Audi A3 1.6

Testbericht.
Audi A3 1.6 Attraction
Der Premium-Kompakte aus Ingolstadt
Von Petra Grünendahl

Das kleinste Pferd im Ingolstädter Stall ist der A3 nicht mehr, seit Audi mit dem 3,83 m langen A2 nun auch in der Kleinwagenklasse Premium-Ansprüche befriedigen will. Ein Zugpferd ist der kompakte A3 aber allemal, wie die Zulassungszahlen eindrucksvoll belegen. Als Premium-Kompakter zielt er auf die Klientel, denen ein Golf zu sehr Volkswagen ist.

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Im vierten Jahr seiner Laufzeit hat Audi ihn mit einem Facelift fit gemacht für die gewachsenen Ansprüche des Marktes. Äußerlich ist nicht viel davon zu sehen: Klarglas-Scheinwerfer mit Ellipsoid-Technik und modifizierte Heckleuchten fallen schon auf, dezente Retuschen an Kühlergrill und Spoiler sowie und eine leicht veränderte Kontur der Heckklappe sind so zurückhaltend geraten, dass sie auch auf den zweiten Blick nicht unbedingt bemerkt werden.

Unterm Blechkleid hat sich mehr getan: Änderungen, die der Sicherheit, Wirtschaftlichkeit sowie Komfort und Qualitätsanmutung zugute kommen. Wir fuhren einen A3 Attraction in Lichtsilber metallic mit einem überarbeiteten 1,6-Liter-Ottomotor, der nun über 102 PS verfügt.

Das Interieur hinterlässt schon beim Einstieg einen guten Eindruck, die verwendeten Materialien wirken hochwertig. Die raue Oberfläche der schwarzen Cockpit-Verkleidung sieht zwar gut aus, zieht aber leicht Flusen und Staub an. Eine Bürste zum Reinigen der Kunststoff-Oberflächen ist da als ständiger Begleiter zu empfehlen. Die schwarzen Stoffsitzbezüge im Design „Solo“ sind angenehm und strapazierfähig, auch die Veloursfußmatten sind unempfindlich und leicht zu reinigen. Das Vier-Speichen-Lenkrad und der Schaltknauf sind lederummantelt, die Schaltknaufmanschette ist ebenfalls aus Leder.

Ablagefächer in ausreichender Zahl und Größe: in den Türen, links unter dem Lenkrad, in der Mittelkonsole, eine Ablage darunter, Handschuhfach, eine Rinne darunter sowie diverse Fächer auf dem Mitteltunnel bieten reichlich Platz. Leselampen hinten, beleuchtete Spiegel in den Sonnenblenden, ein Navigationssystem, Klimaautomatik und Sitzheizung vorne runden die Ausstattung unseres Testwagens ab.

Ausreichend Platz haben in dem 4,15 m langen Kompakten fünf Personen. Nur leidet naturgemäß bei sehr groß gewachsenen Frontpassagieren die Kniefreiheit der Rückbänkler ein wenig. Normal Gewachsene sitzen gut und geräumig, vorne auf konturierten Sportsitzen, die guten Seitenhalt bieten. Auf den Rücksitzen ist der Seitenhalt auf den äußeren Sitzen gerade noch befriedigend. Kopfstützen und Drei-Punkt-Sicherheitsgurte stehen für alle drei Mitfahrer auf der Rückbank zur Verfügung.

Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet: Anzeigen und Schalter sind in Blick- und Griffweite und genau dort platziert, wo sie hingehören.

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Der Laderaum ist mit 350 Litern kein Klassenprimus, aber ausreichend und dank der fast rechtwinkligen Seiten gut nutzbar. Dank der breiten Radkästen verfügt der A3 nur über eine Ladebreite von einem knappen Meter, aber die Ladetiefe lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehne auf 1,50 m verlängern. Wenn man die Rücksitze hochklappt, bevor die Lehne umgelegt wird, entsteht eine ebene Ladefläche. Rückbank und –lehne sind asymmetrisch geteilt, und zwar mit der breiten Seite links, was das Durchladen auch von breiten Gegenständen bis vorn zum Armaturenbrett ermöglicht, ohne dass man auf einen Mitfahrer verzichten muss, der nach der Fahrt beim Tragen hilft. Lediglich die Ladekante von 73 cm mit einer Stufe von 23 cm dahinter ist alles andere als ladefreundlich.

 

Mit seinen 1,6 Litern Hubraum wird der A3 nicht zum Renner: Von 0 auf Tempo 100 in 10,9 Sekunden, das können andere besser. Als Einstiegsmotorisierung jedoch ist dieser Motor für den 1,1 t schweren Kompakten ideal. Akzeptabel ist der Antritt, für ein flottes Lossprinten hat die Kupplung zu viel Spiel. Durchzugskräftig zieht der auch bei niedrigen Touren, lässt sich schön schaltfaul fahren und ist alles in allem ein recht unauffälliger Arbeiter im Hintergrund. Die Fünfgang-Schaltung ist präzise und zielgenau, allerdings sind die Schaltwege recht lang.

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189 km/h markieren seine Höchstgeschwindigkeit. Dank seines guten Durchzuges ist er für recht zügige Überholmanöver auch auf der Autobahn gut. Er ist kein Renner, dafür aber sparsam. Mit 6,8 Litern Superbenzin kann man ihn im gemischten Zyklus nach EU-Norm fahren, 9,6 Liter braucht er innerorts, mit 5,3 Litern begnügt er sich außerorts auf Landstraßen und mit gemäßigtem Autobahntempo (alles Herstellerangaben). Darüber hinaus erfüllt der überarbeitete 1,6-Liter-Motor nun die D4-Abgasnorm.

Die Lenkung lässt keine Wünsche offen, leichtgängig und zielgenau folgt der Wagen den Lenkbefehlen des Fahrers. Dabei spielt er seine kompakten Maßen aus, ist wendig und vermittelt guten Fahrbahnkontakt.

Spielerisch meistert der Fronttriebler nicht nur schnelle Kurven, sondern auch plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver. Problemlos bleibt er auf der Straße, in zu schnellen Kurven untersteuert er ganz leicht, das (serienmäßige) ESP greift erst spät, hat aber auch vorher beim besten Willen nichts zu tun.

Der Federungskomfort ist gut, ohne Abstriche an die Sicherheit in Form von kritischen Karosseriebewegungen zu machen. Die Bremsanlage (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) mit Anti-Blockier-System ABS und elektronischer Bremskraftverteilung EBV bringt den Wagen nach einem kräftigen Tritt aufs Pedal fix und sauber zum Stehen. Minuspunkte bekommt allerdings das lange Pedalspiel, welches den Fahrer hindert, die Bremskraft der Situation angemessen zu dosieren.

Vorbildlich ist die Sicherheitsausstattung des A3: Servolenkung mit Sicherheitslenksäule, ESP mit ABS und EBV, Seitenaufprallschutz, Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer sowie als Option ein Kopfairbagsystem für die Außenpassagiere. Dritte Kopfstütze und dritter Drei-Punkt-Gurt ist nur gegen Aufpreis zu haben, Isofix-Kindersitzsicherungen sind hinten für Außenplätze Serie. Serienmäßige Ausstiegsleuchten an allen vier Türen erleichtern den sicheren Ausstieg im Dunkeln. Die Diebstahlwarnanlage gibt es als Sonderausstattung.

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Ein Premium-Auto kostet auch Premium-Geld: Ab 34.716 Mark steht er in der Preisliste, preislich ist er damit noch über dem Bora angesiedelt. Der 1.6 stellt die Basismotorisierung dar, Attraction ist die Grundausstattung.

Die Aufpreisliste ist lang: Metallic-Lackierung (821 Mark), fünf Türen (1.702), dritte Kopfstütze mit Drei-Punkt-Gurt hinten (156), Sideguard-Kopfairbags (753), Deaktivierung für Beifahrerairbag (156), Klimaautomatik (2.601), Sitzheizung vorn (616), Beleuchtung für die Spiegel in den Sonnenblenden (127), Navigationssystem inkl. Fahrerinformationssystem FIS (Check-Control und Bord-Computer, 2.895), Nebelscheinwerfer (274), Radioanlage concert mit CD-Wechsler (2.063) sowie eine Diebstahlwarnanlage (479). Damit addiert sich unser Testwagen auf über 47.000 Mark – ein stolzer Preis für das Einsteiger-Modell der Premium-Kompakten, auch wenn es sonst mit fast allen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens ausgestattet ist.

So gar keine Punkte sammelt der A3 damit im Kostenkapitel. Neben dem hohen Preis schlagen auch andere Kosten negativ zu Buche: Die Versicherungseinstufungen liegen mit 14 / 16 / 20 (KH / VK / TK) über der deutschen Konkurrenz. Günstig sind hingegen die langen Serviceintervalle, die sich in Abhängigkeit von Fahrweise und Fahrzeugeinsatz nach der Service-Intervall-Anzeige richten und nach bis zu 30.000 km oder nach spätestens 2 Jahren fällig werden. Als Kostenplus gilt auch der überarbeitete Motor, der die D4-Abgasnorm erfüllt und damit befristet steuerlich gefördert wird.

Audi gibt ein Jahr Gewährleistung auf den Wagen sowie alle beim Audi-Partner eingebauten Original-Ersatzteile sowie drei Jahre auf den Lack, eine 12-Jahres-Garantie für die Karosserie und eine LongLife-Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Wartungsintervalle.

© Oktober 2000 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

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