Nissan Micra II 1.3

Testbericht.
Nissan Micra 1.3 Style
Pfiffig, klein und wendig
Von Petra Grünendahl

So schön das höhere Sicherheitsgefühl durch eine ansteigende Gürtellinie auch ist: Beim rückwärts Einparken auf dem Seitenstrafen ist angenehm und äußerst hilfreich, wenn man den Wagen, vor dem man sich in die Parklücke manövriert, bis vorne zur Motorhaube sehen kann anstatt bloß anhand dessen Frontscheibe abzuschätzen, wo er nun anfängt – oder aufhört?!

Micra

Übersichtlichkeit – auch durch die Heckscheibe – und Handlichkeit sind die Trümpfe des Micra. Nissans Kleinster bringt auf 3,72 m Länge neben fünf Personen gut nutzbare 206 Liter Ladung unter – oder bei vollständig umgeklappter Rücksitzlehne (asymetrisch geteilt) zwei Personen und bis zu 960 Liter Ladung. Unser tiefseeblauer Fünftürer kommt mit 1,3 Liter-Motor (75 PS) und Style-Ausstattung.

Die frische Farbe läßt den kleinen Japaner pfiffig aussehen. Praktisch sind die Seitenschutzleisten ebenso wie Schutzleisten über die Ecken der Stoßfänger, die mit ihrem unlackierten Kunststoff kleine Parkrempler nicht zum teuren Mißvergnügen werden lassen. Hingegen fehlt ein entsprechender Kunststoffüberzug an der inneren Ladekante im Kofferraum: Einkaufs- und Getränkekisten hinterlassen hier schnell häßliche Kratzer im Lack. Ansonsten ist der Laderaum zwar klein, aber gut zugänglich und die fast rechteckige Ladefläche variabel nutzbar. Vier Befestigungshaken erleichtern das Sichern der Ladung im Kofferraum. Der Zugang zum Laderaum ist tritz der mit 65 cm recht hohe Ladekante mit Stufe dahinter kein Problem.

Micra

Auf der Rücksitzbank spüren Großgewachsene wenig Kniefreiheit. Die äußeren Sitze verfügen nicht nur über Drei-Punkt-Gurte mit Gurtstraffern sowie höhenverstellbare Kopfstützen, sondern auch über Isofix-Kindersitzvorrüstungen. Die gibt es zwar nur beim Fünftürer, dafür aber serienmäßig. Der sichere Einbau von Kindersitzen wird damit durch die hinteren Türen ein Kinderspiel. Kindersicherungen sind in den hinteren Türen. Was fehlt sind elektrische Fensterheber für hinten. Die gibt es leider auch nicht gegen Aufpreis. Die vorhandenen Fensterkurbeln können Mütter (und Väter) vom Fahrersitz so schlecht kontrollieren.

Ansonsten ist die Sicherheitsausstattung zeitgemäß und vollständig: Airbags für Fahrer und Beifahrer sind serienmäßig, die Seitenairbags gibt es seit dem Facelift im vergangenen Jahr auf Wunsch gegen Aufpreis (450 Mark), ABS, Flankenschutz in den Türen, Boden und Dach mit Querträgern versteift und computerberechnete Knautschzonen vorne und hinten schützen die Insassen. Auch an den Schutz vor Langfingern ist gedacht: mit der NATS-Diebstahlsicherung.

Eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung gibt den Zugang zum Innenraum frei. Die mit strapazierfähigen Stoff bezogenen Sitze bieten ausreichend Komfort, Seitenhalt und vorne auch ausreichend Platz. Zwei elektrisch von innen einstellbare Außenspiegel gehören ebenso zum Serienumfang wie elektrische Fensterheber für die vorderen Türen. Gegen Aufpreis ist auch entweder eine manuelle Klimaanlage (1.990 Mark) oder Glas-Hub-Schiebedach (1.025 Mark) lieferbar. Die Instrumententafel ist gut einsehbar, alle Schalter und Bedienelemente sinnvoll und gut erreichbar angeordnet.

Der 1,3 Liter-Ottomotor leistet 75 PS. Damit ist der Micra recht kräftig motorisiert. Wer einen eher ruhigen Fahrstil pflegt und nicht oft größere Ladungen zu transportieren hat, ist aber auch mit dem kleineren Einliter-Aggregat mit 55 PS gut bedient. Der 75 PS-Motor ist für recht flotten Vortrieb vor allem in den unteren Gängen des Fünfgang-Schaltgetriebes gut. Im recht lang übersetzten vierten und fünften Gang geht es dann nicht mehr ganz so spritzig zu. Dennoch nimmt der Wagen schaltfaules Fahren im Stadtverkehr nicht übel. Wendig – der 1,3-Liter-Micra hat einen Wendekreis von 9,80 m, für den Einliter und den Diesel gibt Nissan 9,20 m an – und klein ist man mit dem Wagen gerade in der Stadt gut aufgehoben, aber auch über die Landstraßen zieht er zügig seine Bahn. Mit einem 12-Sekunden-Sprint von Null auf Hundert wird der Micra kein Weltmeister. Der Motor braucht viel Drehzahl, was ihn denn auch im Zwischenspurt zwischen 80 und 120 ziemlich alt aussehen läßt. Bei 4.000/min. liegt erst sein Drehmomentmaximum von 103 Newtonmetern an. Auf der Autobahn geht es bei Überholmanövern mit einer Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h recht zügig, wenn man nicht vorher vom Tempo runter mußte.

Den Verbrauch gibt Nissan mit 6,1 Liter Superbenzin auf 100 km im Durchschnitt (nach EU-Norm) an. Der Motor ist allerdings nicht gerade neuesten Datums. Er erfüllt bislang nur die „Euro 2“-Norm. Die beiden anderen Motoren des Micra-Programms schaffen dank zwischenzeitlicher Überarbeitung sogar die Abgasnorm D3 und sind damit befristet steuerbefreit.

Der Schaltknauf fluppt nur so durch die fünf Gänge nach oben. Die Zahnstangenlenkung agiert mit drehzahlabhängiger Servounterstützung (serienmäßig, nur in der Basis-Ausstattung gegen Aufpreis), was den Wagen auf jeden Parkplatz beim Rangieren zum handlichen Spielzeug macht. Für die Verzögerung sorgen Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten.

Gut läßt sich der Kleinwagen dirigieren und in Parklücken rangieren. Auch bei höheren Geschwindigkeiten arbeitet die Lenkung tadellos direkt und präzise. In zu schnellen Kurven untersteuert die Karosserie ein wenig, aber völlig unproblematisch. Gutmütig gibt er sich, ohne böse Lastwechselreaktionen, die für den Fahrer zum Problem werden können.

Unser Testwagen ist als stärkster Benziner der Modellreihe mit 14 Zoll-Felgen und den breiteren 165/60er Reifen ausgestattet, aber selbst die breiteren Reifen verhelfen dem Kleinwagen nicht zu einem akzeptablen Bremsweg. Bei einer Vollbremsung aus Tempo 100 kommt er erst nach gut 45 m zum Stehen: Das ist für einen Wagen dieser Größenordnung entschieden zu lang, auch wenn die Bremsen ansonsten im Stadtverkehr durchaus akzeptabel und gut dosierbar zupacken.

Ausreichend komfortabel gefedert steckt er kleine Unebenheiten und längere Bodenwellen klaglos weg. Allerdings schaukelt die Karosserie leicht, aber unproblematisch bei plötzlichen Spurwechseln oder spontanen Ausweichmanövern.

Einen Micra bekommt man ab 18.695 Mark in der Basismotorisierung und –Ausstattung. Unser Testwagen, ein 1,3 Liter Micra Style, schlägt mit 22.845 Mark Grundpreis zu Buche. Die Serienausstattung ist reichlich, die Aufpreisliste kurz: Klimaanlage (1.990 Mark) oder manuelles Glas-Hub-Schiebedach (1.025 Mark), Seitenaifbags für die Vordersitze (450 Mark) sowie ein stufenloses NCVT-Automatikgetriebe (1.990 Mark), welches allerdings nur für die beiden Benziner in der Style-Ausstattung lieferbar ist.

Die Versicherungseinstufungen liegen in der Haftpflicht mit Typklasse 13 sowie in der Vollkasko mit Klasse 17 im Klassendurchschnitt, einziger Ausreißer nach oben ist die Einstufung in Typklasse 25 in der Teilkasko.

Ein Jahr Gewährleistung ohne Kilometerbegrenzung gibt Nissan auf den Wagen. Die weiteren Garantien: drei Jahre bis zu 100.000 Kilometer, drei Jahre Lackgarantie, sechs Jahre Garantie gegen Durchrostung sowie ein Jahr auf alle von der Nissan-Werkstatt eingebauten Originalteile.

© Juli 1999 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

Dieser Beitrag wurde unter Auto-Redaktion, Fahrbericht, Fahrzeugtest abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Nissan Micra II 1.3

  1. Pingback: Nissan Micra III 1.2 | Auto-Redaktion

Kommentar verfassen