Opel Zafira

Testbericht.
Opel Zafira 1.6 Elegance
Von innen ein Van, von außen ein Pkw
Von Petra Grünendahl

Mit 1,69 m Höhe sieht er aus wie ein Van. Man sitzt hoch – wie in einem Van. Man hat die Motorhaube nicht im Blick – wie in einem Van. Bei einem Karosseriegewicht von über 1,4 Tonnen und dem geräumigen Innenraum kommt da ein richtiges Van-Gefühl auf.

Der 1,6-Liter-Motor tut sich im Durchzug beim Anfahren angesichts der Karosseriedimensionen und rund 200 kg mehr Gewicht als der Astra etwas schwer. Ist der Motor erst ein wenig auf Touren gekommen, schwindet das Van-Gefühl ganz schnell. Der Motor kommt ab 2.000/min. deutlich zügiger voran, als es das schwache Anfahren vermuten läßt – und an Wendigkeit und Agilität fühlt sich der Fahrer fast wie im Pkw.

Flex7 – das klingt so einfach, wie es in der Praxis gemacht wird. Eine normalgewachsene Person ist ohne Probleme allein in der Lage, die sieben Sitze nach Wunsch zurecht zu rücken und aus dem Zweisitzer einen Siebensitzer zu machen – und umgekehrt. Einfache Handgriffe verwandeln des Wagen ohne große Kraftanstrengung vom Lastesel mit immensem Laderaum in den Kleinbus, mit dem die Mutter sämtliche Kinder aus der Nachbarschaft vom Schwimmen abholt.

Entfernt werden nur die Laderaumabdeckung oder das Trennnetz bzw. die Bodenabdeckung, die die nicht benötigten Sitze vor Verschmutzung schützt. Das Trennetz kann unter der Sitzbank der mittleren Reihe verstaut werden, die Bodenabdeckung wird zusammengefaltet und bedeckt den verbliebenen Laderaum – und nur die Laderaumabdeckung muß ganz raus aus dem Wagen.

Die Sitze bleiben ebenfalls in der Karosserie: Verstaut werden die nicht benötigten Sitze der hinteren Reihe vollständig im Fahrzeugboden, wo sie eine topfebene Ladefläche von 575 Litern Volumen (unter der Laderaumabdeckung) bilden. Auch die Schlösser für die Sicherheitsgurte verschwinden vor Staub geschützt unter einer Kunststoffklappe im Boden. Die mittlere Reihe kann bei Bedarf mit hochgeklappter Sitzfläche ganz an die Frontsitze rangeschoben werden: Ein Laderaum von 1.705 Litern steht dann zur Verfügung. Bei der Beförderung von sieben Personen eignet sich der „Kofferraum“ allenfalls noch fürs Handgepäck: 150 Liter Ladevolumen bleiben bei voller Bestuhlung übrig, aber man kann ja nicht alles haben.

Als familientauglich erweist sich die Ausstattung der mitteren Sitzreihe mit der Opel Fix-Kindersitzvorrüstung (zwei Kindersitze). Weitere Kindersitze lassen sich in der Mitte und in der hinteren Reihe sind konventionell mit Drei-Punkt-Gurten bzw. dem Beckengurt sichern. Die strapazierfähigen Stoffbezüge machen den Zafira vollends zum Familienauto.

Platz bietet der Kompakt-Van reichlich. Richtig bequem sitzt es sich vorne und auf den äußeren Plätzen der mittleren Reihe. Straff gepolstert bieten sie guten Seitenhalt. Der mittlere Platz ist relativ eng und hart gepolstert. Hinten haben auch kräftiger gebaute Leute ausreichend Platz, nur allzu lange Beine sollten sie nicht haben, denn von „Fußraum“ zu sprechen ist fast schon übertrieben. Auch mußte der Federungskomfort der hinteren Sitze der Variabilität Tribut zollen: auf buckeligen Pisten dringen die Schlaglöcher bis in Rückgrat der Passagiere.

Stauraum für den Kleinkram der Passagiere findet sich reichlich. Vom Handschuhfach über Staufächer in den Türen sowie außen neben den Vordersitzen, Netze an den Vordersitzrücken bis hin zu einem Ablagefach für den Verbandskasten im Laderaum links und einem Staufach für alles mögliche auf der anderen Seite. Ein weiteres flaches Staufach befindet sich unter dem Beifahrersitz. Warndreieck, Werkzeug und Abschlepphaken sind in einem Fach unter Gepäckraumboden verborgen. Das (vollwertige) Reserverad befindet sich unter dem Boden der Karosserie.

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So riesig der Zafira von innen auch ist, von außen gehört er der volumenstarken Kompaktklasse an. Mit 4,32 m Länge ist er nur 3 cm länger als der Astra Caravan, mit 1,74 cm 3 cm breiter und mit 1,68 cm stattliche 17 cm höher. Der Radstand wuchs gegenüber dem Astra um 8 cm auf 2,69 emischten Zyklus (Herstellerangabe) läßt sich bei gemäßigter Fahrweise und ohne Beladung durchaus realisieren. Das 1,6-Liter-Aggregat erfüllt die D3-Norm.

Der ebenfalls für den Zafira angebotene 1,8-Liter-Benziner mit 115 PS ist durchzugsstärker, souveräner, ein wenig laufruhiger und erfüllt bereits die D4-Norm. Den 2,0-Liter-Diesel mit 82 PS wird es erst ab September im Zafira geben.

Die Sicherheitsausstattung umfaßt eine computeroptimierte Karosserie aus hochfestem Stahl mit formstabiler Fahrgastzelle, Sicherheitslenksäule, vier Frontairbags für die Vordersitze, sechs Dreipunkt-Sicherheitsgurte sowie ein Beckengurt für den mittleren Sitz und sieben Kopfstützen sind Serienausstattung ab dem Basismodell. Die Opel Fix-Kindersitzvorrüstung gibt es gegen Aufpreis. Die elektronische Bremskraftverteilung, Vierkanal-ABS, DSA-Sicherheitsfahrwerk mit elektrohydraulischer Servolenkung vervollständigen die serienmäßigen Sicherheitsfeatures.

Ab 34.750 Mark ist der Zafira mit dem 1,6-Liter-Motor zu haben, in unserer Elegance-Ausstattung schlägt er mit 40.900 Mark zu Buche, aber dafür ist er dann mit allen netten Nützlichkeiten und Annehmlichkeiten ausgestattet. Nur liegt diese Preisgestaltung über der psychologischen Barriere von 40.000 Mark.

Für unter 40.000 Mark bekommt man den Zafira 1.6 in der Comfort-Ausstattung (ab 37.500 Mark) mit ein paar notwendigen Extras wie elektrischen Fensterhebern auch hinten (668 Mark), Klimaanlage statt Schiebedach (595 Mark), umklappbarer Beifahrersitz-Rückenlehne (150 Mark) und Laderaum-Trennnetz (250 Mark) ausgestattet: 39.163 Mark. Wer allerdings den durchzugsstärkeren 1,8-Liter-Motor haben will, muß noch einmal 1.830 Mark drauf legen.

In der Versicherungseinstufung (H/VK/TK) ist der Zafira 1.6 mit den Typklassen 15/15/19 genauso eingestuft wie der gleichstarke Astra Caravan.

Ein Jahr Gewährleistung nach Erstzulassung wie bei deutschen Automobilherstellern üblich sowie zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung für die vollverzinkte Karosserie gibt Opel auf den Zafira – beides ohne Kilometerbegrenzung.

Insgesamt ist der Zafira ein absolut gelungenes Konzept, daß größtmögliche Variabilität zu kleinstmöglichen Kompromissen und einem akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Ein Familienauto: ja, aber keine langweilige Familienkutsche, sondern ein Auto mit hohem Nutzwert, das mit agilem Handling viel Fahrspaß garantiert.

© Mai 1999 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

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