Mitsubishi Colt 1.3

Fahrbericht.
Mitsubishi Colt 1.3 Invite
Ein Großer unter den Kleinen
Von Petra Grünendahl

Der Name ist von der amerikanischen Bezeichnung für ein männliches Fohlen abgeleitet und bezeichnet hier das kleinste Modell von Mitsubishi. Der Mitsubishi Colt der aktuellen Generation wurde zusammen mit dem Smart Forfour entwickelt, als DaimlerChrysler (heute nur noch Daimler AG) noch Anteile an dem japanischen Hersteller besaß. Die Modelle teilen sich Plattform und technische Komponenten, insgesamt waren bei beiden Fahrzeugen etwa 40 Prozent aller Teile identisch. Im Juni 2004 kam der Fünftürer auf den Markt. Seit 1960 gibt es den Colt als Baureihe bereits, die mit Smart entwickelte Modellreihe ist die sechste Generation. Sie wird im niederländischen Born von Nedcar (Mitsubishi-Tochter Netherlands Car B.V.) gebaut. Dort lief der Forfour vom gleichen Band, bis DaimlerChrysler im Juli 2006 seinen Teil der Produktion einstellte und den viersitzigen Smart vom Markt nahm.

Außer dem von uns gefahrenen Fünftürer gibt es eine dreitürige Variante sowie ein von Pininfarina gestyltes Coupé-Cabrio mit der Bezeichnung CZC. Schon Drei- und Fünftürer unterscheiden sich deutlich von einander: Der Fünftürer ist 3 cm höher, 6 cm länger und wirkt fast ein wenig van-artig. Erste Eindrücke bot eine kurze Ausfahrt mit einem 95 PS starken Benziner.

 

Guten Zugang zum Innenraum bieten die fünf Türen des 3,87 m langen Japaners. Die Übersicht über die Karosserie geht einigermaßen in Ordnung. Das Platzangebot ist für einen Kleinwagen fast großzügig, zumindest wenn nicht zu groß gewachsene Passagiere Platz nehmen. Die flexible Rückbank lässt sich um 15 cm nach vorne verschieben, die asymmetrisch    geteilte Lehne in ihrer Neigung verstellen, um die Ladekapazitäten des Fünfsitzers von normal 220 Litern zu erweitern. Wenn man auf die Sitze im Fond verzichtet, kann man durch Umklappen und Zusammenlegen oder gar Ausbau der asymmetrisch geteilten Sitzbank (ab Invite) das Fassungsvolumen auf bis zu 1.070 Liter erweitern. An Zuladung sind maximale 415 kg möglich.

Im Innenraum herrscht eine funktionale Sachlichkeit, klare Linien und Kurven bestimmen das Bild. Die Materialqualität wirkt angemessen, die Verarbeitung ist nicht zu beanstanden. Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet, das erleichtert Bedienung und Handhabbarkeit. Die Vordersitze sind einigermaßen straff, ebenso wie die äußeren Rücksitze recht gut konturiert und sorgen damit für guten Seitenhalt und Langstrecken-Komfort.

Die Basisausstattung des Colt kommt nur mit dem nötigsten, was man zum Auto fahren braucht. Drei weitere Ausstattungsoptionen erfüllen die unterschiedlichen Kundenwünsche. Ab der Inform-Ausstattung wird das Autofahrerleben schon etwas komfortabler: eine funkfernbediente Zentralverriegelung, eine Radiovorbereitung mit vier Lautsprechern und sogar Klimaautomatik (!, mit gekühlten Handschuhfach), Info-Display und ein höhenverstellbarer Fahrersitz sind serienmäßig mit an Bord. Beide Sonnenblenden sind mit Spiegeln bestückt. Darüber rangiert die Ausstattungslinie Invite, die einladenderweise serienmäßig über ein paar zusätzliche Annehmlichkeiten verfügt: elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne, ein Radio-CD-Audiosystem mit sechs Lautsprechern und Bedienelementen im Lenkrad, 15-Zoll-Leichtmetallräder, asymmetrisch geteilt umlegbare Sitzflächen und einzeln herausnehmbare Rücksitze sowie ein Sicherheitspaket. Das Info-Display ist deutlich … hm, informativer als in der Inform-Variante. Als luxuriöse Top-Version rundet Instyle, als sportliche Spitze der CZT (nur für den Dreitürer) die Modellpalette ab.

 

Drei Benziner und ein Dieselmotor stehen für den Colt zur Wahl. Unser 1,3-Liter-Vierzylinder-Vierventiler mit 95 PS ist der mittlere der Motorenpalette, die von 75 bis 109 PS reicht. Das Triebwerk verfügt über eine variable Ventilsteuerung MIVEC, um mit wenig Kraftstoff den Antrieb zu optimieren. Auch das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe ist eher lang übersetzt für maximale Kraftstoffökonomie. Dafür erfreut der knackig und exakt zu führende Schalthebel. Der Motor hängt gut am Gas, der Colt ist recht flott unterwegs. Antritt und Durchzugsvermögen gehen in Ordnung, die Leistungsentfaltung über das ganze relevante Drehzahlband ebenso. Aber besonders bei hohen Drehzahlen ist der Motor im Innenraum akustisch sehr präsent.

In 11,1 Sekunden beschleunigt er aus dem Stand auf Tempo 100, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 180 km/h. Der Colt 1.3 verbraucht 7,7 Liter Superbenzin je 100 km innerorts, 5 Liter außerorts und 6 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 143 g pro km.

 

Der Colt wird über die Vorderachse angetrieben, an seinem Geradeauslauf gibt es nichts zu beanstanden. Präzise und leichtgängig arbeitet seine Lenkung. Das Fahrwerk ist ein guter Kompromiss aus sportlich und komfortabel mit ausreichenden Sicherheitsreserven. Dank seiner Bauhöhe agiert der Colt bei Richtungswechseln aber mit spürbarer, wenn auch beherrschbarer Seitenneigung. Spaß macht die flotte Kurvenhatz, bei der der Colt allerdings recht deutlich zum Kurvenaußenrand drängt. Treibt man es zu doll, bremst die hier serienmäßige Stabilitätskontrolle MASC (heißt woanders ESP) ihn wieder ein.

Serienmäßig steht der 1.3er zwar auf 14-Zoll-Rädern, aber schon das Invite-Modell kommt ab Werk mit 15-Zoll-Leichtmetallräder und Reifen im Format 195/50. Die Basisversion verfügt über innenbelüftete Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten, ab der Invite-Ausstattung gibt es aber auch hinten  Scheibenbremsen. Unser Testfahrzeug mit Scheibenbremsen rundum verzögerte im Notfall überzeugend und sicher.

Dem Colt hat Mitsubishi das Sicherheitskarosseriekonzept RISE, Seitenaufprallschutz, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen fünf Sitzen (die drei Kopfstützen hinten sind ab Invite Serie), Front- und Seitenairbags vorne sowie zwei Isofix-Kindersitzverankerungen auf der Rückbank mitgegeben. Der Beifahrerairbag ist deaktivierbar, damit auch Kindersitze gegen die Fahrtrichtung montiert werden können. Kopfairbags für vorne und hinten gibt es für die Basisversion gegen Aufpreis (im Sicherheitspaket), ab der Invite-Version sind sie Serie. Im EuroNCAP erhielt der Colt im Jahr 2005 vier Sterne für Insassensicherheit, 3 Sterne für Kindersicherheit und einen Stern für Fußgängerschutz. Zur Serienausstattung ab Basismodell gehört ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung und Bremskraftverstärker. Das Sicherheitspaket mit elektronischer Stabilitätskontrolle MASC, Traktionskontrolle MATC, Kopf-Airbags vorne und hinten sowie Scheibenbremsen rundum ist ab der Ausstattungslinie Invite serienmäßig vorhanden, ab der Basisversion aber immerhin gegen Aufpreis zu haben.

 

Das Einstiegsmodell des Fünftürers mit 1,1-Liter-Motor in der Basisausstattung ist ab 10.990 Euro zu haben. Das 1,3-Liter-Modell steht ab 13.290 Euro als Inform-Version in der Preisliste, die Invite-Ausstattung ist zu Preisen ab 14.990 Euro zu haben. Extra kosten Metallic- oder Perleffekt-Lackierungen, ein Automatik-Getriebe sowie ein Diesel-Partikelfilter für den 1.5 DI-D.

Bis zu drei Jahre Garantie (bis 100.000 km Laufleistung) gibt Mitsubishi auf das Neufahrzeug und den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Anschlussgarantien für weitere zwei oder drei Jahre (bis 150.000 km) sind gegen Aufpreis verfügbar. Die fast europaweite Mobilitätsgarantie MAP gilt drei Jahre lang, sie verlängert sich bei Einhalten der Inspektionsintervalle um jeweils ein Jahr. Zum Service muss der Colt alle 20.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 19 / 19 (KH / VK / TK) ein.

© April 2008
Petra Grünendahl
, Fotos: Mitsubishi

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