieb. Sportlich straff wie es sich gehört liegt er auf der Straße, ist dabei aber keineswegs unkomfortabel. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung unterdrückt Seitenneigung in Kurven und Aufbaubewegungen der Karosserie zuverlässig.

Passive Sicherheit bieten Seitenaufprallschutz, verformbare Bug- und Heckteile mit integrierten Leichtmetallstoßfängern, Front- und Seitenairbag für Fahrer und Beifahrer, Kopfstützen vorne und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzen. Das Fahrstabilisierungsprogramm PSM mit ABS, ASR und Automatischem Bremsendifferenzial ABD sowie das Bi-Xenonlicht mit dynamischer Leuchtweitenregulierung gibt es nur gegen Aufpreis.

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Ab 81.316 Euro steht der 911er Targa in der Preisliste. Damit ist er über 2.000 Euro günstiger als das 911 Carrera Cabriolet. Die Serienausstattung umfasst Wärmeschutzverglasung, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Cassettenradio mit integrierter Scheibenantenne, Bordcomputer und Klimaautomatik, funkfernbediente Zentralverriegelung für Türen und Schiebedach sowie elektrische Entriegelung von Kofferraum- und Motordeckel.

Edler und individueller wird der Targa mit Extras wie 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Grünkeil-Windschutzscheibe, Ledersitzen mit vollelektrischer Sitzeinstellung, Memory-Funktion und Sitzheizung sowie den verschiedensten anderen Extras, die den Rahmen dieses Berichtes sprengen würden. Porsche fahren war halt noch nie ein billiges Vergnügen.

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Porsche gewährt zwei Jahre Garantie auf den Wagen, drei auf den Lack sowie zehn Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zwei Jahre Mobilitätsgarantie gibt Porsche dem Fahrzeug ebenfalls mit. Diese Mobilitätsgarantie kann gegen geringe Beiträge von Jahr zu Jahr verlängert werden. Die Versicherungen stufen den Targa in die Klassen 16 / 33/ 40 (KH / VK / TK) ein.

© Juli 2002 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

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