Ford Focus II LPG

Fahrbericht.
Ford Focus / Focus Turnier LPG
Der Focus gibt flüssig Gas
Von Petra Grünendahl

Mit dem Facelift der zweiten Generation Anfang dieses Jahres kam der Ford Focus (im Test war er schon zum Marktstart 2004 sowie als Flexi Fuel Vehicle FFV und als Focus ST 2006) unter anderen auch eine Variante mit Flüssiggas (LPG Liquified Petroleum Gas) auf den Markt. Ebenfalls mit Flüssiggas ist jetzt auch der Focus C-Max verfügbar. Flüssiggas  ist auch bekannt als Autogas. Es entsteht als Nebenprodukt bei der Erdöl- oder Erdgasgewinnung, vor allem aber als Raffinerie-Nebenprodukt. Flüssiggas ist ein Gemisch aus Propan  und Butan, im gasförmigen Zustand schwerer als Luft und wird bereits unter sehr geringen Druck (ca. 8 bar) flüssig. Erdgas (CNG) ist dagegen leichter als Luft und wird in komprimierter Form bei einem Betriebsdruck von 200 bar gespeichert.

Ökologisch gesehen würde die Umrüstung auf komprimiertes Erdgas (CNG Compressed Natural Gas) mehr Sinn machen, da dieses ein brennbares, ungiftiges Naturprodukt (Hauptbestandteil ist Methan) ist. Aber dank geringerer Umbaukosten bei gleicher Mineralölsteuer-Begünstigung (bis 2018) hat LPG vor allem auf der Kostenseite enorme Vorteile. Auch das dichtere Tankstellennetz (LPG 4110 : CNG 800, Stand 27. August 2008, Quelle: www.gas-tankstellen.de) spricht für den Autogasantrieb. Infos gibt es auch beim Deutscher Verband Flüssiggas e.V..

 

Der Flüssiggas-Tank hat ein Fassungsvermögen von 42,5 Litern und ist in der Reserveradmulde untergebracht. Der Laderaum ist dadurch nicht kleiner (Focus Drei- oder Fünftürer 396 – 1.258 Liter, Turnier 503 – 1.546 Liter), allerdings ist die für den normalen Focus verfügbare Option von Reserve- oder Notrad hier natürlich nicht möglich. Der LPG-Focus verfügt nur über das serienmäßige Reifen-Reparatur-Set. Der gefüllte Tank ergibt ein Mehrgewicht von 70 kg.

Die Reichweite im Flüssiggas-Betrieb beträgt ca. 400 km. Der konventionelle Tank mit 55 Litern Fassungsvermögen ist auch noch an Bord. Das addiert sich im Idealfall auf eine Reichweite von gut 1.200 km – bei sensiblem Umgang mit dem Gaspedal, versteht sich.

Die Flüssiggas-Varianten von Ford Focus und Focus C-Max laufen in Saarlouis vom Band. Die Basisfahrzeuge werden mit „gasvorbereiteten“ Benzinmotoren hergestellt und anschließend vor Ort von der in Mainz ansässigen Firma CNG-Technik (ein Ford-Tochterunternehmen) auf Flüssiggasantrieb erweitert. Gleiches ist über kurz oder lang auch für die Umrüstung von CNG-Fahrzeugen geplant, die zur Zeit noch zur Endmontage nach Mainz müssen.

Der 2-Liter-Benzinmotor, der für den Flüssiggas-Betrieb ausgelegt ist, leistet 145 PS im Benzinbetrieb und 140 PS im Gasbetrieb. Gas liefert also eine geringere Leistung als Benzin: Der Leistungsverlust im Flüssiggas-Betrieb ist aber bei diesem Motor deutlich geringer als im CNG-Betrieb, wo nur 126 PS zur Verfügung stehen. Der Motor hängt gut am Gas – im wahrsten Sinne des Wortes! – und das mit beiden Kraftstoff-Varianten. Dabei läuft er ruhig und vibrationsarm. Von der nominalen Minderleistung (5 PS weniger) ist in der Praxis nicht wirklich was zu spüren. Der Focus ist mit dem 2-Liter-Benziner sehr ordentlich motorisiert und nur sehr sportlich ambitionierte Fahrer werden hier was vermissen. Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung sind über das ganze relevante Drehzahlband angemessen souverän.

Locker und präzise geht das manuelle Fünfgang-Schaltgetriebe von der Hand. Der erste und der fünfte Gang sind eher lang ausgelegt für maximale Kraftstoffökonomie, die Gänge zwei bis vier eher kurz für ein flottes Vorankommen.

Für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der 2-Liter-Focus 9,2 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er im Benzin-Betrieb bei 205 km/h, im Flüssiggas-Betrieb bei 200 km/h. Dank eines noch mal verbesserten vollelektronischen Gassystems konnte der Gasverbrauch weiter gesenkt werden. Im gemischten Verbrauch nach EU-Norm konsumiert er nun 9,3 Liter Flüssiggas je 100 km. Die Verbrauchsdaten für den Benzinbetrieb entsprechen denen des konventionellen Focus / Focus Turnier mit diesem Motor: 9,8 Liter Superkraftstoff sind es je 100 km innerorts, 5,4 Liter außerorts und 7,1 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU4, der CO2-Ausstoß beträgt 169 g pro km im Benzinbetrieb und 168 g/km im LPG-Betrieb. Im CNG-Betrieb wären es nur 151 g/km, das allerdings bei etwas niedrigerer Leistung. In der Relation CO2-Ausstoß (in g/km) pro PS schneidet der Focus allerdings im Benzinbetrieb noch am besten ab!

Problemlos im Handling ist der Focus dank seines Frontantriebs. Seine sportliche Agilität unterstreicht auch die direkte Lenkung. Sportlich ambitionierte Fahrer sollten ihre helle Freude an diesem Kompakten haben. Sicher ist die Seitenführung auch in flott angegangen Kurven, leichtfüßig und spurtreu absolviert er plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver. Dabei stößt er kaum an die Grenzen der Fahrphysik, das serienmäßige ESP greift lange nicht ein. Die Abstimmung von Federung und Dämpfung stellt einen gelungen Mittelweg zwischen sportlich-straff (für sichere Bodenhaftung) und komfortabel dar. In der Titanium-Version steht er auf 16-Zoll-Leichtmetallrädern mit 205/55er Reifen. Sehr gut verzögern groß dimensionierte Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet).

Für die Sicherheit der Insassen sorgen eine computeroptimierte Stahlkarosserie mit hochfesten Stählen und Tailored Blanks, eine starre Fahrgastzelle, Energie absorbierende Knautschzonen vorne und hinten, Seitenaufprallschutz, Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzplätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kopf-Schulter-Airbags vorne und hinten, Sicherheitslenksäule und -Pedalerie sowie Kindersitzbefestigungspunkte auf der Rückbank. Isofix-Kindersitzhalterungen gibt es zwar nur als Nachrüstsatz beim Händler, dafür aber ohne Aufpreis. Die Höchstwertung von fünf Sternen gab es 2004 zum Marktstart der zweiten Focus-Generation im EuroNCAP für den Insassenschutz, vier Sterne für die Kindersicherheit sowie zwei Sterne für den Fußgängerschutz. An aktiven Helfern hat der Kölner alles, was in dieser Klasse üblich ist, von ABS, Bremskraftverstärker, elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent bis hin zum ESP. Bei einem platten Reifen hilft das serienmäßige Reifen-Reparatur-Set, die sonst verfügbaren Optionen Reserve- oder Notrad sind hier aus Platzmangel (der Gas-Tank liegt in der Reserveradmulde) nicht möglich.

Ab 15.000 Euro ist der Ford Focus als Dreitürer zu haben, ab 15.750 Euro zahlt man für den Fünftürer und 16.500 Euro sind es für den Turnier. Die Flüssiggas-Umrüstung ab Werk (also durch die Ford-Tochter CNG-Technik GmbH, Mainz) ist für 2.500 Euro zu haben, für eine Umrüstung auf CNG wären  3.275 Euro fällig.

Auf den Neuwagen gibt es für zwei Jahre die gesetzliche Sachmängelhaftung, eine Neuwagengarantie sowie die Ford-Assistance-Mobilitätsgarantie, 12 Jahre gibt Ford auf die Karosserie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis gibt es den FordProtect-Garantie-Schutzbrief u. a. mit einer Erweiterung der Garantie bis zum 4. Jahr. Zum Ölwechsel muss der 2-Liter-Focus alle 20.000 km (oder einmal im Jahr), zur Inspektion alle 40.000 km oder alle zwei Jahre. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 15 (14 beim Kombi) / 18 / 17 (KH / VK / TK) ein, was denen des normalen 2-Liter-Benziners entspricht.

© September 2008
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / Ford

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