Nissan Qashqai 1.6 (Facelift)

Fahrbericht.Nissan Qashqai 1.6 Visia (Facelift)
Für den Großstadt-Dschungel
Von Petra Grünendahl

An den Namen Qashqai (sprich: Kasch-Kai) haben sich die Autokäufer mittlerweile wohl gewöhnt, hat er sich doch zu einem Erfolgsmodell für den japanischen Hersteller Nissan entwickelt. Das Modell, das nach einen iranischen, türkisch-sprachigen Nomaden-Stamm benannt wurde, schließt im Modellprogramm die Lücke zwischen dem kompakten Tiida und dem SUV X-Trail. Der Qashqai war das erste Serienmodell aus dem im Jahr 2003 neu eröffneten Nissan Design Center Europe in London, die Technik wurde im Technikzentrum in Cranfield entwickelt. Der Qashqai wird im britischen Sunderland produziert. Zwar wurde das Modell unter Federführung des damaligen Chefdesigners Stephane Schwarz für den europäischen Markt entwickelt. Allerdings war er konzipiert für den Weltmarkt. Und verkauft wird er auch im Heimatmarkt Japan – unter dem Namen Dualis.

Eine verlängerte Version Qashqai+2 mit einer dritten Sitzreihe ging 2008 an den Start. Der Qashqai wurde 2010 modellgepflegt in den Rest seiner Laufzeit geschickt. Aerodynamischer Feinschliff verbessert den Verbrauch. Die Front wurde komplett neu gestaltet, wodurch das Modell 17 mm länger wurde. Neue Rückleuchten, ein modifizierter Dachspoiler und neue Leichtmetallfelgen runden die Optik ab. Das Basismodell mit 1,6-Liter-Ottomotor in der Visia-Ausstattung stand uns für eine Testfahrt zur Verfügung.

 

Mit einer Länge von 4,33 m bekommt man ein kompaktes Fahrzeug, welches bei einer Höhen von 1,61 m höher ist als ein Pkw, aber niedriger als ein SUV (Sports Utility Vehicle). Als Crossover will er sich ja auch zwischen den Kategorien wiederfinden. Guten Zugang zum Innenraum bieten fünf Türen. Die Übersicht ist trotz der hohen Sitzposition eher bescheiden. Eine Einparkhilfe ist erst ab der zweiten Ausstattungslinie Acenta Serie. Das Platzangebot ist großzügig. Auf den hinteren Sitzen stoßen groß Gewachsene jedoch schnell an ihre Grenzen: Die Kopffreiheit leidet unter dem früh abfallenden Dach. Die Sitze sind bequem, bieten aber guten Seitenhalt. Der Laderaum liegt mit 410 Litern etwas über der Pkw-Kompaktklasse. Die serienmäßig asymmetrisch unklappbare Rücksitzbank ermöglicht eine Kapazitätserweiterung auf bis zu 1.513 Liter. Der Innenraum wirkt hochwertiger als vor dem Facelift und ist gut verarbeitet. Die Mittelkonsole ist jetzt ganz leicht zum Fahrer geneigt. Das Armaturenbrett ist aufgeräumt und ohne Komplikationen nutzbar.

 

Drei Ausstattungslinien stehen für den Qashqai zur Wahl. Die umfangreiche Basisausstattung Visia umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber rundum, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, 2Multifunktionslenkrad, Bordcomputer, automatische Türverriegelung, Geschwindigkeitsregelung, Klimaanlage, CD-Radio und 16-Zoll-Leichtmetallräder. Mehr Komfort verspricht die Acenta-Ausstattung u. a. mit Einparkhilfe hinten, höherwertigem Audiosystem, Regensensor und Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Die Top-Ausstattung Tekna bleibt den stärkeren Motorisierungen vorbehalten. Aufpreis kosten Features wie Start-Stop-System (für den 1.6er Benziner), Navigationssystem oder Panoramadach.

 

Der 1,6-Liter-Benziner ist die Basismotorisierung und leistet 117 PS. Das komplett aus Aluminium gefertigte Leichtbau-Aggregat ist in dem über 1,3 t schweren Gefährt kein Temperamentsbündel, bietet aber eine ordentlichen Antrieb. Eher gemächlich ist er im Antritt, Durchzug und Leistungsentfaltung sind Hausmannskost. Dank seines ruhigen Laufs und guter Dämmung ist er im Innenraum kaum zu hören. Erst bei höheren Drehzahlen geht er etwas druckvoller (und damit akustisch präsenter) zur Sache: Sein maximales Drehmoment von 158 Nm liegen erst bei 4.000 Touren an. Ein Zweiliter-Benziner mit 114 PS und zwei Diesel mit 110 und 150 PS runden die Motorenpalette ab. Das stufenlose CVT-Getriebe bietet hohen Fahrkomfort bei angemessenem Vortrieb.

In 11,9 Sekunden beschleunigt der 1.6er aus dem Stand auf 100 km/h. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 181 km/h. Unser Modell ist mit der optionalen Start-Stopp-Automatik ausgestattet, welche den Verbrauch etwas senkt. Gute 7,5 Liter Superkraftstoff konsumiert das Crossover-Modell je 100 km innerorts, 5 Liter sind es außerorts und 5,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Alle Motoren der Baureihe erfüllen die Abgasnorm EU5. Der CO2-Ausstoß beträgt nach dem aerodynamischen Feinschliff bei unserem Modell mit optionaler Start-Stopp-Automatik 139 g pro km (ohne: 144 g/km).

 

Alle Motoren sind mit Frontantrieb verfügbar. Für die beiden Top-Motorisierungen gibt es auch einen Allradantrieb. Der Frontantrieb erleichtert das Erobern von Käuferschichten, die gerne ein SUV oder Crossover fahren, aber keinen Allradler (zu einem höheren Einstiegspreis) brauchen. Guter Geradeauslauf und eine direkte Lenkung machen unsere Fronttriebler zu einem sicheren und handlichen Begleiter. Der Frontantrieb schränkt die Geländegängigkeit, die die erhöhte Bodenfreiheit suggeriert, natürlich ein. Als Crossover ist er nicht so sperrig wie SUV. Die Fahrdynamik profitiert vom strafferen Ansprechen der Dämpfer (im Vergleich zu vor dem Facelift). Das Fahrzeug ist etwas agiler und vor allem mit weniger Seitenneigung in den Kurven unterwegs. Geht man die Kurven sehr forsch an, schiebt der Qashqai über die Vorderräder, was sich aber durch gefühlvolles Gaslupfen kontrolliert minimieren lässt. Plötzliche Ausweichmanöver meistert er sicher und spurtreu. Unser Basismodell steht auf 16-Zoll-Leichtmetallrädern mit 215/60er Reifen. Sehr gut verzögern die Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet).

In einer hochstabilen Sicherheitskarosserie schützen die Insassen Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Plätzen, aktive Kopfstützen vorne, Front- und Seitenairbags vorne, Windowbags für beide Sitzreihen, Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten und Kindersicherungen in den hinteren Türen. Die Frontairbags lösen in Abhängigkeit von der Schwere des Aufpralls zweistufig aus, der Beifahrerairbag ist deaktivierbar, so dass dort auch Kindersitze gegen die Fahrtrichtung montiert werden können. Im EuroNCAP erreichte der Qashqai 2007 fünf Sterne für Insassenschutz, vier Sterne für Kindersicherheit sowie zwei Sterne für Fußgängerschutz. An Fahrassistenzsystemen hat Nissan seinem Crossover-Modell ABS mit Bremsassistent BAS, Elektronischer Bremskraftverteilung EBD und ein Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) neuester Generation mitgegeben. Ohne Aufpreis gibt es als Sonderausstattung ein Reifenreparaturset mit Dichtmittel und Kompressor.

 

Unser 1.6er Qashqai ist in der Ausstattung Visia das Basismodell der Baureihe und ab 19.490 Euro zu haben. Extra kosten zum Beispiel eine Metallic- oder Mineraleffekt-Lackierung,  Panorama-Glasdach sowie ein Navigationssystem mit Rückfahrkamera.

Nissan gibt eine dreijährige Neuwagen-Garantie (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Eine Mobilitätsgarantie gibt es unbegrenzt beim Einhalten der Wartungsintervalle. Zum Service muss der Qashqai alle 30.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 13 / 17 / 16 (KH / VK / TK) ein.

© Mai 2011
Petra Grünendahl
, Fotos: Nissan

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