Honda Civic 1.5 i-VTEC Turbo

Testbericht.
Honda Civic Limousine 1.5 i-VTEC Turbo Executive

Elegant gezeichnete Sportlimousine bietet großzügige Platzverhältnissen
Von Petra Grünendahl

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Mit markanter Linienführung und sportlichen Proportionen sowie einer flachen Karosseriezeichnung mit knappen Überhängen präsentiert sich die aktuelle Generation des Honda Civic dynamisch und kraftvoll. Chromelemente an Türgriffen, Frontgrill und Fensterleisten setzen Akzente. Auf einer längeren und breiteren Plattform bietet die japanische Kompaktklasse mehr Radstand und mehr Spurbreite, die dank einer völlig neu entwickelten Konstruktion mit hochsteifer Karosseriestruktur und niedrigerem Schwerpunkt sportliche Akzente setzten soll.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Schon 2015 präsentierte Honda die zehnte Generation seines Erfolgsmodells Civic, erst seit dem vergangenen Jahr ist der Bestseller auch auf dem deutschen Markt zu haben. Der Civic ist für Honda eines der wichtigsten Modelle in Europa. Seit 1972 gibt den Civic in Hondas Modellpalette, 1974 kam die erste Generation in Deutschland auf dem Markt. Am Anfang noch als Reisschüssel diffamiert mauserte sich der Civic im Laufe der Generationen auch in Deutschland zum Erfolgsmodell. Dem Fünftürer Anfang 2017 folgte schnell – im Mai – die Limousine der Baureihe. Die aktuelle Generation wurde von Grund auf neu entwickelt, um den Erwartungen von Kunden auf den globalen Zielmärkten Rechnung zu tragen. Mitsuru Kariya, Chefingenieur und globaler Entwicklungsleiter des neuen Civic, nennt ihn „den sportlichsten Civic aller Zeiten. Damit setzen wir völlig neue Maßstäbe hinsichtlich dynamischer Performance, Kraftstoffeffizienz, Geräumigkeit, Sicherheit und Qualität des Interieurs.“ Was der Honda Civic zu bieten hat, konnten wir mit einem Viertürer mit 1,5-Liter-Turbomotor und 182 PS in der Top-Ausstattung Executive und der Metallic-Lackierung Brilliant Sporty Blue ausgiebig (und mit großem Vergnügen) testen.

 

Fahrzeug und Ausstattung

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Ein Blick in die Wagenpapiere (bzw. die technischen Daten) legt den Schluss nahe, dass der Civic Viertürer, die Stufenheck-Limousine, keine Familienkutsche sein will, sondern eine Sportlimousine. Als einzige Motorisierung ist er mit einem 1,5-Liter-Turbobenzin-Direkteinspritzer mit 182 PS zu haben. Das bedeutet aber nicht, dass Passagiere hier einen spartanischen Sportwagen vor sich haben. Ganz im Gegenteil!

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Vier Türen bieten einen sehr bequemen Einstieg zu beiden Sitzreihen mit einem ausgesprochen großzügigen Platzangebot. Vorne empfangen straffe, gut konturierte Sitze die Insassen. Die Sitzposition auf den Vordersitzen ist angenehm und sportlich tief, im Vergleich zum Vorgänger hat Honda das Gestühl um 35 Millimeter abgesenkt. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit musste auch die Motorhaube nach unten versetzt werden (um 65 Millimeter). Einparkhilfen vorne und hinten und eine Rückfahrkamera mit dynamischen Hilfslinien (alles Serie ab Elegance) verbessern die Wahrnehmung im Umfeld.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Hohe Materialqualität und gute Verarbeitung erwartet die Passagiere in einem funktional gestalteten, sehr komfortablen Innenraum. Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet und gibt keine Rätsel auf. Anzeigen und Instrumente sind gut einseh- und bedienbar. Das Hauptdisplay mit TFT-LCD-Anzeigen zeigt eine groß gehaltene Drehzahlanzeige, mittig darin erscheint ebenfalls digital die Geschwindigkeit. Flankierend erscheinen weitere Fahrtinformationen seitlich im Hauptdisplay. Auch der Laderaum ist mit 519 Litern sehr geräumig, die serienmäßig asymmetrisch geteilt umklappbare Rückbanklehne ermöglicht das Durchladen flacher Gegenstände bis hinter die Vordersitze. Ansonsten bieten sich zum Laden auf die Rückbank immer noch die hinteren Türen an.

 

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Umfangreich ist die Serienausstattung schon ab der Basisversion Comfort: Eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber rundum, Multifunktionslenkrad, Instrumente in LCD-Technik, Lichtautomatik mit intelligentem Fernlicht (Fernlichtassistent HSS), intelligente adaptive Geschwindigkeitsregelung (i-ACC) mit intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer (ISL), Sitzheizung vorne, Audiosystem (mit DAB-Radio, USB-Schnittstelle, 5-Zoll-Display und Bluetooth-Freisprecheinrichtung), Klimaautomatik, Spiegel in beiden Sonnenblenden, Alarmanlage, LED-Tagfahrlicht und Nebelschlussleuchte sowie 16-Zoll-Leichtmetallräder sind ab Werk am Bord.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Die Variante Elegance bringt zusätzlich anklappbare Außenspiegel, das umfassendere Audiosystem Honda Connect (mit Garmin Navigation, 7-Zoll-Touchscreen, Smartphone-Integration und mehr Schnittstellen), Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Regensensor, Lederlenkrad und -schaltknauf, Alu-Sportpedale sowie Einparkhilfen vorne und hinten, Rückfahrkamera, Nebelscheinwerfer und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen mit.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Die Top-Ausstattung Executive verfügt darüber hinaus über ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem (Smart Entry & Start), automatisch abblendende Innenspiegel, Sitzheizung vorne und hinten, eine kabellose Ladestation fürs Smartphone, Glasschiebe-Hebedach, Lederausstattung, Ausparkassistent (CTM Cross Traffic Monitor), LED-Scheinwerfer sowie Nebelscheinwerfer mit LED-Technik. Die Spiegel in den Sonnenblenden sind beleuchtet. Die Aufpreisliste ist kurz: ein Sport-Paket (für eine sportlichere Optik), ein CVT-Getriebe, eine abnehmbare Anhängerkupplung sowie Metallic- oder Pearl-Lackierungen.

 

Motor und Antrieb

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Einzig verfügbarer Motor für den viertürigen Civic ist ein neu entwickelter 182 PS starker 1,5-Liter-Benzindirekteinspritzer mit Mono-Scoll-Turbolader, intelligenter variabler Ventilsteuerung i-VTEC (Intelligent Variable Timing and Lift Electronic Control, sie regelt die Zeitintervalle der Einlass- und Auslassnockenwellen für eine optimierte Verbrennung) mit Dual-VTC (Dual Variable Timing Control). Die Entwickler griffen auf Erfahrungen zurück, die sie bei der Entwicklung des Zweiliter-i-VTEC-Turbomotors sammeln konnten, der im Civic Type R mit seinen 310 PS 2015 Premiere feierte. Honda verfolgt mit diesem kompakten Aluminium-Druckguss-Aggregat das Ziel, maximales Drehmoment und hohe Leistung mit größtmöglicher Kraftstoffeffizienz zu verbinden. Die Leistungsseite der Bilanz liefert ein maximales Drehmoment von 240 Newtonmetern, die zwischen 1.900 und 5.000 U/min. anliegen. Der Motor hängt gut am Gas und dreht freudig hoch. Der kompakte Turbolader spricht schnell an. Die Civic Sportlimousine ist flott im Antritt, kraftvoll im Durchzug mit einer souveränen Leistungsentfaltung über das ganze relevante Drehzahlband. Dabei läuft der Reihenvierzylinder ruhig und vibrationsarm und ist im Innenraum nicht wirklich präsent, wenn er nicht mit einem kräftigen Tritt aufs Pedal eine Extraportion Kraftstoff in die Verbrennung kriegt.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Das neu entwickelte Sechsgang-Schaltgetriebe ist speziell auf den neuen sportlichen Benzinmotor abgestimmt. Leicht und präzise wieselt der Schaltknauf durch die Schaltkulisse. Der breite Übersetzungsbereich erstreckt sich von einer kürzeren Übersetzung in den unteren Gängen für flotten Antritt und schaltfaules Fahren im Stadtverkehr bis zu einer langen Übersetzung in den oberen Gängen für Kraftstoff sparenden Vortrieb auf der Autobahn. Optional ist ein stufenloses CVT-Getriebe verfügbar, welches im Honda Research & Development Center in Offenbach entwickelt wurde.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Für die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 braucht der Civic in der Top-Ausstattung (also mit etwas mehr Gewicht) 8,6 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er durch die Bank in der handgeschalteten Version bei 210 km/h (mit CVT-Getriebe sind es 200 km/h). Dabei rinnen 7,4 Superkraftstoff je 100 Kilometer innerorts, 4,8 Liter außerorts und 5,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm durch seine Brennräume (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm Euro 6, der CO2-Ausstoß beträgt 131 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse C.

 

Fahrwerk, Handling und Sicherheit

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Der knapp 1,3 Tonnen schwere Fronttriebler wurde mit seiner steifen Karosseriestruktur speziell auf europäische Qualitäts- und Leistungsansprüche hin entwickelt und glänzt mit gutem Geradeauslauf. Die Adaptive elektrische Servolenkung (MA-EPS) mit variabler Übersetzung spricht hervorragend an und ist sehr direkt ausgelegt. Das unmittelbare Ansprechverhalten sorgt für zielgenaue Fahrzeugführung und bietet gute Rückmeldung vom Untergrund. Der hohen Verwindungssteifigkeit verdankt er auch seine solide Straßenlage. Eher straff ausgelegt ist das Fahrwerk, welches trotz seiner sportlichen Dynamik über einen ausgewogenen Abrollkomfort verfügt. Die neu entwickelte Plattform mit ihrem niedrigen Fahrzeugschwerpunkt bietet optimale Grundlagen für eine anspruchsvolle Fahrdynamik und jede Menge Fahrspaß.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Sehr agil ist die kompakte Limousine im Handling. Sie legt ein problemloses Fahrverhalten an den Tag, absolviert souverän und spurtreu zügig gefahrene Spurwechsel und Ausweichmanöver. Schnell angegangene Kurven meistert er mit nur ganz minimalem Schieben über die Vorderräder. Tückische Lastwechsel sind ihm fremd, mit leichtem Gaslupfen ist er schnell wieder in die rechte Spur zu kriegen. Dazu tragen neben der straffen Auslegung auch die breiten Reifen bei. Serienmäßig steht die Civic-Limousine auf 16-Zoll-Räder mit 215/55er Reifen. Ab der Elegance-Ausstattung (so auch bei unserer Executive-Variante) kommen 17-Zöller mit Reifen im Format 215/50 zum Einsatz. Die Bremsanlage mit Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet) spricht gut an und verzögert prompt und sicher. Als Feststellbremse gibt es eine elektronische Parkbremse mit Haltefunktion.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Mit einer Reihe von Technologien verschafften die Entwickler der Civic-Karosserie höhere Steifigkeit und Festigkeit, die Verformungen der Fahrgastzelle reduzieren. Nach dem „All Directions Collision Safety“-Konzept (Kollisionssicherheit in alle Richtungen) entwickelten die Japaner eine Plattform mit ACETM-Karosseriestruktur (Advanced Compatibility Engineering). Die Karosseriestruktur hat einen Rahmen aus verbundenen Strukturelementen, die die Aufprallenergie gleichmäßiger verteilen, um diese Kräfte an der Fahrgastzelle vorbei abzuleiten. Beim neuen Civic beinhaltet diese Struktur auch eine Gelenkkonstruktion am vorderen Rahmen, die den Motor im Falle einer Kollision nach unten und nach hinten lenkt („Crash Stroke Technology“ Crashweg-Technologie), was die Verformung der Fahrgastzelle weiter mindert. Im Innenraum schützen Drei-Punkte-Sicherheitsgurte und Kopfstützen auf allen fünf Plätzen, aktive Kopfstützen vorne, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags für beide Sitzreihen sowie Isofix- und Top-Tether-Kindersitzverankerungen auf der Rückbank außen. Im EuroNCAP erreichte der Civic im November 2017 fünf Sterne für seine Sicherheit. Nach einer ersten Bewertung im Juli änderte Honda ab September die Kopfairbags, die im ersten Versuch für einen Kinder-Dummy nicht ausreichenden Schutz boten.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Das Bewertungssystem im EuroNCAP berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Hier hat Hondas Kompaktklasse alles an Bord, was heutzutage üblich ist: ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung (EBD), Bremsassistent und Notbremssignal (Emergency Stop Signal), Stabilisierungsprogramm VSA (Vehicle Stabilit Assist, heißt woanders ESP), einen Aktiven Spurhalteassistent (LKAS Lane Keep Assist System), Berganfahrhilfe, Kollisionswarnsystem (FCW Forward Collision Warning) mit aktivem Bremseingriff und Fußgängererkennung (CMBS Collision Mitigation Brake System), Spurhalteassistent (RDM Road Departure Mitigation), Toter-Winkel-Assistent (BSI Blind Sport Information) und eine Verkehrszeichenerkennung (TSR Traffic Sign Recognition). Im Laufe der Jahre seit Einführung der aktuellen Regelung hat sich die Messlatte zum Erreichen der Höchstwertung im EuroNCAP immer wieder erhöht: So gelten seit 2016 höhere Anforderungen im Bereich Aufprallschutz und ergänzende Anforderungen bei der umfassenden Ausstattung mit praxisgerechter Unfallvermeidungstechnologie. Das hier für eine Top-Wertung wichtige Fahrassistenz-Systeme ist serienmäßig an Bord: Das Kollisionswarnsystem mit aktivem Bremseingriff und Fußfängererkennung. Der Civic verfügt über ein Druckluft-Warnsystem (DWS Reifendruck-Kontrollsystem) sowie ein Reifenpannen-Soforthilfe-System (TRK) mit Reifendichtmittel und Kompressor: Ein Ersatz- oder Notrad gibt es nicht mehr.

 

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Honda Civic als viertürige Limousine. Foto: Petra Grünendahl.

Ab 25.520 Euro steht der Stufenheck-Civic in der Basisversion Comfort in den Preislisten der Händler. Für die Elegance-Variante ruft Honda 27.980 Euro auf, die Topversion Executive schlägt mit Preisen ab 30.620 Euro zu Buche. Als einzige Ausstattungsoption kostet bei unserem Testwagen die Metallic-Lackierung extra. Honda gibt drei Jahre Gewährleistung auf das Neufahrzeug (bis 100.000 Kilometer), drei Jahre auf den Lack und 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 23 / 21 (KH / VK / TK) ein.

Wir danken der Event-Location Sammlerstücke in Moers für die freundliche Unterstützung!

© März 2018 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl

 

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