Audi Q3 2.0 TDI

Fahrbericht.
Audi Q3 2.0 TDI
Nicht wirklich für Stock und Stein
Von Petra Grünendahl

Optisch hat Audis neues kompaktes SUV (Sports Utility Vehicle) deutlich mehr zu bieten als sein braves Wolfsburger Pendant Touran: Markanter, stämmiger und mehr Premium. Nach dem Q7 (2005) und dem Q5 (2008) ist der Q3 das dritte SUV in der Ingolstädter Modellpalette. Audi bedient damit einen Markt, der zur Zeit bei 14 bis 15 Prozent des Neuzulassungen liegt. Produziert wird der Audi Q3, der – ebenso wie der VW Tiguan – auf der Plattform von A3 und VW Golf basiert, im Seat-Werk im katalanischen Martorell (Spanien), wo Seat und Audi 330 Mio. Euro in die neue Produktionslinie investiert hatten. Im ersten vollen Produktionsjahr 2012 sollen rund 100.000 Einheiten des kompakten SUV an die Kunden gehen. Wettbewerber ist u. a. der BMW X1 und eben der Tiguan von Volkswagen. Wir fuhren den Q3 mit dem kleinen 2-Liter-TDI und Frontantrieb.

 

Mit seinem 4,39 m Karosserielänge (1,61 m hoch, 1,83 m breit) stößt der Q3 schon an die obere Grenze dessen, was man heute unter einem kompakten Fahrzeugmodell verstehen würde. Hervorragenden Zugang zum Innenraum bieten fünf Türen. Die Übersicht über die Karosserie ist sehr bescheiden, die optionale Einparkhilfe zumindest für hinten ein absolutes Muss. Wie viel man „mehr“ braucht (vorne, Rückfahrkamera oder Einparkassistent) muss jeder für sich und nach seinem Geldbeutel entscheiden. Großzügig ist das Platzangebot in beiden Sitzreihen, auch für groß gewachsene Menschen. Gut konturierte Sitze vorne bieten akzeptablen Seitenhalt. Der Laderaum fasst 460 Liter, bei vollständig umgeklappter Rücksitzlehne (asymmetrisch geteilt) passen bis zu 1.365 Liter hinein. Die hohe Ladekante mit tiefen Absatz dahinter erhöhen zwar die Sicherheit bei einem Heckaufprall, erschweren aber das Einladen gewichtiger Güter.

Wohlfühlambiente, hochwertige Materialqualität und sehr gute Verarbeitung kennzeichnen den ansonsten eher funktional gestalteten Innenraum. Übersichtlich gestaltet ist das Armaturenbrett, das keinerlei Rätsel aufgibt. Unser Zweiliter-TDI ist das Einstiegsmodell: kleinster Motor, Frontantrieb. Die Serienausstattung umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber rundum, Lederlenkrad, Klimaanlage, CD-Radio, Display in der Mittelkonsole, Tagfahrlicht und Nebelscheinwerfer, Wärmeschutzverglasung rundum und 16-Zoll-Leichtmetallräder. Die Liste der Ausstattungsoptionen ist lang und Premium, wenn es der Geldbeutel hergibt: Xenon-Frontscheinwerfer, dynamisches Kurvenlicht, Fernlichtassistent, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik, Sportsitze, Sitzheizung vorne, Lederausstattung, ein Navigationssystem, diverse Einparkhilfe- bzw. Parkassistenzsysteme, ein schlüsselloses Zugangssystem, Privacy Glass (abgedunkelte Scheiben) hinten oder ein Panorama-Glasdach sowie Zigarettenanzünder und Aschenbecher, um hier nur mal ein paar Features zu nennen.

 

 

Unser 2-Liter-TDI mit 140 PS ist das Einstiegsmodell in die Baureihe. Ein 177 PS starker 2-Liter-TDI-Quattro sowie zwei 2-Liter-TFSI-quattros mit 170 und 211 PS runden das Motorenprogramm ab. Mit dem „kleinen“ Motor ist dieses – in dieser Ausstattung – etwas über 1,5 Tonnen schwere Gefährt akzeptabel motorisiert. Der Motor stammt aus dem Konzernregal und ist solide Hausmannskost. Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung sind ordentlich und erfüllen angesichts des Karosseriegewichts die Erwartungen. Satte 320 Nm maximales Drehmoment liegen im relevanten Bereich zwischen 1.750 und 2.500 U/min. an. Bis unter das Dach vollgepackt dürfte der Motor aber bei über 2 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht reichlich Arbeit haben. Serienmäßig an Bord ist ein manuelles Sechsganggetriebe, welches sich präzise und leichtgängig schaltet. Wer einigermaßen zügig unterwegs sein will, greift da gerne häufiger zum Schaltknüppel.

In 9,9 Sekunden beschleunigt das kompakte SUV aus dem Stand auf Tempo 100, bei 220 km/h erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit. Das ist nicht sportlich, aber sehr ordentlich. Im Verbrauch ist das Basismodell mit Frontantrieb natürlich das Highlight der Baureihe: Mit 6,2 Litern Dieselkraftstoff ist man je 100 km Stadtverkehr dabei, 4,7 Liter sind es außerorts und 5,2 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 137 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse B. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.

 

Das Basismodell, unser 2-Liter-TDI, ist das einzige Modell der Baureihe, welches auch mit Frontantrieb angeboten wird. Diese Strategie lockt auch Käufer, die auch für Premium nicht reichhaltig Geld ausgeben können. Ein Dynamikfahrwerk gehört in allen Varianten zur Serienausstattung. Souverän ist der Geradeauslauf, fast direkt ausgelegt die Lenkung. In puncto Feder-Dämpfer-Abstimmung ist er praktisch ganz auf den Betrieb auf Asphalt hin ausgelegt: angemessen straff auch für flott angegangene kurvige Pisten, aber dabei ausreichend komfortabel. Unerwartet leichtfüßig und agil bewegt er sich. Flotte Kurven absolviert er zügig, sicher und spurtreu. Sicher und ohne Tücken meistert er plötzliche Spurwechsel und Ausweichmanöver.

Serienmäßig steht unser Modell auf 16-Zoll-Leichtmetallrädern mit 215/65er Reifen. Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) sorgen im Notfall für sichere und prompte Verzögerung. Als Feststellbremse gibt es eine elektromechanische Parkbremse.

 

Sicherheit bieten den Insassen eine Karosserie mit hochstabiler Sicherheitsfahrgastzelle, Seitenaufprallschutz und Aufprallenergie absorbierenden Front- und Heckelementen. Im Innenraum schützen Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Plätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags für beide Sitzreihen sowie zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten. Isofix für den Beifahrersitz (inkl. Beifahrerairbag-Deaktivierung) gibt es gegen Aufpreis. Die besondere Sitzstruktur erschwert ein Durchrutschen unter den Sicherheitsgurten, das so genannte „Submarining“. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der Audi Q3 in diesem Jahr das Maximum von fünf Sternen für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. An aktiven Fahrassistenten hat Audi seinem kompakten SUV die ganze übliche Palette von ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent, Elektronischem Stabilitätsprogramm ESP mit Antriebsschlupfregelung ASR und Radselektiver Momentensteuerung, Elektronischer Differenzialsperre und einen Berganfahrassistenten serienmäßig mitgegeben. Optional haben die Ingolstädter für gutes Geld noch Spurhalte- und Spurwechsel-Assistenten (side assisst und active lane assist), eine Geschwindigkeitsregelung sowie Einparkhilfen und Parkassistenten im Angebot. Im Gelände braucht man dies alles nicht, aber das Gros der SUVs wird ohnehin auf Asphalt und in der Stadt bewegt, so dass diese Features sehr wohl gebraucht werden. Serienmäßig an Bord ist ein Reifenreparaturset mit Dichtmittel und Kompressor, Bordwerkzeug und Wagenheber. Ein Reserverad kostet ebenso Aufpreis wie die Reifendruckkontrolle, die für ein Montage von Reifen mit Notlaufeigenschaften nötig ist.

 

Ab 29.900 Euro ist der Q3 zu haben – mit 2-Liter-TDI, 140 PS und Frontantrieb. Kostenlos gibt es lediglich die Uni-Lacke Weiß und Schwarz, alles andere kostet extra – und da sind nur dem Geldbeutel Grenzen gesetzt. Der Käufer bekommt zwei Jahre gesetzliche Gewährleistung vom Händler, zwei Jahre Neuwagengarantie (ohne Kilometerbegrenzung) von Audi, drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Anschlussgarantien für bis zu drei Jahre (max. 150.000 km Gesamtfahrleistung) kosten extra. Der LongLife-Service erfolgt nach Serviceanzeige. Der zeitliche Abstand zwischen den Wartungen darf maximal zwei Jahre betragen. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 18 / 20 / 23 (KH / VK / TK) ein.

© Dezember 2011
Petra Grünendahl
, Fotos: Audi
 
 

Dieser Beitrag wurde unter Auto-Redaktion, Fahrbericht, Fahrzeugtest abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen