Kapitel 2: Der VW Polo

VW Polo

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Ein Traditionsmodell aus dem Hause Volkswagen ist der Polo, der bereits seit 1975 auf dem Markt seine Käufer findet. Er ist ein Beispiel für frühe Plattformstrategie, denn bis auf wenige Details ist er baugleich dem Audi 50, der zur Einführung des Polo bereits sechs Monate im Handel war. Der Polo rundete damals die VW-Modellpalette nach unten ab.

Aktuell läuft er seit 1994 in der dritten Generation von den Bändern. Richtig erwachsen ist er im Laufe der Modell-Generationen geworden: Mit seinen 3,72 m Länge übertrifft der aktuelle Polo den Ur-Golf (3,71 m), mit seinen ursprünglichen Maßen von 3,50 m wartet heute der Lupo auf.

Ein Facelift im Herbst 1999 brachte dem Polo noch einmal einen Schub im Verkauf, bevor er 2001 vom Nachfolgemodell abgelöst wird. Die angebotenen Karosserieversionen umfassen die drei- oder fünftürigen Steilheck-Limousine, die Stufenheckversion Classic (seit 1995) sowie die Kombiversion Variant (seit 1997). Classic und Variant sind technische Geschwister der Seat-Modelle Cordoba und Cordoba Vario.

Der Einstieg in die Polo-Welt geschieht wie beim Lupo mit dem 1-Liter-Motor mit 50 PS (37 kW), drei 1,4-Liter-Motoren mit 60 bis 100 PS (44 bis 74 kW) sowie das sportliche Topmodell, der 1,6-Liter-GTI-Motor mit 125 PS (92 kW), runden die Benziner-Palette ab. Sie stehen alle für den Steilheck-Polo, zum Teil auch für die anderen Karosserievarianten zur Verfügung. Für den Steilheck stehen drei Dieselmotoren mit zwischen 1,4 und 1,9 Litern Hubraum (60 bis 75 PS / 44 bis 55 kW) zur Auswahl, Stufenheck und Variant werden mit drei 1,9-Liter-Dieselmotoren (68 bis 110 PS / 50 bis 81 kW) angeboten.

Die technischen Daten des aktuellen Serienmodells

Bauzeit

seit 1994, Facelift 1999, Classic seit 1995, Kombi seit 1997

Länge / Breite /
Höhe

3,743 / 1,632 / 1,418 m,
Classic: 4,137 / 1,640 / 1,442 m,
Kombi: 4,137 / 1,640 / 1,459 m

Leergewicht

923 – 1010 kg, Classic: 1021 – 1161 kg,
Kombi 1059 – 1188 kg

Laderaumvolumen / Zuladung

245 – 975 Liter / 487 – 531 kg,
Classic 455 – 762 Liter / 460 kg,
Kombi 390 – 1250 Liter / 460 kg

Karosserie

Drei- oder Fünftürer, Stufenheck (viertürig), Kombi

Motoren

1.0 (50 PS / 37 kW), 1.4 (60 PS / 44 kW), 1.4 (75 PS / 55 kW), 1.4 (100 PS / 74 kW), 1.9 Diesel (64 PS / 47 kW), 1.7 SDI (60 PS / 44 kW), 1.4 TDI PDE (75 PS / 55 kW),

Polo Classic und Variant mit anderen (stärkeren) Dieseln

Antrieb

Frontantrieb

Getriebe

Fünfgang-Schaltung oder Viergang-Automatik

Höchstgeschwindigkeit

151 – 193 km/h (je nach Motor)

Reifen

155/70 R 13 T bis 185/55 R 14 H

Bremsen

innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne, selbstnachstellende Trommelbremsen hinten bzw. Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet)

Polo 6N

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Bereits ab Werk war der Polo 6N in Dragongreen Perleffekt-Lackierung schon mit Styling-Paket ausgestattet: Große Stoßfänger in Wagenfarbe, weiße Blinkleuchten vorne, abgedunkelte Heckleuchten sowie abgedunkelte seitliche Blinker. Überhaupt war die Ausstattung nicht von schlechten Eltern: Die Klimaanlage besaß er ebenso bereits ab Werk wie die elektrischen Fensterheber und ein paar andere, nette Kleinigkeiten.

Mit Vogtland-Federn wurde der brave Polo zunächst 60 mm tiefer gelegt. Die serienmäßigen BBS-Felgen (5,5 x 13″) mussten Felgen des Typs Revo TH Line in der Größe 8 x 14″ mit den Einpresstiefen 18 mm vorne und 5 mm hinten – für etwas mehr Breite – weichen. 195/45er Dunlop-Reifen schließen die Lücke zum Asphalt.

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Die Breiten passten natürlich nicht in die serienmäßigen Radkästen hinein. Nach dem Motto: »so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig« wurden die Radkästen ausgestellt. Vorne wurde das Blech umgebördelt, hinten ein wenig gezogen – aber nur so weit, dass der Lack noch keine Risse kriegte. Nicht nur breiter wurde der Kleine, sondern auch (noch) tiefer: Für großzügige 100 mm mehr Tiefgang als der Serien-Polo sorgt nun ein KW-Gewindefahrwerk.

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Etwas kräftiger sollte der kleine Drache natürlich auch fauchen: Damit der 1,6 Liter-Motor mit seinen serienmäßigen 75 PS besser atmen kann, ist die Luftführung geändert und mit einem K&N-Luftfilter ergänzt worden. Die Sportnockenwelle bringt einen besseren Füllungsgrad für den Motor, der bearbeitete Abgaskrümmer verbessert des Abgasausstoß. Ein Gruppe A-Vorschalldämpfer von RSL und ein Hartmann-Endschalldämpfer sorgen zudem für den richtigen Klang. Rassige 10 Pferdchen arbeiten jetzt mehr unter der Haube.

Dezent, aber vom Feinsten sollten die Modifikationen an dem kleinen Drachen schon sein. Es blitzt und blinkt unter der von einem Haubenlift gehaltenen Motorhaube, und das gleich doppelt, denn Ventildeckel, Batterieabdeckung, eine Krümmerabdeckung aus Riffelblech sowie die Domstrebe sind auf Hochglanz poliert – und reflektieren in den Haubenspiegeln. Die Feinheiten liegen aber im Detail: Die Domlagerabdeckungen sind ebenso aus Carbon wie der »1.6«-Schriftzug auf dem Motor.

Kleine runde Rennspiegel zieren die Fahrer- und Beifahrertür. Die nun elektrisch einstellbaren Spiegel ermöglichen während des Fahrens oder Einparkens – bei den etwas aus den Radkästen herausstehenden Rädern sehr nötig – gute Sicht.

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Veränderungen an der Karosserie sind eher dezenter Natur. Und auch hier sind es die kleinen Dinge, die Glanzpunkte setzen. Die seitlichen (abgedunkelten) Blinkleuchten sind durch die Wolfsburg-Zeichen aus einem amerikanischen Passat ersetzt. Das Windleitblech am Bonrath-Einarmwischer ist mit einer Carbon-Blende verziert.

Die Frontblende von JE-Design ist ein wenig gekürzt, so dass sie links und rechts nur über die Scheinwerfer, aber nicht mehr bis über die Blinker reicht. Das VW-Logo ist vom Kühlergrill entfernt, ebenso der Wischer an der Heckscheibe.

Den Innenraum besteigt man über selbst angefertigte Carbon-Einstiegsleisten. Die Textilfußmatten sind ebenfalls eigens angefertigt und tragen den Namen der Besitzer. Die Sportsitze im Design »Speed samtschwarz« gehörten schon beim Kauf zur Einrichtung. Die Mittelkonsole und die Hupknöpfe im Lenkrad sind mit Carbon verblendet.

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Eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung öffnet die schlosslosen Türen. Lediglich das Schloss am Kofferraum ist übrig geblieben: Der »Noteinstieg« für alle Fälle.

Pontus Racing Polo

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Pontus Racing ist ein Tuner für Volkswagen und Audi aus dem bergischen Remscheid. »Sportlich-exklusiv und von hochwertiger Qualität« lautet die Philosophie des Hauses. Die Remscheider kümmern sich trotz Motorsportvergangenheit von Firmengründer Helmut Felder sowie seiner Söhne Axel und Jochen, der heutigen Firmeninhaber, um die optische Verbesserung des Serienproduktes.

Rundum sportlicher wirkt der Polo mit Frontspoiler, aerodynamischen Sportspiegeln und schwarzem Gittereinsatz (statt Wagenfarbe) für den Kühlergrill. Endschalldämpfer.

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Im Innenraum bringen das Airbag-Sportlenkrad PR2, ein Schaltknauf aus poliertem Aluminium mit Pontus-Racing-Logo und Leder-Schaltmanschette, Aluminium-Pedalsatz und -Fußstütze sowie das schwarze Fußmattenset aus Velours mit Pontus-Racing-Logo für den sportlichen Touch.

Mit Hilfe eines Sportfedernsatz kann sich der Kunde den Wagen 40 mm tiefer legen oder gleich ein Sportfahrwerk mit vier Spezial-Gasdruckstoßdämpfern und Federn für ebenfalls 40 mm mehr Tiefe einbauen lassen. Damit legt der Polo ein sportlicheres, um nicht zu sagen verbessertes Fahrverhalten an den Tag.

Leichtmetallfelgen im Drei-Speichen-Design 7 x 15″ ET 30 setzten Glanzlichter, bereift mit 195/45 Yokohama A520 mit Geschwindigkeitsindex V.

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Postert Polo

foto019.jpg Polo mit PK-Rad

Richtig erwachsen wirkt der aktuelle Polo ja schon in der Serienversion. Dass man aber auch hier noch einen drauf legen kann und dem VW-Spross noch etwas mehr – und individuelleres – Profil geben kann, beweist der Essener Tuner Postert design & wheels, Spezialist für VW, Audi und Ford, aber auch bei anderen Marken nicht untätig.

Optisch gewinnt der Polo mit exklusiven Frontspoilern, Schwellerleisten und Heckschürze rundum an Format. Der Postert Sport-Kühlergrill zieht die Blicke auf den etwas anderen Polo. Tiefgründig blicken Scheinwerfer unter Scheinwerferblenden hervor. Sportliche Rückblicke ermöglichen DTM-Außenspiegel, Akzente setzt eine Heckblende auf der Kofferraumklappe. Ein Dachspoiler sorgt für das dynamische Finish.

Dezent, aber stilvoll setzt sich denn auch im Passagierraum weiter fort. Dem Innenraum geben Dekor-Sets wahlweise im Aluminium-, Wurzelholz- oder Carbon-Look einen edleren bis sportlichen Anstrich.

foto020.jpg Das Postert-Rad »Le Mans«

Sechs Felgen-Designs bietet Postert für den Polo an: In Größen zwischen 13 und 16 Zoll hat der Kunde in Punkto Breite die Qual der Wahl. Von klassischen Kreuzspeichen über dynamisches Sieben-Speichen-Design bis hin zum Fünf-Stern-Leichtmetaller, Silber lackiert oder auf Hochglanz poliert findet fast jeder was passendes. Ein Polo trägt die PK-Fünf-Stern-Felge, der andere das ausgefallene PL-Rad. Noch breitbeiniger rollt der Polo mit einer Spurverbreiterung durch Distanzscheiben. Und für die Sicherheit der Felgen hat der Tuner noch einen Satz Felgenschlösser parat.

Auch für die tiefere Straßenlage – gute 35 mm sind möglich – hat Tuner Postert Optionen parat: verschiedene Federnsätze oder ein komplettes Gewindefahrwerk stehen hier zur Auswahl.

Die Sport-Endschalldämpfer mit 90 mm Doppelendrohr aus verchromtem Edelstahl bringen ein paar Pferdestärken mehr Leistung und einen kraftvoll sportlichen Sound. Des weiteren ist ein Sport-Endschalldämpfer mit 2 x 90 x 75 mm DTM-Endrohr für den Polo zu haben.

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Polo mit PL-Rad

SLS Polo II 86C Steilheck

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Von der Motorhaubenverlängerung bis zur glatten Heckklappe, die weder Polo-Schriftzug noch VW-Emblem mehr zieren ist an dem tornado-roten Polo der zweiten Generation nicht viel im Serienzustand verblieben. Für die optischen Veränderungen legte der Besitzer selber Hand an, die technischen Feinheiten stammen vom Hofgeismarer Tuner SLS G-Lader & Fahrwerktechnik, Spezialist für die Veredelung von Volkswagen und BMW.

Die in Metall verlängerte Motorhaube und die in Wagenfarbe lackierten Stoßstangen fallen beim Steilheck-Polo wohl als erstes ins Auge. Weichen musste für die weit heruntergezogene Motorhaubenverlängerung das Marken-Emblem auf dem Frontgrill. Ein Ölkühler mit Thermostat ziert die Frontschürze neben dem Nummernschild. Die Luftschlitze vor der Frontscheibe ebenso wie die Spritzdüsen sind verblendet. Ein Einarmwischer Marke Eigenbau sorgt bei Regen für ausreichenden Durchblick.

foto023.jpg Der böse Blick

Blitzblank erstrahlt jetzt die Heckklappe: Hier fehlten aber nicht nur Schriftzüge und Emblem. Auch sämtliche Schlösser sind entfernt worden: von den Türgriffen ebenso wie von der Kofferraumklappe. Abgedunkelte Blinker vorne und englische Rückleuchten sowie selbstgebaute Außenspiegel runden das erneuerte Design von außen ab. Den besonderen Farbtupfer bringt allerdings nicht die dezente tornado-rote Lackierung, sondern die Bemalung des Tankdeckels: das geheimnisvolle Stonehenge.

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Breitbeinig steht der kleine Wolfsburger da, ATS Classic-Felgen im Format 7 x 13″ vorne und 8 x 13″ hinten hat ihm der Tuner verpasst. Für den guten Straßenkontakt sorgen Dunlop SP 2000 in der Größe 175/50 R 13 V. Tiefergelegt wurde das Gefährt mit Hilfe eines SLS-Federnsatzes sowie härte-einstellbaren und verkürzten Sportstoßdämpfern. Damit rückte die Karosserie vorne um 80 mm und hinten um 50 mm näher an den Asphalt.

Innen ist der rote Polo fast ganz in Schwarz gehalten: von den Vollschalensitzen mit Schroth-Gurten bis hin zur vollständigen Auskleidung des Innenraumes inklusive der Türen mit schwarzem Teppich. Für Farbtupfer sorgen rote Applikationen und Aluminium in Form von Riffelblech im Armaturenbrett, an den Pedalen sowie als polierter Schalthebel. Die Kontrolle behält der Fahrer über ein 30er Victor-Lenkrad sowie mit Hilfe von Zusatzinstrumenten im Cockpit, die weitere technische Informationen ihm liefern.

Eine dreiteilige Wiechers-Domstrebe aus Aluminium sorgt unter der von verchromten Haubenliften gehaltenen Motorhaube für mehr Stabilität. Auch im Laderaum verstärkt eine Domstrebe zwischen den hinteren Federbeindomen die Karosserie.

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Die Kraft sieht man ihm gar nicht an

Für die richtige »Musik« sorgt der Motor. Und der hat es mittlerweile wirklich in sich. Der 1050 ccm-Motor mit 40 PS, den der Polo aus Wolfsburg mitbrachte, musste bei SLS einem 1,3-Liter- Motor weichen. Aber auch dieser Treibsatz musste unter den Händen des Hofgeismarer Tuners einige Modifikationen über sich ergehen lassen, damit er richtig Biss kriegt. Aus dem Tank befördert eine BMW-Benzinpumpe den Sprit in den Vergaser.

Ein Vierfach-Vergaser Marke Weber sorgt dann für die richtige Mischung im Motorblock. Ausgestattet mit einem bearbeiteten Zylinderkopf mit großen Ventilen, einer 296°-Sportnockenwelle, Fächerkrümmer und Edelstahl-Auspuffanlage leistet das Motörchen jetzt stattliche 112 PS. Richtig tiefgestapelt wirkt angesichts dieser Kraft das schmale Auspuff-Endrohr der Marke Eigenbau.

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© 2000 Petra Grünendahl

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