Opel Astra H Caravan

Fahrbericht.
Opel Astra H Caravan Edition 1.9 CDTI
Geräumiger Lademeister
Von Petra Grünendahl

 

Seit dem Frühjahr 2004 ist die fünftürige Version des Opel Astra H (die dritte Astra-Generation nach fünf Kadett-Generationen) auf dem Markt, im Herbst 2004 ging die Kombi-Version Caravan an den Start. Das Design der Karosserie ist ansprechend, aber nicht auffällig. Ein 120 PS starker Astra Caravan (1.9 CDTI) stand uns in der Ausstattung Edition für eine Ausfahrt zur Verfügung.

 

Guten Zugang zum Innenraum bieten vier Türen, die Heckklappe entblößt eine niedrige Ladekante mit einem geräumigen Gepäckabteil dahinter, allerdings wirkt die Chromabdeckung der Ladekante etwas kratzempfindlich. Bei einer Karosserielänge von 4,52 m hat er gute 23 cm gegenüber dem Vorgänger zugelegt. Der Radstand ist um 9 cm auf 2,70 m gewachsen. Die Übersicht nach vorne geht ja noch ganz in Ordnung, aber nach hinten hilft nur der optional verfügbare Parkpilot, die Karosserie richtig einzuschätzen. Das Platzangebot ist in beiden Sitzreihen gut. Vorne verwöhnen schöne, angenehm straffe Sitze mit guten Seitenhalt auch auf langen Strecken. Die Stoffbezüge wirken unempfindlich und strapazierfähig. Der Laderaum beträgt mindestens 500 Liter, durch umlegen der serienmäßig asymmetrisch geteilten Rücksitzbank/-lehne sind bis zu 1.590 Liter Ladung möglich. Optional gibt es die Rückbanklehne auch zweifach geteilt (40:20:40). Verzurr-Ösen erleichtern das Sichern der Ladung, die praktische Gepäckraumabdeckung mit Komfortöffnungsautomatik (!) vereinfacht den Zugang zum Ladeabteil. Leider zählt das Sicherheitstrennnetz für den Gepäckraum mit zur aufpreispflichtigen Ausstattung! Als maximale erlaubte Zuladung gibt Opel 525 kg für den Caravan allgemein an, inwieweit hier ein höheren Grundgewicht (aufgrund von mehr Ausstattung und Dieselmotor) durch ein höheres zulässiges Gesamtgewicht ausgeglichen wird, geht aus den Angaben des Herstellers leider nicht hervor.

Der Innenraum ist eher funktional gestaltet, ordentlich in Materialqualität und Verarbeitung. Anzeigen und Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet und einfach in der Handhabung. Die Armaturenbrettabdeckung aus weichem Kunststoff hat den Vorteil, dass darauf abgelegte Gegenstände (wie Parkscheiben o. ä.) nicht so leicht rutschen. Praktisch gedacht!

Die Basisausstattung für den Astra Caravan umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn (hinten nur gegen Aufpreis), Dachreling, Diesel-Partikelfilter, getönte Wärmeschutzverglasung, 15-Zoll-Stahlräder (mit Radkappen) und eine Geschwindigkeitsregelung. Ab der Comfort-Ausstattung sind 16-Zoll-Stahlräder mit Radkappen, eine Gepäckraumabdeckung mit Komfortöffnungsautomatik, ein CD-Radio, Klimaanlage sowie Leselampen vorne und hinten serienmäßig mit an Bord. An aufpreispflichtigen Extras gibt es fast alles, was das Herz begehrt, wie zum Beispiel Bordcomputer, Klimaautomatik, adaptives Kurvenlicht in Verbindung mit Bi-Xenon-Scheinwerfern, ein Parkpilot, verschiedene Infotainment-Systeme, Leichtmetallräder, ein IDS-Sportfahrwerk oder IDS-plus-Fahrwerk (schließt IDS Sportfahrwerk mit ein) sowie verschiedenste Ausstattungspakete.

 

Die 1,9-Liter-Diesel-Motoren der Astra-Baureihe (CDTI für Common-Rail-Turbodiesel-Direkteinspritzung) stammen aus der GM-Kooperation mit Fiat, dem Pionier der Common-Rail-Direkteinspritzung (dort laufen sie unter dem Namen JTD). Bei dem 120 PS starken Motor handelt es sich wohl analog zum Fiat-Motor um einen Vierzylinder-Zweiventiler (Opel selbst macht neben den vier Zylindern keine genaueren Angaben zum Motor). Der Motor stemmt wie im Alfa 147 sein maximales Drehmoment von 280 Nm bei 2.000 bis 2.750 U/min. auf die Kurbelwelle. Zwei weitere 1.9 CDTI mit 100 bzw. 150 PS, ein 1,3-Liter-CDTI mit 90 PS sowie vier Benziner in sechs Leistungsstufen zwischen 90 und 200 PS runden die Motorenpalette ab.

Unser CDTI läuft kultiviert, kann aber den Selbstzünder nicht ganz verleugnen. Antritt und Durchzug gehen in Ordnung, mit 120 PS reißt das Triebwerk keine Bäume aus, aber er bewegt den Wagen mehr als angemessen vorwärts. Mein Saugbenziner zieht allerdings im tiefen Drehzahlkeller besser, auch wenn man heutzutage eigentlich nicht mehr von einem „Turboloch“ sprechen kann. Ab dem Einsetzen des Turbos zieht der Astra Caravan ganz ordentlich für einen Kombi dieser Größe. Als Leergewicht gibt Opel „ab 1.280 kg“ an, es dürfte aber beim Dieselmotor sowie bei zusätzlicher Ausstattung (zur reinen Basisausstattung) doch höher liegen.

Das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe ist leichtgängig und präzise, das Schalten die wahre Freude. Für zügiges Vorankommen in der Stadt ist bei ständig wechselnden Geschwindigkeiten mitunter eifrige Schaltarbeit angesagt, was aber die Fahrfreude angesichts der knackigen Schaltung nicht trüben sollte. Über die Getriebeauslegung sind auch keine Aussagen möglich, Opel gibt solche Daten heute nicht mehr an die Öffentlichkeit.

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h braucht der Wagen 10,7 Sekunden, bei 193 km/h erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit. Dabei gibt er sich zumindest bei ökonomischer Fahrweise bescheiden: 7,5 Liter Dieselkraftstoff je 100 km Stadtverkehr gibt Opel als Verbrauch an, 5 Liter außerorts und 5,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm. Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4.

 

Der Fronttriebler bietet guten Geradeauslauf. Die direkt ansprechende, präzise und feinfühlige Lenkung gibt ausreichend Rückmeldung und spricht auch um die Mittellage hervorragend an. Die eher straffe Federung lässt ausreichenden Fahrkomfort nicht vermissen. Das auf Agilität und Dynamik ausgelegte serienmäßige IDS-Fahrwerk bietet hohe Sicherheitsreserven. Der Astra Caravan mit seinen 205/55er Reifen (auf 16-Zoll-Stahlrädern) klebt förmlich am Asphalt. Sein Fahrverhalten ist weitgehend neutral.  Agiles Handling und eine sichere Straßenlage kennzeichnen seine Reaktionen, wenn er vom sportlich ambitionierten Fahrer auf kurvigen Pisten mit etwas Tempo herausgefordert wird. Spurtreu absolviert er plötzliche Ausweichmanöver ebenso wie einen flott gefahrenen Slalom. Nur ein leichtes Untersteuern kündigt in schnellen Kurven den nahenden Grenzbereich an.

Serienmäßig ist der Astra Caravan ausgestattet mit Scheibenbremsen rundum, vermutlich vorne innenbelüftet, das ist heutzutage so üblich. Hinten innenbelüftete Scheibenbremsen sind eher stärkeren Motoren vorbehalten – und hoffentlich in den Turbo-Benzinern eingebaut, aber auch hierzu macht Opel leider keine Angaben. Die Bremsen in unserem 120-PS-Caravan sprechen sehr gut an, sind gut dosierbar und verzögern ausreichend standfest und spurtreu.

Opel Safetec-Sicherheitssystem setzt auf das Zusammenspiel aktiver und passiver Sicherungselemente. Die Insassen schützen im Crash-Fall die verformungsstabile Rohkarosserie mit Crash-Boxen, Crash-Sensoren und  Seitenaufprallschutz, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätzen, aktive Kopfstützen sowie Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags für beide Sitzreihen, Sicherheitslenksäule, auskuppelnde Sicherheitspedale (PRS) und Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten. Der Astra-Fünftürer erhielt 5 Sterne für Insassenschutz im EuroNCAP. Das serienmäßige IDS-Fahrwerk (Interaktives Dynamisches FahrSystem)  umfasst die Traktionskontrolle TC, ESP sowie die Kurvenbremskontrolle CBC. Darüber hinaus gibt  es an elektronischen Helfern ab der Basisversion ABS und Bremsassistent. Ab Werk ist ein Reifen-Reparatur-Set an Bord, optional bietet Opel entweder ein Ersatzrad oder Reifen mit Notlaufeigenschaften (inkl. Reifendrucküberwachung) an.

 

Ab 16.495 Euro ist der Astra Caravan zu haben, mit 1,4-Liter-Twinport-Ecotec-Benzinmotor, 90 PS und in Basisausstattung. Den 120 PS starken Common-Rail-Diesel gibt es erst ab der Edition-Ausstattung zu Preisen ab 22.525 Euro. Aufpreis kosten Extras wie Brillant-, Perleffekt- oder Metallic-Lackierung sowie diverse Sonderausstattung, derer die Aufpreisliste eine große Auswahl – oder vielmehr die Qual der Wahl – bietet.

Opel gibt zwei Jahre Garantie auf den Neuwagen sowie 12 Jahre gegen Durchrostung. Anschlussgarantien für das dritte und vierte Jahr nach Erstzulassung sind gegen Aufpreis möglich. Ein fast europaweiter Mobilservice deckt zunächst die ersten beiden Garantiejahre und kann durch Einhalten der Inspektionsintervalle um jeweils ein Jahr verlängert werden. Die Serviceintervalle betragen für die Hauptinspektion 60.000 km (oder alle 2 Jahre) und für die Zwischeninspektion mit Ölwechsel 30.000 km (oder einmal im Jahr). Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 19 / 18 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.

© August 2006
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM / Opel

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