VW Golf IV 2.3

Fahrbericht.
VW Golf V5 GTI
Lieber Golf fahren als Golf spielen
Von Petra Grünendahl

Im äußeren Erscheinungsbild hat sich nicht viel geändert: Von vorne ist der Neue ein echter Golf. Auch die markante breite C-Säule, die die Sicht nach hinten raus behindert, ist geblieben. Die großen Fenster, vor allem die – im Vergleich zu anderen – tief heruntergezogen Heckscheibe ermöglichen jedoch trotzdem noch eine relativ gute Rundum-Sicht.

Markant wirkt die Heckpartie mit ihrer weit heruntergezogenen Kofferraumklappe. Besonders schön und praktisch ist die niedrigere Ladekante beim „Neuen“.
Der Kofferraum ist zwar schon 10 Liter größer als beim Vorgängermodell, jedoch im Vergleich mit anderen Autos seiner Größenordnung – Astra, Escort, A-Klasse und dem A3 – ist er mit 330 Litern immer noch zu klein. Mit umgeklappter (asymmetrisch teilbarer) Rückbank erhöht sich das Ladevolumen auf 1.184 Liter.
Der Einstieg ins Auto ist einfach, die Recaro-Sitze in der GTI-Ausführung sind straff, aber bequem. Den Sitz etwas zurückgesetzt, der Hebel befindet sich vorne unterm Sitz – kein Problem. Das Lenkrad läßt sich in der Höhe und axial verstellen. Nur die Einstellung der Rückenlehne ist etwas problematisch. Das Rädchen findet man auf der linken Seite des Sitzes, mit nicht viel Raum zur Karosserie.
Vorne sitzt man geräumig, eng wird es aber im Fond, wenn vorne große Erwachsene sitzen – und das, obwohl der neue Golf 13 Zentimeter länger ist als sein Vorgänger. Wenigstens ist bei unserem Viertürer das Einsteigen kein Problem.

In der vierten Generation hat auch der GTI, der traditionell eher sportlich ambitionierte Fahrer ansprechen soll, an Komfort zugelegt. Sportliche Details wie die tiefergelegte Karosserie, Aluspeichenräder und Leder-Accessoires wurden kombiniert den kleinen Annehmlichkeiten, die Autofahrers Leben schöner machen: Beim GTI gibt es – wie in den Ausführungen Comfortline und Highline – serienmäßig elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung. Dem GTI fehlt außer der serienmäßigen Klimaanlage kein Ausstattungsdetail, um sogar mit einem höher positionierten Wagen mithalten zu können.

Neben Servolenkung, ABS, Gurtstraffer und -begrenzer sind im neuen Golf Airbag und Seiten-Airbag für Fahrer und Beifahrer serienmäßig. Die verstärkte Karosseriestruktur – vollverzinkt mit 12 Jahren Garantie gegen Durchrostung – bietet mehr Sicherheit in der Fahrgastzelle.

Angetrieben wird unser Testfahrzeug von einem Fünfzylinder-Motor mit 150 PS. Von 0 auf 100 schafft er in 8,8 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 216 km/h. Im Verbrauch ist er mit 9,3 l Superbenzin (gemischter Zyklus) – verglichen mit anderen Autos seiner Stärke – ganz gut dabei.
Sein maximales Drehmoment von 205 Nm erreicht er bei 3.200/min. Allerdings erreicht der Motor zwischen 2.300/min. und 5.300/min. mehr als 90 Prozent des Drehmoments.

Schön lebendig fährt er sich, der Fünfzylinder. Der durchzugsstarke Motor beschleunigt gleichmäßig und hängt gut am Gas. Das Fünfgang-Getriebe schaltet sich leicht. Man kann die Gänge gut ausfahren und sich relativ schaltfaul fortbewegen.Dank seiner geschmeidigen Federung liegt er gut auf der Straße.
Die Lenkung arbeitet präzise und nimmt auch schnelle Richtungswechsel gleichmütig hin. Im Grenzbereich hat er zwar eine deutliche Seitenneigung liegt jedoch sicher auf der Straße und bleibt beherrschbar. Selbst einen Elchtest absolviert der Wolfsburger mit Bravour.

Die ABS-Bremsanlage mit vier Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet) verzögert kräftig. Aus Tempo 100 steht der Wagen bei einer Vollbremsung nach 38,8 m.
Der 4,15 m lange Golf (13 cm länger als sein Vorgängermodell) ist schön handlich und verfügt mit seinen 10,9 m über einen angenehmen Wendekreis.Mit 39.900 Mark in der GTI-Version oder 37.700 Mark als Highline-Ausführung – jeweils ohne Klimaanlage – muß man für den Fahrspaß doch schon einiges hinlegen.

Positiv: In der Typklassen-Einstufung kommt der neue Golf erheblich günstiger weg als der Golf III. Der Fünfzylinder wurde in Haftpflicht und Vollkasko mit Typklasse 18 eingestuft, in der Teilkasko mit Typklasse 32. Damit ist zumindest die Versicherungsprämie wieder erschwinglich.

© Januar 1998 Petra Grünendahl, Fotos: grü, Volkswagen

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